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Samstag, 22. November 2025

Mit 70 eine ganz neue Rolle.

Vor einem Bundeskanzler Merz wurde viel gewarnt.

Von einem Kanzler Merz wurde viel erwartet.

In den Fritzekanzler wurde viel projiziert.

Er wurde mit viel Vorschusslorbeeren bedacht und zunächst sehr wohlwollend berichtet. Die Presse lag ihm für seine Rolle als „Außenkanzler“ – Germany is back – zu Füßen. Toll, endlich spielen wir wieder mit im weltweiten Konzert der ganz Großen.

Uns Linksgrünversifften passte der sozialpolitische und migrantenfeindliche Kurs natürlich nicht. Genau das feierte die mehrheitlich konservative Presse. Die Chefredaktionen erfreuen sich an der Lust der Dekonstruktion, fühlen sich, wie Trumpanzees befriedigt, wenn der Chef auf die verhassten Linken und Grünen und Roten eindrischt; zertrümmert, was denen so wichtig ist.

Nur verständlich, wenn es in der Koalition knirscht. Und hatte diese Frauke Brosius-Gersdorf nicht auch irgendwas mit „Gendern“ zu tun? Gut, daß sie weg ist.

Mit dem energetischen Sauerländer käme aber nun die Wirtschaft wieder in Gang, gewänne Dynamik, weil der Blackrocker ihr die finanziellen Mittel gäbe und sie von bürokratischen Fesseln befreie. So läuft das in der neoliberalen Ideologie. Das grandiose Angebot generiert Wachstum, Wachstum und nochmal Wachstum. So prudeln die Steuereinnahmen, trotz niedrigerer Steuersätze immer mehr. Der Bundeshaushalt saniert sich von allein, der weise Führer im Kanzleramt muss nur noch grob die Weichen stellen.

Zudem hatte zog Merkels Nemesis auch noch mit 1.000 aus der Zukunft geliehenen Milliarden Euro im Gepäck ins Kanzleramt ein. Damit musste die Konjunktur erst Recht anspringen. Das klang alles so gut, das war alles so stimmig.

Blöderweise grätscht aber nach einem halben Jahr die lästige Realität in die Rezeption des Kanzlers. Die Wirtschaft schmiert ab, es gibt mehr Insolvenzen, die Arbeitslosigkeit steigt, die Koalition pfeift aus dem letzten Loch, die AfD steigt auf Rekordwerte, bei den fünf Landtagswahlen in 2026 drohen finale Demütigungen für die Kleiko-Regierungsparteien, Merz ist unbeliebt wie nie und redet sich beinahe täglich um Kopf und Kragen. Andrea Römmele, Professorin für Politische Kommunikation, staunt.

[…]  Römmele: Ich glaube, dass im Fall von Friedrich Merz die Fehlerkultur gar nicht so das Thema ist, sondern die Impulskontrolle. Damit hat er ein Problem. Sie haben es ja selbst angedeutet, so was passiert ihm immer wieder: Das »Stadtbild«-Thema , im Zusammenhang damit die »Fragen Sie Ihre Töchter«-Aussage oder die über »kleine Paschas« – das sind ja nur ein paar Beispiele unter vielen. […] SPIEGEL: Das mag stimmen, aber es gilt dann ja nur für den Moment, in dem der Kanzler es ausspricht. Hinterher hätte er Zeit zu korrigieren, richtigzustellen, sich zu entschuldigen.

Römmele: Ja, das kann man einmal machen und auch ein zweites Mal. Aber nicht jeden Monat. […]  Wenn man ein Problem mit Impulskontrolle hat, dann benötigt man ein Umfeld, das einen schützt. Und das scheint er nicht zu haben. Wenn ich seine Presseverantwortliche wäre, würde ich ihm zu weniger Fernsehauftritten in offenen Formaten raten. Das heißt konkret: weniger Interviews und Talkshows. […]

 (SPON, 22.11.2025)

Der Kanzler ist so unheilbar verblödet, daß wohlmeinende Fachleute ihm raten, sich von der Presse fernzuhalten. Schließlich sei er nicht in der Lage, sich unfallfrei auszudrücken.

Sogar seine frenetischen Fanclubs können es nicht mehr ignorieren: Friedrich Merz ist ein Depp, der dauernd Unsinn und Beleidigungen von sich gibt.  Selbst die FUNKE-Zentralredaktion rekapituliert in seinen großen konservativen Blättern:

[….] Wer rettet Friedrich Merz?

