Konservative
amerikanische Lobbyorganisationen sind professionell.
Als
besonders effektiv erachte ich ihre Begriffswahl.
„Pro
Life“ oder „Family Values“. Das ist genial. Damit wird ein allgemein als
positiv erachteter Terminus okkupiert und diejenigen, die sich politisch anders
aufstellen, werden gleich in eine negativ konnotierte Ecke gestellt.
Es wird
eine Scheindebatte aufgezwängt. Als ob irgendjemand GEGEN das Leben oder GEGEN
die Familie wäre.
In
Deutschland benutzen die radikalen Abtreibungsgegner zwar formal den gleichen
Begriff, nämlich „Lebensschützer“, aber das funktioniert nicht ganz so gut,
weil „Schützer“ ungebräuchlicher als das simple „pro“ ist und weil die
gesellschaftspolitischen Gewichte hier anders verteilt sind.
Die Typen,
die beim jährlichen Berliner „Marsch für das Leben“ ihre Holzkreuzchen
spazieren führen, werden von einer überwältigenden Mehrheit der Bürger nicht
ernst genommen.
Erfolgreicher
sind die Homohasser, die genau wie in Amerika den Begriff „Familie“ okkupieren.
Damit unterstellen sie allen Vertretern einer liberaleren Linie einen
Antagonismus zur Familie. Gebetsmühlenhaft wird auf das
Grundgesetz, welches die Familie schützt, verwiesen, so daß LGBT-Rechtler auch
noch in die Ecke der Verfassungsfeinde gerückt werden.
Artikel 6 GG
(1) Ehe und Familie
stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
(2) Pflege und
Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst
ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche
Gemeinschaft.
(3) Gegen den Willen
der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der
Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die
Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.
(4) Jede Mutter hat
Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.
(5) Den unehelichen
Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche
und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie
den ehelichen Kindern.
Sachlich
ist es natürlich völlig falsch, daß eine gleichgeschlechtliche Ehe einer
gegengeschlechtlichen Ehe irgendetwas wegnähme.
Art. 6
wird davon überhaupt nicht berührt.
Dennoch
verwenden Rechte von Ratzi bis Lucke immer wieder dieses grotesk falsche Bild.
[…] Papst
Benedikt XVI. hat erneut eine Verwässerung des klassischen Familienbildes
kritisiert - und damit indirekt gleichgeschlechtliche Beziehungen. Ohne die
Homo-Ehe ausdrücklich zu erwähnen, warnte der Pontifex bei einem
Weihnachtsempfang für die Kurie im Vatikan vor einem "Angriff auf die
wahre Gestalt der Familie aus Vater, Mutter, Kind".
In den vergangenen
Monaten waren international immer wieder Debatten über gleichgeschlechtliche
Partnerschaften und das Adoptionsrecht homosexueller Paare aufgeflammt.
Benedikt sprach von einer "Krise der Familie". In einigen Ländern, so
die Nachrichtenagentur Reuters, gehe die katholische Kirche auf lokaler Ebene
deshalb Allianzen mit Juden, Muslimen und Vertretern anderer Religionen ein, um
gegen eine Legalisierung der Homo-Ehe vorzugehen.
Der Papst beklagte die
"tiefe Unwahrheit" moderner Theorien über die sexuelle Identität,
wonach das Geschlecht eine persönliche Entscheidung sei. Als Grundlage zitierte
er dafür die Worte der französischen Schriftstellerin, Philosophin und Feministin
Simone de Beauvoir: "Man wird nicht als Frau geboren, sondern man wird
dazu." […]
[…]
Diskriminierung muss nicht als grobe
Beschimpfung daherkommen. Oft verbirgt sie sich in subtilen Sticheleien, oder
im überschwänglichen Lob einer Lebensform, wenn in Wahrheit die andere
herabgewürdigt werden soll. Ein anschauliches Beispiel bot der Parteitag der
Alternative für Deutschland im hessischen Gießen. Parteichef Bernd Lucke sprach
vor dem zerstrittenen Landesverband über Ex-Fußballer Thomas Hitzlsperger, der
sich kurz zuvor zu seiner Homosexualität bekannt hatte.
Solche Beichten
erforderten heutzutage doch keinen großen Mut mehr, dozierte VWL-Professor
Lucke. Mutig wäre es gewesen, wenn der Sportler die "Verfallserscheinungen"
von Ehe und Familie gegeißelt hätte, wenn er sich dazu bekannt hätte, dass
diese Lebensformen "für unsere Gesellschaft konstitutiv sind".
