Als ich vor ein paar Tagen Blumen kaufte, war die Inhaberin halb verzweifelt. ‚Komm rein, komm rein, wir dürfen noch‘.
Sie befürchtete natürlich, ihren Laden erneut ganz schließen zu müssen, nachdem Hamburg mehr als drei Tage eine 100+Inzidenz aufwies.
‚Wir sind alle so vorsichtig, woher kommen denn bloß immer noch die Ansteckungen? Wer treibt die Inzidenz denn jetzt noch hoch?‘
In ihrem Blumenladen, in dem alle Kunden FFP2-Masken tragen und die Behörden genau Auflagen machen, fällt es wirklich schwer das zu verstehen.
Im Gegensatz zu ihr, war ich hingegen ziemlich viel im Auto unterwegs und konnte sowohl im Stadtpark, als auch an der Außenalster und in Eppendorf beobachten, wie überall diese eindrücklichen dunkelblau-weißen Aufsteller angebracht sind, die seit dem 24.02.2021 auf erweiterte Maskenpflicht hinweisen
Klar, die …
„Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der Freien und Hansestadt Hamburg (Hamburgische SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung - HmbSARS-CoV-2-EindämmungsVO) (gültig vom 20. bis 28. März 2021)“
…drückt es maximal kompliziert aus. Aber dafür gibt es schließlich an den betroffenen Arealen unübersehbare Hinweisschilder.
Nach meiner subjektiven Beobachtung halten sich bei dem gegenwärtigen sonnigem Wetter, etwa 20% der Eppendorfer Passanten an die Maskenpflicht, 5% der Spaziergänge an Alster und im gerammelt vollem Stadtpark, sowie 0% der Jogger und Fahrradfahrer, die keuchend ihre Sars-CoV2-Wolken hinter sich herziehen.
Am heutigen Montag lag die Inzidenz in Hamburg bei 114, morgen wird sie bei 115,2 liegen.
Wieso die Zahlen so stark steigen ist wenig rätselhaft. Ja, die über 80-Jährigen sind geimpft oder bleiben zu Hause. Die meisten Pflegeheimbewohner sind geimpft. Insgesamt wurden in Hamburg 173.735 Erstimpfungen und 79.430 Zweitimpfungen durchgeführt.
Aber die haben sich auch vorher nicht im Stadtpark gedrängelt.
Es sind die „ist-mir-doch-alles-egal“-Hedonisten der Teen- und Twen-Generation, die das Pandemiegeschehen befeuern.
In Hamburg gehen inzwischen über 80% der Neuinfektionen auf die hochinfektiöse britische B.1.1.7-Variante zurück.
Von allen Hamburger Corona-Infizierten, gehören mit 10.500 Fällen die meisten zu den 20-29-Jährigen. Es folgen die 30-39-Jährigen mit 9.800 Fällen.
Meine Gruppe der geburtenstarken Jahrgänge, die 50-59-Jährigen verhält sich deutlich disziplinierter, kommt auf 7.600 Fälle.
Das RKI schlüsselt die Corona-Infektionen in Deutschland nach Altersgruppen auf. Für die Kalenderwoche 10 (2021) sieht man klar, daß es die Jüngeren sind, die uns die hohen Inzidenzen bescheren.
Der für mich unangenehmste Aspekt des Corona-Themas ist, daß alles so erwartet kommt. Alles geschieht genau wie prognostiziert für den Fall, daß man nicht die entsprechenden Maßnahmen ergreift.Sehenden Auges schlittern wir eine fiese dritte Welle, in der die Intensivbetten knapp werden und Triage droht.
Schuld sind neben der Disziplinlosigkeit der Jungen, die mutwillige Verbreitung des Virus durch die Covidioten-Fraktion und die zauderig-zögerlichen Ministerpräsidenten, für die exemplarisch Laschet und Günther stehen. In Norddeutschland steuern wir auf einen Belegungsrekord zu.
In den meisten westdeutschen Bundesländern sind nur noch 13-15% der Intensivbetten frei.
