Eins
sollte ich doch in den letzten zehn Jahren gelernt haben: Unterschätze niemals
die Dummheit und Bösartigkeit amerikanischer GOPer.
GWB war
so klar der „worst President ever“, daß man verführt wurde zu denken, es könne
nur noch besser werden. Aber das wurde spätestens 2008 mit Sarah Palins
VP-Kandidatur obsolet.
Erstaunlicherweise
ging es anschließend sogar noch weiter bergab. Man erinnere sich nur an Herman
Cain 2012.
In
diesem amerikanischen Wahljahr haben die Republikaner zweifellos das Wunder
vollbracht, das bisherige unterirdische Niveau noch einmal zu unterbieten.
Trump, Fiorina, Carson, Cruz – da wurde gar nicht mehr versucht wenigstens ab
und zu mal die Realität zu steifen, sondern eine frei schwebende Hass-Parallelwelt
erschaffen, gegen die Schilda als Hort der Vernunft wirkt.
Letzte
Nacht beging ich nun den schweren Fehler ein bißchen republican convention in
Cleveland zu gucken, nachdem Donald Trump offiziell zum
Präsidentschaftskandidaten gekürt wurde.
Nur
folgerichtig, daß sich die größten rechtsradikalen Flitzpiepen Europas bei
Trumps Fans einfanden.
Beim Parteitag der
US-Republikaner geben sich führende Rechtspopulisten aus Europa ein
Stelldichein. Der Niederländer Geert Wilders zog bei seinem Eintreffen bei der
Versammlung am Dienstag Parallen zwischen der politischen Stimmung in Europa
und den USA: «Was in Amerika passiert, passiert auch in Europa. Die Menschen
fühlen sich nicht mehr vertreten.» Wilders äusserte unter Bezug auf
Präsidentschaftsbewerber Donald Trump die Hoffung, dass sich in den USA wie
Europa ein gleicher neuer Typus von Führungspolitiker etabliert. Damit die
Entwicklung auf beiden Kontinenten in die gleiche Richtung gehe, «würde es
sicherlich helfen, wenn Trump gewählt wird», sagte der niederländische
Rechtspopulist.
Auch der frühere Chef
der rechtspopulistischen britischen Ukip-Partei, Nigel Farage, wurde zu dem
Parteitag in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio erwartet. Die Versammlung soll am
Dienstag den rechtspopulistischen Immobilienmilliardär Trump als
Präsidentschaftskandidaten nominieren.
Unglaublich,
aber wahr: Ich bin immer noch zu überraschen.
Aus
purem Irrsinn war die Convention bisher vor allem eine NRA-Bejubelungsveranstaltung
und eine geradezu exorzistische Dauerverdammung Hillary Clintons.
Daß
Amerika als ein völlig verkommenes Land am Abgrund gesehen wurde und die Redner
logen, daß sich die Balken bogen, versteht sich von selbst.
[….]
Donald Trumps Festival der Lügen
Selten wurde auf einem
US-Parteitag so viel gelogen wie jetzt beim Treffen der Republikaner. Das ist
ganz im Sinne des frisch gekürten Präsidentschaftskandidaten - Trumps gesamter
Wahlkampf fußt auf Unwahrheiten.
Kerry Woolard ist wohl
die erste Winzerin, die auf einem US-Wahlparteitag eine Ansprache zur besten
Redezeit hält. Da steht sie, die Chefin der Trump Winery, in flammendem Republikaner-Rot.
Vor ihr sprachen ein Gouverneur, nach ihr kommt eine Senatorin, alle reden von
hoher Politik. Woolard redet von Wein.
Besser gesagt vom
Weingeschäft: "Die Einnahmen sind eindrucksvoll", sagt sie.
"Fast hundert Prozent Umsatzwachstum in fünf Jahren." Und das nur
dank Donald Trump, der das Weingut 2011 gekauft und gerettet habe. Fazit: Trump
sei "ein Visionär", der "das Leben der Menschen verbessern"
werde.
Eine hübsche
Geschichte. Sie hat nur einen Haken: Die Trump Winery ist weder "das größte
Weingut an der Ostküste", wie Trump gerne prahlt - noch gehört sie ihm.
Wie so oft leiht er nur seinen Namen. Die Kellerei selbst stellt auf ihrer
Internetseite klar, sie habe "mit Donald J. Trump nichts zu tun".
[….]
Ein Redner nach dem anderen tritt da ans
Podium der Quicken Loans Arena, benannt nach einer unter Betrugsverdacht
stehenden Hypothekenfirma, und beschwört eine bizarre Fantasiewelt, in der
Amerika am Abgrund steht, Hillary Clinton eine Mörderin ist und Donald Trump
ein ehrenwerter Geschäftsmann/Winzer. Und je schamloser die Lüge, desto lauter
der Jubel der Delegierten.
[….]
So ging es weiter. Unter Präsident Barack
Obama seien Amerikas Städte viel unsicherer geworden (das Gegenteil ist der
Fall), sei die Arbeitslosenquote gestiegen (das Gegenteil ist der Fall), seien
die Löhne gesunken (das Gegenteil ist der Fall). [….][….]
Man ahnt
gar nicht wie viele auf den ersten Blick harmlos wirkende Semi-Promis die
krudesten Theorien verbreiten.
Der
gebürtige Römer Antonio Sabàto junior, 44, in den 90ern als Unterwäschemodel
und Seriendarsteller in Hollywood unterwegs, will nach siebeneinhalb Jahren
unter muslimischer Präsidentschaft wieder einen christlichen US-Präsidenten.
“We had a Muslim
president for seven and a half years. I don’t believe he is [a Christian] ...
He’s with the bad guys,” Sabato told ABC News during an interview following his
speech at the Republic National Convention podium.
When pressed by ABC
about whether his remarks and support for Trump will hurt his career in Hollywood,
Sabato brushed it off.
“If Hollywood feels a
certain way about me because I’m speaking about Trump, then so be it,” he said.
“I don’t worry about it ... I’ll find a job.”
Relativ
zum Schluß, noch eben vor der durchgeknallten Kimberlin Brown (eine rechtsradikale
Soap-Darstellerin), holte man den ehemaligen GOP-frontrunner Ben Carson, also den König der Irren auf die Bühne.
Selbstverständlich
sprach auch Carson kein einziges Wort über ökonomische Pläne oder überhaupt
irgendwelche konkreten Programme Trumps.
Stattdessen
überraschte er die Zuschauer außerhalb der Halle mit der Erkenntnis, Hillary Clinton stünde mit Saul Alinsky und Luzifer
in Verbindung.
Für die
GOP-Delegierten war das eine ganz übliche Erkenntnis.
Man
applaudierte.
Carsen
erklärte, so biete sich die einmalige Gelegenheit bei der Wahl zu entscheiden,
ob man für
Satan oder für Gott stünde.
Von der demokratischen
Kandidatin wird in Cleveland mit einer Wut und einem Hass gesprochen, der
selbst für das vergiftete politische Klima Amerikas außergewöhnlich ist. Als
Chris Christie, Gouverneur von New Jersey und ehemaliger Staatsanwalt, am
Dienstagabend eine "Anklageschrift" gegen Clinton vortrug, brüllten
ihm die Delegierten wieder und wieder das Urteil zu: "Schuldig!"
Weißhaarige Damen keiften verzückt: "Sperrt sie ein, sperrt sie ein!"
Ihn habe die Szenerie eher an einen Hexenprozess als an einen Parteitag
erinnert, sagte später ein indignierter CNN-Kommentator.[…]