Sonntag, 31. Januar 2016

Christliche Nächstenliebe – Teil II



Das Kabinett aus 100% Christen einigte sich letzte Woche auf ein „Asylpaket“, das wieder mehr Frauen und Kinder zum Sterben ins Mittelmeer treiben wird.


Die Flüchtlingspolitik ist vorbei, die Regierungskrise geht weiter. Union und SPD fiebern Horror vor den Ergebnissen der Landtagswahlen, und wenn die vorliegen, haben sie derentwegen noch mehr Angst vor der Bundestagswahl. Die Flüchtlingspolitik besteht derweil in der Kunst, mit offenen Armen um sich zu hauen: Das Asylrecht ist fertigstranguliert; man freut sich schon, wenn die GroKo das Dritte Reich nicht nachträglich zum sicheren Drittreich erklärt. Das Tückische an der Konstellation: Merkels Humanismusschub wird für gescheitert erklärt, bevor er je Politik wurde. Sie hat eine Politik angekündigt, die sie nicht hatte und die eher die Bürger können als die Behörden und der Staat.

Nach der neusten EMNID-Sonntagsfrage (im Gegensatz zum von einem AfD-Mitglied geleiteten INSA-Institut gilt EMNID nicht als AfD-freundlich) klettern die Rechtsextremen bundesweit auf 12% in der Wählergunst.
Braun, völkisch, gewalttätig, offen rassistisch - das kommt offenbar sehr gut an in Deutschland.
Die Gewaltphantasien der Landesvorsitzenden Höcke und Pretzell, sowie der Bundesvorsitzenden Petry und der stellvertretenden Bundesvorsitzenden von Storch, die darüber orakelten Heimatvertriebene an den deutschen Grenzen zu erschießen, begeistern den Urnenpöbel offenbar noch viel mehr als die europhoben Positionen der Anfangs-AfD.
Es passt zu der sich Woche für Woche weiter radikalisierenden Pegida-Pest in Frau Petrys Bundesland Sachsen.
Eine Studie des Göttinger Instituts für Demokratieforschung ergab soeben, daß fast 80% der Peginesen AfD wählen.
(Mit knapp 5% NPD-Wählern und den anderen Parteienvorlieben bringen es die Pegida-Fans sogar auf 113%. Gibt es eigentlich in Göttingen auch eine Mathematik-Fakultät?)

AfD-Bundesvize von Storch geilte sich an ihren gestrigen Schießbefehl-Phantasien so dermaßen auf, daß sie nachlegen mußte und in Erwägung zog auch Kinder abknallen zu lassen.

Nach der Forderung der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry, gegen Flüchtlinge an der Grenze notfalls Schusswaffen einzusetzen, legte auch von Storch nach.
Sie schrieb auf Facebook, wer das „Halt“ an der Grenze nicht akzeptiere, sei ein Angreifer. „Und gegen Angriffe müssen wir uns verteidigen.“ Auf die Frage eines Nutzers, ob etwa der Grenzübertritt von Frauen und Kindern mit Waffengewalt verhindert werden solle, antwortete die AfD-Europaparlamentarierin mit „Ja“.


Wenn es nicht so abartig und absurd wäre, müßte man allerdings der geborenen Herzogin Humor attestieren, weil sie anschließend noch mal ins Grübeln kam. Kinder abzuknallen wäre vielleicht doch nicht so nett, aber immerhin auf die Mütter könne man ja durchaus schießen.

Nachdem sie zunächst auf ihrer Facebook-Seite die Frage, ob man Frauen mit Kindern notfalls mit Waffengewalt am Grenzübertritt stoppen sollte, bejaht hatte, relativierte sie ihre Aussage am Abend. Sie erklärte, ihr "Ja" habe sich nur auf die Frauen bezogen, nicht aber auf die Kinder.
Von Storch, die auch Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) in Berlin ist, sagte: "Gegen Kinder ist der Schusswaffeneinsatz richtigerweise nicht zulässig. Frauen sind anders als Kinder verständig", deshalb könne der Gebrauch von Waffen gegen sie "innerhalb der gesetzlich engen Grenzen" zulässig sein.

Trixi ist also eine wahre Humanistin.
Wenn es eine Familie aus dem zerbombten Syrien bis an die deutsche Grenze schafft, würde die AfD-Vize möglicherweise zwar die Eltern töten, aber da es ja gesetzliche Grenzen gibt, dürfte das Kind überleben.
Das ist wahre Nächstenliebe!

Und es ist Kalkül – aus der Aufregung über die Schießbefehl-Äußerungen der Top-AfDler läßt sich Aufmerksamkeit generieren. Man kann sich wieder als die mutigen Tabubrecher inszenieren, die von bösen Lügenpresse-Mainstream niedergemacht werden.

Tritt von Storch öffentlich auf, wie zur Europawahl 2013 bei ihrem berüchtigten DEUTSCHLAND! DEUTSCHLAND!-Geschrei auf dem Hamburger Jungfernstieg, möchte man schreiend weglaufen.

Woher kommen diese christlichen Überzeugungen der Störchin?
Sie gehört zur Europäischen Christlichen Politischen Bewegung (European Christian Political Movement, kurz ECPM), die für das christliche Abendland streitet.
Seit 20 Jahren gründet die ultrakonservative christliche Nationalistin Vereine, Blogs und Netzwerke, die sich revanchistisch, reaktionär und homophob betätigen.

