Mittwoch, 16. Februar 2022

Harter Schlag für Hasse

Die Intoleranz, die Misogynie, die Homophobie, die Lügen, der systematische Kindesmissbrauch, die Raffgier – all das sind für den derzeit frommsten Redakteur des Hamburger Abendblattes nur Petitessen.

Der evangelische Theologe Dr. Edgar S. Hasse, ist aber keiner, dem alles egal ist. Für ihn gibt es durchaus moralische Grenzen, die man nicht überschreiten darf. Da ist er sich mit seiner strunzfrommen Kollegin Marianne Max ganz einig:

[…..] Ein Kirchenaustritt ist verantwortungslos!

Seit der Vorstellung des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen in München und Freising überlegen viele, aus der katholischen Kirche auszutreten. Das ist allerdings der falsche Weg.  [….]

(Marianne Max, 24.01.2022)

Hasse geht mit perfider Eloquenz vor, schreit die Leser nicht primitiv-plump an, wie die Kollegin Max. Sein Anliegen ist Dasselbe. Er geht aber den passiv-aggressiven Weg und kübelt subtil all seine Vorurteile gegen konfessionslose Menschen aus, die in seinem Weltbild alles verdorbene Egoisten sind.

[….] „Wir sind nicht mehr Papst“, wendet sich die „Bild“-Zeitung enttäuscht von Joseph Ratzinger ab. [….] Auch in der evangelischen Kirche, die ihre eigene Missbrauchsgeschichte hat, setzt sich die Austrittsbewegung fort. Dieses Jahr bringt religionssoziologisch einen Kipppunkt. Erstmals in der deutschen Geschichte wird nur noch weniger als die Hälfte der Deutschen einer der beiden großen Kirchen angehören. Christen sind auf dem Weg zur Minderheit in diesem Land.

Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge. Die Demokratie braucht funktions­fähige Religionsgemeinschaften, die das jüdisch-christliche Wertefundament unserer Gesellschaft und die Frage nach Gott lebendig halten. Ein Land, das Gott vergisst, wird gottlos und damit unbarmherzig. Wir brauchen Gottes Bodenpersonal, das professionell vom Schöpfer dieser Welt und seiner Liebe erzählt, damit die Geschöpfe nicht selbst zu Göttern werden – im vermeintlichen Glauben, alles im Griff zu haben. Die Pandemie zeigt doch, wie verletzbar, sterblich, endlich wir sind.  Deshalb ist jedem Katholiken, jeder Katholikin Respekt zu zollen, die sagen: Wir bleiben! [….]

(Edgar S. Hasse, 25.01.2022)

Es ist noch nicht einmal klar, ob sich Hasse der ungeheuerlichen Unterstellungen bewußt ist, die er da verbreitet. Bemerkt er eigentlich, wie diskriminierend er sich äußert? Mal ganz abgesehen davon, daß er Lügen verbreitet, denn die Kirchen geben nur einen winzigen Teil ihres Geldes für Wohltätigkeit aus, alle ihre sozialen Einrichtungen werden weitgehend vom Staat finanziert. Wer also Gutes tun will, sollte sein Geld lieber jeder anderen Hilfsorganisation als der Kirche geben.

Gläubige = moralisch und hilfsbereit

Ungläubige = subhumane Egoisten ohne Mitgefühl.

So und nicht anders lauten die Wertvorstellung des typischen „Wir sind besser als die!“-Christen Hasse.

Zu seinem großen Unglück, hören die Menschen aber immer weniger auf die Max/Hoppe-Fehlappelle und kehren der weltgrößten Kinderfi**erorganisation aller Zeiten den Rücken. Zumindest, wenn die noch freie Kirchenaustrittstermine auf den Standesamten ergattern. Die sind überall in Deutschland ausgebucht.

Heute berichtet Dr. Hasse Schockierendes aus Hamburg. Etwas so Verderbtes, wie er es sich bisher noch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte: ONLINE-KIRCHENAUSTRITT! Vade retro, Satanas!

Bisher brockte man sich die größtmögliche Kirchenstrafe, nämlich die automatisch Exkommunikation und damit Verdammnis in die ewige Hölle ein, indem man gegenüber einer weltlichen Behörde erklärt, fürderhin keine Mitgliedsbeiträge mehr an die Kirche zu bezahlen; vulgo „Kirchenaustritt“ auf dem Standesamt.  Kirchliche Stellen sind bei dem Vorgang gar nicht involviert, da sie offensichtlich das Seelenheil eines Menschen ohnehin nicht interessiert, wenn derjenige nicht mehr zahlen will.

