Sonntag, 24. Dezember 2023

Christliche Konservative suchen den Kulturkrieg

Christliche Traditionen als Mittel zur Ausgrenzung von Minderheiten, sind dieses Jahr das große Thema der Konservativen in den USA und Deutschland.

(…..) Der Trumpismus löste das rechte politische Spektrum endgültig aus der ohnehin schon gelockerten Verankerung in die Realität. Der orange Messias führte die republikanische Masse in die debile Nebelwelt der „alternative facts“, in der man sich nicht zur Tatsache eine Meinung bildet, sondern sich erst eine (zumeist sehr bösartige) Meinung aneignet und anschließend dazu passende „Fakten“ erfindet.

In dieser rechten Wahnwelt gibt es die Guten - sich selbst – und viele Schuldige; nämlich alle, die anders sind, aussehen, glauben, lieben.

Das US-amerikanische Christentum ist die symbiotische Ergänzung der politischen Hass-Ideologie; nämlich eine exkludierende Hass-Religion, die auf Xenophobie, Sexismus und Rassismus fußt.

 [….] Seite an Seite mit den rechten Gruppen kämpfen die fundamentalistischen Christen nicht mehr länger nur um ihre religiösen Überzeugungen. Sie führen auch einen Kulturkampf gegen die Befürworter der Homo-Ehe, liberale Abtreibungsgesetze und LGBTQIA+, und das in einer Intensität, die inzwischen an die europäischen Religionskriege der Reformationszeit erinnert.  [….] Vor allem weiße Evangelikale verwechseln inzwischen Religiosität mit Rassismus und drängen auf die Wiederherstellung der »White Christian Supremacy«, der politischen wie zahlenmäßigen Überlegenheit der weißen Christen in den USA, denn die sei einst von Glaubensflüchtlingen wie etwa den Mayflower Pilgrims begründet worden. Sie warnen vor einem angeblichen »Great Replacement« (»Großen Bevölkerungsaustausch«) und fühlen sich durch die Einwanderung ethnischer Minderheiten bedroht. [….][….] Nicht rassistische Rechtsradikale sind in seiner Bewegung mit ihrer Ideologie auf einen längst fahrenden religiösen Zug aufgesprungen. Vielmehr hat eine immer noch mächtige und ressourcenstarke Religionsgemeinschaft sich den alt-weißen Rassismus zu eigen gemacht, um sich selbst vor dem befürchteten Niedergang zu retten. »Race«, nicht Religion ist die wahre Mobilisierungskraft, die nun die Partei der Republikaner von der Basis bis zur Spitze durchzieht. [….]

(Claus Leggewie, 25.11.2023) (…..)

(Rechts – links, Religiös – atheistisch, 15.12.1023)

Seit die CDU Ende 2021 Fritze Merz anheimfiel, wurden die letzten Rudimente einer integrativen „Union“ ausgemerzt. Nun geht es nur noch gegen die anderen.

Merz nimmt sich ein Beispiel an den durchaus erfolgreichen US-Republikanern und anderen Rechtsradikalen in Europa. Im Social Media Zeitalter diktieren Algorithmen die Verbreitung der Inhalte. Hass, Empörung und Hetze sind wesentlich effektiver, als konstruktive Vorschläge, Werben um Toleranz und komplizierte Auseinandersetzungen mit der Realität. Merz gießt systematisch Öl ins Feuer, facht Empörung gegen Minderheitern an, weil er davon parteitaktisch profitiert, während die auf Frieden und Solidarität fußenden Rotgrünen Schaden nehmen. Auf den Zug ins Verderben aufzuspringen und rechtsradikale Narrative zu verbreiten, wie es Friedrich Merz tut, zeigt sich in der Praxis durch den Hass auf Minderheiten, den er schürt.

