Montag, 29. August 2022

Anti-woker Veganer-Hass.

Wenn rechtspopulistisch schwurbelnde Aufmerksamkeitsjunkies mit anti-woker Attitüde gegen angebliche Verbote in die Schlacht ziehen, wirkt das auf denkende Zuhörer stets ein wenig lächerlich. In der Regel sprechen sie nämlich ununterbrochen und ungehindert über die Dinge, über die sie angeblich nicht sprechen dürfen. Querdenker widerlegen damit selbst die Sprechverbote, die sie beklagen.

Mit diesem Möllemann-Herman-Paradox gelangen schon vor 20 Jahren große Wahlerfolge.

(….) Seit dem Herbst 2000 verging also kein Tag, an dem nicht in den Feuilletons mit drastischen Worten gegen Sharon Position bezogen wurde.
Ich erinnere mich an arabische Journalisten, die damals im „Presseclub“ auftraten und ihre deutschen und europäischen Kollegen zu bremsen versuchten, weil selbst sie fanden, daß Sharon zu einseitig und zu radikal dämonisiert wurde. Immerhin hätte er begonnen den Gaza-Streifen zu räumen, dazu brauche es in Israel seine knallharte Hand.

Und nach zwei Jahren stellte sich Jürgen Möllemann in den NRW-Wahlkampf, inszenierte sich als mutiger Tabubrecher, der es erstmals wage Israel zu kritisieren und wurde vom Plebs bejubelt. Endlich traue sich mal einer.

Im Mai 2002 verstieg sich Möllemann sogar dazu Michel Friedmann die Schuld am Antisemitismus zuzuschieben, da dieser in Talkshows die israelische Politik verteidige.

Das ganze Jahr über machte die FDP rechte, antisemitische Stimmung, die im September mit dem berüchtigten Anti-Israel-Flugblatt der FDP eskalierte.

Es war abartig, widerlich und verlogen, was die FDP-Granden aus NRW damals anstellten. Genscher, Möllemann und Westerwelle – alle drei stützen diesen Kurs; elektrisiert von den sagenhaften 9,8%, die Möllemann im Jahr 2000 bei der NRW-Wahl geholt hatte. All das beruhte nur auf einer Hoax.

Während sich Millionen Wähler an dem vermeidlichen Tabubrecher Möllemann erfreuten, gab es nie ein Verbot Israel zu kritisieren. Niemand wollte das. Der Zentralrat der Juden rief sogar ausdrücklich zu konstruktiver Kritik auf und diese geschah auch täglich in den Medien.

Aber der Urnenpöbel war auch damals schon so verblödet, daß er sich an der Frage ob man Israel überhaupt kritisieren dürfe regelrecht aufgeilte.  (….)

(Das kommt von sowas, 17.06.2016)

Die Zutaten für so einen PR-Erfolg sind immer gleich: Eine Prise Antisemitismus, Vorurteile schüren, den Hass auf Linksliberale anstacheln und sich dann gleichzeitig als heldenhafter Tabubrecher feiern. Auch und gerade, wenn dieses Tabu nicht existiert. Auf so einer Hoax basierend, machte schon Eva Braun vor 15 Jahren Karriere und verdiente viel Geld.

(…..) Die reaktionäre Fundi-Christin Eva Herman ist so ein unangenehmes Beispiel. Ganz im Gegensatz zu den immer wieder von rechtsradikalen Quellen (Kreuznet und Co) auftauchenden Vorwürfen das politisch korrekte Deutschland habe ihr „Berufsverbot“ erteilt, ist die blonde Braune unglücklicherweise beruflich extrem aktiv.   Wir sind eben eine freie Gesellschaft und daher darf auch ein dunkeldeutsch frömmelndes Kreuznet-Liebchen tun was es will.
Sie publiziert, verkauft fast ein Dutzend Bücher unter ihrem Namen, spricht auf dubiosen Parteineugründungen, wird bei ultrakatholischen Kongressen als Rednerin engagiert und ist nicht zuletzt das mediale Gesicht des Kopp-Verlages.   Dort versammelt sich das Who-Is-Who der rechtsnationalen Verschwörungstheoretiker, Ufologen (z.B. Erich von Däniken), Islamhasser wie Udo Ulfkotte und Esoterik-Freaks.

