Donnerstag, 6. August 2020

Kreativ durchgreifen


Daniel Günther, CDU, 47, seit 2017 Ministerpräsident in Kiel ist der feuchte Traum der Grünen.
Mit ihm könne man die ersehnten oliven Bündnisse bilden, da er Schleswig-Holstein in einer Jamaika-Koalition regiere und nicht so verbissen konservativ sei wie die Span-Kuban-Fraktion.
Als Beleg für seine liberalen Ansichten gilt auch seine Stellungnahme während der Thüringer Faschistenkrise Anfang 2020, als sich die schwer angebräunten CDU- und FDP-Landtagsfraktionen willig dem AfD-Rechtsaußen Bernd Höcke andienten.
Günther stellte damals das einzig richtige und geradezu banale fest: In so einer Situation müsse die CDU statt mit den demokratieverachtenden und verschwörungstheoretischen Faschisten lieber mit dem frommen Christen Bodo Ramelow zusammenarbeiten, der bereits vier Jahre als Ministerpräsident amtiert hatte und als klassischer westdeutscher Sozialdemokrat sicher alles andere ist als ein kommunistischer Schreckensherrscher.

Ich halte dieses liberale Etikett für den Nord-Ministerpräsidenten, das ihm Grüne so gern verpassen für ganz großen Blödsinn.
Die beiden beschriebenen Begebenheiten waren beide den Umständen geschuldet, die gar keine andere Konstellation zuließen.

In Wahrheit ist Günther konservativ bis plump-populistisch.
Ohne sich zu genieren exerzierte er als MP puren Nepotismus, indem er seinem Bruder Tobias einen topbezahlten Beamtenjob zuschob.

(…..) Daß Ministerpräsident Daniel Günther ohne demoskopische Konsequenzen damit durchkommt nepotistisch zu agieren – er ließ kurz nach seiner Wahl zum MP seinen Bruder entgegen aller Gepflogenheiten zum Vizedirektor des Landtags befördern – kann ich mir nur mit der relative Bedeutungslosigkeit Schleswig-Holsteins und der Verblödung der Wähler erklären. (….)

Der streng gläubige Christ Günther versuchte alles, um Grundgesetz-widrig einen Gottesbezug in die schleswig-holsteinische Verfassung zu drücken.

[….]     „Ich glaube, dass er [Gott] auf das guckt, was wir hier machen. Mein Glaube ist mit einem sehr positiven Gefühl ver­bunden.“
[….]     „Ich bete ­mehrmals am Tag, auch zum Essen.“
[….]     „Das war eine Prüfung, aber selbst das hat meine feste Über­zeugung, dass es Gott gibt, und diese Nähe, die ich zu Gott verspüre, nie ins Wanken gebracht.“
[….]     „Was Gott ausmacht: Das Leben ist mit dem, was wir hier auf der Erde haben, nicht beendet.“
[….]     „Die Aufnahme des Wortes Gott in die Verfassung erinnert an die Begrenztheit und die Fehlbarkeit menschlichen Handelns.“ [….]

Dabei ist er in dem weitgehend säkularen Bundesland der einzige katholische Abgeordnete. Ein typischer Fall religiotischer Hybris.

Im Wahlkampf schreckte Günther auch nicht vor den plumpesten antisemitischen und islamophoben AfD-Methoden zurück, als er einen Schweinefleisch-Pflichttag für schleswig-holsteinische Kantinen bewarb.

CDU-Katholiken, die im Wahlkampf so drastisch Juden vor den Kopf schlagen, halte ich jedenfalls nicht für liberal.

Heute prangt Herr Günther auf der Titelseite des konservativen Hamburger Abendblattes und bittet treuherzig die Nicht-Schleswig-Holsteiner seinen Küsten in dieser Hitzeperiode fernzubleiben.


[….] Aufgrund des guten Sommerwetters und den wahrscheinlich wieder vollen Stränden am kommenden Wochenende appellierte Günther, die typischen Touristen-Hotspots zu meiden. "Es ist schön in unserem Land, aber strömen Sie bitte nicht aus gleicher Gewohnheit immer an die gleichen Orte. Wir haben auch ein schönes Binnenland." Manche Orte haben bereits Strandampeln und Zugangsbeschränkungen eingeführt. Am Mittwoch hat auch die Verwaltung von Timmendorfer Strand darum gebeten, dass Tagesgäste am Wochenende fernbleiben sollten. [….]

Ein bißchen sehr lasch, Herr Ministerpräsident. Lasch und verantwortungslos.

Ich fuhr heute gegen 22.30 Uhr bei immer noch etwa 27°C nach Hause und es ist leider eindeutig: Deutschland ist voller Idioten, die sich ohne Masken und ohne Abstand zusammenballen. Die Gastronomie brummt wieder, überall stehen Tische auf den Straßen, die bis zum letzten Platz besetzt sind.

Umfragen belegen, daß Maskenpflicht und Corona-Regeln von einer großen Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor unterstützt werden. Aber die vernünftigen Menschen sieht man nicht, weil die zu Hause sitzen.
Fährt man durch die Stadt bietet sich ein verzerrtes Bild, weil man nur die verantwortungslosen Covidioten feiern sieht.

Statt lascher Appelle à la Günther braucht es offenbar mal Law And Order.
Saftige Bußgelder sowieso, aber mir gefällt der kalifornische Weg:

[…..]  Die US-Metropole Los Angeles will Veranstaltern illegaler großer Hauspartys von Freitag an Strom und Wasser abstellen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Damit reagierten die Behörden auf vermehrte Berichte über große Feiern, die während der Pandemie eigentlich verboten seien, sagte Bürgermeister Eric Garcetti am Mittwoch.
Bei wiederholtem Verstoß gegen die Sicherheitsanordnungen könne Party-Veranstaltern binnen 48 Stunden Strom und Wasser abgedreht werden. Die großen Feiern fänden vor allem in leer stehenden Häusern oder Unterkünften statt, die kurzzeitig gemietet werden können. Bars und Nachtklubs in der kalifornischen Stadt sind derzeit geschlossen.
"Wir werden nicht leichtfertig handeln", sagte Garcetti. "Aber wir werden handeln und alles tun, um Leben zu retten und die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten." Die neuen Maßnahmen richteten sich gegen Anwohner, die entschlossen seien, gegen die geltenden Zusammenkunftsbeschränkungen zu verstoßen."Diese großen Partys sind nicht sicher und können die Einwohner von Los Angeles das Leben kosten", sagte Garcetti. [….]

Bei der Gelegenheit sollte man auch Reichsbürgern und den Anhängern der Identitären Bewegung von den öffentlichen Versorgern kappen.
Sie glauben ja nicht in Deutschland zu leben. Dann mögen sie doch gerne mal probieren wie es ist ohne Stromlieferungen, Frischwasser, Fernwärme und Abwasserleitungen auszukommen.