Stadtbild, Brasilien, Junge Union: Der Kanzler redet sich immer wieder um Kopf und Kragen. Den Schaden müssen dann andere beheben. [….] Im Moment läuft es nicht rund bei Friedrich Merz. [….]  Eigentlich sind Preisverleihungen erfreuliche Routinetermine im Leben eines Kanzlers. Die Gastgeber und das Publikum sind dankbar, die Preisträger stolz, am Ende gibt es schöne Fotos. Nicht so bei Merz, als er bei der Vergabe des Talisman-Preises für gesellschaftlichen Zusammenhalt der Deutschlandstiftung Integration sprechen will. Rund 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten verlassen demonstrativ den Raum. [….] Der Protest bei der Preisverleihung erinnert Merz daran, dass Worte eine anhaltende Wirkung haben. Besonders, wenn sie vom Bundeskanzler kommen. Die Stadtbild-Debatte war nicht Merz’ erster Fehlgriff. Schon als Oppositionsführer fiel er mit Äußerungen auf, die als ungenau, provozierend oder gar verletzend wahrgenommen wurden. Es gab in der Union aber die Hoffnung, dass er sich als Kanzler gemäßigter, genauer und konzentrierter äußert. Merz blieb jedoch Merz. [….] Vor wenigen Tagen sprach er bei einem Kongress über seinen Besuch bei der Klimakonferenz in Belém. [….] Es ist ein wiederkehrendes Muster: Merz haut einen raus und sein Kommunikationsteam um Regierungssprecher Stefan Kornelius muss ihn richtigstellen, interpretieren, einordnen. Beim letzten Koalitionsausschuss bestätigte Merz bei der Präsentation der Beschlüsse auf Nachfrage zweimal, die Runde werde sich in der weiteren Sitzung auf eine gemeinsame Position zum Verbrenner-Aus einigen. Huch? Verwunderte Mienen bei den Partnern von SPD und CSU, aus dem Umfeld des Kanzlers wird die Aussage umgehend eingeordnet. War nicht so gemeint.

Im Oktober irritierte Merz auf europäischer Bühne, als er nach einem EU-Gipfel freie Bahn für das umstrittene Mercosur-Freihandelsabkommen verkündete. Ratspräsident António Costa kassierte das umgehend: „Wir haben darüber nicht diskutiert.“ [….]  Die Kommunikation des CDU-Chefs macht Probleme mitunter größer, als sie ohnehin schon sind. [….] Beim „Deutschlandtag“ der Jungen Union am vergangenen Wochenende im baden-württembergischen Rust machte der Kanzler schließlich falsch, was man falsch machen konnte: [….]

(Jan Dörner und Thorsten Knuf, 21.11.2025)

Und so treten wir nun in eine neue Phase der medialen Merz-Beschreibungen ein.

Nun wird er als retardierte Trottellumme konnotiert. Der Elefant im Porzellanladen.

Der peinliche Opa, den man verstecken muss und für dessen Entgleisungen man sich mitschämt.

Dieser Kanzler ist eine Witzfigur. Der Pannenonkel aus dem Sauerland. Der peinliche Depp, mit dem man nichts zu tun haben will.

[….] Das Feld der Blamagen auf den Bühnen der Welt ist allerdings groß. Überall lauern die Gefahren. Gerade wenn man aus dem Sauerland kommt. Wie Heinrich Lübke, der als Bundespräsident in Madagaskars Hauptstadt Tananarive die Frau des Präsidenten einst mit „sehr geehrte Frau Tananarive“ begrüßte. Wer kann sich als erdverbundener Sauerländer auch diese ganzen Namen merken. Lübke war froh, wenn er nach Reisen in die Fremde endlich wieder „die frische, raue Luft des Sauerlands“ atmen durfte.

Friedrich Merz ist auch Sauerländer. Er war auf demselben Gymnasium wie Lübke, in Brilon. Das Sauerland ist bekannt für gute Luft, Schützenfeste und einen zu Starrsinn neigenden Menschenschlag. Für lässige Weltläufigkeit eher nicht. Der Sauerländer, bei dem eine gewisse Übellaunigkeit ja schon im Namen angedeutet ist, ist vielleicht besser zwischen Schmallenberg und Niedereimer als zwischen Brasilien und Madagaskar aufgehoben. Der Kanzler war in Belém bei der COP und trompete danach, wie froh er war, wieder nach Hause zu dürfen. 

Das kam in Brasilien nicht so gut an. [….] Merz erinnert an den reichen Onkel, der immer alles besser weiß, gern über das Ausland herzieht, wo das Wetter zu heiß, die Straße zu holprig, das Bier zu warm ist. Sein Vorwurf an das Ausland ist fundamental: Es ist nicht Niedereimer. [….]