[….]  Mitten in einer aufgeregten Brandmauerdebatte gab er kurz vor der Sommerpause ein Fernsehinterview, in dem er so klang, als stelle er es seiner Partei frei, in den Kommunen mit der AfD zusammenzuarbeiten. In den Führungsgremien der CDU löste das eine Krisenstimmung aus, die ein Betroffener als „beispiellos“ beschrieb.  [….] Merz hat mit Blick auf ukrainische Flüchtlinge von „Sozialtourismus“ gesprochen und arabischstämmige Kinder „kleine Paschas“ genannt. Er hat die CDU als „Alternative für Deutschland mit Substanz“ bezeichnet und die Grünen als „Hauptgegner“ in der Regierung. Es gab Proteststürme nach seiner Bemerkung, dass Migranten den „deutschen Bürgern“ die Termine beim Zahnarzt wegnähmen und dass Kreuzberg nicht Deutschland sei. Und dass er jederzeit bereit ist, die Länderchefs seiner eigenen Partei öffentlich abzukanzeln, wenn er sich angegriffen fühlt, davon wissen Hendrik Wüst in Nordrhein-Westfalen und Kai Wegner in Berlin ein Klagelied zu singen.  [….]

(Boris Herrmann und Robert Roßmann, SZ, 15.12.2023)

Die Konservativen in Deutschland sind um Kampf gegen den Rechtsextremismus nicht bloß unsicherer Kantonisten, sondern Helfershelfer der Faschisten, die das tumb-desinteressierte Volk in die falsche Richtung schubsen. Im rechtsradikalen Springer/AfD-Echoraum sind Muslime und Veganer besonders verhasst. Genau deswegen zeigen sich Weidel, Chrupalla, Merz, Söder und Aiwanger am liebsten mit Schweinewürsten im Maul, etikettieren das Nichtessen toter Schweine als undeutsche Kulturlosigkeit um.

(….) Der FDP-General, längst nach ganz Rechtsaußen abgedriftet, twittert wie Lutz Bachmann. Seine hepatisgelbe Bundestagskollegin, die AFDP-Abgeordnete Katja Adler, teilt so kräftig gegen die vier Millionen Muslimein Deutschland aus, daß sie bei der Gelegenheit auch noch alle Juden in Deutschland bedroht und verunglimpft. Adler erinnert dabei an den CDU-Lieblingsministerpräsidenten Daniel Günther, der in seinem ersten Landtagswahlkampf ebenfalls antisemitisch ritt, indem er mit einem Schweinefleisch-Fresszwang, die Juden aufforderte nicht koscher zu essen.

2016 brachte er einen Schweinefleisch-Gebots-Antrag in den Landtag ein.

Schweinefleisch zu fressen gehöre „zur deutschen Tradition“ erklärte Günther; die koscher essenden Juden also nicht. Die antisemitische Günther-Idee wird seither immer wieder in Variationen vorgetragen; besonders stark zuletzt im Bayerischen Wahlkampf von AfD und CSU. Schweinefleischfressen als Apotheose des Deutschtums. „Vegetarier und Juden gehören nicht zu uns“ meinen also die beiden bayerischen Regierungschefs Aiwanger und Söder.

[….] Ein Wirt im oberösterreichischen Bad Ischl wollte sich einen "Scherz" erlauben – doch der ging nach hinten los. Hintergrund ist ein Spruch, den der Restaurantbesitzer des Traditionsgasthauses k. u. k. Hofbeisl zu Ischl, Marcus Hofbauer, auf einem Schild aufgeschrieben hat. Darauf war zu lesen: "Menschen, die Schweinefleisch essen, neigen statistisch gesehen weniger häufig dazu, sich und andere in die Luft zu sprengen." Das Schild mit dem Spruch stand nach Angaben des Wirtes mehrere Stunden lang vor dem Restaurant. Ein Foto davon verbreitete sich schnell im Netz. Zahlreiche österreichische Medien berichteten über das Schild.

Dem Inhaber des Gasthofes wird nun islamfeindliches Verhalten vorgeworfen. "Das ist kein Humor, das ist purer Rassismus", zitiert die Nachrichtenseite Oe24" eine Frau.  [….]

(STERN, 10.11.2023)

Nach dieser Logik wären auch Juden und Vegetarier Bombenleger.

Die Perfidie der Konservativen, sich mit Islamophobie und völkisch-judenfeindlichen Sprüchen, als besonders aktive Kämpfer wider des Antisemitismus zu inszenieren, ist an Widerlichkeit kaum zu überbieten.  (….)
(Konservative mit toxisch alten Ansichten – Teil II, 12.11.2023)

Das von deutschen und US-amerikanischen Nazis verwendete Weihnachts-Framing, als Abwehrkultur gegen Dunkelhäutige und Muslime, übernimmt Fritze Merz nur zu gern von antisemitischen Hetzern wie David Berger.