Mitte März 2021 werden schon wieder rund 3.500 Covid-Patienten auf Intensivstationen künstlich beatmet. Das sind mehr als im ersten Lockdown April/Mai 2020, als die Leute noch diszipliniert waren.
Es sind nicht mehr die Hochbetagten, die die meisten Kapazitäten beanspruchen; sie sind geimpft oder sterben schnell, so grausam das klingt.
Die meisten Covind19-Patienten in den Krankenhäusern sind inzwischen unter 50 Jahre alt.
Tumb setzten Armin Laschet und Co weiter darauf die Schulen und Kitas zu öffnen, obwohl sie seit einem Jahr verschlampten, Belüftungsmaschinen und Schnelltests zu besorgen.
[….] Der Blick in Nachbarländer indes zeigt: Das Öffnen der Schulen ist ganz offenbar mit erheblichen Risiken verbunden. Der belgische Premierminister Alexander De Croo zog die geplanten Öffnungsschritte vergangenen Freitag in einer denkwürdigen Pressekonferenz zurück. Der Grund: Fast die Hälfte der Covid-Kranken in den Kliniken sei mittlerweile unter 48 Jahre alt. Und hätte sich hauptsächlich bei den eigenen Kindern angesteckt. Ähnlich sieht es in Österreich aus: Die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen liegt in Wien und dem Burgenland etwa bei 500. Seit den Schulöffnungen Anfang Februar stieg auch die Landes-Inzidenz dramatisch. [….]
Das derzeitige Corona-Chaos der debakulierenden C-Ministerpräsidenten ist gefährlicher denn je.
Die Beispiele Südafrika und die apokalyptische Lage in Brasilien zeigen, daß die Hoffnung auf die warmen Sommertemperaturen blanker Unsinn ist, wenn die Mutanten übernehmen. Wieso glauben die Laschets nun, Inzidenzen und R-Werte wären zu vernachlässigende Kriterien, über die man sich auch nach Belieben hinwegsetzen könne?
[….] Inzidenz 100, 200, wer bietet mehr? Was soll schon noch Schlimmes passieren, so das Kalkül, wenn demnächst alle Alten geimpft sind?
Folgendes wird passieren: Mit voller Wucht wird die dritte Welle die Mitte der Gesellschaft treffen – die 50- bis 80-Jährigen, die zu jung sind für die Impfung und zu alt für leichtere Krankheitsverläufe. Allein von den 50- bis 60-Jährigen gehört jeder Zweite zur Risikogruppe, hat Bluthochdruck, starkes Übergewicht oder Diabetes. Mediziner warnen davor, dass im Mai zwischen 12.000 und 25.000 Coronapatienten auf den Intensivstationen um ihr Leben kämpfen müssten, im Januar waren es maximal 6000. Jeder zweite Beatmungspatient wird sterben. Von den Überlebenden wird fast jeder Dritte unter den Langzeitfolgen (»Long Covid«) zu leiden haben. Die britische Variante breitet sich besonders in Kitas und Schulen aus und führt selbst bei Kindern häufiger zu schweren Verläufen. Und schließlich: Je mehr Menschen sich anstecken, desto wahrscheinlicher entstehen weitere gefährliche Mutationen. [….] Viele Menschen sind müde vom nicht enden wollenden Shutdown – das Virus ist es nicht. Mit einem Virus kann man keine Waffenruhe schließen. Niemand käme im Krieg auf die Idee, auf die Flucht in den Bunker zu verzichten, weil er müde ist von den fallenden Bomben. Die bittere Wahrheit lautet: Wir müssen nicht lernen, mit dem Virus zu leben, sondern uns weiter vor ihm schützen – auch wenn das bedeutet, notfalls noch ein paar Wochen oder Monate im Bunker auszuharren, weil die Abwehrmittel auf sich warten lassen. […..]
(Olaf Stampf, SPIEGEL-Leitartikel, 20.03.2021)
Ich sehe schwarz, und zwar dunkelschwarz!