Kann
schon sein, daß ich auch besonders skeptisch gegenüber Volksentscheidungen bin,
weil ich selbst so oft Minderheitenansichten vertrete.
Sofern
es sich um politische, religiöse oder moralische Angelegenheiten handelt,
glaube ich meine Minderheitenpositionen so gut begründen zu können, daß sie der
Mehrheitsmeinung klar vorzuziehen sind.
Bei
Geschmacksfragen ist es schon schwieriger zu beweisen, daß ich allein Recht habe
und alle anderen irren.
Ich
lehne beispielsweise Weihnachtsrituale, das Konzept der immerwährenden monogamen
Ehe und jegliche Form des Fußballs strikt ab. Das darf man natürlich nicht laut
sagen, weil das politischer Selbstmord wäre.
Das ist
so ähnlich wie allgemeines Autobahntempolimit oder Verdoppelung der Spritpreise
– beides wäre umweltpolitisch sehr sinnvoll, aber es handelt sich dabei um
heilige Kühe des Deutschtums; also wird auf Deutschlands Autobahnen für immer
weitergerast werden.
Ich
finde, man sollte allein leben und auf Sex verzichten. Allerdings muß ich
zugeben, daß eine übergroße Mehrheit der Menschen das offenbar anders sieht.
Vielen
gefällt es scheinbar alberne Geräusche zu machen, zu schwitzen und keuchen,
während die Körper ekelige klebrige Sekrete abgeben und anfangen zu riechen.
Muß das sein?
Und klar
war es viele Tausend Jahre, insbesondere aber unter der Knute von Religionen
nahezu unabdingbar für Frauen NICHT mit einem Mann zusammenzuleben, weil sie sonst gar nicht überleben konnte, da ihnen die Götter nur mindere Rechte zugestehen.
Lebte
ich irgendwo inmitten einer feindlichen Umwelt wie der Taiga ohne irgendwelche
zivilisatorischen Segnungen, würde ich dies selbstverständlich lieber mit einem
zweiten Menschen tun, da man Ressourcen teilen kann und sich gegenseitig das
Überleben sichert.
Aber in
einer westlichen Großstadt des 21. Jahrhunderts? Wozu diesen uralten
gesellschaftlichen Konventionen anhängen, wenn es dafür keinen finanziellen
Notwendigkeit gibt?
[….]
Ich beobachte, dass viele Menschen
Beziehungen führen, die ihnen nicht guttun. Doch statt Schluss zu machen,
harren sie aus und versuchen, ihren Partner dazu zu bringen, sich so zu
verhalten, wie sie es gern hätten. Das führt zu noch mehr Leid, denn man hört
ja nicht plötzlich auf, man selbst zu sein. Mir tut es weh, das mitanzusehen.
Warum gibt man einander in dieser Situation nicht frei?
[….]
Liebe allein ist kein Argument dafür,
eine Beziehung weiterzuführen. Man muss auch zusammenpassen. Ist das nicht
gegeben, leiden beide, und da kann man lange hoffen, es wird sich nie ändern.
[….][….]
Kein
Chemiker unterschätzt die Macht der Pheromone, der hormonell gesteuerten Triebe
und der genetischen Determinierung.
Aber
sind wir heute nicht in glücklicherweise in einem Zustand der
Post-Natürlichkeit - „Natürlichkeit“ ist nämlich schlecht! –
die uns erlaubt einen Partner unabhängig von gesellschaftlicher Stellung,
Geldbeutel und äußerer Erscheinung zu wählen?
Was ist
mit den Leuten los, die zwar im Laufe ihres Lebens verschiedene Partner haben,
sich dabei aber immer genau den gleichen Typ auswählen?
Zum
Beispiel Boris Becker.
Zum
Beispiel Dieter Bohlen.
Es gibt
auch im Bereich der politischen Beziehungen bizarre Typ-Häufungen.
Selbst
in einem so diversen Land wie der USA scharrt ein gewisser
Präsidentschaftskandidat mit bizarrerer oranger Frisur nur Frauen um sich, die
phänotypisch absolut homogen sind:
Blond, blöd, dürr, fromm, künstlich, rechtsradikal und von außerordentlich abstoßendem Charakter.
Blond, blöd, dürr, fromm, künstlich, rechtsradikal und von außerordentlich abstoßendem Charakter.
NACHTRAG:
Nummer 7
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