Luckes Botschaft war
klar: Unter Ausgrenzung leiden in Deutschland nicht etwa homosexuelle Paare,
bedroht sind klassische Beziehungen - Vater, Mutter, Kind. Das Statement des
AfD-Vorsitzenden hat Kalkül: Seit ihrer Gründung sendet die AfD mehr oder
weniger subtile Lockrufe an erzkonservative, bibeltreue und homophobe Wähler
aus. […] Beatrix von Storch, designierte
Europawahl-Kandidatin des Berliner Landesverbands, [wettert] offen gegen die Macht der
"Schwulen-Lobby". Die AfD Bayern klagt auf Facebook, dass im
Fernsehen Homosexualität "beworben" werde. Und die AfD
Baden-Württemberg hat sich der Petition angeschlossen gegen den Plan der
grün-roten Landesregierung, das Thema Homosexualität im Unterricht zu
besprechen: Die Regierung plane eine "pädagogische, moralische und
ideologische Umerziehungskampagne" schimpft Landessprecher Bernd Kölmel.
Die Wortwahl ist noch gemessen, verglichen mit den Schmähungen, die sich
AfD-Aktivisten auf lokaler Ebene und im Internet leisten. Dort werden Schwule
von AfDlern auch mal als "Pädophile" und "Perverse"
geschmäht. […]
Zu
welcher schrillen Hysterie die selbsternannten Verteidiger der “Familienwerte”,
erkennt man daran, daß ihnen hauptsächlich in satirischer Form geantwortet
wird.
Seit der Legalisierung
der Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in Frankreich scheinen sich
die schlimmsten Befürchtungen der Gegner zu bewahrheiten: Statistiken zufolge dürften
bereits knapp 2 Millionen Familien seit Inkrafttreten des Gesetzes zerstört
worden sein.
Cécile B. musste die
Zerstörung ihrer vierköpfigen Nachbarsfamilie miterleben: „Es war grauenhaft.
Keine zwei Stunden, nachdem das Gesetz im Parlament beschlossen war, hörte ich
plötzlich einen schmerzerfüllten Schrei.“ Sie rannte hinüber in die Wohnung
ihrer Nachbarn, doch es war bereits zu spät: „Sie lösten sich einfach in einem
grellen Lichtblitz auf. Alle vier! Alles, was übrig blieb, war ein Haufen Asche.“
Doch diese Familie war
bei weitem nicht die einzige, die der Homo-Ehe zum Opfer fiel. In ganz
Frankreich kam es zu spontanen Familienzerstörungen. […]
Je mehr
ich christliche Fundamentalisten und gemäßigte Religioten um den Begriff „Familie“
herumeiern sehe, desto intensiver frage ich mich, was das eigentlich sein soll;
die Familie?
Um nicht
die vielen alleinerziehenden Mütter auch verbal auszugrenzen (finanziell sind
sie es ohnehin, weil ihnen keine Steuergelder via „Ehegattensplitting“ zu
fließen), sprechen Linke den Satz „Familie ist da wo Kinder sind.“
Aber
auch das erscheint mir viel zu kurz gegriffen.
Denn
jeder ist das Kind von irgendjemand.
Verliert
man diese erste automatische Familienanbindung, weil beispielsweise beide
Eltern bei einem Autounfall sterben, rutscht das Kind üblicherweise zu einem
Verwandten weiter – älterer Bruder, Tante oder Opa – und bildet eine neue
engere Familie.
Und
selbst im schlimmsten Fall, wenn das Kind zur Adoption „freigegeben“ wird,
bilden sich automatisch neue Familienbande zu den Co-Waisen oder den
Adoptiveltern. Später sucht es sich Partner, bekommt vielleicht selbst Kinder.
Familien
können auch nachwachsen und nur extrem wenige Menschen sind tatsächlich ganz
ohne irgendeine familiäre Bindung.
Auch der
kinderlose, hedonistische, sexuell breit agierende Klischee-Schwule, den ein
schaudernder Ratzinger möglicherweise vor Augen hat, wird üblicherweise Eltern,
Geschwister, Neffen, Cousins, Tanten und Opas haben.
Auch das
ist selbstverständlich Familie.
Wissenschaftler
finden übrigens eine höhere Wahrscheinlichkeit schwul zu sein, je mehr ältere
Brüder man hat. Die genauen genetischen Ursachen sind nicht vollkommen geklärt,
aber so macht Homosexualität auch evolutionär einen Sinn.
