Nein,
auf der Ebene sollte man nicht diskutieren.
Aber
lustig ist es schon.
Und
wieder einmal lernt man was für ein schwerer Fehler es war GWB und seinen Pudel
als größten amerikanisch-britischen Personal-GAU anzusehen.
Schlimmer
geht immer.
Es ist
schwierig sich bei den Blond-Furien Wilders, Le Pen, Trump und Johnson zu
entscheiden wer der gefährlichste und widerlichste Egomane ist.
Für die
Welt wäre ein Präsident Trump sicher der größte denkbare Alptraum; allerdings
muß man Johnson schon zugestehen, daß es eine beachtliche Leistung ist ganz
ohne Amt fünf Billionen Dollar Börsenwerte zu vernichten, das Pfund um
11% abstürzen zu lassen und Großbritannien mutmaßlich in
seine Einzelteile zu zerlegen.
Das
britische Gibraltar stimmte fast einstimmig für den EU-Verbleib
und wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Spanien anschließen.
Auch die
Bewohner der britischen Falklandinseln waren
mehrheitlich gegen den Brexit und fürchten nun ohne EU-Protektion langfristig
an Argentinien zurück zu fallen.
Die
schottische Regionalregierung mit ihrer Regierungschefin Nicola Sturgeon leitete
bereits offizielle Gespräche mit der EU ein, um sich Europa anzuschließen und
Großbritannien den Rücken zu kehren.
Noch
düsterer sieht die Zukunft Nordirlands aus; dort ist sogar ein Wieder-Aufflammen
der bewaffneten Auseinandersetzungen denkbar.
[…]
In Nordirland stimmten Katholiken
mehrheitlich für den Verbleib in der EU, die Protestanten dagegen für den
Brexit. Der Wahlausgang droht, den alten Konflikt der Bürgerkriegsgegner wieder
anzuheizen.
Nur wenige Stunden,
nachdem das Brexit-Ergebnis bekannt wurde, wagte sich die katholische Sinn Fein
vor: Declan Kearney, Mitglied des Landesvorstands, forderte eine
"Grenzabstimmung" darüber, zu welchem Land Nordirland künftig gehören
wolle. Kurz darauf schloss sich in einem Radiointerview Martin McGuinness,
immerhin stellvertretender Regierungschef des Landes, dieser Forderung an: Der
Ausgang der Brexit-Wahl in Nordirland sei "ein starkes Signal für eine
Volksabstimmung". Und in der ginge es um nichts geringeres als um den
Verbleib im noch Vereinigten Königreich - und die Wiedervereinigung Irlands.
[…]
In Nordirland regieren die ehemaligen
Bürgerkriegsparteien gemeinsam, katholische Republikaner und protestantische
Loyalisten. […] Die DUP will raus aus
der EU, Sinn Fein ist vehement dagegen. Anders als in England und Wales haben
in Nordirland die Gegner eines Brexit die Oberhand behalten - sie wollen das
Votum nicht akzeptieren und würden sich am liebsten sofort vom Rest Britanniens
lossagen. Nur streben sie anders als die Schotten nicht nach Unabhängigkeit:
Sie holen ein Gespenst des Bürgerkriegs wieder hervor - die Wiedervereinigung
mit der Republik Irland im Süden der Insel. […] Nordirland ist ja in mehrfacher Hinsicht ein Sonderfall in Britannien:
Es ist der einzige Landesteil, der eine Landgrenze zu einem anderen EU-Land
besitzt.
Dazu kommt, dass kaum
ein Gebiet in der EU mehr von der Mitgliedschaft profitiert hat. Man kann sich
kaum mehr als zehn Minuten durch Ulster bewegen, ohne auf "Gefördert mit
Mitteln der EU"-Schilder zu stoßen.
Auch die Republik
Irland ist ein leuchtendes Beispiel für die materiellen Vorteile einer
EU-Mitgliedschaft: Als sie 1975 beitrat, war sie ganz offiziell noch als
Schwellenland klassifiziert. Heute ist sie ein Hightech-Standort, der sich aus
eigener Kraft aus der letzten Wirtschaftskrise befreite. […]
(Frank Patalong, 25.06.16)
(Frank Patalong, 25.06.16)
Es ist
durchaus beeindruckend wieviel Scheiße sich 51,9% der abstimmenden Briten an
einem Tag eingebrockt haben.
Der arme
Prince Charles; nachdem er weit über 60 Jahre auf den Thron warten mußte, wird
er vermutlich nur noch ein Thrönchen im Königreich Small-Britain besteigen
können.
Für
William und Kate bleiben vielleicht nur noch ein paar Schemel, wenn der
ökonomische und politische Abstieg Rest-Englands so weitergeht, wie es sich
einige Auguren nun ausmalen.
Das hat
man nun von der Diktatur der Inkompetenz.
Die
Wahl-Schafe rennen Typen wie Johnson, Trump und Farage hinterher.
Mit dieser Meldung
sicherte sich Google in der Nacht zum Freitag reichlich Aufmerksamkeit: Morgens
um 2:28 Uhr twitterte der Statistikdienst Google-Trends, dass es in
Großbritannien am Donnerstagabend einen starken Anstieg von Suchanfragen nach
den Folgen eines EU-Austritts gebe. Wussten die Briten zuvor womöglich nicht,
worüber sie abstimmen?
