Posts mit dem Label Guttenberg werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Guttenberg werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 26. August 2020

Oben geboren, oben geblieben.


Die Zeit der Aufsteiger-Biographien à la Gerd Schröder, als es ein Junge aus ärmlichsten, prekären Verhältnissen – die ungebildete Mutter war allein erziehend und versorgte als Putzfrau fünf Kinder  - über den zweiten Bildungsweg zum Bundeskanzler bringen konnte sind vorbei.
Heute entscheiden fast ausschließlich Papas Portemonnaie und Papas Kontakte darüber, ob es ein Kind in die höchsten Kreise schafft. Teure Privatschulen, Elite-Internate, internationale Unis – dazu Polo, Golf, Segeln und natürlich die richtigen Clubs, die richtigen „alten Herren“, die passenden Schickimicki-Ferien.
In einen DAX-Vorstand kommt man nur, wenn die Eltern auch schon steinreich waren.

Die USA galten hingegen lange als echte Meritokratie. Ein Land, in dem man es aus eigener Kraft ganz nach oben schaffen konnte. Tatsächlich sind die sozialen Schichten in den USA durchlässiger. Auch aus einfachen Verhältnissen kommend, kann man eine Top-Bildung bekommen und wer an den Ostküsten-Elite-Unis seinen Abschluss macht, wird auch weiter aufsteigen.
Die vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Zeiten sind aber auch in den Staaten nicht mehr rosig. Die Erwerbseinkünfte sind kontinuierlich geschrumpft. Heute kann eine Mittelklassefamilie mehr in einem schönen Haus mit Garten allein vom Lohn des Vaters leben.
Heute müssen alle ran; es reicht nicht mehr, daß die Frau mitverdient, sondern sie haben auch Zweit- und Drittjobs. Und selbst dann wird es schwer die teuren Collegegebühren aufzubringen.

Es gibt in den USA und erst Recht in Deutschland nur einen Weg Multimillionär zu werden: Man muss die Millionen durch ehrliche Abstammung erben.
Mit Adelstitel und Millionen auf dem Konto, mit großen Villen und berühmten Vätern gelang es Ursula von der Leyen genau wie Karl-Theodor Baron von und zu Guttenberg in die höchsten Partei- und Politikkreise aufzusteigen, obwohl bei ihnen akademisch Schmalhans angesagt war und die Promotionen entsprechend zusammengeklaut waren.

Wäre Karl-Theodors Mutter Putzfrau gewesen, wäre er nicht mit einer Gräfin Bismarck verheiratet, hätte keine 800 Millionen Euro auf dem Konto und hieße Kevin Schulze statt Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg, könnte ihm so eine dreiste Schummelei und Großlüge wie bei seinem Dr.-Titel-Betrug gesellschaftlich das Genick brechen.
Hieße die EU-Kommissionspräsidentin Ebru mit Vornamen und ihr Vater wäre ein aus Anatolien stammender Fabrikarbeiter, hätte die endlose Kette ihrer Skandale als Ministerin sie ebenfalls längst in die Arbeitslosigkeit befördert. Aber schon ihr Vater hatte einen Top-Job in Brüssel, war Ministerpräsident und fast CDU-Kanzlerkandidat, sie spricht mehrere Sprachen, ist bestens vernetzt. Dann fällt man nach oben.
Mit endlosen Adelstiteln und neunstelligen Beträgen auf dem Konto benötigt man keine Armen-Sprüche wie „Ich kann nie tiefer fallen als in Gottes Arme“, weil man gar nicht erst fällt.

Nach seinem Aus aus der Bundesregierung im Jahr 2011 kaufte sich Guttenberg eine repräsentative Villa für drei Millionen Euro in Connecticut und trat fürderhin „Distinguished Statesman“ (Angesehener Staatsmann) in den besten Kreisen auf.
Symbolbild
als

Wenig überraschend betrachtete der Bayerische Baron Anstand und Legalität weiterhin lediglich als optional und versilberte seine Kontakte in die Bundesregierung mit dubiosesten Partnern aus der Halbwelt.

Ein KTG kann nicht bescheiden oder demütig. Herr Hochwohlgeboren gehört zur internationalen Finanz- und Macht-Elite. So einer bäckt grundsätzlich keine kleinen Brötchen. Warum auch? Selbst Angela Merkel, der er Schimpf und Schande bereitete, ist immer noch so geblendet von seinem Multimillionen-Glanz, daß sie sich artig nach seinen Wünschen richtet.