„Der Verlag bezeichnet sich selbst als Verlag und Fachbuchversand für Enthüllungsliteratur, Verschwörungen und Geheimgesellschaften. Verlegt werden unter anderem Bücher zu Themen der Prä-Astronautik, der Ufologie, des Erfundenen Mittelalters, des Kreationismus, der Astrologie, der Geomantie sowie der Germanischen Mythologie, des Islamismus, der Freiwirtschaftslehre und „Enthüllungen“ wie zu sogenannten „linken Lebenslügen.“
(Wiki)

Wie schön wäre es, wenn Herman tatsächlich mit Berufsverbot belegt wäre.
Aber mit Kopp bildet sie eine perfekte Symbiose.  Der finanzstarke Verlag füttert sie und dafür liefert die angebräunte TV-Frau regelmäßig mit ultrabizarren Ansichten (Loveparade-Katastrophe war Strafe Gottes, etc) die PR für den vorher eher im Schatten vor sich hin modernden rechten Verlag.  (…..)

(Neues von Eva Braun, 26.12.2011)

Die Covitioten und Great-Reset-Apologeten, die Aluhüte und Chemtrail-Jünger, die Impfgegner und Homöopathioten haben das Möllemann-Herman-Paradoxon so verinnerlicht, daß ihr „aber das darf man ja nicht mehr sagen“ an beinahe jeden Satz angefügt wird und sie das ganze Internet mit den Fehlinformationen fluten, die sie angeblich nicht verbreiten dürfen. Die lästige Realität haben sie schon lange verlassen.

(…) Private Unternehmen haben private Regeln. Wenn ich im Restaurant nebenan sitzen möchte, darf ich nicht meine eigenen Getränke mitbringen.

Wenn ich in einer Boutique ein Hemd anprobiere, darf ich mir daran nicht die Nase schnäuzen, wenn ich in den Zoo gehe, darf ich nicht den Löwenkäfig aufschließen und wenn ich ins Kino gehe, darf ich nicht auf den Sitz pinkeln.

Die rechten Verschwörer stellen Meinungsfreiheit bewußt falsch dar und tun so, als ob dies bedeute, ihnen dürfe nicht widersprochen werden und sie müssten das Recht haben überall gehört zu werden und Aufmerksamkeit zu bekommen, alle privaten Medien wären verpflichtet sie zu Wort kommen zu lassen.   (….)
(Ausgetwittert, 10.01.2021)

Zu einer rechtspopulistischen Verschwörungssuppe à la Sigmar Gabriel, rühren professionelle Aluhüte immer ein paar Trigger als Gewürze ein, um möglichst viel Aufmerksamkeit in den braunen Echokammern zu erzeugen.

Am besten funktionieren dabei Seitenhiebe auf Veganer und  Greta Thunberg.

Bei der minderjährigen Schwedin spielen sicherlich sadistische und missgünstige Motive mit, da sie selbst demonstrativ bescheiden und leise auftritt. Sie schreit nie jemanden an und ihre Sache, auf den tödlichen menschengemachten Klimawandel hinzuweisen, ist zweifellos eine gute und richtige Sache. Kein Grund eigentlich für erwachsene, reiche, weiße Männer, einen „HEUL‘ LEISER GRETA!“-Aufkleber an ihren 400PS-SUV zu kleben.

