Donnerstag, 15. Januar 2015

Einladungen – Teil II



Das Jahr 2015 bietet besonders viele runde Gedenktage.

01. Januar: 10. Jahrestag der Hartz-Reformen.
12. Januar: 10. Jahrestag EU-Parlament billigt Verfassung
24. Januar: 50. Todestag von Winston Churchill
    27. Januar: 70. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
04. Februar: 70. Jahrestag Alliierte treffen zur Konferenz von Jalta zusammen
13. Februar: 70. Jahrestag Dresden erleidet schwerste Luftangriffe
16. Februar: 10. Jahrestag Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz tritt in Kraft
07. März: 75. Geburtstag Rudi Dutschke
11. März: Michail Gorbatschow wird Generalsekretär des ZK der KPdSU
26. März: 20. Jahrestag Schengener Abkommen tritt in Kraft
    1. April: 200. Geburtstag des deutschen Politikers Otto von Bismarck
09. April: 150. Jahrestag US-amerikanischer Sezessionskrieg endet
    15. April: 150. Todestag von Abraham Lincoln
    24. April: 100. Jahrestag des Beginns des Völkermords an den Armeniern
05. Mai: 60. Jahrestag Bundesrepublik Deutschland wird souverän
08. Mai: 70. Jahrestag Zweiter Weltkrieg: Kriegsende in Europa (Victory Day)
durch Unterzeichnung der Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht
12. Mai: 50. Jahrestag Bundesrepublik und Israel nehmen diplomatische
Beziehungen auf
14. Mai: 60. Jahrestag Warschauer Pakt unterzeichnet
21. Mai: 40. Jahrestag Baader-Meinhof-Prozess beginnt
31. Mai: 275. Jahrestag Friedrich II. wird König von Preußen
    9. Juni: Vor 200 Jahren endet der Wiener Kongress mit der Unterzeichnung der Kongressakte
14. Juni: 75. Jahrestag Zweiter Weltkrieg: Deutsche Truppen rücken in Paris ein
    18. Juni: 200. Jahrestag der Schlacht bei Waterloo
    20. Juni: Zusammen mit dem Weltflüchtlingstag findet in Deutschland erstmals der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung statt.
26. Juni: 70. Jahrestag Charta der Vereinten Nationen unterzeichnet
    6. Juli: 600. Todestag des Predigers und Reformators Jan Hus
2. August: 70. Jahrestag Alliierte unterzeichnen Potsdamer Abkommen
06. August: 70. Jahrestag Erster Atombombenabwurf auf Hiroshima
    6. September: 100. Geburtstag des deutschen Politikers Franz Josef Strauß
15. September: 80. Jahrestag Reichstag beschließt »Nürnberger Rassengesetze«
20. September: 25. Jahrestag Deutscher Bundestag und Volkskammer der DDR
verabschieden Einigungsvertrag
    21. September: 600. Geburtstag des deutschen Kaisers Friedrich III.
22. September: 60. Jahrestag Hallstein-Doktrin verkündet und veabschiedet
30. September: 10. Jahrestag Jyllands-Posten veröffentlicht Mohammed-
Karikaturen
    3. Oktober: 25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung
    04. November: 20. Jahrestag Israelischer Ministerpräsident Yitzhak Rabin ermordet
20. November: 70. Jahrestag Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem
Internationalen Militärgerichtshof eröffnet
22. November: 10. Jahrestag Angela Merkel wird zur Bundeskanzlerin gewählt.
24. November: 25. Jahrestag Der Angolaner Amadeu Antonio wird von jungen
Neonazis erschlagen. Er ist das erste Opfer fremdenfeindlicher Gewalt nach der Wiedervereinigung
08. Dezember: 50. Jahrestag Zweites Vatikanisches Konzil beendet

Nicht alle Jubiläen sind gleichermaßen emotional berührend.
Für mich ist sicher das bedeutendste Ereignis der 27. Januar 1945, als die Rote Armee das größte jemals existierende Vernichtungslager Auschwitz befreite.
Jener Apotheose des menschlichen Horrors; der Ort, an dem die Deutschen 1,5 Millionen Menschenleben auslöschten.