[….] Der Name des ehemaligen Verteidigungsministers tauchte gleich bei zwei großen Politaffären auf: der umstrittenen Lobbyarbeit des CDU-Abgeordneten Philipp Amthor für das New Yorker Start-up Augustus Intelligence. Und beim Zusammenbruch des milliardenschweren Finanzdienstleisters Wirecard. Am 3. September 2019 wurde Guttenberg sogar für beide Unternehmen im Kanzleramt vorstellig.
Nur scheibchenweise rückte die Regierung mit Details über das sonderbare Treffen mit Angela Merkel raus, ließ aber den genauen Inhalt des Gesprächs offen. Jetzt bringen Dokumente aus der Regierungszentrale etwas mehr Licht ins Dunkel. Am Abend jenes 3. September um 20:04 Uhr leitete das Büro von Guttenberg eine Nachricht ans Kanzleramt weiter. Darin bedankte er sich bei der "lieben Angela" für "das gute Gespräch heute! Eine Freude, Dich so guter Dinge zu sehen." Weiter schrieb er: "Hier die Adressen der beiden A.I. Herren der Firma Augustus Inc."
[….] Guttenberg war damals Investor und Direktor der Firma Augustus, die auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz unterwegs ist. In der Nachricht verschickte er die Mailadressen von zwei deutschen Gründern von Augustus, "für Frau Christiansen". Gemeint war offenbar Eva Christiansen, eine der engsten Mitarbeiterinnen der Kanzlerin und Leiterin der Abteilung für Digitalpolitik. Guttenberg beendete seine Nachricht an die Kanzlerin mit den Worten: "Herzlichst Stets Dein Karl-Theodor".[….]  Wie sich einige Wochen später erst durch SPIEGEL-Recherchen herausstellte, wurde Karl-Theodor zu Guttenberg an jenem 3. September nicht nur in Sachen Augustus im Kanzleramt vorstellig, sondern auch für den mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleister. Mit Erfolg: Auf Merkels China-Reise, die wenige Tage nach dem Termin im Kanzleramt begann, brachte sie die Pläne von Wirecard zur Sprache, nach China expandieren zu wollen. Und das, obwohl schon zu dieser Zeit eine Reihe von Untersuchungen zu Bilanzmanipulationen des Dax-Konzerns liefen. [….] Im Falle von Wirecard hat die Regierung [….] eingeräumt, dass Merkel die geplante Übernahme des chinesischen Zahlungsdienstleisters AllScore Payment Services auf ihrer Reise thematisiert hatte. [….] Guttenbergs Beratungsfirma Spitzberg Partners war "mit Unterbrechungen zwischen 2016 und 2020" für Wirecard tätig, wie der ehemalige Verteidigungsminister gegenüber dem SPIEGEL erklärte. Für die geplante Expansion nach China wurde Spitzberg Partners im Finanzministerium und Kanzleramt vorstellig. [….]

Die adeligen Superreichen sind in ihren erzkonservativen Kreisen unkaputtbar.
An ihnen bleibt nichts haften, sie stehen über dem Gesetz.

Fabio di Masi von der Links-Fraktion des Bundestages ist insofern eher niedlich, wenn er KTG angreift. Es wird nichts nützen. Guttenberg ist wie ein Mercedes mit der eingebauten Vorfahrt ab Werk. Er muss sich nicht an Gesetze und Paragrafen halten wie wir gewöhnlichen Menschen.

[….] „Die Bundeskanzlerin kann sich nicht länger wegducken. Der Bundestag wurde getäuscht“, kommentiert Fabio De Masi, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE, Enthüllungen über den Austausch der Bundeskanzlerin mit Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg über die Unternehmen Augustus Intelligence und Wirecard. De Masi weiter:
„Die Bundeskanzlerin muss erklären, warum das Bundeskanzleramt mir das Gespräch in einer parlamentarischen Anfrage verschwiegen und nur eine angeblich unbeantwortete E-Mail von Herrn Guttenberg am 3. September 2019 eingeräumt hat. Eine Informationsfreiheitsanfrage zu der E-Mail von mir wurde mir bis heute nicht beantwortet. Ferner muss die Bundeskanzlerin beantworten, ob sie in China neben Wirecard auch für Augustus Intelligence im Auftrag von Herrn Guttenberg Klinken putzte. Die Aussageverweigerung gegenüber dem Parlament ist rechtlich unhaltbar und ein faktisches Eingeständnis des Lobbying für Augustus Intelligence.
Für die Geheimniskrämerei gibt es nur drei sinnvolle Erklärungen: Erstens, es sollte keine zusätzliche Aufmerksamkeit auf das zum Zeitpunkt meiner parlamentarischen Anfrage noch unbekannte Gespräch zwischen Guttenberg und der Bundeskanzlerin gelenkt werden, bei dem Guttenberg die Kanzlerin auch zugunsten von Wirecard lobbyierte. Zweitens, die Bundeskanzlerin sollte nicht zu eng mit der Firma Augustus Intelligence in Verbindung gebracht werden, die offenbar ein Rohrkrepierer und ein Reiseveranstalter für Philipp Amthor und den ehemaligen Chef des Verfassungsschutzes Maaßen war. Drittens, es gibt Verbindungen zwischen den Hochstaplern von Wirecard und Augustus Intelligence oder weitergehende Erkenntnisse der Nachrichtendienste.
Die Begründung, man habe nur für Wirecard lobbyiert, weil es sich eben um einen DAX-Konzern handele und das ganze Ausmaß der Vorwürfe unbekannt gewesen sei, ist nicht haltbar, sofern die Kanzlerin auch für die seltsame Bude Augustus Intelligence lobbyierte.
[….] Es gäbe zahlreiche Mittelständler in Deutschland, für die sich die Bundeskanzlerin in China einsetzen könnte, anstatt für Unternehmen mit hoher krimineller Energie. Es ist beängstigend, dass der Felix Krull der deutschen Politik, Herr Guttenberg, mit seinen zwielichtigen Kunden offenbar weitgehenden Einfluss auf die Wirtschaftsförderung der Kanzlerin in China nehmen kann. Die Bundeskanzlerin sollte daher selbst in einem Untersuchungsausschuss zu Wirecard Rede und Antwort stehen und beantworten, ob sie sich ebenso für Augustus Intelligence in China eingesetzt hat.“ [….]