(Stefan Reinecke, 22.11.2025)

Der Fritzekanzler vermochte in nur sechs Monaten, was keinem Kanzler vor ihm gelang: Er ist ins Satire-Genre abgerutscht; wurde zum Gegenstand der Comedy.

Die Inkarnation germanischer Peinlichkeit, über die Kolumnisten angewidert herziehen.

[….] Man dachte ja wirklich, dass sich Friedrich Merz nach seiner Stadtbildhauerei, nach den kleinen Aufregungen und großen Protesten, erst einmal eine kreative Pause gönnen würde. Aber da hatte man den Peinlichkeitsfleiß des CDU-Bundeskanzlers unterschätzt, die nächste Kernschmelze seiner rhetorischen Kompetenz ließ nicht lange auf sich warten. Wieder war ihm offenbar etwas zu ausländisch – dieses Mal einfach direkt das Ausland selbst. Nach seiner Rückkehr von der Klimakonferenz in Belém, der Stadt am Amazonas und diesjährige Gastgeberin, spottete er vor Wirtschaftsvertretern beim Handelskongress in Berlin, wie schnell seine Delegation bloß weg da und zurück nach Deutschland wollte , zu »einem der schönsten Länder der Welt«.[….]  [….] »Diese Bundesregierung verdient Kritik, keine Frage«, fuhr Merz einsichtig fort, »und ich bin derjenige, der hinter verschlossenen Türen sie mit am deutlichsten und klarsten äußert«. Aber, und hier kommt mein Lieblingspart, »wir wollen bitte auch gemeinsam Maß und Mitte halten, in dem, wie wir miteinander umgehen.«

Nun beginnt der zu Recht kritisierte Brasilienteil seiner Rede – erst mit der Feststellung, dass Deutschland eines der schönsten Länder sei. Diese teutonische Anbiederung soll uns als Kontrastfolie auf die nun albtraumhaften Eindrücke vorbereiten, die der kosmopolitische Kanzler auf seiner Reise gesammelt haben will, er betreibt hier im Grunde eine Art Erwartungsmanagement. Denn verglichen mit dem Zustand in Belém scheint das von ihm bewunderte Deutschland – und damit zusammenhängend ja dann auch die deutsche Regierungsarbeit – doch plötzlich gar nicht mehr so kritikwürdig: »Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben.«

Ha! Diese verlogenen Tintenfässchen, die ganze Zeit nur am Meckern, wie oll alles in der maroden Republik ist. Aber kaum sind sie von dort weg, wollen sie wieder zurück. Und um noch einmal zu betonen, wie wenig genehm Belém für das deutsche Empfinden gewesen sein muss, versichert Merz, wie froh doch alle waren, »dass wir – vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren – in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind«.

Das ist die argumentative Logik: Seid nicht so kritisch, denn woanders ist ja wohl schlimmer!

Die kaputte Sozialmotorik des Kanzlers offenbart hier abermals Menschenbild und Weltbezug, die von Abschätzigkeit und Angst gegenüber dem anderen geprägt sind. Merz hat nicht nur die Geister imperialer Überheblichkeit wiederbelebt, sondern auch den gewöhnlichen Eurozentrismus der Gegenwart: [….] Merz selbst möchte sich (wie üblich) trotz immenser Empörung für seine Aussagen nicht entschuldigen, er bemerkt nicht mal ein Problem in dem von ihm Gesagten. Man sieht sich einem Mann gegenüber, dem die Wirkung seiner Worte so vollständig abhandengekommen zu sein scheint, dass selbst die deutsche Sprache wirkt, als wolle sie am liebsten diskret den Raum verlassen. Am Ende sprach er gar nicht über die Armut Beléms, sondern über seine.  [….]

(Samira El Ouassil, 21.11.2025)

Freitag, 15. August 2025

Staatsinteresse

Als Hamburger Jung interessiere ich mich natürlich für den Block-Prozess, der bis mindestens Ende des Jahres vor dem Hamburger Landgericht verhandelt wird.

Die Details dazu sind höchst abenteuerlich.

Es gibt eine Flut von Presseberichten. Wer sich über die Hintergründe informieren will, möge beispielsweise diese SPIEGEL TV Reportage ansehen.


Ich gebe gern zu, von einer gewissen missgünstigen Sensationsgier getrieben zu sein, da ich seit vielen Jahren eine enorme Abneigung gegen den frommen AfD-wählenden Firmenpatriarchen Eugen Block hege.

Das geht so weit, daß ich im Supermarkt seine Block House-Produkte boykottiere.

