Samstag, 19. April 2014

Gute Nacht, deutscher Michel



 Im neuen SPIEGEL wird darüber orakelt weswegen eigentlich die politische Stimmung seit vielen Monaten wie zementiert zu sein scheint und auch gigantische Krisen (Ukraine), gewaltige stockende Reformvorhaben (Energiewende) und politische Skandale erster Güte (Drohneneinsatzsteuerung  in Ramstein, NSA-Totalausspähung) keinerlei Auswirkungen auf die Kräfteverhältnisse zwischen den Parteien haben.
Der Grund ist ziemlich eindeutig in einer zutiefst saturierten Grundstimmung der Deutschen zu finden.
Von Flensburg bis zum Bodensee findet man sich selbst einfach fabelhaft.
Der Urnenpöbel fühlt sich wie Jabba, the Hutt.
Uns kann keiner was und die Welt beneidet uns.
Nach einer Umfrage von TNS Forschung (09. Und 10. April 2014) sind 80% der Deutschen (sic!) mit „dem Zustand unseres Landes alles in allem“ zufrieden.
Noch erschreckender: In der jüngsten befragten Altersgruppe, den 18- bis 29-Jährigen sind sogar 85% vollkommen zufrieden mit dem Zustand in Deutschland. Lediglich 15% kreuzen „eher nicht zu frieden“ oder „gar nicht zufrieden“ an.
Bei so einem ungesunden Volksempfinden wäre es auch zu viel verlangt den zufrieden schlummernden Wähler dazu zu bringen seine letzte Wahlentscheidung in Frage zu stellen.

Der Bayern regierende Soziopath Crazy Horst kann gestützt von so einem Volksempfinden nach Lust und Laune die deutsche Innenpolitik talibanisieren.
War da nicht irgendein Problem mit Atomkraft und endlichem Nachschub von Erdgas? Seehofer tangiert das nicht. Willkürlich torpediert er die energiepolitischen Entscheidungen, welche seine eigene Regierung in Berlin trifft.
Vor seinen plötzlichen Kursschwenks ist nichts und niemand sicher.
Auch seine Parteifreunde müssen stets auf der Hut vor Crazy Horsts Wutausbrüchen und Gunstentziehungen sein.
Natürlich traut sich bei den CSU‘lern anders als bei der SPD niemand den mächtigen Parteiführer offen zu kritisieren.
Wenn es doch einmal zwei tun, gilt es sofort als schwerer Fall von Majestätsbeleidigung, die begierig und verwundert von den großen Medien ventiliert wird. Man kritisiert Seehofer nicht – das ist das eherne CSU-Gesetz, welches der von Crazy Horst als Staatssekretär gefeuerte Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk nun bricht.

Koschyk, der nach der Bundestagswahl überraschend sein Amt als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium verloren hatte, kritisierte die Personalführung Seehofers. "Der Umgang des Parteivorsitzenden mit Führungskräften entspricht nicht dem, was man von einer Partei mit christlichen Grundsätzen erwarten darf", sagte Koschyk der "Nürnberger Zeitung". Er sei damals von Seehofer "in einem dreiminütigen Telefongespräch abgefertigt worden", so Koschyk. "In keinem Wirtschaftsunternehmen, das etwas auf sich hält, wird heutzutage noch derart mit Führungspersonal umgegangen." Die CSU benötige "dringend eine Führungs- und Umgangskultur nach christlichen Maßstäben". [….] Vor allem aber regt sich bei einigen in der Partei Unmut gegen Seehofers harten Umgangston gegenüber Parteifreunden. Regelmäßig traf es in der Vergangenheit Hans-Peter Friedrich, der zuletzt wegen der Edathy-Affäre als Minister zurückgetreten war. Auch Ramsauer wurde regelmäßig gerüffelt. Wie Seehofer nach der Bundestagswahl seinen damaligen Minister fallen ließ, empfanden viele als unfreundlichen Akt. Ramsauer revanchierte sich schon zuletzt mit einer kaum verhohlenen Attacke gegen Seehofer. Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie warnte vor einem Moratorium des Netzausbaus: "Wer jetzt ein Moratorium des Netzausbaus fordert, der fordert auch ein Moratorium des Atomausstiegs", hatte Ramsauer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt - zuvor hatte Seehofer den Netzausbau in Frage gestellt. [….]

Ob sich die Deutschen und insbesondere die Bayern aus ihrer tiefsitzenden Politlethargie lösen können, bleibt abzuwarten.
Vielleicht müssen dazu aber noch wesentlich eklatantere Missstände öffentlich werden.
Möglich wäre es immerhin, denn in Bayern läuft vieles gründlich schief.

Immer mehr Drogentote!
Bayern schneidet im Ländervergleich am schlechtesten ab
Der Konsum synthetischer Modedrogen nimmt in Deutschland, aber auch vor allem in Bayern, weiter zu. Und das, obwohl die bayerische Staatsregierung schon vor Monaten dem Drogenschmuggel im bayerisch-tschechischen Grenzland den Kampf angesagt hat. Vor allem der Stoff Crystal Meth, der überwiegend in tschechischen Drogenlaboren hergestellt wird, hat den Freistaat „regelrecht überschwemmt“, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bereits im Januar erklärt hatte. Aber auch harte Drogen werden weiterhin konsumiert – und das zum Teil mit drastischen Folgen. Viele Abhängige überlebten das nicht. Im Ländervergleich gab es im vergangenen Jahr die meisten Drogentoten in Bayern (230). Der Freistaat lag damit noch vor dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (198 Drogentote).
Bei den Großstädten verzeichnete besonders Nürnberg einen drastischen Anstieg auf 30 Drogentote im vergangenen Jahr (2012 waren es noch 13 Tote). Damit hatte die fränkische Metropole mit 6,1 Drogentoten auf 100000 Einwohner prozentual deutlich mehr Drogenopfer als andere Großstädte. [….]
(SZ vom 19.04.2014)