Freitag, 3. Juli 2020

Er gräbt immer tiefer.

Wenn es nicht die legal-illegal-scheißegal-CSU wäre hätte ihr Generalsekretär Scheuer nach der auf seinem Mist gewachsenen Anti-Ausländerkampagne „Wer betrügt, fliegt“ auch geflogen, nachdem herauskam, daß er mit seinem Doktor-Titel betrogen hatte und unrechtmäßigt die Buchstaben „Dr.“ führte.
Aber bei den Söder-Seehoferschen Amigos, die sich schon lange (erfolglos) darum bemühen den Mega-Betrüger von und zu Guttenberg zurück in die aktive Politik zu holen, bekam „der Ondi“ noch nicht einmal einen Rüffel. Nun ist er eben nur noch „Scheuer“ statt „Dr. Scheuer“ und wurde mit einem Ministerjob belohnt.

[…..] „Entschuldigen S’ die Sprache, das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist – weil den wirst Du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern der ist Wirtschaftsflüchtling.“ [….]
 (Ondi Scheuer, 15.09.2016)

Im Bundeskabinett legt der zweifach geschiedene Katholik aus Niederbayern seither genau die erwartete Serie von Pleiten, Pech und Pannen vor.
Tempolimit, Rolle rückwärts bei Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung, Uber-Zulassung, Infrastrukturprojekte einseitig zu Gunsten Bayerns, einheitliche Fahrverbote, Stickoxid-Grenzwerte; Deutsche-Bahn-Desaster, Blockade des Klimaschutzes:
Was Scheuer anfasst wird garantiert zum Rohrkrepierer.
Der Mann, der über den zweitgrößten Etat aller Minister verfügt, sorgt eifrig dafür, daß Deutschlands Infrastruktur in jeder Hinsicht weiter verkommt.

Die Krönung seiner Unfähigkeit war natürlich die rechtswidrige Anti-Ausländermaut, bei der es Scheuer vermochte dem Steuerzahler durch besonders stupides Vorpreschen eine halbe Milliarde Euro Kosten zu verursachen. Gut möglich, daß es auch 700 Millionen Euro werden.

[…..] Ich hab alle gleich lieb, aber Andreas Scheuer kam zuletzt so oft vor, dass er auf Lohnsteuerkarte für uns arbeiten müsste. Aus dem Untersuchungsausschuss zur Pkw-Maut kommt ständig Neues ans Licht. Dass Mitarbeiter des Verkehrsministeriums laut interner Mails aufgefordert worden sein sollen, den Bundesrechnungshof anzulügen, aber Scheuer immer noch im Amt ist, kann ich kaum fassen. Warum spricht niemand ein Machtwort? Was muss man denn noch machen, um aus Merkels Kabinett gefeuert zu werden? [….]

Jeder Mensch mit auch nur noch homöopathisch vorhandenen Rudimenten von Anständigkeit wäre vor Scham auf den Boden gesunken und selbstverständlich zurückgetreten.
Natürlich nicht Scheuer, der seither noch mehr mauschelt und betrügt.

[…..] Bei der Aufarbeitung der gescheiterten Pkw-Maut hat die Opposition neue Vorwürfe gegen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erhoben. Zwar konnte der Untersuchungsausschuss des Bundestags nun E-Mails sichten, die über den Abgeordneten-Account von Scheuer gelaufen sind. FDP, Linke und Grüne aber mutmaßen, dass immer noch Mails fehlen. Sie fordern einen unabhängigen Ermittlungsbeauftragten, der Scheuers Abgeordneten-Postfach nach entscheidender Kommunikation sichten soll. […..] Die Abgeordneten fühlen sich von dem CSU-Politiker vorgeführt. […..] Die E-Mails wurden dem Ausschuss am Mittwoch übermittelt - kurz vor einer weiteren Sitzung, bei der unter anderem Zeugen aus dem Kraftfahrt-Bundesamt gehört wurden. Das Ministerium entschuldigte sich in einem Schreiben für die späte Übermittlung. Es handle sich um eine Nachlieferung, die auf ein "Büroversehen" zurückzuführen sei.
Der Grünen-Obmann im Ausschuss, Stephan Kühn, kritisierte, Scheuer lege dem Untersuchungsausschuss nur scheibchenweise Informationen vor. "Die Hinhaltetaktik des Ministers nehmen wir nicht mehr länger hin." [….]

Er löscht seine Handydaten, belügt den Untersuchungsausschuss, vernichtet Dokumente.
Eifrig ist er damit beschäftigt das Kostendesaster für den deutschen Steuerzahler noch maximal zu vergrößern.