Als Vegetarier fällt es mir zwar denkbar leicht, seine Steakhäuser zu meiden, aber seine Soßen, Quarks und Gewürzmischungen sind bedauerlicherweise sensationell gut. Insbesondere finde ich keine Alternative für den Block House Knoblauch Pfeffer. Der ist und bleibt einfach der Beste am Markt.

Ich verabscheue aber auch die CDU-Frau Christina Block und ihren Freund Gerhard Delling. Daher bin ich 100% Team Hensel und hoffe auf einen langen Knast-Aufenthalt seiner Ex-Frau.

So funktioniert subjektive Gafferei. Denn tatsächlich kenne ich keinen der Beteiligten persönlich. Theoretisch könnten auch einige der Vorwürfe, die Christina Block an ihren früheren Ehemann und Vater ihrer vier Kinder richtet, zutreffen. Ich glaube es nicht, weiß aber gar nichts.

Die kriminellen Taten an sich, also das Niederschlagen Hensels in jener berüchtigten Silvesternacht 23/24, die gewaltsame Entführung der beiden kleinen Kinder über Landesgrenzen, sowie die traumatischen Folgen für die beiden Jüngsten, stehen außer Frage. Wer ganz genau dahinter steckt, vermute ich sehr stark, aber nochmals: Ich weiß es nicht.

Ich beschäftige mich mit der Prozessberichterstattung, weil das Auftreten der Blocks so ikonisch ist. Unvergessen, wie Delling und Block nach dem ersten Prozesstag aus dem ehrwürdigen Landesgericht spazieren, in das bereitstehende Nobel-Mercedes-Cabriolet steigen, der am Steuer sitzende Staranwalt Otmar Kury, 2007-2018 Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer, mit maximalem Snobismus dem Pulk der Journalisten zuruft „Wir hören das Mozart-Requiem und geben keine Erklärungen ab“ und das Gaspedal durchdrückt. Der Nobel-Anwalt hatte dem Gericht zuvor eine alternative Täterin präsentiert. Nicht Christina Block, sondern ihre Mutter Christa Block, habe bei den israelischen Ex-Mossad-Leuten die Entführung beauftragt und bezahlt. Und zwar posthum; denn Christa Block starb ein halbes Jahr vor der Entführung. Kurze Zeit später feuerte Christina Block Kury und vertraut nun nur noch dem hirsutismischen rheinischen Rasputin Ingo Bott, den sie seither geradezu verliebt anstarrt.

[…] Otmar Kury ist ein Mann der Kultur, daran lässt er keinen Zweifel.  […]

Das Verfahren um die mutmaßliche Entführung zweier Kinder läuft seit Mitte Juli und gilt in der Hansestadt als Prozess des Jahres. Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft Block und weiteren Angeklagten vor, die Geschwister ihrem Vater gewaltsam entrissen und widerrechtlich von Dänemark nach Deutschland gebracht zu haben. Nach der Sommerpause soll die Verhandlung am 15. August fortgesetzt werden. Dann vielleicht schon ohne Otmar Kury.

„Die Dame Block“, wie der Jurist seine prominente Mandantin nennt, so als sei er jederzeit bereit, für sie den Fehdehandschuh zu werfen, hat offenbar das Vertrauen verloren. „Ich danke Herrn Rechtsanwalt Kury für seinen großen Einsatz. Seit einiger Zeit habe ich allerdings festgestellt, dass unsere beiden Welten sehr unterschiedlich sind. Mir ist daran gelegen, als der Mensch gesehen und gehört zu werden, der ich tatsächlich bin“, erklärte Christina Block am Mittwoch. Die alleinige  Verteidigung soll nun Ingo Bott übernehmen, den Christina Block erst kurz vor Prozessbeginn hinzuzog.

Bott, 42, sucht das Rampenlicht. Er hat mehrere Kriminalromane geschrieben, in deren Zentrum ein junger, ehrgeiziger Strafverteidiger steht, der sich gern über juristische Konventionen hinwegsetzt. […] Botts Eröffnungsstatement im Block-Prozess war lang, immer wieder ging es darin um Ingo Bott selbst, seine Gefühle angesichts eines brutal ausgetragenen Sorgerechtsstreits, einer Mutter in Not. […] Otmar Kury möchte kein schlechtes Wort über seinen Kollegen verlieren, seine Enttäuschung über die Zusammenarbeit kann er am Telefon aber kaum verhehlen. Wer zu ihm durchgestellt wird, hört in der Warteschleife erneut klassische Musik. „Das habe ich in 42 Jahren noch nicht erlebt“, sagt der Jurist zur neuesten, sehr persönlichen Volte im Block-Prozess. […]

(Ulrike Nimz, 06.08-2025)

Der Unterhaltungsfaktor zu Lasten der Kammer und der Prozessbeteiligten ist nicht  nur wegen der Prominenz der Beteiligten, sondern auch wegen der hanebüchenen Erklärungen und Ausreden Christina Blocks faszinierend.

