Selbst wenn man am ganz rechten Rand der CDU steht und seit 20 Jahren eindrucksvoll beweist auch nicht über das kleinste Fünkchen eines sozialen Gewissens zu verfügen, ist es nicht schmeichelhaft als „der kleine Trump aus dem Sauerland“ in den Schlagzeilen zu stehen.
„Merz, der Sauerland-Trump“ nennen ihn die Zeitungen der konservativen RND-Gruppe.
„Sauerland-Trump“ gegen das „Establishment“, kommentiert FAZ-Herausgeber Berthold Kohler.
Diesen Vergleich hat sich CDU-Bundesvorsitz-Kandidat Friedrich Merz allerdings ganz allein selbst zuzuschreiben.
Seine Bewerbung als Parteichef und damit mutmaßlich auch
nächster Bundeskanzler ist von den typischen Trump-Charakteristika geprägt:
- Sich immer wieder selbst ein Bein stellen
- Doubling Down, also hanebüchene Aussagen anschließend sogar noch zu verschlimmern
- Lügen
- Unfähigkeit Fehler einzuräumen und Verantwortung zu übernehmen
- In Bausch und Bogen andere für das eigene Versagen verantwortlich machen
- Sich ausschließlich mit sich selbst beschäftigen
- Bei Gegenwind oder Kritik ausflippen und wüst um sich schlagen.
Die Umstände in Deutschland sind anders als in den USA.
Die CDU ist moralisch (noch) nicht so verkommen wie die GOP. Merz hat kein eigenes Medienimperium, das nur ihm zu Füßen liegt und ihn rund um die Uhr lobpreist. Das politische System ist nicht so verzerrend wie in den USA.
Merz ist reich, sehr reich, Millionen nimmt er durch seine Aufsichtsratssitze sein; in einem Hangar stehen zwei Privatflugzeuge in seinem Besitz. Aber das ist dennoch weit entfernt von dem Milliarden-Elternhaus, aus dem Trump stammt.
Der kleine Friedrich aus dem Sauerland hatte keinen Milliarden-Papi, der ihm sein halbes Leben lang mit einem Dukatenschweißer hinterher lief, um jede Dummerhaftigkeit gerade zu biegen und Probleme mit Geld zu zuschütten.
Und so wurde aus Merz, der am 11.11.2020 das Rentenalter von 65. Jahren erreicht eben nie das, was er sich als natürliche Position vorstellte: Parteichef, Bundeskanzler und mächtigster Mann Europas.
Im Gegenteil; es zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben, stets die größten Erwartungen zu entfachen und dann nicht liefern zu können.
Immer wenn es drauf ankam, scheiterte der Polit-Aussteiger und Politrentner:
ER ging gegen Angela Merkel im Kampf um den Vorsitz der CDU-Bundestagsfraktion unter, Edmund Stoiber überrollte ihn beim Kampf um die Kanzlerkandidatur von 2002, er wurde 2005 gar nicht mehr gefragt, er veröffentlichte „Mehr Kapitalismus wagen – Wege zu einer gerechten Gesellschaft“ ausgerechnet 2008, als die Mega-Finanzkrise jedem zeigte wie vollkommen verkehrt Merz damit lag, er gewann nie eine Wahl, übernahm niemals ein Regierungsamt und als seine Nemesis Merkel nach fast zwei Dekaden endlich den CDU-Vorsitz aufgab, versagte Merz auf dem Wahlparteitag so sehr, daß er AKK unterlag.
Seine Bierdeckel-Sprüche erwiesen sich als Metapher für sein ganzes politisches Leben: Immer das Maul aufreißen, aber nie irgendetwas umsetzen können.
Merz prescht gerne vor und schießt sich dann öffentlich
selbst ins Knie.
So auch just wieder geschehen bei seinem 48-stündigen öffentlichen Wutanfall nach
der Absage des CDU-Parteitags im Dezember.
[…..] Herrn Merz' Gespür für Eigentore
Der Kandidat für den CDU-Vorsitz will alle, die gegen ihn sind, öffentlich bekämpfen. Das legt den größten Unterschied zwischen ihm und der Kanzlerin offen: Auch sie hatte viele Widersacher, aber schwieg. Das hat sie stark gemacht. […..] Mit seiner Attacke gegen das sogenannte Partei-Establishment hat Friedrich Merz - absichtlich oder nicht - offengelegt, wo seine größte Schwäche und Angela Merkels größte Stärke liegt: Gemeint sind strategische Kraft und politische Klugheit. Sie hat davon sehr viel, ihm mangelt es daran sehr. […..]
Merkel trat nie so laut, so erwartungsvoll, so vollmundig, so selbstbewusst, so ego-zentriert, so machtgierig, so Messias-komplexig wie Merz auf.
Ihr Auftreten, ihre Optik, ihr Charakter sind hin vieler Hinsicht klein und bescheiden im Vergleich zu Friedrich Merz.
Umso mehr muss es ihn triggern, daß sie aber all das wurde, was er nie schaffte: Mächtig, Kanzlerin, Parteichefin, Wahlsiegerin.
Sie regiert, er redet sich um Kopf und Kragen – immer wieder.
Die Vergleiche mit Trump verdient sich Merz aber nicht nur mit seine kruden Attacken auf angeblich dunkle Mächte in der CDU, die ihn sabotieren wollen, sondern mit seinem Ego-Wahn, seiner Weinerlichkeit, dem rage-Tweeting und den üblen Folgen seines Verhaltens für die Demokratie.
[…..] Merz hat den Charaktertest nicht bestanden. Der rabiate Machtkampf in der CDU zeigt, wie bedrohlich sich die politische Kultur ändert.
Auf die Verlierer kommt es an. Das ist einer der Grundsätze der Demokratie, die ständig Verlierer produziert, da sie auf Abstimmungen und Wahlen beruht. Wenn Politiker ihre Niederlage nicht akzeptieren, setzen sie das System unter Stress. Das ist in der CDU passiert. Friedrich Merz kann sich nicht damit abfinden, dass der Parteitag wegen der Pandemie vom Dezember ins nächste Jahr verschoben wird. Er hält das für eine Intrige unter anderem seines Konkurrenten Armin Laschet, da der sich bei einem späteren Termin bessere Aussichten auf den Parteivorsitz ausrechne. Merz gibt den schlechten Verlierer, das ist das eine. Das andere ist, dass die CDU derzeit nicht weiß, wie sie zu einem Parteivorsitzenden und damit zu einem Kanzlerkandidaten kommen soll. Sie ist ratlos, hilflos, […..] Mit diesem Impuls spielt Merz, der behauptet, "Teile des Parteiestablishments" wollten verhindern, dass er Vorsitzender wird. Damit begibt er sich argumentativ in die Nähe von Rechtspopulisten wie Donald Trump oder der AfD, die gern einen Gegensatz zwischen dem "Volk" und den Politikern in den Hauptstädten konstruieren, um sich selbst als Anwälte der Bevölkerung aufspielen zu können. Auch Merz behauptet, die "Basis" stehe auf seiner Seite, also das Parteivolk. […..]