Es gibt berufliche Positionen, die so eine Machtfülle
beinhalten, daß man sich auch mal rarmachen kann. Regierungschef,
Verfassungsrichter, Finanzminister, CEO eines Global Players, Notenbankchef
oder CIA-Direktor.
In anderen Tobjobs ist man womöglich sehr bekannt, verfügt
aber kaum über direkten Einfluss. UN-Generalsekretär, schwedischer König oder
deutscher Bundespräsident sind solche glanzvollen Posten ohne echte Macht.
Um solche Jobs gut zu machen sollte man über Charisma und
Ansehen verfügen; natürlich schadet es in diesen Repräsentationsangelegenheiten
besonders extrem, wenn man zufällig wie Kurt Waldheim ein Arsch ist, den keiner
leiden kann.
Idealerweise versteht man aber seine Rolle als Repräsentant.
Johannes Rau beispielsweise verstand es sehr genau: Dem Amt des
Bundespräsidenten wird Ehre und Respekt erwiesen; ihm persönlich aber nicht.
Daher scherte er sich privat auch nicht um Privilegien, bestand nicht auf
seiner eigenen Limousine, wenn er zu einem Empfang genauso gut mit irgendeinem
anderen Gast mitfahren konnte.
Köhler und Gauck hingegen waren davon überzeugt sie selbst
als Person sollten verehrt werden und regten sich ganz fürchterlich auf, wenn bei
abgeschalteten Kameras nicht jeder standesgemäß vor ihnen buckelte.
Ein formal relativ machtloses Amt kann man dennoch so
füllen, daß man auf Augenhöhe mit Regierungschefs wahrgenommen wird.
Der Dalai Lama wird weltweit verehrt und angehört, obwohl er
aus einem Miniland in abgelegen Bergen stammt, kein Geld hat und über nicht die
geringste exekutive Macht verfügt.
Man kann es in solchen Berufen durch die Kunst der Worte zu
sehr viel Ansehen bringen. Gustav Heinemann und Richard von Weizsäcker wurden
geliebt und verehrt, während Christian Wulff in demselben Job nur als gehörnter
Ehemann und Witzfigur mit ständiger Ebbe in der Kasse in Erinnerung blieb.
Die CDU vereint gerne das Amt des Bundeskanzlers und des
Parteichefs in einer Person, da CDUler Autorität lieben und jemand mit dieser
Doppelfunktion die Karrieren jedes einzelnen Parteimitgliedes fördern oder
beenden kann.
A posteriori erscheint es mir recht schlau von Angela Merkel
auf das Parteiamt und nicht das Regierungsamt verzichtet zu haben.
Denn in Letzterem kann sie brillieren und Anerkennung
finden, auch wenn die Partei taumelt. Umgekehrt ginge das nicht: Fährt man die
Regierung gegen die Wand, wackelt automatisch auch der Job als Parteichef.
Annegret Kramp-Karrenbauer ging ein großes Risiko ein, als
sie das Amt der Regierungschefin im Saarland aufgab, um sich völlig ohne
exekutive Gewalt vollständig auf die Parteiarbeit zu konzentrieren. Das spricht
für großes Selbstbewußtsein und ihren Glauben an sich selbst und ihre
Überzeugungskraft. Der Schritt war umso mutiger, weil sie zunächst nur den
Hiwi-Job als Generalsekretärin bekam und alles weitere in den Sternen stand. Aus
AKKs Sicht zahlte sich das Wagnis aber aus, da 1. Merkel früher als erwartet das
Amt als CDU-Chefin aufgab und es 2. AKK gelang auf den Posten aufzurücken.
Auf den zweiten Blick war dieser Sieg aber schal, da die
Hälfte der CDU gegen sie war und sie nach der Amtsübernahme erst mal
ausgiebig die konservativen Merz-Fans pampern musste, statt befreit das zu
tun, was ihr vorschwebte.
Zudem verfügt die Saarländerin über keine Machtbasis. Ihr
CDU-Landesverband ist so winzig, das er bundespolitisch bedeutungslos ist. Sie
ist weder Landesregierungschefin, noch bekleidet sie einen Posten im Bundeskabinett.