Als Schöffenrichter sitze ich selbst regelmäßig auf der Richterseite und bin so froh, daß es sich dabei um ein Amtsgericht ohne Promi-Fälle handelt. Zuschauer gibt es in meinem Gerichtssaal fast nie.

Ganz anders bei den Blocks, wo sich schon Stunden vor Verhandlungsbeginn endlose Schlangen vor dem Gerichtssaal bilden und nie ein einziger Platz frei bleibt. Die bizarren Rechtfertigungen der Angeklagten zeigen hohen Unterhaltungswert. Auch für Nicht-Hamburger und Nicht-Juristen.

[….] 11:15 Uhr Für das halbe Jahr in ihren Diensten habe der Ex-Beamte „unfassbar viel Geld bekommen. Über 100.000 Euro. Einen Teil hat meine Mutter bezahlt.“ Sie selbst habe kein Einkommen, so Christina Block, sie bekomme nur Ausschüttungen „wenn es der Block-Gruppe gut geht.“

[….] 14:05 Uhr In dem Notizbuch des Israelis taucht der Name des Ex-LKA-Beamten auf, geschrieben in der Handschrift von Christina Block. Dazu die Notiz auf Hebräisch: „Der hat den Kontakt und ist zuständig für die Einteilung der Entführer.“ Auch die Namen der dänischen Schulen stehen in Christina Blocks Handschrift in dem Notizblock des Israelis, der sich laut Block mit seiner Firma eigentlich nur um die IT-Sicherheit des Hotels kümmern sollte. Ihre Erklärung: „Er fragte mich nach den Schulen und ich schrieb sie ihm in das Buch. Ich weiß nicht, was er damit wollte.“ Die Israelis haben so einem ausgeprägten Familiensinn, sie sei einfach dankbar gewesen, dass sich jemand für ihre Kinder interessiert habe.

 [……] 15:00 Uhr  Noch immer, sagt Christina Block, sei sie überzeugt, die Kinder seien bei ihrem Vater im Gefahr. Für die Zeit nach der Rückführung habe der Kinderpsychologe eine „Detoxzone“ empfohlen, damit sie sich sammeln können. Was so eine Zone sei, was das konkret bedeute, will die Vorsitzende wissen. Anwalt Bott weist daraufhin, dass auch dieses Konzept Teil der IT-Beweise ist, die nicht verwendet werden dürfen: „Es tut mir sehr leid.“

[….] 15:07 Uhr  Dieses Konzept zur Rückführung der Kinder hat Christina Block ein Jahr später an „Olga“ geschickt mit dem Zusatz „I hope you can use it.“ Wofür hätte die Israelin das denn nutzen können, will die Vorsitzende wissen. Christina Block spricht erneut von ihrer Verzweiflung. Die Richterin bleibt dran: „Was hatte Olga denn mit einer Rückführung zu tun?“ Block betont, sie habe sich nichts dabei gedacht, sie habe das Konzept einfach in ihren Unterlagen gefunden und Olga habe sich immer so für die Kinder interessiert.

[….] 15:30 Uhr  Im Dezember 2023, also in den Wochen vor der Entführung, habe sie viel zu tun gehabt, sagt Christina Block, die Mutter war gestorben, der Vater braucht Hilfe, die Tochter sollte ein schönes Weihnachten bekommen. Olga habe dann geschaltet und gewaltet, wie sie wollte, Zimmer im Élysée eigenmächtig reserviert. Block: „Ich wusste gar nicht mehr, was da unten im Hotel passierte.“ Was Cyber Cupula so machte, das sei „in den Hintergrund getreten.“ [….]

(MOPO, 15.08.2025)

Bei so viel Sensationsgier wird es Zeit, die Kritiker des Prozesses und der Berichterstattung ins Boot zu holen. Ausgerechnet im „Hamburger Abendblatt“, welches sehr Block-affin und philoBlockisch schreibt (der Abendblatt-Chefreporter Jens-Odewald schrieb just das Jubel-Jubiläumsbuch „Blocks Gastro-Bibel“), beklagt sich der ehemalige Uni-Präsident Dieter Lenzen über die Berichterstattung. Der Prozess ginge niemanden etwas an.

[….] Der „Fall Block“ wird uns noch etliche Monate, wenn nicht Jahre medial begleiten. Es gibt kaum Medien, die nicht, gewollt oder ungewollt, Partei ergreifen oder den Medienkonsumenten nahelegen, dieses zu tun. Tatsächlich geht es uns aber schlicht nichts an, niemanden. Beziehungsangelegenheiten sind private Angelegenheiten, solange nicht die Rechte dritter Personen berührt sind. Diese wahrzunehmen ist Aufgabe des Staates, und nicht von Hans und Franz.