Die (katholische) Exkommunikation ist ein rein staatlicher Akt in diesem bizarren Deutschland, dessen Steuerbehörden freundlicherweise die Mitgliedbeiträge der Gläubigen eintreiben.  Die deutschen Finanzämter sind die Inkasso-Unternehmen der Bischöfe. Der Kirchensteuersatz liegt bei neun Prozent der zu zahlenden Einkommensteuer (in Bayern und Baden-Württemberg sind es acht Prozent), wird ermittelt von den Steuerbehörden. Daher hat sich der Sprachgebrauch „Kirchensteuer“ eingebürgert, obwohl es sich in Wahrheit nur um den Mitgliedsbeitrag eines Vereins handelt, den man anders als eine Steuer eben nicht zahlen muss. Man braucht nur austreten und ist die Gebühr los.

EKD und RKK haben verständlicherweise kein Interesse daran, der Allgemeinheit zu vergegenwärtigen, welch simpler Akt es ist, sich dieser Kosten zu entziehen. Es geht immerhin um 12 bis 13 Milliarden Euro jährlich, die Kirchenmitglieder zusätzlich zu ihrer Einkommenssteuer an die mit Abstand reichste Organisation aller Zeiten überweisen.

Im Zuge der Nachholbemühungen zur Digitalisierung, die 12 Jahre von CSU-Ministern blockiert wurde, aber gerade durch Corona immer dringlicher wurde, prüfen die Bundesländer unter der Federführung des besonderes frommen NRWs, welche der etwa 575 behördlichen Leistungen auch zu Hause mit ein paar Klicks am Computer erledigt werden könnten. Bislang ist in Hamburg für einen Kirchenaustritt ein persönlicher Termin beim Standesamt oder beim Notar notwendig. Zusätzlich ist eine Gebühr von 31 Euro zu zahlen.

Hasse schwant Böses:

[….] Kirchenaustritt per Mausklick? Hamburgs Verwaltung prüft das Onlineverfahren – Mitglieder müssten dann nicht mehr auf dem Standesamt oder vor dem Notar erscheinen.  [….]

(Dr. Edgar S. Hasse, 16.02.2022)

Diese Möglichkeit könnte seiner geliebten Kirche schwersten Schaden – nämlich FINANZIELLEN Schaden – zufügen.

Das Gesetz über den Austritt aus der „Religionsgemeinschaft des öffentlichen Rechts“ stammt vom 05.03.1962, als sich niemand vorstellen konnte, daß eines Tages nahezu jeder Bürger mit einem Klugtelefon und Internet hantieren würde.

Ekkehard Wysocki, 60, religionspolitischer Sprecher der Hamburger SPD betont, daß so ein Verfahren bundeseinheitlich geregelt werden sollte. Damit wäre das Schreckensszenario für die Kirchen aufgrund der äußerst frommen katholischen Ministerpräsidenten Günther, Kretschmann und Wüst vom Tisch.

Dieses Verfahren kommt nicht, beruhigt die „Evangelische Zeitung“ unter Hinweis auf das fromme NRW.  Aber Hasse will vorbauen und verbreitet das Schreckensszenario, zitiert zwei schlimme Ketzer. Da ist die FDP-Abgeordnete Treuenfels-Frowein, die das „persönliche Erscheinen“ für „nicht mehr zeitgemäß“ hält und fast noch schlimmer der Hamburger religionspolitische Sprecher der Grünen Michael Gwosdz: „Wenn jemand aus der Kirche austreten möchte, sollte das gebührenfrei möglich sein. Das Standesamt übernimmt hier eine Aufgabe stellvertretend für die Kirche. Entstehen dadurch Kosten, sollten die Kirchen diese ausgleichen, nicht die ausgetretene Person.“

Schock schwere Not! Die Kirche soll 31 Euro zahlen?

Das ist zu viel für den frommen Hasse, der abschließend den Benediktiner-Priester Nikodemus Schnabel zitiert:

„Wir müssen Sehnsuchtsexperten werden und endlich weg von der Moral-Agentur kommen.“

Das gefällt mir. Wenn Priester und Journalisten ausgerechnet die Kinderfic**r von der RKK als Sehnsuchtsexperten bewerben, haben sie offensichtlich den Kontakt zur Realität so weit verloren, daß die Kirchenaustrittszahlen weiter in die Höhe gehen werden.