[…..] Mautdebakel: Verfahren kostet Millionen
[…..] Die Affäre um die Pkw-Maut wird ungeachtet ihres Ausgangs Millionen Euro an Steuergeld verschlingen. Im Rechtsstreit um das vor einem Jahr geplatzte CSU-Prestigeprojekt erwartet das Verkehrsministerium Anwaltskosten von mehreren Millionen Euro. […..] Vertrauliche Regierungsdokumente zeigen, dass allein der Top-Anwalt des Ministeriums im Schiedsverfahren 675 Euro verdient - pro Stunde. Weil mehrere Anwälte Monate, wenn nicht Jahre, an dem Fall arbeiten, gingen die Kosten insgesamt in die Millionen, verlautet es aus dem Ministerium.
Das geheime Schiedsverfahren zum Mautdebakel läuft seit einigen Monaten. Der Europäische Gerichtshof hatte die Maut vor einem Jahr als europarechtswidrig eingestuft und gekippt. Weil Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die milliardenschweren Betreiberverträge schon vor dem Urteil abschloss, fordern die Mautbetreiber 560 Millionen Euro Schadenersatz. […..] Vertreten wird Scheuers Haus von einem Team der Kanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe um den Jura-Professor und Schiedsgerichtsfachmann Siegfried Elsing. Aus den Dokumenten geht hervor, dass für Elsing 675 Euro pro Stunde anfallen. Partner der Kanzler erhalten 450 Euro pro Stunde, "Counsel" - also Fachleute für bestimmte Fragen - Stundensätze von 390 Euro pro Stunde und für "Senior Associates" 350 Euro pro Stunde. Im Fall einer 40-Stunden-Woche käme Elsing rechnerisch auf über 100 000 Euro Honorar pro Monat - das fünffache Gehalt eines Bundesministers. Auch im Branchenvergleich gilt das als außerordentlich gutes Honorar. […..]

Aber Geld fällt für den Plagiator und Titel-Betrüger keine Rolle – es ist ja nicht seins, sondern die Steuerzahler müssen seine Megapleiten ausbaden.

Er hat es nur nicht so gern, wenn drüber berichtet wird.
Aber ein CSU-Spezi wie Scheuer, den das neue Grüne Idol Söder für einen „Aktivposten des Bundeskabinetts“ hält, weiß sich da zu helfen.

[….] Der Minister segnete gar den Versuch seines Hauses ab, kritische Medienberichterstattung zum Thema Maut zu "torpedieren". So geht es nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus vertraulichen Unterlagen mit einem Umfang von 300 Seiten hervor, die dem Maut-Untersuchungsausschuss des Bundestags vorliegen. Es geht um E-Mails von Scheuers Bundestags-Account, die sein Ressort nun wegen eines angeblichen "Büroversehens" verspätet an den Ausschuss geschickt hat.
Als sein Sprecher vorschlug, gegen den Spiegel zu taktieren schrieb Scheuer: "super!"
Schon wenige Tage nach dem Auftritt im Bundestag wurde Scheuer Mitte August unter anderem von einem Journalisten des Spiegel mit unangenehmen Fragen zu einer möglichen Täuschung von Abgeordneten konfrontiert - ganz offensichtlich zum Missfallen des Ministers. Per E-Mail schlug der "Leiter Strategisches Themenmanagement" des Ministeriums Scheuer am 15. August 2019 um 12.44 Uhr vor, die Antworten auf die Fragen "schon heute" an eine Nachrichtenagentur zu schicken, "um die morgige Vorabmeldung des Spiegel zu torpedieren." Scheuer antwortete um 13.23 Uhr schnell und deutlich: "Vorgehen top. Alles schriftlich." Es bedürfe keines weiteren telefonischen Zeitaufwands. Der Plan sei "super!" Und: "So machen", forderte Scheuer.
Die Trickserei blieb kein Einzelfall. Auch kritischen Fragen und einem bevorstehenden kritischen Bericht der Süddeutschen Zeitung begegnete die Kommunikationsabteilung mit einem taktischen Manöver. Sie bat ein konkurrierendes Medium um schnelle Veröffentlichung einer Geschichte, die das Ministerium offenbar für wohlwollender hielt. Offenbar mit dem Ziel, die Nachrichtenlage positiver zu gestalten.
Der Deutsche Journalistenverband übte harte Kritik an den Vorgängen. "Der Bundesverkehrsminister verwechselt offenbar die Beantwortung von Presseanfragen, zu der ihn die Verfassung verpflichtet, mit gezielten Tricksereien", sagte ein Verbandssprecher. [….]

Samstag, 20. Juni 2020

Lasst sie doch!