Es wird gern ein öffentliches Interesse an dem Fall behauptet, der keiner ist, aber ein öffentliches Interesse ist nicht dasselbe wie öffentliche Neugier und Sensationslust. Darauf gibt es keinen Anspruch. Es handelt sich um nichts anderes als das, was geschieht, wenn bei einem Autobahnunfall die Gaffer abbremsen, um Blut zu sehen und dabei selbst einen Auffahrunfall verursachen. […]

(HH Abla, 15.08.2025)

Ein bißchen heuchlerisch, Herr Prof. Lenzen, das ausgerechnet im Block-Block-Block-Abendblatt zu beklagen.

Aber ich habe auch inhaltliche Einwände. Abgesehen von der Boulevardpresse, die sich immer auf Promis im Elend stürzen wird, verhalten sich seriöse Blätter geradezu vorbildlich zurückhaltend.

Denn zunächst sind es nicht die Medien, die Christina Block verfolgen, sondern es ist genau umgekehrt. Block und Delling ziehen alle Register, um große Zeitungen einzuspannen, versuchen immer wieder, die Medien für ihren Feldzug gegen Stefan Hensel auszunutzen.

[….] Im Herbst 2022 wendet sich Christina Block erstmals an die Presse und wählt dafür eine Zeitung aus: „Bild“. Sie habe alles versucht, sagt Block damals, um „vor allem die Kinder aus der Öffentlichkeit herauszuhalten“. Aber sie sei verzweifelt, bange um ihre Kinder, die ihr Ex-Mann „gekidnappt“ habe. Der wolle sich, schreibt „Bild“ in diesem ersten Artikel, nicht äußern.

Auch „Bunte“ gibt Block ein Interview („Mein Mutterherz blutet“), sie wird von der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) daheim besucht, im „Hamburger Abendblatt“ erscheint ebenfalls ein Text, in dem die Mutter ihre Sicht schildert: „Ich gehe täglich durch die Hölle“. Dort und in der SZ spricht damals auch der Vater, Stephan Hensel. Er bittet nun ebenfalls Medien zu sich: Er lädt ein Kamerateam von RTL an seinen Esstisch ein, die Kinder sind dabei. Auch als die SZ bei ihm zu Hause vorbeischaut, sind sie da, „laufen ab und zu durchs Wohnzimmer, holen sich eine Limo“. Dass Hensel das zulässt und Journalisten nicht etwa anderswo trifft, dürfte wohl Kalkül gewesen sein, um zu demonstrieren, wie gut es den Kindern bei ihm geht.

Vor allem „Bild“ hat seither immer wieder über den Streit berichtet und fortwährend die Geschichte einer leidenden Mutter erzählt, deren Ex-Mann ihr die Kinder weggenommen hat und der nun auch juristisch Unrecht geschehe: Bei „Bild“ ist Block die „verzweifelte Frau im Nieselregen, mit Tränen in den Augen“, die man ja eigentlich als „Millionärin auf dem roten Teppich“ kenne, „strahlend“. Es geht um den „Kampf“ einer „starken Frau“, die „ganz besonders tapfer“ sei, um ihren Vater, den „Steakhaus-König“ Eugen, der um seine „verschleppten Enkel“ flehe, und um den „traurigen Tod“ der Großmutter, die sich nicht von ihnen habe verabschieden dürfen. Die andere Seite, die Sicht des Vaters, kommt meistens nur am Rande vor.   [….]

(Boris Rosenkranz, 29.02.2024)

Besonders lobend erwähnen möchte ich die Süddeutsche Zeitung, die von den Blocks alarmiert, zwei ihrer besten Reporterinnen nach Hamburg schickte, die stundenlang im Elysee von Christina Block mit Schmutzmaterial über ihren Ex-Mann angefüttert wurden. Geradezu vorbildlich gab die SZ eine Menge Geld aus, um die Story auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und kam dann aber zu dem Schluss nichts darüber zu veröffentlichen, wie sie erst zwei Jahre später anlässlich des Prozessauftaktes enthüllt.

[….] In der Zeit nach der Entführung war die Familie Block sehr interessiert daran, die Medien über den Sorgerechtsstreit ins Bild zu setzen. Auch an die Süddeutsche Zeitung trat ein professioneller Krisenmanager heran, ermöglichte ein Gespräch mit Christina Block und Gerhard Delling in einem Konferenzraum des Grand Elysée. In den folgenden drei Stunden brach Christina Block mehrfach in Tränen aus, aus ihren Schilderungen ergab sich das Bild einer tief besorgten, mit der Situation überforderten Mutter.

