Dienstag, 9. Oktober 2012

Der Christ des Tages Nr LXVIII




Der heute Geehrte ist als Bischof prädestiniert den Titel des Tageschristen zu erringen.
Aber für einen  Chefhirten ist er bisher auf geradezu angenehme Weise unauffällig geblieben. 
Die evangelische Kirche bringt gelegentlich Bischöfe hervor, die sich tatsächlich um ihre Kirchenangelegenheiten kümmern und nicht so von Eitelkeit besessen sind, daß sie Käßman-Huber-mäßig vor jede TV-Kamera streben und dreimal am Tag die BILD anrufen. 
Maria Jepsen war so eine durchaus bescheidene Bischöfin.

Der Christ des Tages Nr. 68 ist der in Hamburg geborene Ralf Meister. 

Der 50-Jährige war zuvor im evangelischen Rundfunkrat aktiv, wirkte als Probst in Lübeck, sprach das Wort zum Sonntag, wurde 2008 zum Generalsuperintendenten des Sprengels Berlin gewählt und übernahm schließlich 2010 die Nachfolge der bekanntesten und mediengeilsten Bischöfin Deutschlands als Landesbischof von Hannover.

In den knapp zwei Jahren seit seinem Amtsantritt als Käßmann 2.0 hat man eigentlich erfreulich wenig von ihm gehört, außer daß Meister von allen deutschen Bischöfen den umweltschädlichsten Dienstwagen fährt, nämlich einen VW Phaeton 3.0 V6 TDI 4MOTION mit unappetitlichen 224 g/km CO2-Ausstoß.

Ansonsten stand Meister für den üblichen Stuss, den ein Bischof eben sagt.
 Den rasanten Niedergang der Kirchen, ihren Mitglieder- und Ansehensverlust, kann er nicht erkennen.


Die Kirche wird nach Meinung des künftigen hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister (48) auch in Zukunft eine prägende Kraft für die Gesellschaft bleiben. Er glaube, dass es "mehr Menschen geben wird, die aus einem überzeugten christlichen Glauben ihr Leben und ihr Handeln bestimmen lassen", sagte er nach seiner Wahl im epd-Gespräch: "Nicht nur in Gottesdiensten, sondern vor allen Dingen auch im Alltag und politisch."
Wenn die christliche Tradition heute an manchen Punkten weniger Menschen erreiche als vor 20, 80 oder 150 Jahren, habe das in keiner Weise mit Niedergang oder Schwäche der Kirche zu tun, betonte der bisherige Berliner Generalsuperintendent. "Das ist eine kulturelle Veränderung, die nichts über die Kraft von Kirche sagt."


Das ganze Mitgefühl des Christen des Tages Nr. 68 gilt auch eingedenk seiner Vorgängerin volltrunkenen Niedersächsinnen, die in der Öffentlichkeit peinlich auffallen. 
Meister sorgte sich um die ehemalige Heidekönigin des Heideblütenfestes von Amelinghausen Jenny E., die hacke wie zehn Piraten in der NDR-Sendung „DAS“ debakulierte.


Dass der NDR ein TV-Interview mit der schwer alkoholisierten Schauspielerin Jenny Elvers-Elbertzhagen ausgestrahlt habe, sei kritikwürdig, sagte Meister zum Auftakt des zweiten Evangelischen Medienkongresses in Mainz. "Es war ein schwerer Fehler des Senders, diese 45 Minuten Sendezeit durchzuhalten." Auch die Entscheidung des NDR, die Sendung nachträglich aus dem Internet zu löschen, sei keine Lösung: "Journalisten müssen eine Entscheidung vor der Veröffentlichung treffen."
Es sei die Aufgabe von Reportern, die Persönlichkeitsrechte von Menschen zu schützen, auch wenn die Berichterstatter unter einem hohen Aktualitätsdruck stünden. "Nicht die Quote und auch nicht die Werbeerträge dürfen die Inhalte bestimmen", sagte Meister. Meinungsfreiheit dürfe nicht rücksichtslos für kommerzielle Zwecke ausgenutzt werden.


Daß Meister Christ des Tages wird, verdankt er aber kurioserweise doch einer genialen Quotenidee, die „Wetten, daß ...” und Fußball-WM locker auf die Plätze verweisen dürfte.


Einmal im Monat könne es eine Sendung "Das waren unsere Fehler" geben. Die hätte gute Quoten, sagt er.  Der evangelische Landesbischof aus Hannover, Ralf Meister, fordert von den Medien eine regelmäßige öffentliche Buße für deren Fehler. Der 50-Jährige schlug am Mittwoch beim Evangelischen Medienkongress in Mainz vor, dies einmal im Monat fest zu verankern, zum Beispiel in einer Sendung mit dem Titel "Das waren unsere Fehler" oder "Dafür müssen wir uns entschuldigen".
"Wer selbst reflektiert, was er macht, wird immer Fehler finden", sagte der Bischof der Nachrichtenagentur dpa. "Das werden viele Menschen gucken."


Geniale Idee, die der bußfertige Chefchrist da ausgebrütet hat.

Im aktuellen SPIEGEL-Interview konkretisiert er seine Buße-Quotenknüller-Idee. Denn nicht nur Christen sollten büßen, auch Atheisten wären gut beraten zu büßen!



SPIEGEL: Wie wäre es mit einer Bundestagssitzung über die Fehler der Politiker?
Meister: Das könnte zur Show werden. Es wäre eine zu billige Gnade. Für Parlamentarier schlage ich vor, dass sie einmal im Jahr eine Woche ins Kloster gehen, allein. Dann hätten sie Zeit, über ihre Verantwortung nachzudenken.
[…] SPIEGEL: Die russische Kirche hat gerade Buße von den Pussy-Riot-Aktivistinnen gefordert. Ein Sprecher sagte: "Das würde ihren Seelen guttun."
Meister: Ich würde ihnen nicht gleich mit theologischen Begriffen kommen. Dennoch möchte ich sie fragen: "Fühlen Sie sich schuldig, dass Sie einen heiligen Ort verhöhnt haben?"
[…] SPIEGEL: Ist Buße etwas für Nichtchristen?
Meister: Absolut. Die Buße gehört auch in eine gottlose Gesellschaft. Aber weil der Gottesdienst für viele kein Bußort mehr ist, brauchen wir neue Orte für das Schuldbekenntnis - die müssen wir gemeinsam finden.
(SPIEGEL 08.10.12)


Buße für Gottlose. 
Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Früher nannte man es „Scheiterhaufen“ und auch das hätte sicher phantastische Quoten!