Wenn richtig bösartige hochrangige erzkonservative Dunkelkatholiken wie Müller, Mixa, TVE, Sarah, Burke, Viganò, Ratzinger, Gänswein, Brandmüller oder Overbeck negativ auffallen, weil sie sexuellen Kindesmissbrauch beschönigen, gegen Muslime, Frauen oder Schwule hetzen, raffgierig sind oder gegen Menschenrechte agitieren, geben sich 99% der deutschen Journalisten ganz besorgt.
Ob sie damit nicht der Kirche schadeten? Führe das nicht zu mehr Austritten? Wäre das nicht ein Affront gegen Frauen? Stoße das nicht engagierte Laien vor den Kopf?
Schließlich freuen sie sich alle wenn der „Protzbischof Tebartz-van Elst“ nach Rom verschwindet und durch einen Bescheideneren ersetzt wird, wenn der unnahbare unfreundliche Ratzinger in seinen goldenen, mit Perlen und Diamanten bestickten Prachtkleidern durch einen umgänglichen Argentinier, der auch mal lächelt, ersetzt wird und wenn Mixa, der begeistert kleine Jungs verprügelte und Seminaristen betrunken zum Petting aufforderte und seine Kaplane „meine Lustmolche“ nannte („Bleib hier, ich brauche deine Liebe“) durch den unscheinbareren Konrad Zdarsa substituiert wird.

Ich kann das gar nicht verstehen. Ich bin immer traurig, wenn sich die katholische Kirche von Ekelpaketen, die die Gläubigen vertreiben trennt.
Es kann zum Wohle Aller nichts Besseres geben, als prominente Kirchenfürsten wie TVE, die von innen heraus die totale Verdorbenheit ihrer Organisation publik machen und so den Trend zum Atheismus beschleunigen.
Gäbe es nur nette Bischöfe, würde ich von außen unvermindert weiter für den Kirchenaustritt werben und mich bemühen den fatalen, parasitären und destruktiven Charakter der Organisation Kirche aufzuzeigen.
Aber das ist schwieriger, wenn die Kirchenführer gemocht werden.

So war es auch mit der CSU, die ein genauso abzulehnender Haufen war, als 90% der Deutschen begeistert an den Lippen des 800 Millionen Euro schweren Karl-Theodor Baron von und zu Guttenberg klebten und sich wünschten ihn zum Kanzler zu haben.
Obwohl es jeder von Anfang an wissen konnte wie KTG log und betrog, war es schwer gegen die CSU Wahlkampf zu machen.
Erst als das Ausmaß all seiner Betrügereien öffentlich war und er sich in die USA abgesetzt hatte, wo er mit Philipp Amthor, Hans Georg Maaßen und weiteren dubiosen Ultrarechten der sein Augustus-Intelligence-Süppchen kocht, konnte man wieder den Charakter der CSU erkennen.

So ist es auch mit der RKK; ich nehme gern die Hilfe der Müllers, Mixas und Meisners an, wenn ich für einen Kirchenaustritt argumentiere.

Allerdings überrascht es wenig, daß sich viele Journalisten eine starke RKK und eine starke CSU wünschen.

Aber wieso zeigen sie sich nun auch wieder angesichts des AfD-internen Machtkampfes zwischen Scharfrechtsaußen und Völkischrechtsextrem nun schon wieder besorgt über den gestrigen Teilerfolg des Himmler-Imitators Andreas Kalbitz, der erst vom AfD-Vorstand ausgeschlossen wurde und sich nun erfolgreich wieder hineinklagte?

[….] Im AfD-internen Machtkampf um den Rauswurf von Kalbitz hatte Meuthen am Freitag eine juristische Niederlage hinnehmen müssen. Das Landgericht Berlin erklärte den Ausschluss durch den Bundesvorstand für unzulässig. Damit darf der rechtsnationale Politiker seine Rechte als Parteimitglied und als Mitglied im Bundesvorstand bis zur Entscheidung des AfD-Bundesschiedsgerichts wieder ausüben. Die Entscheidung fiel in einem Eilverfahren, das Kalbitz angestrengt hatte. Die Vorsitzende Richterin Meline Schröer begründete das Urteil damit, dass nach dem Parteiengesetz für die Beendigung einer Mitgliedschaft das Partei-Schiedsgericht zuständig sei. In diesem Fall habe der Bundesvorstand als Exekutive unzulässigerweise die Mitgliedschaft des 47-Jährigen für nichtig erklärt. Wegen dieses Verfahrensfehlers müsse Kalbitz Rechtsschutz gewährt werden. [….]


Anders als der Tenor der meisten Kommentare von heute begrüße ich die Niederlage Meuthens und das Frohlocken der eben schon abgeschriebenen Faschisten Höcke und Kalbitz.
Mögen sich die Braunen parteiintern die Köpfe einschlagen und sich gegenseitig attackieren.
Ordentliche Querelen schaden den Wahlchancen – die AFD ist in zwischen in allen bundesweiten Umfragen in die Einstelligkeit gerutscht; das war vor einem Jahr kaum vorstellbar – und sollten sich der Fascho-Flügel durchsetzen, wird es Ärger von den Verfassungsschützern geben.

(…..) Es werden ganz in diesem Sinne auch die Messer gewetzt, um den Ausschluss‘ des Brandenburger Partei- und Fraktionschefs rückgängig zu machen.
Seine Landtagsfraktion steht zu ihm und Kalbitz selbst klagt vor dem Parteigericht.

[….] Nach dem Parteiausschluss von Kalbitz greift AfD-Fraktionschef Gauland Parteichef Meuthen scharf an. Er habe ihm im Vorfeld von diesem Schritt abgeraten, sagt Gauland im ZDF. […..]