Von Storch nutzt von ihr und ihrem Ehemann Sven gegründete und gelenkte Vereine und Initiativen als konservatives Netzwerk. Dazu gehören insbesondere der Göttinger Kreis, die Zivile Koalition e. V., der BürgerKonvent sowie die Internet-Präsenzen FreieWelt.net und AbgeordnetenCheck.de.  Von Storch ist Autorin der Zeitschrift eigentümlich frei und Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft. Von Storch ist Mitbegründerin des Vereins Göttinger Kreis – Studenten für den Rechtsstaat e. V., der sich für eine „Wiedergutmachung“ der Vertreibungen und Konfiskationen durch die Boden- und Industriereform in der Sowjetischen Besatzungszone einsetzt. […] Die von ihr geführte Allianz für den Rechtsstaat fordert ebenfalls „die Rückgabe des Bodenreformlandes in die Hände der früheren Großgrundbesitzer“.
(Wikipedia)

Der „Bügerkonvent“ (2003 – 2015) war ein strammrechter Lobbyverein, der unter anderem mit sechs Millionen Euro des ultrakonservativen Nationalisten Baron von Finck ausgestattet nationalkonservativen Einfluss auf Regierungspolitiker ausübte.

Mit ihrer Netzwerkpower als konservativ-evangelische Christin trommelte sich die Frau, die nun darüber orakelt auf Flüchtlinge zu schießen, selbst in das EU-Parlament.

Anfang vergangenen September, zwei Wochen vor der Bundestagswahl, erhielten die Kandidaten aller möglichen Parteien eines Morgens gleich drei Briefe vom selben Absender – mit Fragebögen zum Ankreuzen, ob man als Abgeordneter sich einsetzen werde für ein Familienwahlrecht, dafür, dass kein Kind gegen den Willen der Eltern zur Teilnahme an Sexualerziehung in Kindergarten oder Grundschule gezwungen werden dürfe, und gegen die Ausweitung des Adoptionsrechtes von Kindern auf homosexuelle Partnerschaften.
Die Gewissensselbstauskunft sollte per Fax zurück an die Absender: einen Verein namens „Zivile Koalition“, die Gruppe „Bürgerrecht direkte Demokratie“ und die „Initiative Familienschutz“. Drei Lobbygruppen, die neben der Berliner Postanschrift noch etwas gemeinsam haben: sie werden gesteuert von Beatrix von Storch. Storch wird als „die Galionsfigur der national-konservativen Szene in Deutschland“ auf dem Aschaffenburger Europawahlparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) angekündigt, wo sie sich für einen sicheren Listenplatz bewarb und gewann. [….] Das zeigt, dass der Richtungskampf in der AfD entschieden ist: zugunsten konservativer bibeltreuer Christen, die von Storch anführt. [….] Die sieben Gründungsmitglieder „Zivilen Koalition“, die von Beatrix von Storch und Ehemann Sven geführt wird, entstammen allesamt dem Adel – der eigenen Familie nämlich. Wer heute alles Mitglied sei, will Storch nicht sagen: „Daran haben wir kein Interesse.“
Bis zur Euro-Krise wurde vor allem gegen die – aus Storchs Sicht – doppelte Enteignung der Großgrundbesitzer 1945 durch Sowjets und 1990 durch Helmut Kohl (der die DDR-Bodenreform anerkannte) angeschrieben – aus Gerechtigkeitsempfinden, sagt Storch, nicht weil sich die Familie des Gatten um den Grundbesitz in Mecklenburg vom Staat betrogen fühlt, den sie wieder zurückgekauft hat. Die Anzahl der Spender des Vereins, im AfD-Spott „Lodenfraktion“ genannt, gibt Storch mit hunderttausend an, ihre Adresskartei enthalte gar eine Million Namen.

Bibeltreue evangelische Christen waren auch die begeistertsten Anhänger Adolf Hitlers, weil sie einerseits Martin Luthers abartig-aggressiven Antisemitismus von Hitler umgesetzt sahen und andererseits auch Luthers extrem obrigkeitshörige Philosophie im Führerstaat verwirklicht sahen.
Heute sind die rund eine Million Evangelikalen und Pietisten Deutschlands – Hauptverbreitungsgebiete sind Baden Württemberg und Sachsen – die eifrigsten Schwulen- und Islamfeinde.
Auch da sind sie noch ganz auf der Linie von vor 80 Jahren.

Stramm christlich, strikt homophob, sagenhaft national, sehr antiliberal.
Das kommt 2016 gut an in Deutschland.

"Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert
und handelt; statt zu reden noch und noch.
So was hätt' einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
daß keiner uns zu froh da triumphiert -
der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch."
(Bert Brecht, Epilog "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui")

Zweifel gibt es von Zeit zu Zeit.
Die Deutschen bleiben ein gefährdetes Volk.
Nicht zuletzt wegen des Völkermords an den Juden. Aber auch aus anderen Gründen. Die Deutschen haben ihre nationale Identität, ihr Nationalbewußtsein sehr spät entwickelt. Die Polen oder die Franzosen, unsere wichtigsten Nachbarn, hatten ihr Nationalbewußtsein bereits 200 bis 250 Jahre früher ausgeprägt. Die Deutschen sind emotional sehr gefährdete Menschen.
(Helmut Schmidt 2005)

Was man hingegen nicht tun sollte, ist Sippenhaft salonfähig zu machen und wie viele User auf Facebook darauf hinzuweisen, daß Trixi von Storch die Enkelin von Lutz Graf Schwerin von Krosigk, NSDAP-Mitglied, erhielt von Adolf Hitler das Goldene Parteiabzeichen ehrenhalber, 1932 -1945 Reichsminister der Finanzen, 1949 als Kriegsverbrecher verurteilt.
Trixi kann ja nichts dafür, daß dieser Mann hier in schwarz, direkt neben Goebbels stehend,.....


....ihr Großvater war und deswegen sollte man das auch gar nicht erwähnen.