Die Süddeutsche Zeitung entschied sich zu diesem Zeitpunkt gegen eine Berichterstattung, auch weil Christina Block Fragen zum Geschehen in der Silvesternacht abwehrte oder nicht beantwortete. Sie und Delling wollten ihre Version der Geschichte platzieren und nur diese. […]

(SZ, 25.04.25)

Der ehemalige Uni-Präsident missversteht den grundsätzlichen Charakter des Falls.

Natürlich gehen die Öffentlichkeit die Details eines schmerzhaften Sorgerechtsfalles auf dem Rücken der Kinder nichts an. Solche Fälle kommen jedes Jahr Myriadenfach vor und sollen diskret behandelt werden.

Der Block-Fall aber ist von öffentlichen Interesse. Nicht, weil die Beteiligten reich und berühmt sind. Sondern weil Block und Delling gezielt die Öffentlichkeit suchten, um mit ihrer Prominenz Gerichte zu beeinflussen. Es geht um die Frage, wie gleich Bürger vor Gericht sind. Können Superreiche mit ihren Kontakten Urteile manipulieren? Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, wenn Megaprominente für ihre privaten Fehden a.) August Hanning, den ehemaligen Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) und ehemaligen Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, b) den Außenminister Sigmar Gabriel und c.) gar den Vizepräsidenten des Bundestages Wolfgang Kubicki einspannen können, der sofort anbietet, seine Amtsinsignien in die Waagschale zu werfen?

[….] In der Sorgerechtsaffäre um zwei Kinder aus der Hamburger Unternehmerfamilie Block (Block House) hat sich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki offenbar deutlich stärker engagiert als bisher bekannt. Diesen Schluss legen Handynachrichten nahe, die der FDP-Politiker an Christina Block geschrieben hat, Tochter des Block-House-Gründers Eugen Block und die Mutter der Kinder[…] Schon am 1. Januar 2024 schrieb Kubicki an die »liebe Frau Block«, er wünsche ein gutes neues Jahr. »Und wenn es stimmt, was ich lese, alles Glück dieser Erde.« Es folgte der bekannte Satz: »Wenn Recht zum Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.«

Auf die Frage des SPIEGEL, ob er damit eine Entführung befürworten wollte, erklärte Kubicki, er sei von Beruf Strafverteidiger und »befürworte oder relativiere keine Straftaten«.[…] In diesem Zusammenhang war am 2. Dezember 2021 ein Gerichtstermin in Dänemark anberaumt. Im Vorfeld reagierte FDP-Mann Kubicki auf die Bitte der Mutter um diplomatische Unterstützung. Kubicki versprach am 30. November: »Ich tue mein Bestes.« Zwei Tage später teilte er mit, die »diplomatischen Vertretungen« hielten es für »kontraproduktiv«, wenn ihre Leute im Gerichtssaal säßen. Er könne aber selbst anreisen und ihr den Rücken stärken.

Kubicki verwies darauf, er sei als Vizepräsident des Bundestages »protokollarisch ganz weit oben«. In einer weiteren Nachricht teilte er mit, er »käme im Dienstwagen selbst«. […] Kubicki betonte, seine Unterstützung für Christina Block »war und ist nicht unzulässig«. Sie gehöre »zu den Aufgaben eines Abgeordneten«. Im Übrigen kenne er Christina Block und ihren Partner, den Ex-Sportmoderator Gerhard Delling, »aus einer Vielzahl von Veranstaltungen und Empfängen«. […]

(SPON, 21.03.2025)

Hier liegt ein für die Öffentlichkeit relevanter Skandal vor, der mE nach einer gesetzlichen Regelung verlangt.

Samstag, 26. Juli 2025

Kostbare Traditionen müssen gewahrt bleiben

Die politische Welt gerät immer mehr aus den Fugen. „Unprecedented“ lautet das meistverwendete Wort in den US-amerikanischen Newssendungen, seit Trump auftauchte. Auch in Europa herrschen, Krieg, Chaos und Verunsicherung. Gebannt starren wir auf die KleiKo; laut Markus Söder „die letzte Patrone der Demokratie“, die aufgrund der Unzuverlässigkeit der CDU, bereits im Chaos versinkt und mehr streitet, als die Ampel.

Wer sich davor fürchtet den Halt zu verlieren, weil es keine Gewissheiten mehr gibt, wird täglich mehr getriggert.

