Samstag, 7. März 2020

Hoffnung für den November


Hubert Wetzel, der stets kenntnisreiche USA-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, stellt heute sehr nüchtern fest, daß der nächste US-Präsident mal wieder ein alter weißer Mann sein wird. Weit über 70. So viel stehe immerhin fest.
Biden oder Trump; weniger wahrscheinlich Sanders.
Wie konnte das passieren bei einer demokratischen Partei, die deutlich jüngere Wähler als die Konkurrenz hat, stolz auf ihre Diversität ist und mit einer wahrlich bunten Truppe aus Jungen, Asiaten, Latinos, Schwarzen, Frauen und Schwulen antrat?
Sind etwa auch die Trump-Gegner heimliche Chauvis?
Vielmehr wäre der Prozess des Aussiebens zu Gunsten von Biden ein Zeichen von Reife; die Demokratischen Vorwähler hätten sich strikt danach gerichtet wer die besten Chancen habe Trump tatsächlich zu schlagen.
Dafür müsse man Biden nicht lieben; wenn er denn nur gewinne.
Für die Herzenswärme werde Obamas Vize sicherlich eine progressive dunkelhäutige Frau als VP aussuchen und so versuchen ein Ticket zu bilden, das mit Bidens Vertrauensvorschuss und seinen Siegchancen, sowie dem Jugendappeal und Statement pro Diversität der Vizepräsidentin-Kandidatin die beiden wenig vertrauenswürdigen alten weißen Männer Trump und Pence besiegen könne.
Bitte kein lahmer VP-Pick à la Tim Kaine.
Da die demokratische Partei mit Nancy Pelosi und Alexandria Ocasio-Cortez de facto von zwei Frauen repräsentiert werde, gebe es ohnehin keine mangelnde Glaubwürdigkeit beim Thema Diversität.
Zudem habe der Super Tuesday gezeigt, daß Joe Biden bei afroamerikanischen Wählern ähnlich viel Zuspruch und sogar noch höheren Turnout als Barack Obama erreiche.
Schwarze vertrauten ihm einfach, weil sie wüßten, daß Obama ihm total vertraute.

Ich hadere sehr mit Biden, der noch im Wahlkampf 2008 vehement die gay marriage ablehnte und sich in dieser Frage auf die Seite Sarah Palins stellte, aber ich erkenne die Tatsache seiner enormen Beliebtheit an. Wenn Biden wirklich die beste Chance ist Trump aus dem Oval Office zu vertreiben, stelle auch ich mich hinter ihn, obwohl ich ihn keineswegs für den bestmöglichen US-Präsidenten ab Januar 2021 halte.
Vielleicht braucht es nach dem Desaster 2017-2021 erst einmal einen Übergangspräsidenten, der wieder ein wenig Vertrauen in die Institutionen der USA herstellt. Es wird sehr interessant die Entwicklung der GOP nach dem Verlust einer Trump-Präsidentschaftswahl zu beobachten.
Bisher kuschen sie alle vor IQ45, werfen sich sofort devot zu Boden, weil er mächtig ist, über zig Millionen fanatische Fans verfügt und somit als Wahlsieggarant erscheint.
Was aber, wenn Trump auf einmal der Geschlagene ist, der nach einer Amtszeit schmachvoll rausgeworfen wurde? Wie lange wird dann noch der Burgfriede zwischen den zutiefst feigen, heuchlerischen und verlogenen Opportunisten Graham, Cruz, McConnell einerseits und den wahrhaft komplett verblödeten glühenden Trump-Fans Gaetz, Jordan und Pence halten?
Werden sie sich zerfleischen?
Eine in Auflösung befindliche GOP könnte bei der Wahl von 2024 den Weg frei machen für einen blutjungen schwul-lesbischen Transgender-schwarzen Pazifisten-Sozialist, der als #47 die USA richtig umkrempelt.

Es gibt weitere schlechte Nachrichten für Donald Trump:
Michael Bloomberg ist mit seinen 61 Milliarden Dollar zwar aus dem Rennen ausgeschieden, weil er einsehen musste die Kandidatur nicht kaufen zu können, aber er ist bei Weitem nicht so ein rücksichtsloser Egomane wie Trump. Daher wird er seine persönlichen Ambitionen zwar begraben, aber nach eigener Aussage nun genauso intensiv Joe Biden unterstützen und plant auch weiterhin zwei Milliarden US-Dollar im Präsidentschaftswahlkampf auszugeben.
Schon jetzt sind Bloombergs Anti-Trump-Spots allgegenwärtig. Sie werden dem senilen Clown weiterhin sehr wehtun.





Schließlich ist da noch die gerade erst an Fahrt aufnehmende Corona-Krise, die IQ45 nicht durch Lügen und Prahlereien abwenden kann.
Niemand kann die 30 bis 40 Millionen hardcore-Trumpwähler, die ihn wie einen Messias verehren und zu seinen Cult-gatherings erscheinen davon abhalten ihn zu wählen. Aber es gibt weitere 10 bis 25 Millionen Trumpwähler, die ihn für vulgär und persönlich abstoßend halten, jedoch auch keine Sympathien für die Demokraten hegen und bereit sind trotz aller moralischen Skrupel zu dem orangen Mann zu stehen, der die Aktienkurse hochbringt und den Unternehmen alle Wünsche erfüllt.
Die können sich jedoch von ihm abwenden, wenn in China die Produktion still steht und sich trotz der republikanischen Verneblungsversuche herausstellt wie extrem abhängig die US-Ökonomie von China ist; daß bei Wall Mart fast nur chinesische Produkte in den Regalen liegen und auch die Kreditgeber alle aus China stammen. Das Budgetdefizit ist unter Trump genauso explodiert wie das Handelsbilanzdefizit zu China.
Was werden diese Wähler tun, wenn der Dow Jones abstürzt und Trump weiterhin bei dem Corona-Management versagt?



Noch lachen wir über Trumps sagenhafte Idiotie.
Aber was passiert, wenn die Anzahl der Toten und Infizierten rasant ansteigt?


🤷‍♀️🤷🏼‍♂ pic.twitter.com/cRjVWrTpYq
— D Fullen 🇺🇸🌊 (@dhfull50) March 6, 2020