Immer
wenn ich mit meinen Ami-Verwandten telefoniere, fragen sie mich sehnsüchtig
wann ich sie denn mal besuchen komme.
Möglicherweise
liegt das nicht speziell an mir, sondern daran, daß Amerikaner generell
freundliche, lockere Menschen sind.
Diesen
herzlichen unverbindlichen Plauderton können sie wesentlich besser als Deutsche.
Nach meinem Eindruck sind sie dabei auch geübter im Humor, machen mehr selbstironische
Bemerkungen.
Als
Reisemuffel mit ganz ganz leichten Vorbehalten gegenüber der amerikanischen
Politik und Religiosität, zeige ich mich natürlich immer begeistert und dankbar
für die Einladung, habe aber stets einen handfesten Grund zur Hand, weswegen
das im Moment gerade nicht geht.
In
dieser Beziehung ist Trump ein Glücksfall, denn nun habe ich eine perfekte
Ausrede; sorry, aber ich will eine „America first“-Administration unter Trump
nicht unterstützen, indem ich die Tourismusindustrie ankurbele und in den USA
Geld ausgebe.
Für
meine Urlaubsplanung gilt „America last!“ Das sind meine privaten
Wirtschaftssanktionen, die zwar auch die Majorität der Amerikaner treffen, die
Trump nicht gewählt hat, aber ich glaube, es hilft letztendlich der ganzen
Nation, wenn die Trumponomics sich als gewaltiger Fehlgriff erweisen und es zu
einer tiefen Rezession kommt.
Denn nur so lernen die Hillbillies und Rednecks, daß man keine nationalistischen Rassisten wählen darf.
Denn nur so lernen die Hillbillies und Rednecks, daß man keine nationalistischen Rassisten wählen darf.
Na gut,
allzu hart sind meine Privatsanktionen nicht, da ich ohnehin nicht nach Amerika
geflogen wäre. Aber mein nächstes Notebook kommt nicht noch einmal von hp.
[…..]
Eine Umfrage für das
Tourismus-Fachmagazin FVW bestätigt diesen Trend. Danach verspürt jeder zweite
Deutsche, der grundsätzlich an einer USA-Reise interessiert ist, wegen der
Politik von US-Präsident Trump derzeit keine „sonderlich ausgeprägte Lust“ auf
Nordamerika.
Das Magazin hat bei
der GfK eine repräsentative Befragung in Auftrag gegeben: Bei 46 Prozent der
USA-Reiseinteressierten hat sich demzufolge der Blick auf die Vereinigten
Staaten durch die ersten Wochen der Präsidentschaft Trumps verändert. Sie
würden derzeit nicht Urlaub in den USA machen, da sie sich unwillkommen fühlen
oder die Politik von Donald Trump nicht durch Urlaubsreisen unterstützen
wollen. [….]
[….]
Die fetten Jahre für die US-Reisebranche
scheinen erst einmal vorbei. Als Auslöser gilt nicht nur der starke Dollar,
sondern auch die aggressive Politik. [….] Im vergangenen Jahr setzte die amerikanische Tourismusbranche mehr als
250 Milliarden Dollar mit Gästen aus anderen Ländern um. Die fetten Jahre sind
jedoch, das prognostizieren mehrere Studien, erst einmal vorbei. Trump Slump
nennen sie diese Entwicklung, den Trump-Durchhänger.
Das staatliche Bureau
of Economic Analysis, das regelmäßig Daten zur volkswirtschaftlichen
Entwicklung herausgibt, hat Anfang April errechnet, dass die Einnahmen durch
ausländische Touristen in den drei Monaten nach der Wahl von Donald Trump zum
US-Präsidenten gegenüber den drei Monaten davor um 10,2 Prozent gesunken sind.
Und das Marktforschungsinstitut Tourism Economics schätzt, dass in diesem Jahr
4,3 Millionen weniger Gäste in die USA reisen werden, im kommenden Jahr gar 6,3
Millionen. […]
[…..] Im
Land dieses Präsidenten? Seit Donald Trump vor fast einem Jahr die Wahl
gewonnen hat, haben die Vereinigten Staaten für viele Bundesbürger dramatisch
an Faszination verloren. Noch 2015 war die Zahl der deutschen USA-Besucher mit
2,3 Millionen auf einen neuen Rekordstand geklettert. Heute dagegen erscheint
das einstige Traumziel manch Reisewilligem plötzlich als Heimstatt der
Sonderlinge, der Hitzköpfe und Hinterwäldler.
[….]
Schon 2016 war die Zahl der ausländischen
Besucher wegen des anziehenden Dollar-Kurses merklich zurückgegangen.
Mittlerweile scheint der Höhenflug der Währung gestoppt, der negative
Tourismustrend aber hat sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres
ungebremst fortgesetzt: Allein zwischen Januar und Mai kamen fast 840 000
ausländische Touristen weniger ins Land als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Rechnet man die Kanadier heraus, die sich als direkte Nachbarn gern vom
Welttrend abkoppeln, liegt das Minus gar bei 1,2 Millionen oder 5,6 Prozent.
[….]
Besonders dramatisch sind die Einbrüche
bei Besuchern aus Russland, Brasilien, der Schweiz und Mexiko. Der Tourismus
aus Afrika und Vorderasien ist wegen Trumps Einreisestopp und seiner
Dauerkritik am Islam mit Rückgängen von bis zu 40 Prozent gar regelrecht
kollabiert. [….] Verunsichert sind
auch viele große Unternehmen, die in den USA Fabriken betreiben oder das Land
als unersetzlichen Absatzmarkt betrachten. Ihre Direktinvestitionen lagen im
ersten Vierteljahr um 44 Prozent, im zweiten gar um 54 Prozent unter den
jeweiligen Vorjahreswerten.[…..]