Wenn ein
Elternpaar viele Kinder hat, muß der ererbte Acker möglicherweise in so kleine
Teile aufgespalten werden, daß die Enkel kaum noch davon leben können. Sind schwule Onkel dabei entspannt sich die Lage, weil sie nicht durch eigene Kinder
den Kampf um Ressourcen verschärfen und nach ihrem Tod ihren Erbteil
wieder an ihre Neffen weitergeben. Das Prinzip funktioniert auch, wenn der jüngste
Sohn Pastor wird – wobei schwul und Pastor sich offensichtlich nicht gerade
einander ausschließt.
Auf die
heutige Zeit übertragen bedeutet ein schwuler Onkel oder eine lesbische Tante ebenfalls
einen großen Vorteil. Homosexuelle sind als „Dinks“ in der Regel wohlhabender
und gebildeter. So können sie ihren Neffen und Nichten helfen – sowohl durch Zuneigung,
als auch finanziell. Ein Kind mit Homo-Onkel/Tanten hat quasi Co-Eltern, die
einen Vorteil gegenüber Kindern mit bloß normalen Eltern darstellen.
Dafür
gibt es im Tierreich viele Beispiele. Eine Blässhenne hält sich für ihre großes
Gelege gern ein paar weitere nicht sexuell aktive Blässhähne, die dann eifrig
dabei helfen Futter für die Küken zu suchen. So überleben mehr Blässhühner.
Homosexualität
fördert also Familien.
Der neue
Papst ist aber ähnlich ewig gestrig wie der Alte und behauptet freundlich
lächelnd das Gegenteil der Wahrheit.
Papst Franziskus hat
sich wenig erfreut gezeigt über einen Vorstoß des römischen Bürgermeisters
Ignazio Marino zugunsten der Homo-Ehe. Vor der in Rom tagenden weltweiten
Bischofssynode zum Thema Familie hat sich der Papst am Samstagvormittag in
einem kurzen Redebeitrag kritisch darüber geäußert, dass Marino am selben Tag
mehrere schwule und lesbische Paare, die in anderen Ländern eine Ehe
eingegangen sind, im römischen Rathaus amtlich registrieren wollte. […] Mit welchen Worten der Papst
das Vorpreschen des zur linken Partei der Demokraten gehörenden Bürgermeisters
kommentierte, teilte der Vatikan zunächst nicht mit. Teilnehmer der Synode
berichteten, Franziskus, der zugleich auch Bischof von Rom ist, habe seine
Kritik unzweideutig zum Ausdruck gebracht.
Zuvor hatte bereits die italienische Bischofskonferenz CEI den Akt
verurteilt. «Dass diese willkürliche Anmaßung gerade in diesen Tagen in Rom
inszeniert wird, ist unannehmbar», heißt es in einer offiziellen Stellungnahme
der CEI. […]
Kollege
Schönborn, Bischof von Wien, denkt genauso, versucht sich aber dialektisch zu
winden.
Zurück von der
außerordentlichen Familiensynode in Rom hat Kardinal Christoph Schönborn den
Medien am Montag einen thematischen Tunnelblick vorgeworfen. In einer
Pressekonferenz in Wien kritisierte er den Fokus auf Wiederverheiratete und
gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Im Mittelpunkt sollte aus seiner Sicht
aber der Rückgang des institutionellen Heiratens an sich stehen.
"Das große Thema
dieser Synode war nicht die Homoehe, pardon", sagte der Wiener Erzbischof.
"Das große Thema ist, dass überhaupt nicht geheiratet wird, und zwar weltweit."
Stattdessen täten sich die Menschen zusammen und blieben beieinander […]
Hier
gelangt ein Kirchenfürst endgültig ins schlimme Schwafelwasser.
Nein,
man habe nichts gegen Schwule und wolle auch gar nichts dazu sagen, aber es ist
schon irgendwie von Übel, wenn Menschen ohne kirchlichen Trauschein zusammen
leben.
Geht es
noch?
Der im
Vergleich zu Schönborn noch liberale evangelische Chefbischof Schneider kann
auch nicht sagen, was Familie ist und weswegen einige keine Familie sein
sollen, obwohl sie es doch offensichtlich sind.
Wie
seine Vorgängerin Käßmann tut Schneider etwas eigenartiges, wenn er nichts
inhaltlich zum Thema beizutragen hat: Er gibt Interviews und breitet sich mit
vielen nichtssagenden Waberworten à la Merkel aus.
So
erschien der SPIEGEL gestern mit einem Interview des Chefs von 23 Millionen deutschen Christen und druckte
drei Seiten lang Belanglosigkeiten ab.
