Mittwoch, 7. September 2022

Sorge um Köln.

Johannes Dyba starb völlig überraschend am 23. Juli 2000 im Alter von nur 70 Jahren im Amt.

Walter Mixa wurde zurück getreten nach seinen wunderbaren NS-Vergleichen, den Berichten über seine Prügelattacken auf Schüler, Veruntreuung von Bistumsvermögen und sexuellen Übergriffen auf Seminaristen. Am 21. April 2010 bot er Papst Benedikt XVI den Rücktritt an.

Franz-Peter Tebartz-van Elst wurde nach einer unfassbaren Skandalserie, als er weltweit als „der Protzbischof“ bekannt geworden war, sogar am 23. Oktober 2013 gegen seinen Willen vom Heiligen Stuhl von seinen Pflichten als Bischof von Limburg entbunden.

Joachim Meisner wurde am 28. Februar 2014 achtzigjährig in den Ruhestand geschickt.

Vier fürchterlich traurige Tage für den deutschen Atheismus. So begnadete Säkularisierungsbeschleuniger, die unermüdlich und effektiv die Gläubigen dazu animieren in großen Scharen aus der römisch-katholischen Kirche auszutreten, sind ein seltenes Glück für mich.

Umso erfreulicher, daß Papst Franziskus mit Rainer Maria Kardinal Woelki, 66, am 11. Juli 2014 einen so wirkungsmächtigen Säkularisierungsbeschleuniger zum wichtigsten und reichsten deutschen Metropoliten machte. Als Kölner Erzbischof vermochte es Woelki, erst in Köln und dann bundesweit, die Terminvergabe für Kirchenaustrittsgesuche kollabieren zu lassen! Dank seiner Leistung unterschritten protestantische und katholische Kirche zusammen bereits 2022 die 50% Grenze und stellen nun erstmals seit vielen Jahrhunderten eine Minderheit in Deutschland.

Woelki ist mein Held und ich werde ihm für seinen Einfallsreichtum immer dankbar sein.

Langsam steigen in mir aber Sorgen um meinen Helden auf. Könnte mir nach Dyba, Mixa, TVE und Meisner etwa auch Woelki vorzeitig genommen werden?

Es spricht eigentlich wenig dafür, denn der Stellvertreter Gottes setzte ihn mit seiner unfehlbaren Weisheit nach einer kurzen Zeit des hochbezahlten Chillens (mit B11 auf Steuerzahlerkosten) am Aschermittwoch, dem 2. März 2022, wieder in seine Amtsgeschäfte ein. Ein Unfehlbarer kann nicht irren und daher wäre es schwierig für Matteo Bruni, den Direktor der Pressestelle des Heiligen Stuhls, wenige Wochen später zu erklären, Bergoglio habe da wohl Mist gebaut und nun müsse Woelki doch gehen.

Aber die braven Kölner Katholiken sind in derartiger Aufruhr gegen ihren verhassten Kardinal, daß selbst die treuesten der Treuen, Geistliche, wie Laien; jede Zusammenarbeit mit dem Kardinal verweigern.

Ein Oberhirte, der so verachtet wird, daß noch nicht mal Katholische Priester mit ihm zusammen gesehen werden wollen, ist für mich persönlich zwar äußerst amüsant, aber ich mache mir ernsthafte Sorgen, der Vatikan könnte doch noch einknicken und den Mann absägen.

[….]  Mit einer Boykott-Aktion haben führende Geistliche und Laienvertreter im Erzbistum Köln gegen Kardinal Rainer Maria Woelki protestiert. Ein wichtiges Beratergremium, der Diözesanpastoralrat, war nicht beschlussfähig.  Der Diözesanpastoralrat hat am Montagabend in Düsseldorf getagt. Allerdings hat deutlich weniger als die Häfte der mehr als 70 Mitglieder des Gremiums daran teilgenommen. Deshalb war der Rat nicht beschlussfähig. Bereits kurz nach der Einladung hatte es immer wieder Absagen gegeben, am Wochenende kamen weitere dazu, wie aus einem internen Schreiben des Erzbistums hervorging, dass dem WDR vorliegt. Hintergrund ist, dass viele Mitglieder des Rates in einem eigenen Tagesordnungspunkt über die aktuelle Krise des Bistums sprechen wollten. Das sei aber nicht möglich, man könne höchstens am Rande das Thema diskutieren, so das Erzbistum. [….]

(WDR, 06.09.2022)

Selbst das ultrareaktionäre Katholiban-Organ „Domradio“ lässt durch seinen Chefredakteur wissen:

[….] Es wird ganz offensichtlich, dass immer mehr wichtige Gremienvertreter keinen Sinn mehr in einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Kardinal sehen. Ein hoher Geistlicher hat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von einer "neuen Eskalationsstufe" gesprochen. Das ist wohl ganz offensichtlich so. Das wichtigste Beratungsgremium des Kardinals verweigert seinen Rat. Es sind nicht nur die Vertreter der Laien - acht von zehn Vertretern des Diözesanrates hatten ihre Nichtteilnahme angekündigt.  Zudem haben die pastoralen Dienste im Vorfeld mit großer Mehrheit "Nein" zur Sitzung gesagt und auch der eigene Klerus steht mehrheitlich offensichtlich nicht mehr hinter dem Kardinal. Man konnte hören, dass mindestens zehn der 15 Stadt- und Kreisdechanten der Sitzung fernbleiben wollten. Das muss für den Erzbischof ernüchternd sein, hatte er doch gerade noch in Interviews signalisiert, dass viele Priester hinter ihm stünden und Gläubige wegen ihm wieder in die Kirche eintreten würden.  Auffällig ist auch der verhärtete Ton: Wenn der Generalvikar, das "Alter Ego" des Kardinals, Dompropst Guido Assmann, schreibt, er stelle den Mitgliedern die Teilnahme frei, dann spricht das schon Bände. Hatte doch Kardinal Woelki gerade klargestellt, er sei kein absolutistischer Alleinherrscher.  [….]

(Ingo Brüggenjürgen, 05.09.2022)

Welche ein Dilemma für den Vatikan. Köln ist nach dem Bistum Rom die zweitreichste Diözese dieses Planeten. Geldströme sind wichtig und so kann Bergoglio nicht zusehen, wie dieser Säkular-Agent die Gläubigen verjagt. Er muss Woelki abberufen, wenn er nicht ganz Deutschland dem Atheismus vorwerfen will.

Der Papst hat aber andererseits bereits entschieden, Woelki im Amt zu lassen. Würde er sich auf Druck des Fußvolkes umentscheiden, wäre das ein ungeheuerlicher Präzedenzfall, der seine umfassende Allmacht unwiederbringlich ramponierte. Wenn das Schule macht, könnten überall auf der Welt, Gläubige ihren Bischof boykottieren, bis sie einen anderen bekommen. Also kann Bergoglio Woelki gar nicht abberufen.

Unterdessen löst sich das Erzbistum weiter auf.

[….] Brief an Woelki Schock-Werner zieht sich aus Protest aus Hochschul-Stiftungsrat zurück.

Die frühere Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner hat sich aus Protest aus dem Stiftungsrat der umstrittenen „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ (KHKT) zurückgezogen. „Ich kann nicht Verantwortung übernehmen für etwas, das ich nicht mehr durchschaue“, schrieb Schock-Werner in einem Brief an Kardinal Rainer Woelki sowie die Leitung und den Stiftungsrat der Hochschule, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.  [….]

(KSTA, 06.09.2022)