Genau das ist die
Schlussfolgerung, die einige Kommentatoren aus Googles Statistik zogen: Erst
wurde abgestimmt, dann hat man sich informiert, was das Kreuz, dass man gerade
gemacht hatte, eigentlich bedeutet.
Es fragt
sich ob Donald Trump überhaupt dafür verantwortlich zu machen ist,
was er politisch anrichtet.
Zu
offensichtlich ist seine sagenhafte Verblödung, seine umfassende Uninformiertheit und sein Wahn seinen
eigenen Lügen zu glauben.
(Danke
für den Link, Jake!)
Größere
moralische Verkommenheit trifft da Cameron und Johnson, denn sie sind die
typischen Gewächse der britischen Bildungselite.
Johnson
weiß es eigentlich besser. Er frönt seiner Welt-Destruktivität anders als Trump
nicht aus Dummheit, sondern aus Bosheit.
[…]
Vor einem Jahr, segelte Johnson
geradewegs in die größte politische Flaute seines Lebens. Nach dem Ende des
Bürgermeisteramts wartete nichts Adäquates auf ihn. Sein ewiger Rivale David
Cameron, ihm bekannt seit beider Mitgliedschaft in einer studentischen Trinker-
und Snobgemeinschaft, dem Bullingdon Club von Oxford, war als Premierminister
für Johnson unantastbar.
Innerhalb des
Parlamentsbetriebes würde es nichts werden für ihn, also brauchte Johnson eine
Art außerparlamentarischer Bewegung, und seine Apo wurde die "Leave"-Kampagne.
Bevor er und der Justizminister Michael Gove, ebenfalls früher Mitglied im
Bullingdon Club, im Winter der Initiative beitraten, war sie eine Bewegung von
Land-Freaks, Gin trinkenden Nostalgikern und Sturköpfen gewesen wie Nigel
Farage, der bereits seine Nikotinabhängigkeit für einen Akt des Nonkonformismus
und des Widerstands hält.
[…]
Johnson änderte alles. Er ist ein
begnadeter Populist, er kann die Gefühle und Wünsche vieler seiner Landsleute
lesen und artikulieren wie kein anderer Politiker seiner Generation auf der
Insel. Dabei ist er als studierter Altphilologe ein absolutes Eliteprodukt, er
hat die besten Schulen und Internate des Landes besucht, versteht sich auf den
Charme und den Humor der Londoner Oberschicht, aber er findet sich mit großer
Wonne auch in der englischen Provinz zurecht, kann sich als Mann des Volkes geben
in abgelegenen Städten, wo es kaum Hoffnung gibt, wie Hull oder Carlisle. Johnson
zitiert zu Hause gern Ovid, aber auf den Marktplätzen oder dem, was der
wirtschaftliche Niedergang des Nordens davon übrig gelassen hat, mampft er mit
großem Eifer Bangers mit Mash, fette Bratwürste mit Kartoffelbrei. […]
Schließlich
gibt es dann noch diese Typen wie Wilders und Farage, bei denen Doofheit,
Bösartigkeit und Häßlichkeit gleichermaßen stark ausgeprägt sind.
Ich nenne
es den rechtsradikalen Dreiklang.
Diese
Kategorie der widerlichen weißen Männer verliert in der westlichen Welt
glücklicherweise langsam ihre Mehrheit, aber bis dahin können diese
Evolutionsbremsen ihr neroeskes Potential noch einmal voll ausspielen.
[…]
Für den Untergang des Abendlandes braucht es
keine herbeifantasierte Invasion. Dumme weiße Männer reichen aus.
[…]
Für den Chef der rechtsextremen
UKIP-Partei, Nigel Farage, ist der 23. Juni der Unabhängigkeitstag
Großbritanniens. An diesem Tag im Jahr 2016 hat das Land in einem äußerst
knappen Referendum entschieden, nicht mehr Teil der Europäischen Union zu sein.
Der Brexit als
Unabhängigkeitstag? Vermutlich ist Farage kurz entfallen, dass die meisten
Länder dieser Erde an solchen Tagen ihre Unabhängigkeit von den Briten feiern.
Das Hirngespinst von der eigenen Kolonisierung durch die EU treibt dumme weiße
Männer der einstigen Kolonialmacht dazu, sich selbst zu zerstören.
[…]
Die britische Wirtschaft wird sogar nach
den optimistischsten Prognosen schrumpfen, viele Unternehmen könnten ihre
Standorte wechseln und so zu einem großen Arbeitsplatzverlust führen. […] Die Ängste geschürt haben dumme weiße Männer
wie Farage – unterstützt von dummen weißen Männern des konservativen
Establishments wie Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson und Premierminister
David Cameron. Es sind Ängste vor angeblicher Fremdherrschaft, wie sie in
Deutschland ebenfalls unter den Schlagwörtern „Islamisierung“, „EUdSSR“ oder
„Demokratur“ von Rechtsextremisten und „Reichsbürgern“ vorgetragen werden. […][…][…]