Es muss also einen psychologischen Grund geben, daß so viele große, dicke, mächtige Männer von so einem kleinen schmächtigen Mädchen derartig getriggert werden, daß Christian Lindner öffentlich seine größtmögliche Arroganz ausbreitet, wenn es um FFF geht. Vielleicht ist es eine Machtfrage. Wer eine 2,4 Tonnen schwere Penisprothese auf der Straße spazieren fährt, wenn es zum Bäcker nebenan geht, ahnt vielleicht, daß er selbst das Auslaufmodell ist, während sich die FFF-Prophezeiungen bewahrheiten. Wenn die Argumente fehlen, reagiert Mann mit Zorn und benötigt einen Sündenbock. Beides kulminiert in „Greta“. Die Ängste um den eigenen Lebensstil lassen sich verbal mit Hassattacken auf Thunberg kanalisieren.

Ähnlich funktionieren die Seitenhiebe auf Veganer, die in keiner rechten Rede fehlen dürfen. Jeder JUler versichert unter dem Gejohle seiner Parteifreunde, Schnitzel und Bratwurst zu fressen, macht abfällige Bemerkungen über Sojabratlinge.

Auch hier sind a) die mangelnden Argumente gegen Veganismus und b) die enorme Trigger-Wirkung des Begriffs „vegan“ auffällig.

Es gibt derzeit etwa 1-2% Veganer in Deutschland*, vermutlich eine gute Millionen Menschen.  Wieso fürchten sich also 98,5% Nicht-Veganer derartig vor so einer kleinen Minderheit, die einfach keine tierischen Produkte essen mag? Veganer tun ihnen nichts. Die 98,5% können ungehindert zu Joghurt aus Kuhmilch, zu Schafskäse, Brathuhn und Currywurst greifen. Auch hier dürften die Fleischesser deswegen so getriggert sein, weil sie insgeheim wissen, im Unrecht zu sein. Diese Form der Massentierhaltung mit nahezu unbegrenzt vorhandenen Billig-Fleisch bei jedem Discounter, ist moralisch nur zu ertragen, wenn man fest die Augen vor den Zuständen in den Mastbetrieben verschließt. Das mag einigen noch gut gelingen, aber Fleischkonsum produziert Hunger in der Welt, weil das Schlachtvieh des reichen Westens, die im armen Teil der Welt produzierte pflanzliche Nahrung frisst. Zudem furzen die Abermillionen Kühe und Schweine die Atmosphäre kaputt und verbrauchen so viel Wasser, daß unser Planet verdorrt. Bis die Menschen ausgestorben sind, wird es unter ihnen immer Fleischesser geben, aber das Massenkonsum von totem Tier dreimal am Tag für acht Milliarden Menschen, ist ein Auslaufmodell.

Monika Gruber, einst eine großartige Kabarettistin, die sich aber auch in den letzten Jahren immer größere Aluhüte bastelte, geht schon seit zehn Jahren mit diesen rechtspopulistischen Triggern auf die Bühne, wetterte 2014 in „Ottis Schlachthof“ gegen Veganer und prahlte damit SUV zu fahren.

Das Video wird immer wieder in den sozialen Medien geteilt und nach wie vor funktioniert das anti-vegane Triggern perfekt. Kein Wunder. Klima- und Nahrungsmittelkrise haben in den vergangen acht Jahren nur noch deutlicher gemacht, wie richtig der vegane Ansatz ist. Also überschlagen die Fleischesser vor Begeisterung für das Gruber-Video. Sie ist das Ventil, um das eigene schlechte Gewissen abzulassen und den Vorurteilen gegen „die Gutmenschen“ freien Lauf zu lassen.

Es wird Zeit, daß die Hobbypopulisten auf den Bühnen und in der Politik anfangen GEMA-Gebühren an Thunberg und den Veganerverband zu zahlen.

