Samstag, 19. Dezember 2015

Glaubensfragen in Amerika



Hillary Clinton hatte während der demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen 2008 diesen berühmten intimen Moment, in dem sie über ihren Glauben sprach, ihr die Stimme versagte und man meinte ein paar Tränchen in ihren Augen zu sehen. Ihr Glaube beschütze sie.
Sie sei eine tief gläubige Methodistin, die täglich bete und Bibelstunden abhalte.
Clinton ist in Teilen der USA derart verhasst, daß man ihr die Tränen nicht glaubte.
Nach ihrer Kandidatur zu den 2016er Wahlen spricht sie wieder mehr über ihren Glauben.
Man munkelt, das sei gezielt eingesetzt, um sich von ihrem technokratischen Image der Perfektionistin zu lösen.
Bei Obama ist es der aus Kenia stammende Vater, der die GOPer veranlasst an seinem ehrlichen christlichen Glauben zu zweifeln.
Und so sang der US-Präsident dieses Jahr öffentlich „Amazing Grace“ – wieder so ein Gänsehautmoment wie Clinton 2008. Auch Obama hatte Tränen in den Augen.


Weltweit wurde voller Rührung von "Reverend Obama", der sich immer wieder auf Gott bezieht, berichtet.

Es ist möglich, daß Obama und Clinton tatsächlich so tief gläubige Christen sind wie sie sagen.
Ich kann das Gegenteil nicht beweisen; glaube aber, daß beide viel zu intelligent sind, um den Unsinn wirklich zu glauben. Sie inszenieren sich lediglich als gute Christen.
Ich verurteile das nicht, sondern halte es für ein Zeichen von Rationalität und Stärke. Ob es einem gefällt oder nicht: In Amerika hätte ein offen Ungläubiger nicht die geringste Chance Präsident zu werden.
Wenn man also dieses Amt will, weil man mutmaßlich etwas Gutes für das Land und die Welt bewirken will, muß man in den sauren Apfel beißen.

Seine ehrlich ablehnende Haltung zur Religion kann ein US-Präsident nur zeigen, wenn es sich um Fiktion handelt, so wie US-Präsident Francis Underwood, und auch dann nur heimlich.


Problematisch wird der extreme Glauben der US-Politiker in den Fällen, in denen er offensichtlich ernst gemeint ist.
Ich kann nicht der rationalen Urteilskraft eines Menschen vertrauen, der sich so einem grausamen Unsinnskonzept, wie dem der christlichen Ideologie verschrieben hat.
Das ist nur bei ungebildeten und dummen Menschen entschuldbar, die sich nicht genügend mit der Destruktivität des Glaubens beschäftigt haben.
Bei US-Präsidenten hoffe ich aber, daß sie intelligenter als der Durchschnitt sind.

Noch unpassender als ehrlicher religiöser Glaube für US-Spitzenpolitiker ist die Kombination mit Schizophrenie, wenn Menschen ernsthaft glauben Gott spräche zu ihnen und dies auch noch öffentlich verkünden, statt sofort einen qualifizierten Psychiater aufzusuchen.

George W. Bush kann hier als Negativbeispiel gelten – und wir wissen alle was seine Präsidentschaft angerichtet hat.

“I believe God wants me to be president” is a Bush’s statement that came during a meeting with Rev. Richard land, head of the public policy arm of the Southern Baptist Convention, in 1999.

 [I was] “chosen by the grace of God to lead at that moment”, is a Bush’s quotation reported by Michael Duffy in Time magazine immediately after 9/11.

 “God told me to strike at al-Qaeda and I struck them, and then he instructed me to strike at Saddam, which I did, and now I am determined to solve the problem in the Middle East. If you help me I will act, and if not, the elections will come and I will have to focus on them“ comes from a remark made by Bush to Palestinian negotiator Nabil Shaath, made to and reported by BBC News on Thursday, October 6 2005.

“I trust God speaks through me. Without that, I couldn’t do my job” is a Bush’s remark to a group of Amish people he met with privately on July 9, 2004, and as published by the Lancaster New Era, July 16, 2004. [….]

Vor Menschen, die sich direkt durch Gott berufen fühlen, kann ich in jeder Hinsicht nur warnen.
Unglücklicherweise gibt es solche psychiatrischen Fälle immer noch im republikanischen Bewerberfeld.

Der ultrareligiöse Scott Walker hatte Probleme mit seinem Wahlkampfberater Gott.
Es war nämlich Gott persönlich, der ihm befahl zu kandidieren.
Walker folgte brav und gab für seine Kampagne rund $70.000 pro Tag aus.
Anfang dieses Monats hatte er rund eine Millionen Dollar Schulden und keine Spender mehr.

Nun, zumindest im Jahr 2016 wird Walker nicht US-Präsident, aber bei einer anderen Wahl schnitt der Gouverneur des US-Bundesstaates Wisconsin recht gut ab. Er schaffte es mit Sepp Blatter und David Cameron auf die GQ-Liste der schlimmsten Menschen des Jahres.

Governor Walker named one of the worst people of 2015 by GQ Magazine
Governor Scott Walker has made a lot of headlines this year, and men's magazine GQ won't let him forget.
Depicted with a caricature, Walker was named one of the worst people of 2015, saying he is 'a charmless Midwestern governor who was only viable as a presidential candidate because most people hadn't heard him speak yet.'
Walker ranks 13 in the list of 28 people. Topping the list is Kim Davis, the Kentucky clerk who refused to sign gay marriage licenses.

Ein anderer religiotischer Schizophrener ist leider noch kein Ex-Kandidat, sondern befindet sich im Aufwind.

Some call me an extremist because I stand for things.
It's not that I'm overly patriotic or anything.
I just do what God tells me to do. He speaks to me. Literally. In my head.
-- Ted Cruz

Spooky.
Das Zitat ist nicht ganz gesichert, obwohl es derzeit überall zu lesen ist, aber zumindest hat sich Cruz oft in diesem Sinne geäußert.

    "I want to know if any of them have received a word from God on what they should do and take care of first. Senator Cruz, start from you. Any word from God?" Kelly asked.
    "Well, I am blessed to receive a word from God every day in receiving the scriptures and reading the scriptures. And God speaks through the Bible," Cruz replied, to applause.


Das ist keine neue Entwicklung, der Senator redet seit Jahren so.

For those of you who might have been worried about the horrendous clusterfuck Ted Cruz has brought upon our once great nation, you can now rest easy knowing that it has all been “God’s will.” Yes, Ted Cruz had an exclusive chat with the well known yet often reclusive deity over the weekend and has been assured that “his will be done as I know it will be.”
It’s true. God, who has not been heard from directly for about 2,000 years, broke his legendary silence on political matters, to tell Ted Cruz how great it is that he’s fighting against poor people getting health care. We can only imagine how much he must have disapproved of his son, just running around curing poor folks of leprosy without even charging them a deductible.