Sie hat noch nicht mal einen Bundestagssitz, sondern hockt
den ganzen Tag im Konrad-Adenauer-Haus (KAH) und hat nichts zu melden.
Wäre AKK beliebt wie Guttenberg und Merkel unbeliebt wie
Nahles, wäre es möglich Druck auf die Kanzlerin auszuüben, sich früher als
erwartet ins Privatleben abzusetzen.
Tatsächlich aber ist Merkel im Vergleich zur Parteichefin
derartig beliebt, daß AKK noch nicht mal leise Kritik an ihrer Vorgängerin
wagen kann.
CDU-Chefin unter einer Sphinx-Kanzlerin zu sein, bedeutet
als völlig Machtlose stets an der geballten Power Merkels abzuprallen. Die
einzige kleine Einflussmöglichkeit der Kramp-Karrenbauer besteht darin
zukünftige Karrieren von CDU-Mitgliedern zu beeinflussen. Aber Merkel ist
dagegen selbstverständlich immun, weil sie schon längst im höchsten Punkt ihres
Karrieretraumes angekommen ist und anschließend auch keiner weiteren Förderung
durch das KAH bedarf.
Der CDU-Chefin bleibt in dieser blöden Lage, in der
Neuwahlen durch die schlechten Umfrageergebnisse der Regierungsparteien immer
unwahrscheinlicher werden tatsächlich nur noch die Macht ihrer Worte.
Wenn man schon nichts zu sagen hat, sollte man wenigstens
wissen wie man etwas sagt.
Da ist es schon etwas hinderlich, dass sich ausgerechnet AKK nicht richtig ausdrücken kann und ihre Aussagen immer anschließend noch mal korrigieren und richtigstellen muss.
Redner, die nicht reden können, sind schon Mist.
AKK ist dabei nicht nur ein mieser Rhetor, sondern sie weiß
einfach nicht was sie redet.
Sie ist wie ein Mathelehrer mit Rechenschwäche.
[….] Nach ihrer Rede vor der Atlantik-Brücke setzt sich Kramp-Karrenbauer in
einen Sessel am Ende des Podiums, sie soll noch ein paar Fragen beantworten.
Moderator Tom Buhrow ist erstaunt: Eigentlich hatte er den Platz in der Mitte
für die CDU-Chefin vorgesehen, "aber bescheiden, wie Sie sind, haben Sie
sich an den Rand gesetzt", sagt er. Bescheiden, sich an den Rand drücken,
das sind nicht gerade die Qualitäten einer künftigen Kanzlerkandidatin.
Das ist mehr als eine Momentaufnahme. Bei einem Dinner für Stipendiaten
des deutsch-amerikanischen Burns-Programms am selben Abend hält
Kramp-Karrenbauer nahezu dieselbe Rede noch einmal. Sie habe fahrig gewirkt,
berichten mehrere Teilnehmer. Aus einer souveränen, selbstbewussten
Politikerin, die keine Nerven zeigte, als es um die Macht in der Union ging,
ist binnen weniger Monate eine verunsicherte Vorsitzende geworden.
Dass die CDU nach einem halben Jahr Kramp-Karrenbauer in eine ernste
Krise gerutscht ist, bestreiten nicht einmal Anhänger der Vorsitzenden. [….]
Wenn AKK das Wort ergreift, staunt man und vermutet
anschließend, daß sie nicht das gemeint haben könne, was sie gerade sagte.
Und tatsächlich muss sie schon wenige Stunden später oft noch
mal erklären was sie eigentlich gemeint hatte. Wir kennen das von ihrer Aussage
zur Youtube-Zensur, den Transgenderwitzen
und dem Trump-Lob. Stets hatte sie miserabel formuliert und missverständlich
geplappert, daß auch Wohlmeinende rätselnd zurück blieben.
Im sächsischen Görlitz konnte ein breitestes Bündnis aller
Parteien und Vereine außer der AfD mit Mühe und Not knapp verhindern, daß
erstmals ein AfD-Mitglied Bürgermeister einer deutschen Großstadt wirkt.