SPIEGEL:
Kaum etwas hat die Evangelische Kirche in
Deutschland so umgetrieben wie die familienpolitische Orientierungshilfe, die
in ihrer Amtszeit veröffentlicht worden ist. Viele ihrer Kirchenmitglieder
haben das Papier so verstanden, als gebe die EKD die Institution der Ehe auf.
Wie konnte es so weit kommen?
Schneider: Natürlich
wollten wir nie die Ehe aufgeben, das ist Unsinn. Richtig ist auch: Das Papier
hat eine sozialpolitische Ausrichtung. Aber manche Kritik an dem Papier ist
berechtigt. Die theologische Grundlegung ist zu kurz geraten – insbesondere mit
Blick auf die Institution der Ehe.
SPIEGEL:
Vielleicht lag ein Fehler auch darin, in
die Kommission, die das Familienbild der EKD prägen soll, eine Soziologin zu
berufen, die die Ehe schon als „Erblast im Geschlechterverhältnis“ bezeichnet
hat. Besondere Euphorie für die klassische Familie ist da kaum zu erwarten.
Schneider:
Es ist gut evangelisch, dass solche
Kommissionen mit Menschen besetzt werden, die verschiedene Meinungen innerhalb
unserer Kirche abbilden. Die in der Debatte um das Familienpapier angestoßenen
Grundsatzfragen arbeiten wir derzeit mit der Kammer für Theologie auf.
SPIEGEL:
Noch vor Kurzem hieß es, die EKD wolle
auch ein Papier zur Sexualethik vorlegen. Was ist daraus geworden?
Schneider:
Es gibt Vorarbeiten, aber noch kein
fertiges Papier. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir zunächst die Grundsatzarbeit
zum Thema Familie abschließen, bevor wir uns mit Fragen der Sexualethik
auseinandersetzen.
SPIEGEL:
Hängen die Themen nicht miteinander
zusammen?
Schneider: Ja,
aber das ist ein sehr komplexes Thema. Sexualität außerhalb der Ehe ist für
manche eine heikle Frage. Und wir wollen auch Antworten finden etwa für
Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen, für Transgender und Transsexuelle.
(DER
SPIEGEL 20.10.14, s.38)
Im
Ernst?
Wem ist
damit geholfen?
Sex ist ein „kompliziertes Thema“ und eine „heikle Frage“?
Sex ist ein „kompliziertes Thema“ und eine „heikle Frage“?
Na gut,
ich denke auch, daß Sex kompliziert sein KANN (außer für mich natürlich, da ich
im strengen Zölibat lebe), aber ein Aspekt ist ganz einfach: Nämlich was dazu
irgendwelche Geronten im Kleid denken.
Wen
interessiert es ob die Kammer der Theologie dazu irgendwann ein neues Diskussionspapier
entwirft?
Schämt
sich Schneider gar nicht dafür mit solchen Nicht-Aussagen an die Öffentlichkeit
zu gehen?
Ich kann
einfach nicht verstehen worin die Relevanz der Definition einer „Ehe“ durch
verschiedene Religioten besteht.
Sind wir
nicht ein freiheitlicher Staat, in dem das jeder selbst entscheiden darf?
Die
sogenannte „klassische Ehe“ bedeutete über viele Jahrhunderte vor allem
Unfreiheit.
Die
Väter unseres Grundgesetzes, auf dessen Art. 6 sich nun die Ehebewahrer so
vehement beziehen, sahen auch noch vor, daß eine Ehefrau die Erlaubnis ihres
Mannes brauchte, wenn sie einem Beruf nachgeht.
Daß sie
straffrei in der Ehe vergewaltigt werden durfte und daß man seine Kinder schlug
– mit großer Verve von den christlichen Kirchen an Hunderttausenden Heimkindern
vorgemacht.
Kinder
wurden übrigens zu Heimkindern und damit grausamster physischer und psychischer
und oft auch sexueller Qualen ausgesetzt, wenn sie „Bastarde“, also unehelich
waren. Dieses hunderttausendfache Megaverbrechen war Folge der starren Normen
der klassischen Ehe, nach der sich Herr Ratzinger so sehnt.
Natürlich
„hält“ die klassische Ehe länger, wenn einer der Ehepartner weitgehend
entrechtet ist, sozial geächtet wird, wenn er sich der Ehe entzieht und auch
finanziell ins Bodenlose fällt.
