Soweit ist es mit den Spitzengenossen schon gekommen.
In einer aktuellen Streitfrage mit Westerwelle auf der anderen Seite, stehe ich auf Guidos Seite. (sic!)
Katholiban Wolfgang Thierse erdreistet sich Joachim Gauck zu raten, daß er angesichts seines neues Jobs doch bitte schön heiraten möge.
"Ich unterstelle mal, dass er (Gauck) seine Lebenspartnerin auch liebt. Und da bin ich dann wiederum auch konservativ, die Frau, mit der ich zusammenlebe und auch weiter zusammenleben will, die kann ich doch auch heiraten", sagte er dem Sender N24. Zu dem Einwand, dass Gauck ja noch gar nicht geschieden sei, meinte er: "Das ist ja dann ein Vollzug. Also, ich würde daraus keine Staatsaffäre machen."
Das ist hochgradig unsolidarisch, antisozialdemokratisch und klerikal, Herr Thierse!
Es geht den selbsternannten Chef-Papst-Lobbyisten Thierse schlicht und ergreifend einen feuchten Kehricht an, wie Herr Gauck die Beziehung zu seiner Frau „regelt.“
So leid es mir tut das sagen zu müssen; aber Westerwelle hat mit seiner Entgegnung völlig recht:
"Die Kritik an den persönlichen Lebensverhältnissen des nominierten Bundespräsidenten ist stillos", sagte Westerwelle der Rheinischen Post. Deutschland sei ein "modernes Land".
Westerwelle bezog sich allerdings auf den Hardcore-Schwulenhasser Norbert Geis, der selbst innerhalb der CSU als stramm rechts außen gilt.
Geis hatte zuerst gefordert Gauck möge „seine Lebensverhältnisse ordnen.“
Wie erbärmlich ist es denn, daß Thierse sich ausgerechnet an den Irrsten des gesamten Bundestages anhängt?
Seine Argumentaton spricht Bände - er setzt die vermeidlich verletzte Moral in Relation zu sich selbst und fordert allen Ernstes der Bundespräsident habe sich danach zu richten, wie es beim Katholiban Thierse zuhause läuft!
Ich unterstelle mal, daß Herr Thierse seinen Körper auch wäscht. Und da bin ich dann wiederum auch konservativ, den Körper, den ich wasche und weiter einigermaßen hygienisch halten möchte, kann ich doch auch von dem gräßlichen Zauselbart befreien!
Lustig ist allerdings, daß der Politiker, der als einer der stillostesten Polterer gilt, nämlich Guido Westerwelle, mit höchst erhobener Nase mahnt, Kritik an Gaucks Lebensverhältnissen sei „stillos!“
Wesentlich besser drückt sich der von mir hochgeschätzte (Keine Ironie!!) Wiefelspütz aus.
Eine scharfe Absage für diese Aussage bekam er vom SPD-Innenexperten Dieter Wiefelspütz. "Ich kann meinem Freund Norbert Geis nur zurufen: Halt den Mund!", sagte Wiefelspütz der Mitteldeutschen Zeitung. "Das ist eine abwegige Diskussion. Als ob wir keine anderen Sorgen hätten!"
Es wäre zu schön gewesen, wenn er ähnlich deutlich auch Humanisten-Schreck Thierse in die Schranken gewiesen hätte.
Ein weiterer Lichtblick der SPD ist wie immer die ehemalige Richterin, Bankmanagerin, Humanistische-Union-Aktivistin, Giordano Bruno Stiftung-Beirätin und langjährige brillante Finanzexpertin der SPD-Bundestagsfraktion Ingrid Matthäus-Maier!
Sie engagiert sich in der Kampagne Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz (GerDiA). Dort sind die Argumente gegen die kirchlichen Arbeitgeber noch einmal zusammen getragen.
Das tagtägliche Unrecht an den Angestellten der Kirchen - dazu gehören auch all die Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen und Altenpfleger, die zu 100% vom Staat bezahlt werden, aber unter kirchlicher Trägerschaft zu leiden haben - wurde in diesem Blog hundertfach angesprochen.
Gemeinsam haben Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) und Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) am heutigen Mittwoch die Kampagne Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz (GerDiA) gestartet. Sie verfolgt das Ziel, dem Betriebsverfassungsgesetz und dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz auch in kirchlichen Einrichtungen Gültigkeit zu verschaffen.Im Erfolgsfall würde dies für über eine Million Beschäftigte bedeuten, dass die Einschränkung ihrer Grundrechte ein Ende hätte, und dass die Religionszugehörigkeit auch in Sozialeinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft zukünftig kein Einstellungskriterium mehr ist.
Die massiven Einschränkungen der Grundrechte, die zudem auch noch in ekelerregender Weise diskriminieren - JUDEN UNERWÜNSCHT heißt es für die 1,2 Millionen Angestellten - wird immer wieder von schweren Religioten wie Nahles, Thierse und Göring-Eckhardt verteidigt.
CDU, CSU und FDP sind ohnehin stramm auf Kirchenkurs.
In ihrer nüchternen und anschaulichen Sprache erklärt Matthäus-Maier im Jungewelt-Interview noch einmal worum es geht.
MM:
Bei etwa 1,2 Millionen kirchlichen Arbeitsplätzen in Deutschland werden weder die europäischen Antidiskriminierungsgesetze eingehalten, noch deutsche Grundrechte wie die Religionsfreiheit in Artikel 4 des Grundgesetzes; die Gleichbehandlung, unabhängig von der Religion in Artikel 3, und Artikel 9, das Recht auf Streik. In kirchlichen Einrichtungen gilt das Betriebsverfassungsgesetz überhaupt nicht. Dort ist nämlich der »besondere Tendenzschutz« für Religionsgemeinschaften nach Paragraph 118, Absatz 2 festgeschrieben. Die Folgen: Ein katholisches Krankenhaus kündigt einem Chefarzt, weil er als Geschiedener wieder geheiratet hat. In meinem Nachbarort feuert ein Kindergarten eine beliebte Erzieherin, weil sie ihren Mann nach einvernehmlicher Trennung verlassen hat und zu ihrem Freund zieht – das ganze Dorf ist in Aufruhr. All das wird obendrein in von den Sozialkassen getragenen Krankenhäusern und in von der öffentlichen Hand finanzierten Kindergärten praktiziert – also mit unser aller Steuergelder und Beiträgen. Diese Einschränkung der Grundrechte durch die Kirchen dürfen wir nicht länger hinnehmen.[…]JW:Welche Berufe sind von kirchlichen Diskriminierungen betroffen?
MM:
Vom Chefarzt bis zur Krankenschwester, von der Kindergärtnerin bis zum Hausmeister: Sie dürfen nicht mehr aus der Kirche austreten. Das ist eine Art Zwangskonfessionierung: Die Kirche behauptet, all diese Berufe dienten der Verkündigung des Glaubens. Dabei sollen beispielsweise Ärzte und Pfleger heilen und nicht verkündigen!
Bravo Ingrid Matthäus-Maier!
Wie ich sie in der Parteiführung vermisse!