Es wird für immer ein an den Deutschen haftendes Menetekel bleiben.
Und es wird für immer unvergessen bleiben, daß die Rote Armee unter unendlich schwierigeren Bedingungen die deutschen Sadisten aus Auschwitz-Birkenau verjagten und die letzten Juden retteten.
Stalin hatte bis zuletzt nicht geglaubt, daß Hitler Russland angreifen würde und war dementsprechend schlecht vorbereitet.
Über zwei Wochen verfiel er nach dem Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ am 21/22. Juni 1941 in Stupor, war nicht ansprechbar.
Die deutsche Wehrmacht machte es nicht nur möglich, sondern beteiligte sich auch selbst maßgeblich an der „Aktion Reinhardt“, also der systematischen Ausrottung aller Juden in den besetzten Gebieten Osteuropas.
Wie wir heute wissen waren Vatikan, sowie britische und amerikanische Geheimdienste spätestens ab Sommer 1942 über die sechs gewaltigen Vernichtungslager informiert:
Belzec (450.000 getötete Menschen), Sobibor (150.000–250.000 getötete Menschen), Treblinka (über 900.000 getötete Menschen), Auschwitz-Birkenau (über 1,2 Millionen getötete Menschen), Majdanek (80.000 getötete Menschen) und Chełmno (300.000 getötete Menschen).

Die USA und Großbritannien verfügten über die Mittel die Lager, oder zumindest die Bahnstrecken dorthin zu bombardieren.
Sie taten es nicht.
Und der Papst, der Deutschen- und Nazi-affine adelige Eugenio Pacelli, mochte sich auch nicht äußern. Immerhin war es seine Kirche, die über die Jahrhunderte den Antisemitismus ordentlich angeheizt hatte.
Vatikan-Vertreter sagen zu seiner Verteidigung gerne, daß der arme Papst es nicht habe noch schlimmer machen wollen, indem er die Deutschen noch zusätzlich durch Bannbullen gereizt hätte.
Die Katholische Anmaßung ist unglaublich. Was hätte denn angesichts von sechs Millionen ermordeten Juden „NOCH SCHLIMMER“ werden können?
Soll das im Umkehrschluß etwa heißen, daß die Juden noch glimpflich davon gekommen wären?

Papst und Heiliger Stuhl waren in der Causa „Nazis“ übrigens keineswegs völlig untätig. Sie ermöglichten nach 1945 den schlimmsten SS-Schergen und KZ-Wächtern über die von Kurienbischof Hudal organisierten Rattenlinie die Flucht vor der alliierten Justiz nach Südamerika.
Der ranghöchste deutsche Kardinal Bertram ließ am 30. April 1945 in ganz Deutschland Requien für den toten Adolf Hitler lesen.
Er wies an:

ein feierliches Requiem zu halten im Gedenken an den Führer und alle im Kampf für das deutsche Vaterland gefallenen Angehörigen der Wehrmacht, zugleich verbunden mit innigstem Gebete für Volk und Vaterland und für die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland.

Deutschland und seine Alliierten waren Christen; Christen verübten diese Jahrtausendverbrechen.
95 Prozent aller Deutschen waren entweder evangelisch oder katholisch. Fast 32 Millionen Deutsche, über 40 Prozent, waren Katholiken. Auch fast die gesamte Bevölkerung der europäischen Verbündeten Deutschlands – ganz Österreich und Italien – war katholisch.
Die Römisch-katholische und die evangelischen Kirche profitierten massiv von den Arisierungen und Eroberungen Hitlers. Während des ganzen Krieges erhielten die großen Kirchen Millionen Reichsmark von der Hitlerregierung. Für die katholische Kirche war das geregelt in Artikel 17 und 18 des Hitler-Konkordates.