Erst der
mühsame Kampf für die Anerkennung von Heimkindern als echte Menschen und
Ex-Ehefrauen, die sich ihrer Ehe entzogen, machte es möglich, daß man überhaupt
Alternativen zur de facto Zwangsehe hatte. Man denke an all die Menschen, die
Hals über Kopf in eine unglückliche Ehe gezwungen wurden, weil sie einmal beim
Umgang mit Empfängnisverhütung patzten.
Es muß
endlich Schluß damit sein Scheidungen als großes Unglück oder als Scheitern
anzusehen.
Mal ganz
angesehen von der erbärmlichen katholischen Definition als Todsünde.
(Verstoß
gegen des Heilige Sakrament der Ehe)
Die
Möglichkeit zur Scheidung ist generell etwas sehr Gutes.
Meine
Eltern blieben bis zu ihrem Lebensende engste Freunde und Vertraute. Das gelang
in ihrem Fall sicher nur deswegen, weil sie sich 40 Jahre zuvor scheiden
ließen. Natürlich ist das kein typischer Fall, aber es gibt mehr und mehr
Familienkonstellationen, in denen große Harmonie mit Ex-Ehepartnern herrscht.
Die „klassische
Ehe“ von Herrn Lucke und Herrn Ratzinger ist weder schlechter noch besser als
alle anderen Formen des Zusammenlebens oder Nichtzusammenlebens.
Erst
wenn man als Mutter die echte Option hat den Mann zu verlassen und nicht angefeindet
eine lesbische Beziehung einzugehen, kann man von „glücklicher Familie“
sprechen.
Das
Zusammenleben zwischen Menschen ist schon aus soziologischen und
psychologischen Gründen extrem heikel. Daher wählen inzwischen auch viele ganz
bewußt die Option eines nicht sexuellen Lebens, oder noch weit häufiger, die
Option eines Lebens in einem Singlehaushalt mit nicht näher definierten
sexuellen Aktivitäten.
Was wir
dabei überhaupt nicht brauchen, sind staatlich und kirchlich vorgegebene
Gerüste und Leitbilder, nach denen Ehen immer möglichst hetero, möglichst
monogam und vor allem möglichst langlebig sein müssen.
Es ist
ja schön, wenn jemand 70 Jahre glücklich mit einem Partner zusammen ist.
Deswegen
ist es aber kein Jota weniger wertvoll, wenn man in 70 Jahren vier Ehen hatte.
Oder
aber eine Phase mit täglichen Onenightstands und weiteren zehn Jahren in einer
Dreierbeziehung.
Das
sollen doch bitte die Menschen selbst entscheiden, wie es ihnen am liebsten
ist.
Zum
Glück ist das „gemeine Volk“ ohnehin weiter, als CDU-Familienpolitiker und
AfD-Prinzessinnen.
Die Tendenz ist seit
Jahren eindeutig: Auch in Deutschland verliert das gerne als klassische Familie
gekennzeichnete Lebensmodell an Popularität. Nur 49 Prozent der Bürger leben
laut der aktuellen Umfrage des Statistischen Bundesamts heute noch in einer
Familie mit Kindern. 1996 waren es noch 57 Prozent. Diese Zahlen ergeben sich
aus dem Mikrozensus 2013, der größten jährlichen Haushaltsbefragung in
Deutschland und in Europa.
[…] Waren 1996 nach Darstellung der
Statistiker noch 81 Prozent der insgesamt knapp 8,1 Millionen Familien mit
mindestens einem minderjährigen Kind Ehepaare, so sind es 2013 nur noch 70
Prozent.
Über die kommenden
Jahre wird es nun interessant sein zu beobachten, ob und wie sich
beispielsweise der wachsende Anteil der alleinerziehenden Mütter und Väter (1996:
14 Prozent, 2013: 20 Prozent) oder nicht-ehelicher oder gleichgeschlechtlicher
Lebensgemeinschaften (1996: fünf Prozent, 2013: zehn Prozent) auf die
Gesellschaft auswirken wird. […]
Berlin ist übrigens eine Art Hauptstadt der
Alleinerziehenden: Dort sind knapp ein Drittel (32Prozent) der Familien
Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern. In Baden-Württemberg gilt dies nur
für rund jede sechste Familie (16 Prozent).
[…] Nach Auffassung des Bundesinstituts für
Bevölkerungsforschung (BiB) lehnen derzeit 35 Prozent der Deutschen zwischen 20
und 39 Jahren die Ehe als überholte Einrichtung ab. […]
(Martin
Zips, SZ vom 21.10.2014)
Gute Entwicklung.
Was Herr
Schneiders Ehepapier dazu eines Tages sagen wird, ist irrelevant.