Dienstag, 27. Dezember 2022

Der schwule jüdische Migrant der GOP

Der New Yorker George Santos, 34, ist eine der ganz großen Hoffnungen der Republikaner. Überraschend gewann er am 08.11.2022 den rein urbanen liberalen New York's 3rd congressional district (ich wähle in New Yorks 1. Distrikt) und zieht in das US-Repräsentantenhaus ein.

142.673 Stimmen = 54,1 % für den Republikaner Santos in dem demokratischen Wahlkeis waren eine Ansage! Demokrat Robert Zimmerman ging mit 45,9 % (121.094 Stimmen) unter.

Santos gelang dieses Kunststück mit Hilfe seiner für GOPer sehr ungewöhnlichen Vita, die im Multikulti-New York gut ankam. Aber damit nicht genug; Santos ist auch noch sagenhaft klug, besuchte Elite-Unis, entpuppte sich als genialer Geschäftsmann und deckte damit auch noch die bei GOPern beliebteste Minderheit ab: Die der Superreichen.

[….] Santos most recently worked at Devolder Organizations, which he describes as a family-owned firm that managed $80 million in assets. On his congressional financial disclosure forms, he described the company as a capital introduction consultant company, which typically serves as a liaison between investors and investment funds. But his disclosure did not reveal any clients of the firm. Santos reported a $750,000 annual salary and over $1 million in dividends from Devolder Organizations, and lent his campaign more than $700,000 this cycle. […]

(Metroweekly, 19.12.2022)

Santos Mutter beeindruckte bereits als Einwanderin in NY.

On his campaign website, Santos wrote that his mother was "the first female executive at a major financial institution" and that she worked in the South Tower of the World Trade Center and survived the September 11 attacks.

Seine ukrainischen Großeltern entkamen als Juden nur knapp dem Holokaust, schlugen sich zunächst nach Belgien durch und flohen nach Südamerika. Da George Santos auch noch der erste offen schwule Republikaner im Kongress ist, deckte er gleich vier Minderheiten ab: Jude. Migrant. Queer. 9/11-Opfer.

[….] In New York als Sohn von Einwanderern aus Brasilien geboren, führte Santos seine Karriere - laut seiner Vita zumindest - an zwei New Yorker Universitäten, wo er sich Abschlüsse in Finanzwirtschaft erwarb. Es folgten Anstellungen bei den Wall-Street-Größen Goldman Sachs und Citigroup. Seine Familie besaß angeblich einen millionenschweren Immobilienfonds, er gründete eine Firma, die ihren Umsatz binnen Monaten in Millionenhöhe schraubte. [….] Er hatte auch behauptet, vier Angestellte bei der Schießerei in einer LGBTQ-Bar in Florida verloren zu haben.[….]

(Fabian Fellmann, SZ, 27.12.2022)

Nur ein winziger Makel trübt diesen Lebenslauf und die beeindruckende Karriere: Sie ist frei erfunden; nichts davon ist wahr.

Santos hat nie eine Universität von innen gesehen, arbeitete nicht bei den Banken, besitzt keine Immobilien. Er hat Schulden, wurde in Brasilien wegen Scheckbetrugs verurteilt, ist katholisch und war zumindest bis 2019 mit einer Frau verheiratet. Seine Großeltern waren keine ukrtainischen Juden und seine Mutter keine WTC-Überlebende.


[….] “My sins here are embellishing my resume. I’m sorry,” he said on Monday, according to the New York Post, adding, “I am not a criminal… This [controversy] will not deter me from having good legislative success. I will be effective. I will be good.”

Among the falsehoods he fessed up to is the fact that he never graduated from Baruch College. “I didn’t graduate from any institution of higher learning. I’m embarrassed and sorry for having embellished my resume,” he said. “I own up to that … We do stupid things in life.” The news you care about, reported on by the people who care about you.

He also admitted that he never worked for Citigroup and Goldman Sachs. He now claims that, while working as vice president for a company called Link Bridge, he helped make “capital introductions” between clients and investors who were at Goldman Sachs and Citigroup.  [….]

(LGBTQ Nation, 27.12.2022)

Ups. Sorry. Aber macht doch nichts. Schwamm drüber.

Das einzige, das an Santos‘ Angaben stimmt, ist offenbar seine Teilnahme als Hardcore-Trumpfan bei dem versuchten Staatsstreich am 06.01.2022, als fünf Menschen starben, unzählige Polizisten schwer verletzt wurden und die frommen ReTrumpliKKKans in sämtliche Abgeordnetenbüros schissen.

[….] Santos was one of those who traveled to Washington, D.C. to attend former President Donald Trump’s rally on January 6, 2021, telling Lara Trump during an appearance on The Right View that he was at the Ellipse at the time of the rally, during which Trump contested the results of the presidential election and called on members of Congress not to certify the results due to speculations about voter fraud in states won by President Joe Biden. [….]

(Metroweekly, 19.12.2022)

In normalen Parteien wäre dieses drastische Anhäufung von Lügen und Kriminalität ein bißchen problematisch. Aber zu seinen Glück, ist Santos bei den Republikanern. Sie verteidigen ihn, lachen die Demokraten dafür aus, gegen Santos in NY verloren zu haben.

Für die GOP gibt es nur zwei Regeln:
Erstens hat man immerzu Trumps Arsch zu küssen und zweitens darf man niemals ehrlich sein.

Beide Anforderungen erfüllt Santos.

Also wird er sich zwischen Gaetz, Gohmert, Jordan, Boebert und MTG wunderbar einfügen.