 

* Hinzu kommen etwa 8% Vegetarier. Und viele Mischformen, wie Flexitarier. Ich zum Beispiel bin Vegetarier, esse also auf Milch basierende Produkte wie Valess Crispy Sticks, die Veganer ekeln. Ich esse aber niemals Eier, die für Ovo-Vegetarier die bevorzugte Protein-Quelle darstellen. In dem Fall gibt es keine ideologischen Gründe. Ich finde Eier einfach ekelig; so wie auch alles, das aus dem Meer kommt. Andererseits kaufe ich im Supermarkt natürlich viele vegane Produkte wie beispielsweise Brandt Saaten-Crisps. Ebenfalls ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Ich mag die Dinger nur extrem gern. Und ich gehe zu einer veganen Friseurin, was aber auch nicht an ihren rein pflanzlichen Färbemitteln liegt, sondern weil ich zufällig nebenan wohne.

Winnetou vs Wokeness

Das heißt doch „authentische Besetzung“, oder ist das „kulturelle Aneignung“ ? Ich kenne nicht alle Begriffe in Wokistan und lerne sowas beispielsweise bei Bill Maher, der von einem geknickten Schauspieler Darren Criss erzählt, der sich tränenreich entschuldigt, daß er als Heterosexueller einen Schwulen gespielt hätte und gelobte, zukünftig nur noch Hetero-Rollen anzunehmen.

Und ich Depp dachte noch, es wäre doch ganz sympathisch, wenn jemand die Rolle eines Schwulen übernimmt, ohne wie noch vor zehn Jahren üblich, in jedem Interview dutzendfach zu versichern, wie schwer ihm die Liebesszenen gefallen wären, weil er ja privat rein hetero wäre, seine Frau und die drei Kinder liebe. Nein, er habe sicher nichts gegen Schwule, wäre aber selbst 100% straight.

Ist das nicht ein Fortschritt, wenn dieser Eiertanz aufhört und es schlicht egal wird, wenn einige Minderbemittelte von seiner Filmrolle auf die Sexualität des Schauspielers schließen?

Nein, Darren Criss betrübt nun aber gar sehr, einem homosexuellen Kollegen, eine der seltenen homosexuellen Rollen weggenommen zu haben.

In Wokistan werden lesbische Rollen nur noch von lesbischen Schauspierinnen übernommen. Nur native Americans dürfen noch Indianer spielen und so weiter.

Die Sopranos waren Vorreiter. Da wurde die Rolle des Mafia-Captains  "Paulie Walnuts" Gualtieri von Tony Sirico gespielt, der wirklich Jahrelang als Mafioso im Knast saß.

Was für ein populistischer Bullshit.

Es ist natürlich insbesondere lächerlich, mit der Wokeness von heute auf Produktionen von vor 50 Jahren zurückzublicken und sich zu beklagen, daß Kellnerinnen mit „Schätzchen“ angesprochen werden, Leute unangeschnallt im Auto sitzen, Kinder keinen Fahrradhelm tragen und auch noch vor ihren Augen geraucht wurde.

Dabei handelt es sich um eine natürliche Fortentwicklung der Menschheit. Mit Sicherheit werden auch die Jugendlichen des Jahres 2072 mit aufgerissenen Augen TV-Serien von 2022 betrachten und viele unserer Verhaltensweisen kaum verstehen. Waffen tragen, Fleisch essen, jeder fährt Verbrenner-Autos. Man wird es eines Tages nicht mehr verstehen, wieso wir immer noch der Religion anhängen, massenhaft Plastik produzierten und täglich zig Millionen Küken schredderten.

Ab wann man, was wissen konnte, hätte besser wissen sollen, ist natürlich eine interessante Frage. Aber man wußte natürlich noch nicht immer alles.

Als ich meine erste Dose Deospray kaufte, wußte ich nicht was FCKWs sind und wie sie auf die Ozonschicht wirken. Aber die Erkenntnis setzte sich durch. Für eine Übergangszeit waren es dann die Woken der 1980er, die beim Haarspray auf den Zusatz „FCKW-frei“ achteten, bis man begriff, es würde nicht ausreichen, auf die Vernunft der Verbraucher zu achten, sondern Fluorkohlenwasserstoffe als Treibgase ganz verbot. Zu viele kauften entweder nur das Billigste ungeachtet des Umweltaspekts oder aber bildeten sich ein, nur das Zeug mit FCKW gäbe der Frisur richtig Halt. Also musste ein staatliches Verbot her.  Nun sind alle Spraydosen FCKW-frei.