Bernd Höcke, der sich vor wenigen Wochen noch mit plumpem SS-Humor damit gebrüstet hatte Männer wie Meuthen „aus der AfD ausschwitzen“ zu wollen, ist erwartungsgemäß im Trumpschen Rage-Mode.

[…..] Höcke, der Thüringer Landesvorsitzende und prominenteste Kopf des rechten Flügels, reagierte mit einer Kampfansage an den Bundesparteichef Jörg Meuthen. Höcke warf ihm "Verrat an der Partei" vor, weil Meuthen am Freitag den Ausschluss von Kalbitz im Bundesvorstand mit knapper Mehrheit durchgesetzt hatte. Höcke sprach von einem Versuch, die Partei zu spalten und kündigte an, er werde "die Spaltung und Zerstörung unserer Partei nicht zulassen". Offenbar überlegt sein Lager, einen Sonderparteitag zu beantragen.
Unterdessen zeigt sich auch die Parteispitze gespalten. So lehnte Meuthens Ko-Vorsitzender Tino Chrupalla den Ausschluss von Kalbitz ebenso ab wie die Spitzen der Bundestagsfraktion Alice Weidel und Alexander Gauland. [……]

Wieso ist Jörg Meuthen noch nicht von der braunen Wucht weggefegt worden?
Wieso kann er sich anders als seine unglücklichen erst zündelnden und dann in den Flammen umgekommenen Lucke und Petry noch halten?

Die Gründe sind in diesem Fall Geld, Macht und Privilegien.
 Faschistische Hetze ist zwar allen AfDlern wichtig, aber noch lieber stopfen sie sich die eigenen Taschen voll. Sie alle haben gelernt von staatlicher Parteien-Alimentierung zu leben.
Nach der Beobachtung der AfD-Jugend und des AfD-Flügels durch den Verfassungsschutz, lag es auf der Hand, daß die Schlapphüte nun ihr Augenmerk auf die gesamte Partei richten könnten.
Schließlich hatte man den eiternden Flügel nicht etwa amputiert und entsorgt, sondern ganz einfach absorbiert. (……)

Wenn es nach mir geht, mögen Kalbitz und seine Flügel-Faschos in der AfD bleiben und weiterhin die Funktionäre gegeneinander in Stellung bringen.

[….] Die Fronten zwischen den beiden Lagern im Bundesvorstand verhärten sich derweil zunehmend. AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland, der von Anfang an gegen Kalbitz' Rauswurf war, versucht es noch einmal mit einem Appell an seine Gegenüber: Die knappe Mehrheit im Bundesvorstand solle die juristische Auseinandersetzung doch nun bitte komplett einstellen. Aber einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Er dürfte selbst wissen, dass es dafür zu spät ist.
Selbst in der Bundestagsfraktion, die lange immun gegen Parteistreitigkeiten zu sein schien, habe die Angelegenheit schon jetzt Kollateralschäden angerichtet, gesteht Gauland ein. Plötzlich gebe es über eher banale Entscheidungen teils heftigen Streit, berichten Abgeordnete der AfD. So sollen Meuthen-Getreue am vergangenen Dienstag in der Fraktionssitzung versucht haben, zu verhindern, dass sein Co-Parteichef Tino Chrupalla im Bundestag in der Debatte über den 17. Juni eine Rede halten darf. [….]

Als Rotrotgrüner kann ich es nur begrüßen, wenn die Bundestagsfurien Weidel und Storch sich gegenseitig an die Gurgel gehen, statt darüber zu orakeln Flüchtlinge an der Grenze zu erschießen.
Mit Freude sehe ich es, wenn Gauland sein perfides verbales Gift gegen seinen eigenen Parteichef Meuthen einsetzt, statt über andere Parteien herzuziehen.
Streitet bitte weiter.
Gern mit Hauen und Stechen.

Freitag, 12. Juli 2019

Viralität


Echter investigativer Journalismus stirbt langsam aus, weil die seriösen Zeitungen alle sparen. Die klickenden Konsumenten haben eine zu kurze Aufmerksamkeitsspanne und wollen auch kein Geld ausgeben.
Gab es früher in großen Redaktionen auch Dokumentare, die alle verbreiteten Fakten überprüfen, findet man die inzwischen kaum noch, außer beim SPIEGEL und der SZ.
Vor einigen Jahren löste der Springer-Verlag seine gesamte Dokumentation auf, entließ weit über 100 Rechercheure in Hamburg.
Googeln tut es doch auch und kostet nichts.
Investigativer Journalismus ist das natürlich nicht mehr.
Ein investigativer Journalist übernimmt nie irgendwelche Daten aus Dritt-Quellen, sondern spricht mit allen Betroffenen persönlich.
Das ist aufwändig, dauert lange und kostet eine Menge Reisespesen.
Aber nur so können gute Medien ihre Gatekeeper-Funktion erfüllen.

Blogger sind keine Journalisten. Blogs sind im besten Fall eine feuilletonistische Betrachtung des Geschehens oder schlicht eine Plattform, um seine eigene Meinung zu verbreiten.
Blogger bedienen sich dabei allen erdenklichen Quellen, die sie hoffentlich immer kenntlich machen und deren Relevanz sie einschätzen können.

