Zweifellos
bestehen alle menschlichen Volksgruppen und Nationalitäten hauptsächlich aus
Widerlingen; so ist Homo Sapiens nun einmal.
Es ist
daher absurd und ungerecht einzelne Völker zu lobpreisen und andere zu
verdammen.
Aber wer
ist schon fair und objektiv?
Natürlich
stecke auch ich voller Vorurteile, hege Zu- und Abneigungen aufgrund
willkürlicher subjektiver Kriterien.
Sehe ich
einen Dreizentner-Texaner mit Cowboyhut und Schlangenlederstiefeln oder einen
Glatzkopf mit schwerem sächsischem Akzent, erwarte ich, daß der irgendwas
höchst Unsympathisches von sich gibt.
Dabei
gibt es gelegentlich positive Überraschungen, wenn sich so einer als „nett“
herausstellt.
Umgekehrt
ist es aber schlimmer, weil Enttäuschung hinzukommt.
Kommen aus
einer Volksgruppe, die man bisher mit positiven Vorurteilen bedacht hatte,
rechtsradikale Töne, bin ich ernsthaft deprimiert.
Ich
liebe Dänen und Holländer – umso gräßlicher, wenn gerade die rechtspopulistisch
wählen.
Insbesondere
hege ich seit Dekaden eine große Vorliebe für die britischen Nationen.
Ich mag
das Spleenige, die Popkultur, die angelsächsische Musik, das lustige Königshaus
und natürlich erst recht den englischen Hang zur Exzentrik.
Wieso
müssen also ausgerechnet die Briten so einen europafeindlichen Mist wie den
Brexit anzetteln?
Rhetorische
Frage; man kennt die Gründe: Miserable Berichterstattung, extrem tendenziöse
Boulevardmedien, radikale-unverschämte Lügen der Brexiteers und enormes Phlegma
der jüngeren Hälfte der Briten.
Nur
wenige Tage nach der Abstimmung bedauerte Queen Elisabeths Volk schon die
Entscheidung, räumte ein sich gar nicht mit den Konsequenzen beschäftigt zu
haben.
Im
vergangenen Jahr gab sich allerdings die neue britische Regierung große Mühe
sich von ihrer unangenehmsten Seite zu präsentieren. Ungeniertes Einschleimen
bei Donald Trump, unfaire Behandlung der europäischen Freunde und unerhörte
Drohungen mit Erpressung.
Und was
machen die englischen Wähler daraus, die am 08.06.2017 ein neues Parlament
wählen? Sie werden mutmaßlich den Tories eine riesige Mehrheit bescheren. Die Konservativen führen mit 15-20 Prozentpunkten vor
Labour.
Dabei
sieht die britische Zukunft unter Tory-Führung düsterer aus, denn je.
Über 100
Milliarden Euro muß England womöglich an die EU zahlen.
[….]
Bislang war die Rede von 60 Milliarden
Euro. Diese Summe könnte Großbritannien beim Verlassen der Europäischen Union
in Rechnung gestellt werden, hieß es stets. Premierministerin Theresa May lehnt
das kategorisch ab, ihre Regierung werde "keine gewaltigen Summen an die
EU zahlen".
Die "Financial
Times" berichtet nun, die Forderung an Großbritannien könne noch deutlich
höher ausfallen. Demnach sei in Brüssel die Rede von über 100 Milliarden Euro.
Die höhere Summe gehe vor allem auf Deutschland und Frankreich zurück, heißt es
in dem Bericht weiter. Die EU-Verhandlungsführer hätten ihre ersten,
ursprünglichen Kalkulationen als Reaktion auf Anfragen von mehreren
EU-Mitgliedsländern überarbeitet und dabei die maximalen Forderungen erstellt.
Bei den Zahlungen geht
es um die Schlussrechnung für Großbritannien zu Verpflichtungen nach über 40
Jahren EU-Mitgliedschaft. Dazu zählen Haushaltsverpflichtungen, Zusagen
gegenüber EU-Institutionen sowie Pensionskosten für Beamte und etliches mehr. [….]
Das ist,
absolut betrachtet, ohnehin eine gewaltige Summe.
Sie ist
relativ aber sogar noch schlimmer, da wie erwartet die britische Wirtschaft
schon jetzt aufgrund ihres europhoben Kurses schrumpft.
[….]
Schlechte Nachrichten für Großbritanniens
Wirtschaft: Die Firmen im Vereinigten Königreich haben im März deutlich weniger
produziert - und das bereits den dritten Monat in Folge. [….] In der Industrie fiel der Rückgang mit 0,6
Prozent ebenfalls überraschend stark aus. Fachleute hatten dort eigentlich
keine Veränderung des Produktionsvolumens erwartet. Aus anderen Daten ging
zudem hervor, dass sich das britische Handelsdefizit stärker ausgeweitet hat,
als angenommen. [….]
Dabei
ist Großbritannien noch EU-Mitglied; die Wirtschaft dürfte noch deutlich mehr
schrumpfen, wenn der Austritt vollzogen wird. Schon jetzt setzt eine große
Flucht der internationalen Unternehmen ein.
[….]
BaFin rechnet mit Umzug vieler Londoner
Banken nach Frankfurt
Zahlreiche Londoner
Banken werden nach Einschätzung der Finanzaufsicht BaFin wegen des Brexit
Geschäfte nach Deutschland verlagern.
Deutlich mehr als 20
in Großbritannien ansässige Banken haben inzwischen wegen des Brexits bei der
deutschen Finanzaufsicht BaFin vorgesprochen. Eine zweistellige Zahl habe
bisher signalisiert, dass sie sich für den Standort Frankfurt interessiere,
sagte der Chef der Bankenaufsicht, Raimund Röseler. Viele Geldhäuser würden die
Anträge auf eine Banklizenz in Deutschland vorbereiten und vermutlich im
zweiten Halbjahr einreichen.
[….]
Viele deutsche und französische Politiker
fordern, dass auch die Abwicklung von Derivategeschäften in Euro von London auf
den Kontinent verlagert werden muss. […]
Der
britische Außenminister Johnson verbreitet unterdessen flotte Ideen zum Thema
wer die 12-stelligen Kosten übernehmen könnte, die in der Hauptsache Johnson
selbst verursacht hat: Die anderen EU-Nationen!
Kann man
sich nicht ausdenken.
[…..] Der
Streit zwischen der EU und Großbritannien über die Kosten des Brexits
verschärft sich zusehends. Außenminister Johnson hat nun einen neuen Vorschlag
vorgelegt. Brüssel solle die gesamten Kosten übernehmen - und dafür nennt er
Gründe.
[…..]
Brüssel will Vermögenswerte wie
EU-Gebäude bei den Scheidungskosten nicht verrechnen. Die Begründung: Sie
gehören der EU als Rechtsperson, die bestehen bleibt.
"EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker denkt, dass es das Hotel
California ist, wo man auschecken kann, aber man kann niemals gehen. Er hat
unrecht", sagte Johnson in Anspielung auf einen Eagles-Song. [….]