Ähnlich war es mit Auto-Katalysatoren. Die wollte man in Deutschland gar nicht haben, wurde aber gewissermaßen gezwungen, weil die US-Amerikaner ihre Fahrzeuge mit einem „Kat“ versahen und das auch von den importierten Autos verlangten.

Die deutsche Autoindustrie schrie natürlich auf. Das würde sie kaputt machen, Arbeitsplätze kosten und dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden. Es müssten auch noch alle Tankstellen auf BLEIFREIES Benzin umgestellt werden, weil das hochgiftige Blei die Katalysatoren zerstörte.

Den deutschen Autobahnrasern wurde erklärt, der Bleizusatz im Benzin wäre notwendig, um die Oktanzahl zu erhöhen. Bleifreies Benzin wollte man nicht tanken. Das hatte ja keine Klopffestigkeit und man würde nur noch langsam wie ein alter Traktor vorankommen. Wenige Woke kauften sich die als lahm verschrienen Katalysator-Autos und tankten bleifrei. Also musste ein staatliches Verbot her.  Nun sind alle Talkstellen Blei-frei.

Die Horrorprognosen, mit denen sich Populisten gegen die vermeidlich woken Neuerungen wehren, sind als meistens Bullshit.

Aber das hält rechte Populisten natürlich nicht davon ab, den Volkszorn immer wieder anzustacheln. Für sie ist das besonders verlockend, weil sie ihrer Natur gemäß ohnehin keine zukunftstauglichen Programme vertreten und mit „früher war alles besser“ auf Stimmenfang gehen.

Da lässt von Kubicki bis Höcke kaum einer entgehen, gegen das Gendern zu hetzen. Der weit rechts außen stehende Hamburger CDU-Vorsitzende Christoph Ploß kennt sein Jahren kein anderes Thema. Er wettert fortwährend gegen linksgrüne Verbote und fordert inkonsequenterweise ein Gender-Verbot, indem er seinen geistig verkalkten Zuhörern suggeriert, jeder werde nun von der Gender-Mafia überprüft, müsse auch zu Hause am Frühstückstisch „Salzstreuerin“ sagen.

Was für ein populistischer Bullshit. Niemand wird privat gezwungen Gendersprache zu verwenden. Jeder darf schreiben wie er will.

Es ist immer umständlich, sich sprachlich umzugewöhnen. Es gibt alte Menschen in Deutschland, die immer mal wieder „Mark“ statt „Euro“ sagen. Nach zwanzig Jahren. Ich habe mir selbst das „D-Mark“ ausgetrieben, erinnere mich aber, daß es mir 2002 enorm schwer fiel, weil sich „Haste mal nen Euro“ so unfassbar albern und ungewohnt anhörte. Aber Überraschung. Irgendwann hat man sich doch umgewöhnt und es hat schließlich seinen Sinn, da die gemeinsame EU-Währung nun einmal „Euro“ heißt.

Etwas mehr Mühe kostete es mich, 2007 nach der Lektüre von Die Kirche im Kopf. Von „Ach Herrje!“ bis „zum Teufel!“ die religiös basierten Redewendungen aus meinem Sprachschatz zu vertreiben. Aber auch das gelang letztendlich. Kein „Oh mein Gott“ oder „Gott sei Dank“ mehr.

Man kann sich umgewöhnen, wenn es sinnvoll ist.

