Eine
Prognose des Wahlausganges der US-Wahl im November ist heute nicht seriös zu
geben.
Natürlich,
Donald Trump hat nicht die geringste politische Erfahrung und bereits so viel Porzellan
zerschlagen, daß eine messbare Anzahl Republikaner Wahlenthaltung praktizieren
wird. Einige kündigen sogar an für Hillary Clinton zu stimmen.
Das muß
man erst mal schaffen, denn die parteipolitschen Fronten sind in Amerika derart
verhärtet, daß der anderen Seite gegenüber nur blanker Hass herrscht.
Das alte
Checks-and-balances-System wurde von obstruction-and-filibister ersetzt.
Erst das
Land, dann die Partei – das war einmal.
Als Newt
Gingrich als House-Speaker die gesamte Nation blockierte, weil er in seinem
blinden Hass auf Bill Clinton lieber allen Amerikanern schaden wollte, als dem
Präsidenten auch nur ein Krümelchen Erfolg zu gönnen, wurde er noch von den
Wählern abgestraft.
Amerikaner
nahmen es dem Ober-GOPer durchaus übel, daß er ihr Land schlecht redete und aus
parteipolitischen Gründen schweren ökonomischen Schaden in Kauf nahm.
Heute befinden
sich zumindest die Republikaner im Endzeitmodus.
Es ist,
als wäre die Zombiapokalypse schon längst ausgebrochen. Anstand, Regeln,
Formalien spielen keine Rolle mehr.
Es geht
nur noch darum die anderen möglichst hart zu schlagen – auch wenn es bedeutet
das Atomfeuer auf die eigene Position zu lenken.
Politische
Programmatik bedeutet nicht mehr konzeptionelles Denken, Pläne entwickeln, zum
allgemeinen Fortschritt beitragen.
Es zählt
nur noch den Gegner zu vernichten.
Alle
republikanischen Präsidentschaftskandidaten, inklusive Donald Trump versuchten
sich gegenseitig damit zu überbieten wie radikal und wie schnell sie alles von
Obama Erreichte „am ersten Tag im Amt“ abschaffen würden.
Den
Vertrag mit dem Iran, die allgemeine Krankenversicherung, die Homoehe, die
umweltschützenden Entscheidungen, „abolish the IRS“, die diplomatischen
Beziehungen zu Cuba, einfach alles.
Die von
den rechtsextremen den Talkern Sean Hannity, Glenn Beck, Bill O'Reilly, Rush
Limbaugh und Co aufgehetzten GOPer verlangen offenbar nach nicht weniger als
der vollständigen Tilgung der Obama-Präsidentschaft aus den Geschichtsbüchern.
Sarah
Palin, dümmste Vizepräsidentschaftskandidatin aller Zeiten und heutiger Star
der Teaparty markierte auf ihrer Website Obamacare-Unterstützer mit
Zielfernrohren, gab sie virtuell zu Abschuss frei.
Als am 08.
Januar 2011 die liberale Kongressabgeordnete Gabrielle „Gabby“ Giffords Opfer
eines Attentats wurde, schadete das Palin noch nicht mal. Im Gegenteil. Sie
wurde mit eigenen TV-Sendungen bedacht und Donald Trump rühmt sich in jeder Rede
von Sarah Palin endorsed worden zu sein.
Es fällt
mir wirklich extrem schwer mir vorzustellen, daß es 2020 schlimmer als Cruz und
Trump kommen könnte.
Aber die
Erfahrung lehrt, daß der totale Tiefpunkt kontinuierlich weiter unterschritten
wird.
Allerdings
brachte es Donald Trump fertig seine eigene Partei so zu vergiften, daß er
nicht 100% unterstützt wird, obwohl er der einzige Kandidat ist und es gegen
die verhassten Demokraten und die noch verhasstere Hillary Clinton geht.
Selbst
für GOPer Verhältnisse hatte Trump besonders schmutzig agiert.
Cruz und
andere sind so wütend auf ihn, daß sie bisher nicht in der Lage sind sich
zusammenzureißen und sich der Parteiraison unterzuordnen.
Wer
rausgeht, muß auch wieder reinkommen, pflegte Herbert Wehner zu sagen.
Ich wage
es nach derzeitigem Wissensstand aber zu bezweifeln, ob die durchaus
einflussreichen GOP-Größen Bush, Bush, Bush, Romney und Cruz wieder von ihren
Palmen runterklettern, um für Trump zu werben.
Allerdings
nehme ich an, eine Majorität der Republikaner wird die Zweifel an Trump ihrem
Demokratenhass und dem Opportunismus unterordnen.
Chris
Christi wünscht sich einen schönen Posten in der US-Regierung.
Wer aber
nicht unmittelbar von einer Trump-Präsidentschaft zu profitieren gedenkt, wird
sich vorstellen, daß nach einer krachenden GOP-Niederlage tabula rasa angesagt sein wird und dann die glühenden Trump-Fans
chancenlos sein werden.
Schließlich
gibt es auch noch andere wahltaktische Überlegungen als die
Präsidentschaftswahlen, denn es werden diesen Herbst auch Gouverneure, ein Drittel
der US-Senatoren und sämtliche Kongressabgeordneten neu bestimmt.
Manch
einem, der ohnehin nicht für einen Posten im Weißen Haus in Frage kommt, mag da
die Jacke näher als die Hose sein.
Paul Ryan ist als House-Sprecher formell der drittmächtigste Mann
der Vereinigten Staaten - nach Präsident
und Vizepräsident.
Ein
schöner Posten, der aber auch schnell wieder weg sein könnte, wenn im
Trump-Strudel dessen Unterstützer an der Wahlurne gleich mit abgestraft werden
sollten.
Da will
man sich nicht unbedingt die Finger schmutzig machen!
Trump spaltet die
Republikaner bis zur Spitze
[….]
Paul Ryan, der Speaker des Repräsentantenhauses
und damit höchstrangige Republikaner im Land, erklärte am Donnerstag, er sei
"noch nicht bereit", sich für Trump auszusprechen. [….] Es gilt in der jüngeren Geschichte als
beispielloser Affront, dass ein designierter Kandidat für das Weiße Haus von
einem Anführer seiner eigenen Partei derart zurückgewiesen wird. "Wir möchten einen Bannerträger, der
auch tatsächlich unser Banner trägt", sagte Ryan dem Sender CNN. "Die
Konservativen möchten wissen: Teilt er unsere Werte und unsere Prinzipien über
einen schlanken Staat, die beschränkte Rolle der Exekutive, die Treue zur
Verfassung? Da gibt es viele Fragen, auf die Konservative eine Antwort
erwarten."
[….]
Trump, der immer besonders gereizt
reagiert, wenn er angegriffen wird, antwortete auch auf den Affront Ryans mit
einem Gegenangriff. Er sei "noch nicht bereit, die Agenda von Speaker Ryan
zu unterstützen", erklärte er. [….] Manche Republikaner befürchten, dass Trump auch Abgeordnete und
Senatoren in gemäßigten Wahlkreisen gefährden könnte. Dort könnten die Bürger
am Wahltag nicht nur Trump ablehnen, sondern aus Protest gleich auch
republikanische Kandidaten für den Kongress. Ryan möchte mit seiner Skepsis
sicherstellen, dass Trump und seine Partei nicht zu schnell wie eine Einheit
wirken.