Sonntag, 29. November 2015

Lügenpresse?

Olympische Spiele sind eine groteske Pharma-Leistungsschau zum Preis einer zehnstelligen Dollar-Summe, die für die betroffene Stadt mit rasantem Mietenanstieg endet und Myriaden korrupten Funktionären die Taschen füllt.

Will man sowas in seiner Stadt haben?

Natürlich nicht.
Dazu kam noch die „Hilfe“ durch den Da’esh, der hauptursächlich für die 50.000 Flüchtlinge in Hamburg ist und am 13.11. in Paris zuschlug. Das führte heute zu dem durchaus überraschenden Ergebnis des „Olympia-Referendums:
Eine heftige Klatsche mit fast 52% Nein-Stimmen.
Es wird keine Olympischen Spiele in Hamburg geben.
Damit wird immer klarer, daß die milliardenschweren Diktatoren-Liebchen von IOC und FIFA zukünftig noch mehr auf autoritäre Staaten setzen müssen.

Hamburgs gescheiterte Bewerbung ist der sechste erfolglose Bewerbungsversuch des deutschen Sports in Serie. Berchtesgaden (Winterspiele 1992), Berlin (Sommerspiele 2000) und München (Winterspiele 2018) waren jeweils bei der IOC-Wahl durchgefallen. Leipzig (Sommerspiele 2012) wurde vom IOC nicht einmal für die Wahl zugelassen. München scheiterte mit einer Bewerbung für 2022 wurde ebenfalls von Bürgerentscheiden gestoppt.
Die Zeichensetzung des IOCs war unmissverständlich:
Für die Olympischen Spielen von Peking 2008 verlangte man der chinesischen Führung die Einhaltung der Menschenrechte ab.
China kümmerte sich nicht drum, läßt mehr Journalisten denn je einsperren, führt exzessiv die Todesstrafe durch, drangsaliert Oppositionelle.
Daraufhin vergab der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach dieses Jahr die Winterspiele 2022 an PEKING!
Die Entscheidung fiel kurz nach den Putin-Spielen in Sochi.
Deutlicher kann das IOC eigentlich nicht ausdrücken, was ihm Freiheit, Transparenz, Menschenrechte – also auch weite Teile der Olympischen Charta wert sind: Gar nichts.

2.  Ziel des Olympismus ist es, den Sport in den Dienst der harmonischen Entwickung der Menschheit zu stellen, um eine friedliche Gesellschaft zu fördern, die der Wahrung der Menschenwürde verpflichtet ist.  (…….)
4.  Die Ausübung von Sport ist ein Menschenrecht. Jeder Mensch muß die Möglichkeit zur Ausübung von Sport ohne Diskriminierung jeglicher Art und im olympischen Geist haben; dies erfordert gegenseitiges Verstehen im Geist von Freundschaft, Solidarität und Fairplay.
5.  Eingedenk dessen, dass Sport im Rahmen der Gesellschaft ausgeübt wird, müssen die Sportorganisationen der Olympischen Bewegung die Rechte und Pflichten der Autonomie haben, insbesondere die Regeln des Sports frei aufzustellen und zu überwachen, die Form und Leitung seiner Organisationen zu bestimmen, das Recht zu haben, Wahlen frei von äußerer Beeinflussung abzuhalten und die Aufgabe wahrzunehmen, dafür zu sorgen, dass die Grundsätze guter Verwaltungsführung eingehalten werden.
6.  Jede Form von Diskriminierung eines Landes oder einer Person aufgrund von Rasse, Religion, Politik, Geschlecht oder aus sonstigen Gründen ist mit der Zugehörigkeit zur Olympischen Bewegung  unvereinbar.

Diese offensichtliche Heuchelei der Megafunktionäre bedeutet in der Konsequenz, daß man in „freien Ländern“ die Menschen vor solchen Bewerbungen nicht mehr fragen darf – denn dann schallt einem ein „NEIN“ entgegen:

 München sagte klar Nein im Jahr 2013, Oslo sagte 2014 Nein zu der Bewerbung für die Winderspiele 2022, Im Juli 2015 schließlich gab Boston bekannt die Bewerbung für die Spiele 2024 wegen der mehrheitlichen Ablehnung in der Bevölkerung zurück zu ziehen. In diese Reihe passt auch das Hamburger Nein von heute: Kein Deal mit den Funktionären!

Das zeichnet sich seit Jahren ab, aber die Bachs, Rogges, Blatters und Vespers denken gar nicht daran sich zu bessern.
Dabei waren die Signale schon 2013 ganz klar.