Eine fürchterliche Schmach für Görlitz und
insbesondere für die CDU, die auf Hilfe von Linken und Grünen angewiesen war,
weil sie zu schwach war.
Nur Kramp-Karrenbauer begriff das nicht und redete sich um Kopf
und Kragen, als sie den CDU-Sieg lobte und damit wieder einmal für große Empörung sorgte.
Nur um sich – wie üblich – wenige Stunden später mit einen
neuen Statement selbst zu korrigieren.
[…..] Die CDU gewinnt in Sachsen nach mehreren Schlappen in Folge das Duell
um den Chefsessel im Görlitzer Rathaus - gegen die AfD. Annegret
Kramp-Karrenbauer verbucht das als alleinigen Verdienst ihrer Partei - und
erntet prompt Kritik.
Lange hat es nicht gedauert, bis Annegret Kramp-Karrenbauer zumindest
halb zurückruderte. In einem zweiten Tweet zur Oberbürgermeisterwahl in Görlitz
präzisierte sie, der Sieg von CDU-Mann Octavian Ursu über den AfD-Kandidaten
sei "der Sieg eines breiten Bündnisses, für das ich dankbar bin. Übrigens
haben wir uns darüber heute Abend im Koalitionsausschuss parteiübergreifend
gefreut".
Kramp-Karrenbauer war zuvor heftig kritisiert worden. In einer ersten
Reaktion auf den Wahlsieg von Ursu hatte sie geschrieben: "Octavian Ursu
und die @cdusachsen zeigen in #Goerlitz: Die @cdu ist die bürgerliche Kraft
gegen die AfD. Herzlichen Glückwunsch an den neuen Oberbürgermeister von
#Goerlitz!"
Kritiker hielten ihr vor, nicht erwähnt zu haben, dass die
Kandidatinnen von Grünen (Franziska Schubert) und Linken (Jana Lübeck) auf ein
neuerliches Antreten am Sonntag verzichtet hatten, um den AfD-Kandidaten
Sebastian Wippel zu verhindern. Beide Kandidatinnen hatten dazu aufgerufen, in
der Stichwahl für den CDU-Politiker Ursu zu stimmen. [….]
Görlitz war nicht das einzige AKK-Desaster dieser Woche.
Vor über zwei Wochen, am 03.06.2019 wurde der bekannte
CDU-Politiker und Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke erschossen. Seit
einigen Tagen weiß man, daß es sich um einen rechtsextremen Mordanschlag handelte.
Wenn Politiker in Amt und Funktion von extremistischen Terroristen
ermordet werden, ist das eine ganz ganz große Sache, die tout Deutschland
beschäftigt.
Das Mindeste, das Erste, das Selbstverständlichste ist es in
so einem Fall, daß sich der Parteichef des Getöteten äußert, den Anschlag
verurteilt, sich vor die Familie stellt.
Die CDU-Bundesvorsitzende begriff aber selbst diese simple
Regel des Anstandes nicht und schwieg eisern.
[….] Ein CDU-Politiker wird mutmaßlich von einem Rechtsextremisten
getötet - und die Parteichefin schweigt? Dafür geriet Annegret Kramp-Karrenbauer in die Kritik, nun äußert sie sich. [….]
getötet - und die Parteichefin schweigt? Dafür geriet Annegret Kramp-Karrenbauer in die Kritik, nun äußert sie sich. [….]
"Der gewaltsame Tod unseres Freundes Walter Lübcke hat uns sehr
schockiert. Wir trauern sehr um ihn und denken in diesen Tagen an seine Familie
und Angehörigen", so Kramp-Karrenbauer. [….] In den sozialen Medien hatten viele Menschen Kramp-Karrenbauers
anfängliches Schweigen zu der Ermordung des CDU-Politikers Lübcke kritisiert. [….]
Ich hätte nie gedacht, das jemals zu sagen, aber angesichts
des losen Mundwerks der CDU-Chefin muss man über jeden Tag froh sein, den Merkel
im Amt ist und AKK nicht Deutschland repräsentiert.