Der Schreiber dieser Zeilen berichtet nicht objektiv, sondern versucht seine persönliche Meinung zu begründen. Dabei verwendet er die Informationen „richtiger Journalisten“, die er für seriös hält.
BILD, Focus oder RTL gehören selbstverständlich nicht dazu und tauchen daher auch nie in Verlinkungen auf.

Es fließen persönliche Erlebnisse und Erfahrungen ein, aber völlig neue Erkenntnisse sind auf nicht-investigative Art nicht zugänglich.
Blogger, die zu Hause am Schreibtisch sitzen, können große Mengen Informationen zusammentragen, aber nicht eigenständig große Skandale aufdecken.

Rätselhaft bleibt, wie genau sich öffentlich zugängliche Informationen verbreiten.
Weshalb werden offen zu Tage liegende Fakten über Jahrzehnte zwar regelmäßig von Journalisten beschrieben finden aber keinerlei Wiederhall bei den Lesern/Zusehern?
Obschon ich keinen religiösen familiären Hintergrund habe, wußte ich schon als Teenager genau, daß es ein Karfreitags-Tanzverbot gibt, daß Bischöfe vom Staat und nicht etwa aus der Kirchensteuer bezahlt werden.
Wann immer ich das in den nächsten Dekaden erzählte, stieß ich aber auf großes Staunen.

Viralität bezeichnet die schnelle Informationsweitergabe von Mensch zu Mensch. Eine kommunikative Botschaft wird in einem Sozialen Netzwerk von User zu User weitergetragen. Besonders soziale Netzwerke wie Facebook verfügt über ein hohes Maß an Vernetzung und Viralität, da hier eine Botschaft in kurzer Zeit eine große Reichweite entwickeln kann. Durch den Share Button wird diese Weitergabe zusätzlich vereinfacht. [….]

Es gibt auch klassische wiederkehrende Informationen, die jährlich, oder alle paar Jahre für Empörung und Verblüffung sorgen.

Der Bundespräsident wird von der Bundesversammlung gewählt.
Pfingsten wird gefeiert, weil an dem Tag der Heilige Geist ausgegossen wurde.
Bei Bundestagswahlen wählt man eine Partei und damit die Zusammensetzung des Bundestags, aber natürlich nicht den Bundeskanzler.
Der Bundeskanzler ist hierarchisch nur die fünft-mächtigste Person in Deutschland.

Außerdem gibt es durchaus wichtige Informationen, die nach meinem Eindruck sogar fast vollständig außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung passieren, obwohl sie selbstverständlich mit drei Klicks für jeden zugänglich sind.

Wie kommt man in den Rundfunkrat und wer sitzt da eigentlich? Wer bestimmt das TV-Programm und die politische Ausrichtung eines öffentlichen Senders?
Wer wählt die Bundesrichter aus? Wie entscheidet sich wer Vorsitzender einer der Kammern des Bundesverfassungsgerichts wird?

Darüber hinaus gibt es bekannte Irrglauben, die sich erstaunlich hartnäckig halten, obwohl die Realität gar nicht verheimlicht wird.

Nicht der Bundesgesundheitsminister oder das Parlament bestimmen wesentliche Teile der Gesundheitspolitik, sondern der allmächtige Gemeinsame Bundesausschuss GBA.

Solange ich zurückdenken kann, weiß ich, daß katholische Priester massenhaft Kinder quälen und vergewaltigen.
Schon Ende der 1960er Jahre wurde publik in welch massenhaften Ausmaß Kinder und Jugendliche in christlichen Heimen brutal ausgenutzt, gefoltert und entrechtet wurden.
Das gehörte bekanntlich zur journalistischen Arbeit der Konkret-Redakteurin Ulrike Meinhof.
Seit es diesen Blog gibt (ab Juni 2007) schreibe ich regelmäßig über solche Vorgänge. Nicht, weil ich das exklusiv selbst recherchiert hätte, sondern weil das durchaus auch in den „normalen Medien“ (Panorama, Monitor, Spiegel) berichtet wurde.
Aber 2010 kam das Canisius-Outing und urplötzlich sprach man darüber. Bischof Laun erklärte damals in einer Talkshow, man habe innerhalb der RKK nichts dagegen unternehmen können, da diese Ungeheuerlichkeiten ja erst jetzt (2010) bekannt wurden.
Da staunte ich nicht schlecht.
Ich als atheistischer Laie, der keinen Fuß in die Kirche setzt und nie Messdiener war, lese seit Jahrzehnten diese Pädo-Stories in der Süddeutschen und im Spiegel, aber ein Bischof, der mitten drin sitzt und exklusiven Zugang zu allen geheimen Informationen bekommt, hat davon nie etwas bemerkt?

[…..]Wir erinnern uns alle mir Schrecken daran wie in den Jahren 2010/2011 über 90% der Nation, bis weit in den linken Bereich dem Charme des Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg verfielen, ihn für einen Messias hielten, obwohl er von Anfang an ein Blender und Betrüger war. Interessanterweise wurden KTGs dreiste Lügen schon 2009 aufgedeckt und beispielsweise von PANORAMA (und auch in diesem bescheidenen Blog) veröffentlicht.
Aber Fakten sind irrelevant in einem verführbaren Volk wie dem Deutschen. […..]

