Samstag, 22. Dezember 2018

Atheistnachten


Nun seid mal nicht so negativ.
Zu Weihnachten kann man es mehr denn je genießen als gottloser Heide zu leben.
In den letzten paar Wochen wird es draußen etwas fies, weil die Religioniban und Konsumiban so laut und aufdringlich sind.
Aber heute beginnt schon das erfreuliche Fünf-Tage-Out, da der 24.12. auf einen Montag fällt.

Was kann einem Besseres passieren als fünf Tage lang in Ruhe gelassen zu werden? Telefon abstellen, Tür verbarrikadieren und Hardcore-Relaxing. So fühlt sich für mich das Paradies an. Insbesondere, da ich in einem Nachkriegsmietshaus mit sehr dünnen Wänden und kleinen Wohnungen lebe, in dem die Nachbarn fast immer nerven. Aber zu Weihnachten fliegen sie natürlich alle aus zu ihren Familien und bekommen eher nicht selbst Besuch, weil die Buden um mich herum nicht den Platz für üppige Feiern bieten.
Also kann ich ganz entspannt meine eigene Musik hören und genüsslich nachlesen, was all die frommen Christen Kirchenredaktionen von sich geben.
Für sie war 2018 wieder einmal ein Annus Horribilis.

Eine kleine aktuelle Auswahl; zurücklehnen und genießen:

[…..] Gottes kleine Rolle  
Nur noch eine Minderheit der jungen Erwachsenen ist gläubig, die großen Kirchen schrumpfen stetig. […..] Nur noch jeder Vierte sagt, er glaube an Gott. Minderheiten zwischen 13 und 16 Prozent geben an, zu ihrem Glauben zu stehen, mit Freunden über Glaubensfragen zu sprechen, dass ihnen dieser Glaube in schwierigen Lagen hilft. Den Satz: "In meinem Alltag spielt Glaube eine große Rolle" bejahen lediglich sieben Prozent; den Satz "ich kann mit dem Glauben an Gott nichts anfangen 33 Prozent. Im Mittelpunkt des Lebens steht das eigene Ich.
Mancher Synodale tröstete sich an jenem Montagmorgen in Würzburg damit, dass die kircheneigenen Soziologen sich auf die kirchenfernste Gruppe konzentriert hatten. Mit 28 Jahren ist die Kirchenaustrittsquote am höchsten. Könnte es nicht sein, dass mancher wiederkommt, wenn die Hochzeit ansteht, Kinder da sind oder schließlich der Tod am Horizont auftaucht? Ja, da könnten manche zurückkommen. Viel größer aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Studie Ausblicke auf den Wandel der religiösen Landschaft in den kommenden Jahrzehnten bietet. […..] Die Kirchen sind also auf dem Weg in die Minderheit, und doch ist diese Säkularisierung widersprüchlich und paradox. Der Glaube verschwindet nicht einfach, wie Soziologen noch in den 1970er-Jahren vorhersagten. So stellte die Sinus-Milieustudie 2013 ein überdurchschnittliches Interesse an Religion in konservativ-wohlhabenden, aber auch in alternativ-postmaterialistischen Milieus fest. [….]

Ob das was mit der sagenhaften Heuchelei der Kirchenvertreter zu tun haben könnte???

[….] Francesco Mangiacapra [….] ist Callboy. Er hatte Sex mit katholischen Priestern. […]


Nachdem der US-Bundesstaat Pennsylvania im August 2018 Schlagzeilen machte, daß 300 katholische Priester kleine Jungs vergewaltigten, ist es nun Illinois, das mit ähnlichen Zahlen an die Öffentlichkeit gelangt. Fast 700 katholische Priester haben dort Kinder sexuell misshandelt.

[….] Illinois Attorney General Lisa Madigan on Wednesday issued a blistering report about clergy sexual abuse, saying that Catholic dioceses in Illinois has not released the names of at least 500 clergy accused of sexually abusing children.
The preliminary report found that the church's six archdioceses have done a woefully inadequate job of investigating allegations and in some cases did not investigate them at all or notify the state's child welfare agency. Madigan's office said that while the dioceses have disclosed 45 more names of those credibly accused, the total number of names disclosed is only 185 and raises questions about the church's response to the crisis.
"By choosing not to thoroughly investigate allegations, the Catholic Church has failed in its moral obligation to provide survivors, parishioners and the public a complete and accurate accounting of all sexually inappropriate behavior involving priests in Illinois," Madigan said in a statement. [….]