Die gute alte Zeit ohne zu gendern, war eben „gut“ für weiße, heterosexuelle, christliche Männer, die nach Belieben ihre Mitmenschen diskriminierten.  Anders als Ploß, Kirche, AfD, GOP und sonstige Rechtspopulisten behaupten, gab es früher aber schon immer nicht heterosexuelle Menschen und intergeschlechtliche Babys, die eben nicht mit eindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren wurden. Diese Menschen wurden aber aus unserem Blickfeld diskriminiert.

Nun wissen wir, daß sie da sind. Anders als Ploß, empfinde ich mich selbst als so höflich, daß ich andere Menschen nicht diskriminieren möchte. Daher verwende ich nicht die Begriffe „Neger“ oder „Schwuchtel“, auch wenn das, wenn man in der Zeit weit genug zurück reist, einmal so üblich war. Ich bin auch höflich genug zu ertragen, wenn nicht nur im generischen Maskulinum gesprochen wird.

Deswegen war meine Oma natürlich kein schlechter Mensch, wenn sie bei der Mark Twain-Lektüre ganz selbstverständlich von „Neger“ sprach. Sie meinte es nicht böse und wußte nicht, daß der Begriff abwertend empfunden wird. Niemals würde ich ihr vorwerfen so gesprochen zu haben. Heute kann und sollte man das aber wissen und sofern meine Oma heute mit über 130 Jahren noch leben würde und weiterhin von „Negermama“ spräche, würde ich klar widersprechen. Allerdings war meine Oma nicht verblödet. Wenn sie langlebig wie ein Eishai wäre, hätte sie selbst gemerkt., welche Begriffe man nicht mehr verwendet.

Es ist nicht verkehrt, die Serie „Friends“ aus den 1990ern gemocht zu haben.  (Ich konnte das leider nie sehen, weil ich eine schwere Allergie gegen Jennifer habe). 30 Jahre später würde aber eine große Hollywoodserie, in der jeder Darsteller pro Folge über eine Million Dollar Gage bekommt, nicht mehr ausschließlich weiße, heterosexuelle Rollen beinhalten. Nicht weil ein „woker Mob“ das verbietet, sondern weil die Einsicht vorhanden ist, daß die Welt viel bunter ist.

Und Überraschung, auch als weißer Mann jenseits der 50, interessiere ich mich bei fiktiven Geschichten nicht nur für weiße Männer jenseits der 50. Im Gegenteil, ich bin froh über den Wokeness-Schub, der mir nun auch im normalen Unterhaltungsprogramm schwarze lesbische Trans-Musliminnen zeigt.

Keiner verlangt „Friends“ zu verbieten, aber man kann auch keine Produktionsfirma von 2022 verpflichten, immer noch Serien mit ausschließlich weißen, reichen, heterosexuellen, christlichen Protagonisten zu produzieren.

Und Siggi Gabriel, niemand kann einen Verlag im Jahr 2022 zwingen, ein Karl-May-artiges Buch mit denselben Stereotypen wie vor 100 Jahren zu drucken.

[….]  Vielleicht noch einmal zu den Fakten: ein Film mit dem Titel „Der junge Häuptling Winnetou“ kommt in die Kinos. Daniel Kothenschulte berichtet so darüber:

    Dies ist keine Filmkritik, denn nach etwa einer Stunde hatte ich genug von rassistischen Darstellungen indigener Völker Nordamerikas. Karl May verfasste seine Werke zur Zeit des Kolonialismus, das Stereotyp des „edlen Wilden“ überlebte ihn um mehrere Generationen. Aber Hollywood zeigte sich lernfähig, ein Umbruch wurde im dortigen Mainstreamkino bereits durchgesetzt.    Doch was man nun in „Der junge Häuptling Winnetou“ sehen kann, ist in den meisten westlichen Filmkulturen schon lange von Leinwänden und Bildschirmen verbannt. Rötliches Make-up für weiße Darsteller ist als „redfacing“ verpönt. In einem Kinderfilm noch heute das Volk der Apachen dargestellt zu sehen wie bei einer Kölner Karnevalsfeier, ignoriert alle Bemühungen, die verfälschende Repräsentation aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht über die Generationen weiterzugeben.