[….]  Weihnachten als Ausdruck abendländischer Kultur

Wie niemals zuvor in meinem Leben habe ich seit einigen Jahren das Gefühl, dass das Weihnachtsfest ein wichtiger Teil unserer abendländischen, meiner Kultur ist. Die uns [….] zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Und nur wenn wir uns erneut auch auf diese Wurzeln zurückbesinnen, können wir erneut jene Standhaftigkeit gewinnen, um gegen die derzeit über Europa hereinfallende Flut der Barbarei der „neuen Normalität“ bestehen.

Der Theismus ist das Heilmittel gegen jenen praktischen Atheismus, der für die Ersatzreligionen wie die Corona-Diktatur [….] mit-verantwortlich ist bzw., diese erst so recht möglich gemacht hat. [….] Für Ungläubige mag das, was wir derzeit erleben, die Dämmerung sein, die in die endgültige Dunkelheit führt, für Gläubige eine extrem schwierige Zeit, da die Bosheit groß wurde. [….]

(David Berger, PP, 24.12.2024)

Bei Merz klingt es so:

[….] Friedrich Merz erklärt den Weihnachtsbaum zur deutschen Leitkultur

[….] Einer geht noch. Einen Spruch, über den dann wieder alle Welt diskutiert, hat Friedrich Merz noch platziert. Wenige Tage vor Weihnachten machte sich der Oppositionschef in Deutschland – eh klar – über die Bedeutung des Festes Gedanken. Und dabei ging es auch um den Tannenbaum im heimischen Wohnzimmer. Der CDU-Chef selbst hat seinen im Sauerland gefunden: 220 Zentimeter hoch – man weiß das, weil Merz den Baum nicht rein privat kaufte, sondern Journalisten dabei mitnahm. Warum das Grün daheim so wichtig ist, erklärte er der Funke-Mediengruppe so: "Wenn wir von Leitkultur sprechen, von unserer Art zu leben, dann gehört für mich dazu, vor Weihnachten einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Es ist die Art von christlich-abendländisch geprägter kultureller Identität, die sich über Generationen überträgt, von der unsere Kinder geprägt sind und die sie dann so oder so ähnlich selbst weitertragen." Man erfährt auch noch, dass im Merz'schen Wohnzimmer in Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) keine neumodische Bling-Bling-Glitzer-Deko auf den Baum kommt, sondern dass dieser mit echten roten Kerzen geschmückt wird. Also quasi Leitkultur auch bei den Kerzen. [….]

(Der Standard, 22.12.2023)

Muslime verunglimpfen Merz und seine C-Lumpen so gern, daß sie dabei in einem Abwasch auch noch gegen Juden und Atheisten hetzen.

Tatsächlich liegt Merz ausnahmsweise nicht falsch. Denn Antisemitismus ist sowohl Teil seiner deutschen, als auch seiner katholischen Kultur.

Der demoskopische Erfolg gibt ihm ebenfalls Recht. Mit Antisemitismus kann man – siehe AfD und Ost-CDU, siehe Aiwanger – viele Wählerstimmen gewinnen.

Anständige Politiker verzichten auf die Methode, aber Anstand sucht man in der 2023er CDU ohnehin vergeblich.


[….] Alle, die hier leben wollen, müssen unsere Leitkultur ohne Wenn und Aber anerkennen. [….] 


Beachten Sie: Plastikbäume und/oder bunte LED-Beleuchtung sind nicht Teil der deutschen Leitkultur und führen zur unzumutbaren Verwässerung derselben. Nur wer sich zu unserer Leitkultur bekennt, kann sich integrieren und deutscher Staatsbürger sein. Nur wer die rechte Tanne kauft, ist ein wahrer Nordmann. Der Vorsitzende der Christlich Demokratischen Union Deutschlands erläutert: »Es ist die Art von christlich-abendländisch geprägter kultureller Identität, die sich über Generationen überträgt, von der unsere Kinder geprägt sind, und die sie dann so oder so ähnlich selbst weitertragen.« Sollten Sie also einer anderen Religion angehören als jener von der deutschen Leitkultur vorgegebenen, sind Sie durch Teilnahme an Christmette und Gänseschmaus angehalten, sich umfassend und über Generationen christlich-abendländisch prägen zu lassen.
[….]

(Stefan Kuzmany, 22.12.2023)