Anders als Hitler und die Nazis, verdammte Pius XII Hitlers Gegner mehr als deutlich. Beispielsweise in der Enzyklika „Divini Redemptoris“ (am 19. März 1937 veröffentlicht).

Die "acta apostolicae sedis", die Gesetzessammlung des Heiligen Stuhls vom Juni 1949 machte die Exkommunikation der Kommunisten und ihrer Anhänger aktenkundig und offiziell.

Die Weisung des Vatikans lautet: Kein Katholik kann Mitglied einer kommunistischen Partei sein oder sie begünstigen. Kein Katholik darf Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften veröffentlichen, lesen oder verbreiten, in denen die kommunistische Doktrin verkündet wird. Jeder Katholik, der die materialistische und antichristliche Lehre des Kommunismus verkündet, sie verteidigt oder gar verbreitet, verfällt als Abtrünniger des katholischen Glaubens der Exkommunikation.
(DER SPIEGEL)

Der unfehlbare Papst definiert „kommunistische Erzsünder“ als Intellektuelle und KP-Propagandisten, die automatisch exkommuniziert sind.

Mitglieder der katholischen Kirche blieben hingegen Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Rudolf Hoess, Julius Streicher, Fritz Thyssen, Klaus Barbie, Leon Degrelle, Emil Hacha, Ante Pavelic, Konrad Henlein, Pierre Laval, Franco, Mussolini, oder Josef Tiso.

Das ist die Realität der Heiligen Römisch-katholischen Kirche.
Die Befreier von Ausschwitz, die Rote Armee, wurden verdammt und exkommuniziert, aber der Lagerkommandant Rudolf Hoess, sowie der Megasadist Josef Mengele blieben Mitglieder der RKK.

Nach 1945 half der Vatikan den Massenmördern des Jüdischen Volkes der Justiz zu entkommen.

Adolf Eichmann, Alois Brunner, Dr. Josef Mengele, Franz Stangl (Kommandant der Vernichtungslager Sobibór und Treblinka), Gustav Wagner (Stangls Assistent), Klaus Barbie, Edward Roschmann („Der Schlächter von Riga“) und Aribert Heim (KZ Mauthausen) sind einige der Männer, die auf Veranlassung des Papstes durch Bischof Hudal mit Vatikanischen Papieren ausgestattet vor der alliierten Justiz nach Südamerika flüchteten.

Die überlebenden Juden, die sich nach Israel retten konnten, schätzte der Vatikan weit weniger.

Es dauerte bis 1993 - fast ein halbes Jahrhundert - bis sich der Vatikan dazu herab ließ auch nur diplomatische Beziehungen zu Jerusalem aufzunehmen.

Als es schließlich 1948 trotz vatikanischer Vetos zur Gründung des Staates Israel kam, polemisierte der "Osservatore Romano": "Der moderne Zionismus ist nicht der wahre Erbe des biblischen Israel, sondern ein weltlicher Staat ... deshalb gehören das Heilige Land und seine geheiligten Stätten der Kirche, die das wahre Israel ist."
Im Sommer 1948 schwieg Papst Pius XII. wochenlang, als arabische Artillerie Jerusalem beschoß. Aber kaum hatten Israels Truppen die Jerusalemer Neustadt besetzt, erließ er eine Enzyklika ("In multiplicibus curis"), in der er für die Internationalisierung Jerusalems eintrat, da die Sicherheit der Heiligtümer unter den Juden nicht gewährleistet sei -- ganz im Sinne des heiliggesprochenen Papstes Pius X.: "Es ist nicht angenehm, daß die Türken unsere Heiligtümer besitzen, aber die Juden in der Erlangung unserer heiligen Stätten zu begünstigen, das können wir nicht."
Im Mai 1949 wiegelte der Vatikan einige katholische Staaten gegen die Aufnahme Israels in die Uno auf, "weil das Land den vollen Internationalisierungsplan nicht durchgeführt hat". Daß auch Jordanien -- wie damals alle arabischen Staaten -- die Internationalisierung Jerusalems kategorisch ablehnte, kritisierte der Papst nicht, obwohl mehr als 90 Prozent aller heiligen Stätten Jerusalems in der Hand der Jordanier waren.
Gebete für die "treulosen Juden".
Und die Tatsache, daß die Juden die einzigen Pilger waren, die 19 Jahre lang ihre heiligen Stätten nicht besuchen konnten, überging der Vatikan mit Schweigen. Auch unter Pauls Regierung war die Kurie stets darauf bedacht, die Araber auf Kosten Israels zu hofieren. Der Staat Israel wird vom Vatikan noch immer nicht offiziell anerkannt. Als der Papst 1964 zehn Stunden in Israel weilte, vermied er für das israelische Staatsoberhaupt die Anrede "Herr Präsident".