Franziskus’ Nr 3, George Kardinal Pell, mächtiger Finanzchef des Vatikans und Papst-Berater, wurde vor einer Woche in Australien wegen des sexuellen Missbrauchs an zwei Jungs verurteilt. Berichtet wird darüber nur in den Print-Medien, da das Gericht einen weitreichenden Maulkorb verhängt hat. Weltweit dürfen elektronische Medien nicht darüber berichten.
Wieder einmal erweisen sich meine PRINT-Abos als segensreich, weil beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung ausführlich darüber berichtet wurde und ebenfalls erklärt wurde, wieso diese Geschichte nicht online bei sueddeutsche.de erscheinen kann.
Ironischerweise setzt sich ausgerechnet katholisch.de über das Verbot hinweg. Wer die Fakten nachlesen will, kann auch „Catholic News Agency“ und „Reports of Pell guilty verdict emerge, despite gag order” googlen.
Der Vatikan gab inzwischen offiziell ohne Angabe genauerer Gründe bekannt, Pell habe alle seine Posten in der Kurie verloren.
Viele Medien sind empört über das weltweite Schweigeverdikt, natürlich auch Atheistische, wie der HPD.
Ich halte den richterlichen Maulkorb allerdings gar nicht für so abwegig, wenn man das australische Geschworenen-System berücksichtigt. Wie soll man unvoreingenommene Menschen finden, wenn dieser superprominente Australier auf allen Titelseiten prangt?
Es braucht aber weitere Geschworene, da in einigen Monaten noch das Strafmaß festgelegt werden muss und der pädophile Lustgreis mutmaßlich nicht nur die beiden Jungs vergewaltigte (einer beging anschließend Selbstmord); es wird weitere Kindersexprozesse gegen Pell geben.

Diese Geschichte ist an sich nicht sehr überraschend. In diesem Blog wird seit über zehn Jahren der Name Pell im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch genannt.
Es beeindruckt aber wie hartnäckig gleich drei Päpste trotzdem zu Pell hielten. Insbesondere Jorge Bergoglio war begeistert von dem Australier, den er mehrfach beförderte.
Päpste, die demonstrativ Kinderficker fördern, bekommen schlechte Presse und das passiert gerade.

[….]  Es war ein Jahr, in dem wieder recht wenig voranging, in der Zentrale der katholischen Kirche. Die neue Kurienverfassung? Wird immer noch erwartet. Das engste Beratergremium des Papstes, der neunköpfige Kardinalsrat, zu dem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischöfe, Kardinal Reinhard Marx, gehört, ist deutlich geschwächt. Zwei Mitglieder hat Franziskus gerade abberufen, weil gegen sie im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen ermittelt wird.
Nein, man kann nicht behaupten, dass das ein gutes Jahr war für Papst Franziskus. Das lag vor allem am Thema Missbrauch. Die Katastrophenmeldungen kamen aus den USA und Australien, sie verfolgten den Papst auf seinen Reisen - und nicht immer ging er geschickt damit um. […..] In seinem engeren Umfeld ist man weiterhin stets dann beunruhigt, wenn der Papst improvisiert. Dann kann es passieren, dass er Menschen vor den Kopf stößt.  [….]

Sogar der unerschütterlich fromme Katholik Matthias Drobinski von der Süddeutschen Zeitung ist ein wenig genervt von seinem Verein.

[….]Das Böse in den eigenen Reihen
[…..]  Der Missbrauchsskandal hat die Kirchen mit voller Wucht getroffen. Sie mussten erkennen, dass Pfarrer, Priester, Kirchenmitarbeiter Minderjährigen sexualisierte Gewalt angetan haben, viel häufiger als bislang angenommen. Und es hat sich gezeigt, dass die Ursachen dafür im System liegen, im Selbstbild der Kirche. Es ist eine Krise, die an die Existenz geht.
Zu Weihnachten ist normalerweise für ein paar Tage die Welt der Kirchen in Ordnung, allen Säkularisierungstendenzen zum Trotz. Immerhin 18 Millionen Deutsche strömen abends am 24. Dezember in die Gotteshäuser - Tendenz seit einigen Jahren wieder steigend. […..][…..] Der Weihnachtsfrieden fällt dieses Jahr aus, vor allem für die katholische Kirche. Am 12. Dezember richteten Hunderttausende Frauen aus der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland Taschenlampen auf Kirchentüren; mit der Aktion "Macht Licht an" forderten sie von ihren Bischöfen, endlich konsequent gegen die Gewalt und ihre Vertuschung vorzugehen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die Vertretung der katholischen Laien, plädierte im November für die Abschaffung des Pflichtzölibats für katholische Priester. Der Skandal ist ganz oben angekommen: Robert Zollitsch, einst Erzbischof von Freiburg und Bischofskonferenzvorsitzender, hat zugegeben, in einem Missbrauchsfall dramatisch falsch gehandelt zu haben - ebenso Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode. Heiner Wilmer, der neue Bischof von Hildesheim, hat das Fehlverhalten seines Vorgängers offengelegt und bestätigt, was bislang strittig war: Sein Vorvorgänger Heinrich Maria Janssen wurde übergriffig. Es dürften nicht die letzten Fälle sein, bei denen offenbar wird, dass hochrangige Würdenträger im Umgang mit dem Thema versagten - oder gar selber sexualisierte Gewalt ausübten. […..][…..]