Einige
Nasen in der Bundespolitik sind schon erstaunlich lange dabei.
Angela Merkel
wurde vor 22 Jahren erstmals als Ministerin Mitglied der Bundesregierung.
Jürgen Trittin wurde vor 28 Jahren in den Niedersächsischen Landtag gewählt und dort vor 22 Jahren Minister.
Wolfgang
Schäuble, den Merkel eben als Neuerung auf die Position des Euro-Gruppensprechers hieven wollte,
amtierte schon 1984 (sechs Jahre vor der deutschen Vereinigung!) als Bundesminister
und wurde 1972, also vor 40 Jahren, in den Bundestag gewählt.
Er hockt dort also
schon zehn Legislaturperioden.
Auch
Rainer Brüderle, der mächtige FDP-Fraktionsvorsitzende ist ein
Politdinosaurier. Schon vor einem Vierteljahrhundert, 1987, wurde er
Wirtschaftsminister in Mainz.
Da
ist es wenig verwunderlich, daß es in den nachfolgenden Generationen pressiert.
Die
Omen und Open der Parteien scheinen noch ewig weitermachen zu wollen.
Wenn
die Altvorderen nicht abtreten, kann das zwei Gründe haben:
Entweder sie wollen
nicht, oder sie können nicht, weil Nachfolger nicht in Sicht sind.
Man
denke nur an das traurige Trio der SPD, welches die Hinterlassenschaft von
Müntefering und Gerd Schröder bildet.
Mit
52 Jahren ist Sigmar Gabriel das Küken, Frank-Walter Steinmeier folgt mit 56
Jahren und Oldie Peer Steinbrück, 65, wirkt fast schon zu alt, um 2013 einen
Aufbruch zu verkörpern.
Alle
drei haben aber schon lange Politkarrieren hinter sich und bekanntlich auch jeder
schon große Wahlen mit Pauken und Trompeten verloren.
Aber
an wen könnte man den Staffelstab weitergeben?
In der CDU hat die ewige
Vorsitzende bereits tabula rasa gemacht. Beim besten Willen ist niemand in
Sicht, der Kanzler könnte.
Zuletzt schleuderte sich Norbert Röttgen selbst ins
politische Aus.
Auch
bei den Grünen traut sich niemand gegen Claudia Roth oder Özdemir oder Künast
oder Trittin zu kandidieren. Allerdings sind die vier Top-Grünen verglichen mit
den Spitzen der anderen Parteien auch recht ansehnlich.
In der SPD scheint die weit und breit unfähigste
Politikerin unter 500.000 Parteimitgliedern, Generalsekretärin und Kardinal-Religiotin
Nahles, sich Hoffnungen auf Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur in der Zukunft
zu machen.
Da
wünsche ich mir sofort ein möglichst langes Leben der Steine.
Bei den Linken
hätte der neue Talkshowliebling Sahra Wagenknecht vermutlich locker die
früheren Geronto-Vorsitzenden ablösen können - wenn sie denn gewollt hätte!
Aber
jedes Wochenende auf irgendwelchen regionalen Linken-Provinzparteiversammlungen
zu verbringen, erschien Wagenknecht offenbar nicht eben erstrebenswert. Und
wer würde es ihr verdenken?
Tatsächlich
die Jugend rangelassen haben bisher nur zwei Parteien - die FDP und die
Piraten.
Bei ersteren haben die Küken Rösler, Bahr und Lindner
die Partei bereits marginalisiert und in den Abgrund gewirtschaftet.
Bei den
Piraten deutet sich ein ähnlicher Prozess schon an - reihenweise tritt das
Führungspersonal wegen erwiesener Unfähigkeit zurück, oder beklagt nach wenigen
Monaten, der Job sei ihnen aber VIEL ZU ANSTRENGEND auf die Dauer.
Wie
soll aber Parteipolitik mit einer Burn-Out-unter-40 -Generation funktionieren?
Das
politische Alltagsgeschäft ist inzwischen so wenig attraktiv, daß sich eine
neue Klasse der reinen Landespolitiker gebildet hat.
Kraft, Kretschmann, Albig,
Sellering, Tillich, Haseloff, Böhrnsen, Kramp-Karrenbauer, Platzeck, Lieberknecht
oder Bouffier werden sicher nicht in die Bundespolitik gehen.
Als einzige kommen
McAllister und Scholz in Frage. Der Niedersachse müßte dazu aber erst mal seine
Landtagswahl gewinnen - was höchst unwahrscheinlich ist. Und der Hamburger
erklärt fast so glaubhaft wie Frau Kraft, daß er nicht will.
Die
Bundesparteispitzen müssen also erst einmal so besetzt bleiben wie sie sind.
Ihr
Nachwuchs taugt nichts, wie ein Blick auf die Jugendorganisationen von FDP und
CDU in Thüringen zeigt.
Die
FDP-Kinder empfehlen Rösler und Co die Koalition aufzukündigen.
Dies wird
prompt von der JU als "geistige Umnachtung" und "liberales Selbstmordkommando" diagnostiziert.
Gurkentruppler und Wildsäue waren offenbar stilbildend für den Parteinachwuchs.
Stein des Anstoßes für die JU ist eine Pressemitteilung der Jungen Liberalen vom Montag. Darin fordern die Julis nach der Verabschiedung des ständigen Euro-Rettungsschirms ESM und des Fiskalpakts in Bundestag und Bundesrat das Ende der schwarz-gelben Koalition. Die FDP diene nur als Steigbügelhalter und verrate sich selbst und ihre Wähler, erklärte Juli-Landeschef Bernhard Kuske in Erfurt. "Wir fordern die FDP deshalb auf, die Koalition im Bund umgehend zu beenden."Die FDP sei in den vergangenen Wochen gezwungen gewesen, liberale Kernpositionen aufzugeben, um die Koalition zu erhalten, so Kuske - das habe zum Verlust von Wählern beigetragen. Folglich müsse die FDP in die Opposition, um dort wieder als liberales Gegengewicht zu fungieren.Es dauerte nicht lange, bis die Thüringer JU mit einer geharnischten Pressemitteilung reagierte. "Offensichtlich leiden die Julis Thüringen derart an geistiger Umnachtung, dass sie jetzt sogar ein liberales Selbstmordkommando einfordern", erklärte Landeschef Stefan Gruhner. Denn: "Das Ende von Schwarz-Gelb bedeutet das Ende der FDP."Die christlich-liberale Koalition habe einen Wählerauftrag bis zum Herbst 2013. "Union und FDP tun gut daran, wenn sie verlässlich und sachorientiert diesem Auftrag der Wähler nachkommen", ließ JU-Chef Gruhner wissen. Alles andere seien "taktische Spielchen, von denen die Bürger die Nase voll haben".(Spon 02.07.12)