(DER SPIEGEL 11.11.1974)


Reguläre diplomatische Beziehungen zu Russland, dem Rechtsnachfolger der Sowjetunion nahm der Vatikan erst im Dezember 2009 (sic!) auf.

Wie auch immer die Kurienkardinäle wirklich über Hitler, den Holocaust, die Juden, den Kommunismus, Russland und Deutschland denken mögen; mit den Tätern des Massenmordes an den Juden einigte sich der Vatikan ganz schnell. 1951 nahm der Vatikan diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland auf und eröffnete eine Apostolische Nuntiatur in Bad Godesberg.

Die Auschwitz-Befreier und die Opfer selbst waren weit weniger angesehen.

Es waren eindeutig und allein die Russen und ihre Rote Armee, die Auschwitz ein Ende bereiteten und die Deutschen daran hinderten, wie bei der Wannsee-Konferenz geplant elf Millionen Juden umzubringen.

Über 20 Millionen Sowjetbürger verloren ihr Leben als sie sich den nazis entgegenstellten.

Wenn man nun der Befreiung des größten KZ der Weltgeschichte gedenkt und sich 70 Jahre später erneut vor den Opfern verneigt, ist ein Mann vor allen anderen der wichtigste Gast; nämlich der oberste Repräsentant der Russen. Ihr Präsident Wladimir Putin.
Briten, Amerikaner und Katholiken sollten sich bei diesem Anlass lieber schämen und von den Deutschen will ich gar nicht erst reden.

Zur Gedenkfeier wurde Putin allerdings nicht eingeladen!!!!!!!!!!

[…] Russlands Präsident Wladimir Putin wird nicht an der Auschwitz-Gedenkfeier in Polen teilnehmen. "Eine solche Reise steht nicht in seinem Terminkalender", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Sprecher des Präsidenten.
[…] Zu den Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers wollen zahlreiche Staats- und Regierungschefs nach Auschwitz reisen. Das Lager war am 27. Januar 1945 von sowjetischen Soldaten befreit worden.
Den Insidern zufolge ist nicht Polen für die Einladungen verantwortlich, sondern die Veranstalter, darunter das staatliche Auschwitz-Museum. Die Regierung in Warschau habe ihrerseits lediglich diplomatische Noten verschickt. Eine formelle Einladung an Putin sei in einem Wahljahr allerdings als zu heikel gesehen worden. […] Putins Sprecher bestätigte, dass keine persönliche Einladung an den Präsidenten eingegangen sei. […] (SZ 13.01.2015)

Was für eine unfassbar peinliche Aktion.
Am Sonntag kuschelten sich noch die Europäischen Führungsfiguren an einige der schlimmsten Menschenrechtsverbrecher, wie zum Beispiel den Vertreter Saudi Arabiens bei den Je-Suis-Charlie-Demonstrationen, aber den Vertreter der Russen, die vor 70 Jahren Unglaubliches geleistet hatten, will man nicht sehen.

Sich dafür zu schämen ist viel zu wenig!

Peinlich, peinlicher, EU.