Neuestes Beispiel für eine völlig verzögerte Wahrnehmung der Masse ist die Homöopathie.
Seit 200 Jahren gibt es nicht den geringsten Nachweis einer Wirkung.
Das ist von vorn bis hinten Humbug.
Homöopathie ist weder pflanzlich noch ein Naturheilverfahren.
Und als Chemiker freut es mich immer mal wieder drauf hinzuweisen, daß sowohl pflanzliche, wie Homöopathika, Naturheilmittel als auch natürlich klassische schulmedizinische Medikamente allesamt CHEMIE sind.
Es gibt nichts Nicht-Chemisches.
Die Besonderheit an Globuli und HÖ-Tropfen ist bloß, daß das verkaufte Wasser oder die gestampfte Lactose keinerlei therapeutisch wirksamen Inhaltsstoff enthalten. Es ist reine Fake-Medizin, kompletter Unsinn, Abzocke.

Seit Jahrzehnten regt es alle Eingeweihten auf, wieso dieser Schwachsinn von den Krankenkassen und somit der Allgemeinheit finanziert wird – nur damit sich ein paar Scharlatane die Taschen füllen können.
Zwecklos. Landesministerinnen in NRW und ostdeutsche Ministerpräsidentinnen treten öffentlich für diese ganz große Verarschung ein.

Aber ich habe den Eindruck, das Thema promoviert gerade von der öffentlich bekannten auf die tatsächlich öffentlich wahrgenommene Ebene.
Der Ausstieg Frankreichs aus der HÖ-Bezahlung ist die Initialzündung, aber diesmal ergreift es auch weite Teile der Presse. Viele Parteien (außer der Linken!) schließen sich den Forderungen an, endlich die HÖ-Verrückten ihr sinnloses Hobby selbst bezahlen zu lassen.

[….] Es geht nicht darum, Homöopathie zu verbieten oder den Verkauf von homöopathischen Arzneimitteln zu stoppen. Jeder, dem diese Therapieformen wichtig sind und bei dem sie helfen, soll sie weiterhin anwenden können. Keine Frage.
[….] Es geht um die Frage, was gesetzliche Krankenkassen ihren Mitgliedern bezahlen sollen und müssen. Homöopathie gehört nicht dazu.
[….] Wer kurzsichtig ist, muss seine Brille zu großen Teilen selbst bezahlen. Wer kranke Zähne hat, muss oft viel eigenes Geld auf den Tisch legen, damit er wieder kauen kann. Mit anderen Worten: Für einige wirklich wichtige Funktionen des menschlichen Körpers – Sehen und Essen – geben die Krankenkassen viel weniger Geld aus, als sie sollten.
Für jede Pillenpackung ist eine Zuzahlung fällig. Ärzten wird das Honorar gekürzt, wenn sie zu viele Patienten behandeln oder zu viel Arznei verschreiben. Pflegekräften wird kein höheres Gehalt gezahlt. Aber für Zuckerkügelchen – die berühmten Globuli – und für maximal verdünnte Flüssigkeiten ist genügend Geld da? Ernsthaft? [….]  Der TV-Satiriker Jan Böhmermann hat die Homöopathie neulich aufs Korn genommen. Er hat den Inhalt von zwei Flaschen Globuli in einer Schale zusammengeschüttet und dann gesagt, niemand könne jetzt mehr nachweisen, welches Zuckerkügelchen aus welcher Flasche kam. Plastischer kann man die Homöopathie nicht entlarven. [….]


[….] Zwei von drei gesetzlichen Kassen in Deutschland zahlen ihren Versicherten nicht nur moderne Medizin, sondern auch Zuckerkügelchen ohne Wirkungsnachweis und Behandlungsmethoden aus vorwissenschaftlicher Zeit. Dass die geheimnisvollen, unbedingt mit Plastik- oder Porzellanlöffelchen zu verrührenden Globuli und Tröpfchen tatsächlich über den Placebo-Effekt hinaus wirken, hat noch keiner der für diesen Ausgabeposten Verantwortlichen behauptet. [….]


 [….] In Frankreich erstatten die Krankenkassen ab 2021 die Kosten für Homöopathie nicht mehr. In Großbritannien ist es schon heute so. Ein solcher Schritt ist auch im deutschen Gesundheitssystem überfällig. Sogar die Kassenärztliche Bundesvereinigung will es inzwischen nicht mehr verstehen, warum eine teure, gen Erdmittelpunkt geschüttelte Zuckerlösung weiter von der Solidargemeinschaft gezahlt werden soll.
[….] Es kann nicht sein, dass Kassenpatienten über ihre Beiträge gezwungen sind, für Arzneimittel zu zahlen, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist. [….] Das Geld der Versicherten, das in die Homöopathie fließt wäre anderswo sinnvoller angelegt: beispielsweise im Kampf gegen Krankenhaus-Keime oder in der Antibiotika-Forschung. [….]