[….] Das Nein in München zu den Winterspielen richtet sich nicht gegen Olympia generell. Vielmehr dürfte es die Quittung sein für eine Sportpolitik, die sich lieber auf Kungelei verlässt als auf offene Diskussionen [….]
Die Politik, der treueste Bündnispartner der Sportverbände, ist schlicht schockiert darüber, dass ihr jetzt ein wesentliches Instrument für landesweites Entertainment und nationale Identitätsstiftung wegzubrechen droht. Die Verstörung über ein eindeutiges Bürgervotum ist bezeichnend - im Sport selbst herrscht nun anhaltendes Entsetzen.
Denn das Nein zu München richtete sich ausdrücklich nicht gegen den Sport oder Olympia generell, wie die Gegner vor und nach der Abstimmung darlegten. Sondern im Kern gegen das IOC und die Art, wie der globale Spitzensport heute geführt und vermarktet wird. Ein Spitzensport, der just vor zwei Monaten einen neuen Präsidenten gekürt hat. Der kommt aus Deutschland, heißt Thomas Bach und hat den nationalen Sport über die letzten 15 Jahre dominiert, von 2006 an war er Chef des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Wenig Vorzeigbares oder Sinnstiftendes ist aus diesen Jahren überliefert.
[….] Das Glaubwürdigkeitsdefizit reicht tief in die nationale Sportpolitik hinein. Das dürfte zur größten Hypothek für den organisierten Sport aus dem München-Desaster werden. Unter dem Wirtschaftsberater Bach war die DOSB-Politik stark auf Lobbyismus ausgerichtet; in Michael Vesper gelangte ein Generaldirektor an die Verbandsspitze, dem wenig Fachkenntnis, aber rustikales Durchsetzungsvermögen auf der politischen Bühne nachgesagt wurde. Wie in der großen Sportpolitik üblich, wurden wichtige Prozesse auch hierzulande gern im Hinterzimmer verhandelt.
Der groteske Höhepunkt dieser Führungskultur war im August 2012 zu erleben, als während der Londoner Sommerspiele das Innenministerium von Journalisten per Gerichtsurteil gezwungen wurde, die Medaillen-Zielvereinbarungen mit dem DOSB offenzulegen. [….] Ein Sport im Schmollwinkel wird das Vertrauen der Bevölkerung kaum zurückgewinnen können. [….] "Das Land Bayern hat eine große Chance vertan, sich der Weltöffentlichkeit zu präsentieren", befand Franz Beckenbauer nach dem Olympia-Aus. Tage zuvor hatte er die globale Kritik an einem anderen Großereignis zurückgewiesen, der Fußball-WM in Katar. Er selbst habe dort, so lautete Beckenbauers Expertise, "noch nie einen Sklaven gesehen".

Als Hamburger bin ich allerdings heute doch überrascht über das klare „Nein“, denn „die Presse“ war seit Wochen komplett gleichgeschaltet.
Alle Parteien (bis auf die Linken), die gesamte Tagespresse, alle Radiostationen, sämtliche Regional-Fernsehsendungen, alle Prominenten, jeder Sportverein (außer dem FC St Pauli) und natürlich auch alle Wirtschaftsverbände jubelten die Olympischen Spiele herbei. Kritische Stimmen wurden einfach totgeschwiegen.
In Abendblatt gab es 12-Seiten Sonderbeilagen, die reine Olympia-Jubelarien waren. Zudem gab es repräsentative Meinungsumfragen, die eindeutige Ergebnisse von rund 60% FÜR die Spiele ergaben.

Wie sicher sich die Eliten der Stadt waren ein deutliches „Ja“ beim heutigen Referendum zu bekommen, zeigen die extrem wütenden Reaktionen in den sozialen Netzwerken.
Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

„Enttäuschung und Tränen nach Hamburgs Olympia-Nein“ meldet die BILD heute Abend  und der eigentlich neutrale Deutschlandfunk titelt: „Aus der Traum“.

Objektiv ist das nicht.
Offensichtlich ist ja nur eine Minderheit enttäuscht.
Die Mehrheit kommt auch nach dem Votum noch nicht richtig vor in der Presse.

Die Befürworter der Lobbyisten-Gigantomanie präsentieren sich als sehr schlechte Verlierer.

«Ich bin überzeugt, dass die Spiele für Hamburg eine Jahrhundert-Chance gewesen wären. Die über lange Zeit sehr hohen Zustimmungsquoten haben gezeigt, dass viele Menschen die Spiele im Grundsatz befürworten.»
(Alexander Otto, ECE-Chef und Olympia-Botschafter Hamburgs)

Ich bin total enttäuscht, weil ich damit nicht gerechnet habe. Denn die Bewerbung war hundertprozentig in Ordnung. Das war keine rationale Entscheidung, sondern eine aus dem Bauch heraus.»
(Der Hamburger Sportbund-Chef Jürgen Mantell)

«Ich bin sehr enttäuscht und traurig, es wäre ein große Möglichkeit für die Stadt und die Bürger gewesen, so ein Projekt für die Zukunft zu gestalten. Das muss man erstmal verdauen.»
(Dietmar Beiersdorfer, Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV.)

«Es enttäuscht mich, dass die Menschen nicht sehen, dass es um den Sport geht.»
(Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn)

NACHTRAG VOM 30.11.2015:


Ich bin fasziniert davon, wie auch heute noch die VERöffentlichte Meinung strikt auf Olympiakurs ist und wütend gegen die "Neinsager" polemisiert.
Die Mopo beispielsweise hat NEUN Sonderseiten (s.1 bis s.9), auf denen immer noch so getan wird, als ob ALLE Hamburger jetzt total enttäuscht wären, weil irgendeine kleine dubiose Minderheit ihnen Olympia verdorben hätte.
Enttäuschung total.
Daß es richtig sein könnte NEIN zu sagen, wird gar nicht erst als Gedanke zugelassen.
Sehr fragwürdig erscheint mir zudem jetzt von Scholz' "größter Niederlage" zu sprechen.
Klar war er OFFIZIELL für die Bewerbung. Aber ich nehme stark an, daß er insgeheim froh ist sich jetzt nicht mehr tagtäglich um diese megateure Monsterprojekt kümmern zu müssen. Der hat genug anderes zu tun.


Presseecho: