Mittwoch, 7. Februar 2024

Der AfD-Wahlhelfer des Tages

Es ist eine Schwäche, vielleicht eine Sucht. Oder eine Neurose. Und es ist extrem masochistisch. Aber ich kann nicht damit aufhören, einmal am Tag auf David Bergers antisemitischen verschwörungstheoretischen ultrarechtsextremen, rassistischen Hetzblog „Philosophia Perennis“ zu gucken.

Das ist wie mit der stinkenden verwesenden Qualle, die man beim Strandspaziergang entdeckt; man weiß ja, daß sie ekelhaft ist, muss aber doch hingehen, um sie genau anzugucken. Oder wie mit einem verschorften, hundertmal aufgekratztem Mückenstich am Arsch, den man immer wieder unbewußt blutig pult.

Da Berger im Gegensatz zu Kreuznet vollkommen humorlos schreibt, fällt das Lesen seiner Nazi-Tiraden generell schwer, obwohl ich ehrlich beeindruckt bin, wie er trotz maximaler Perfidie und Heuchelei, dazu in der Lage ist, sich täglich noch selbst zu untertreffen.

Der eine winzige Nutzen der PP-Lektüre, besteht in der Indikatorfunktion für die Stimmung in der faschistischen Szene.

So spie der Urinduscher Gift und Galle über die Anti-AfD-Demos und bewies damit, wie sehr die Nazis davon eingeschüchtert werden.

Wenn der Knitterkopp mit den Gammelzähnen so richtig in Rage gerät, weiß man Deutschland auf dem richtigen Weg:


Ist der xenophobe Dunkelkatholiban, wie heute, beglückt und begeistert, muss offenkundig irgendetwas wirklich Übles passiert sein.

Gestern passierte Markus Lanz, der sein 1,8 Millionen-Honorar erneut dazu verwendete, ungeniert Werbung für die AfD zu machen.

Diese Woche sind AfD Politiker wieder in allen Talk Shows zu Gast. Viele ihrer Aussagen bleiben unhinterfragt. Forschung zeigt klar wie das rechtsextreme Positionen legitimiert. Die Idee man könnte sie stellen ist eine Illusion. Medien legitimieren weiter radikal rechts

(Tarik Abou-Chadi (@tabouchadi) February 7, 2024)


Ich gehe nicht so weit, Lanz zu unterstellen, er wolle bewußt die den AfD-Chef in den Umfragen hochjazzen. Das kann ich gar nicht beurteilen, weil ich mir nicht antun wollte, das Talkshow-Elend selbst anzugucken. Vielleicht ist er auch einfach nur zu dumm, um die Medienmechanismen zu begreifen. Vielleicht hatte er vor, Chrupalla in die Ecke zu treiben, war aber aufgrund seiner intellektuellen Leichtgewichtigkeit, nicht dazu in der Lage.

Aber die Reaktionen sind eindeutig: Die Nazis jubeln vor Glück und alle seriösen Journalisten sind entsetzt vom ZDF.

 

[…..] Die Lanz-Sendung vom 6.2.2024 war wieder mal ein Paradebeispiel, warum die Medien endlich begreifen müssen, dass sie enormen Schaden anrichten, wenn sie immer noch AfD-Rechtsextremisten in ihre Sendungen einladen, um ihnen eine große Bühne zu bieten, für deren gefährliche Desinformation und Selbstverharmlosung. […..] Die Diskussion gab wieder einmal Chrupalla die Möglichkeit, kritischen Fragen auszuweichen und die Realität zugunsten seiner Partei zu verdrehen. Er verteidigte auch Alice Weidels umstrittene Aussagen im Bundestag und argumentierte, dass solche Äußerungen von der Meinungsfreiheit gedeckt seien, obwohl sie die Grenzen des politisch Akzeptablen weiter verschieben. […..] In der rechtsextremen Medienwelt wird schon wieder eine ganz andere Erzählung inszeniert über die gestrige Lanz-Sendung.

Es ist völlig egal, ob man Chrupalla „stellen“ kann oder „zerstören“, der hat bereits dadurch gewonnen, dass er eingeladen wurde.