Wie es üblich ist, gibt es um solche Filme herum Merchandise-Artikel. Beliebt sind bei Jugendfilmen „Das Buch zum Film“, im aktuellen Film sollten die Bücher vom Ravensburger Verlag verlegt werden, der  Autor „THiLO“ hat sie geschrieben. Ich konnte über Booklooker noch ein Erstleser*innenbuch erwerben – und fand so die obige Kritik rundum bestätigt. Die kurze Geschichte (in Film und Buch): weiße Banditen wollen den Goldschatz der Apachen klauen, sperren dazu Bisons in einem Tal ein, so dass die Apachen eine Hungersnot erwarten und wegziehen wollen. Winnetou deckt das alles auf. Ein weißer kleiner Junge, der eigentlich Pferde stehlen wollte, deckt das auf und gemeinsam mit Winnetou wird alles abgewendet. Keine Rettung ohne Weiße, die Apachen sind zu doof, die Bisonherde zu finden oder gar selbst die Absicht hinter dem Verschwinden zu entschlüsseln. Alles in allem eine vereinfachte Wiedererzählung der alten Geschichte, ohne dass Intschu-Tschuna und Ntscho-Tschi sterben mussten, inklusive aller alten, 150-Jahre-alten Klischees.

Auf die Kritiken hin hat Ravensburger Buch und Puzzle zurückgezogen. Begründung:

    Das Unternehmen begründete die Entscheidung mit „den vielen negativen Rückmeldungen“ zu dem Buch „Der junge Häuptling Winnetou“. Es enthalte „verharmlosende Klischees“ über die Behandlung der indigenen Bevölkerung.   Das Feedback habe gezeigt, dass „wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“, erklärte der Verlag bereits vor einigen Tagen auf Instagram. „Das war nie unsere Absicht“, erklärte Ravensburger weiter und entschuldigte sich „ausdrücklich“.

Was daraufhin losbricht, ist ein (vermutlich) von interessierter Seite orchestrierte Empörungswelle. „Zensur“, „Was dürfen wir noch sehen“, „Bücherverbrennung“ – es ist kaum zu wiederholen. Die Tatsache, dass es um ein aktuelles Buch geht, realisieren die wenigsten Diskutierenden. Die Empörung geht entlang der Tatsache, dass man Karl May rassistische Narrative berechtigterweise, wie ich sagen muss, unterstellt.

Daraus wird im nächsten Schritt: „sie wollen uns unseren Winnetou nehmen“. Und: Karl May war ein Menschenfreund, ein Antirassist, ein Humanist. Also kann das, was über ihn und seine „Reiseerzählungen“ gesagt wird, nicht stimmen. [….]

(Jörg Rupp, 28.08.2022)

Wie unfassbar erbärmlich und peinlich, daß Sigmar Gabriel auf den AfD-Zug aufspringt.

Was für ein populistischer Bullshit. Niemand verbietet Siggi Pop Karl May-Bücher zu lesen. Niemand verlangt, diese aus dem Bücherregal zu nehmen. Niemand hat behauptet, dadurch werde man Rassist. Und Winnetou-Filme aus den 60ern darf er genauso gucken. Als ganz kleiner Junge fand ich die auch toll und habe mir das 20 Jahre später aus nostalgischen Gründen erneut angesehen. Die sind aber leider SAGENHAFT SCHLECHT. Grottige Schauspieler, hölzerne Dialoge, plumpe Story. Und dann auch noch Uschi Glas, die debil grinsend durch die jugoslawische Kulisse stapft! Zum Glück bin ich nicht mehr 5 Jahre alt und erkenne das nun. Gabriel ist da wohl geistig noch etwas zurück. Stattdessen pampt er sich ohne Faktenkenntnis mitten in den antiwoken Mob und verbreitet Fake News. Ich schäme mich als Sozialdemokrat.