Verfechter der Einladung von AfD-Rechtsextremisten in Talkshows meinen, dort könnte man sie gut „stellen“ und „entlarven“. […..] Während schon die vierte Woche Millionen Menschen gegen die rechtsextreme AfD und die Normalisierung des Rechtsextremismus auf die Straße gehen, machen die Öffentlich-Rechtlichen diese ganze Anstrengung zunichte, wenn sie immer und immer wieder diesen Rechtsextremisten eine Bühne bieten. […..] Nein, natürlich hat Chrupalla nicht Lanz zerstört. Aber Lanz auch nicht Chrupalla. Und auch Maischberger die Woche zuvor nicht. Das ist ja das Problem. Chrupalla und seine Partei zerstören aber mit jedem Auftritt immer weiter unsere Grundlage eines gemeinsamen Konsenses, der für die Demokratie unabdingbar ist. Wir sägen selbst an den Ästen, auf denen wir sitzen. Es wird endlich Zeit, dass wir damit aufhören. […..]

(Thomas Laschyk, Feb 7, 2024)

Lanz ist zu allem Übel ein Wiederholungstäter, der immer wieder rechten Schwurblern den Roten Teppich ausrollt. Er ist offenkundig schlicht und ergreifend zu doof, um beispielsweise Richard-David Precht zu stoppen, wenn dieser im Gespräch mit ihm antisemitische Lügen verbreitet.

[…..]  Lanz, Miosga & Co.: Hört auf, den Mini-Trump der AfD salonfähig zu machen!

Zu Hunderttausenden, ja zu Millionen stehen sie dieser Tage und Wochen auf, ergreifen auf Straßen und Plätzen Partei für unsere Demokratie und gegen Rechts. Vor allem beziehen sie Position gegen die unsägliche AfD. Und ausgerechnet jetzt machen die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF diese AfD salonfähig, bieten ihre Talkshows als Propaganda-Bühnen für die Rechtsausleger-Partei. Was für eine politische Verrücktheit, was für eine Torheit!

Mit der ARD-Neu-Talkerin Caren Miosga fing es an. Die verkündete schon vor ihrem Start geradezu programmatisch, sie werde auch AfD-Politiker zu ihren Diskussionen einladen. Dann machte erst Sandra Maischberger (ebenfalls ARD) ernst und nach ihr Markus Lanz im ZDF. Beide holten den AfD-Chef Tino Chrupalla in ihre Runden. Wer gemeint hatte, Chrupalla mit seiner betont biederen Malermeister-Attitüde könne im Diskurs mit guten Argumenten auseinandergenommen werden, auf dass AfD-Sympathisanten ins Nachdenken kommen, sah sich getäuscht – bei Maischberger wie bei Lanz.

Mit fröhlichem Grinsen stellte Chrupalla eindeutige Fakten klar in Abrede, bewährtes Rezept aller rechtsradikalen Populisten, von Donald Trump erfolgreich vorgemacht hat. Die europafeindliche AfD will Deutschland aus der EU lösen, und Herr Chrupalla behauptete einfach mal so, dann ginge es uns viel besser. Als ein fast schon fassungsloser Markus Lanz dem AfD-Chef die Berechnungen seriöser Wirtschaftswissenschaftler entgegenhielt, dass ein EU-Austritt Deutschland massenhaft Arbeitslosigkeit und ungeheure Milliarden-Summen an Wirtschaftskraft kosten würde, versuchte Chrupalla nicht einmal, das argumentativ zu entkräften. Er konterte ganz simpel, das glaube er einfach nicht. Bei solcher Chuzpe ist jede Diskussion ganz schnell am Ende und AfD-Sympathisanten können jubeln. […..] Oft wird angeführt, man dürfe die AfD nicht aus den Talkshows ausschließen, immerhin sei sie gewählt. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Fernsehauftritte von AfD-Politikern ein Affront sind gegen die Millionen Demokraten, die dieser Tage auf die Straßen gingen und gehen, um unseren Verfassungs- und Rechtsstaat gegen die Höckes, Chrupallas und Weidels zu verteidigen.

Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass Björn Höcke schon bald Ministerpräsident von Thüringen wird. Für den Fall werde er das öffentlich-rechtliche Fernsehen wie auch den Rundfunk in seinem Land abschaffen, hat Höcke öffentlich verkündet. Deshalb sei ARD und ZDF der berühmte Spruch in Erinnerung gerufen, der Bert Brecht zugeschrieben wird: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.“  […..]

(Christoph Lütgert, 07.02.2024)

Lanz, der AfD-Wahlhelfer des Tages, sollte sich wirklich schämen!