Umso wichtiger ist es, auch mal innezuhalten und sich an dem Wenigen zu erfreuen, auf das wirklich Verlass ist, wie den morgendlichen Sonnenaufgang.

Dafür gibt es CSU-Minister, die sich zuverlässig, wie ein Schweizer Uhrwerk, als mit dem Gesetz auf Kriegsfuß stehende Skandalnudeln entpuppen. Die CSU ist grundsätzlich nicht rechtstreu. Wieso sollten sich auch CSUler an Recht und Gesetz halten, nachdem sie schon das Grundgesetz abgelehnt hatten und mit Anti-Ausländermaut und Herdprämie gesetzeswidrige Politik einfordern?

(….) Legal, illegal, scheißegal – so lautet schließlich das bekannte Regierungsmotto der CDUCSU. Wer könnte besser dafür stehen, als Bibi-Mann-Merz, der gleich das internationale Recht in die Tonne treten will, um den genozidalen Kriegsverbrecher Netanjahu in Deutschland willkommen zu heißen?

Recht und Gesetz, Richter und Gerichte stören da nur.

[…..] Bereits zum zweiten Mal hat das Verwaltungsgericht Berlin im Streit um die Ausreise von drei EU-Bürger:innen und einer amerikanischen Person nach der Teilnahme an antiisraelischen Protesten zugunsten der Betroffenen entschieden. Das teilte das Gericht mit. Das Land Berlin hatte ihnen die Abschiebung angedroht.  Schon am 10. April hatte das Gericht in einem ersten Eilverfahren der Beschwerde eines irischen Palästina-Aktivisten recht gegeben und den Entzug der EU-Freizügigkeit gestoppt. Am Dienstag hatte auch der zweite Eilantrag Erfolg. Das bedeutet, dass auch die ebenfalls aus Irland stammende Antragstellerin nicht abgeschoben werden darf, bis über ihre Klage in der Hauptsache entschieden ist (Az.: VG 21 L 157/25). […..] Die Ausländerbehörde hatte den beiden EU-Bürgern aus Irland sowie einer Polin im März die EU-Freizügigkeitsrechte entzogen. Im Fall der amerikanischen Person geht es um eine Ausweisung. […..]

(Alhozo Hoto, 07.05.2025) (….)

 (Die Kernkrise, 07.05.2025)

Die CSU erhob diese Anmaßung zu ihrem Markenzeichen. Die Amigowirtschaft von CSU-Politikern wurde als „clever“ vermarktet.

Wen stören schon lästige Dinge wie Rechtsstaatlichkeit und Gesetzestreue?
Das verlangt man in Sonntagsreden nur allzu gern von anderen, aber für die CSU-Spezeln selbst gilt das nicht. Sie scheißen sich nämlich anders als die SPD kaum jemals in die Hose, weil sie sich selbst einfach großartig finden.

CSUler sind stolz auf ihre Kriminalität.

Wer auf korrekte Weise einen akademischen Grad erlangte, kann offensichtlich nicht mal Generalsekretär werden.

(….) Andy Scheuer wurde 2018 zum schlechtesten Bundesverkehrsminister aller Zeiten befördert und als Generalsekretär vom eher geräuschlosen früheren Eistänzer Markus Blume ersetzt. Er war weniger peinlich als Protzner oder Dobrindt und auch nicht so kriminell wie die Dr.-Titelbetrüger Guttenberg und Scheuer, aber dafür gingen unter seiner Ägide die Wahlergebnisse weiter zurück, so daß Söder ihn 2022 durch den jähzornigen Vollproleten Stephan Mayer ersetzte. Nach drei Monaten war das zeternde Rumpelstilzchen nicht mehr haltbar.

[….] »Ich verabscheue Sie!«

Weil er einen Reporter bedroht haben soll, trat Stephan Mayer vom Amt als CSU-Generalsekretär zurück. Vorwürfe verbaler Tiefschläge durchzogen seine bisherige Karriere [….] Es gibt da aber noch eine andere Erzählung über Stephan Mayer. Sie handelt von einem Politiker, der seit vielen Jahren regelmäßig ausraste und seine Kritiker massiv angehe. Einem Reporter der »Bunten« soll er nun angedroht haben, ihn »zu vernichten«, weil dieser eine Geschichte über ein angeblich bislang unbekanntes Kind des CSU-Politikers veröffentlicht hatte.  [….]

(SPIEGEL, 06.05.2022)

In der CSU war bekannt, wie wenig sich Mayer kontrollieren kann. Dennoch berief ihn Söder auf den Generalsekretärsstuhl und ist durch diesen schweren Fehlgriff selbst angeschlagen.

Eine lange Vakanz wollte er sich nicht leisten und griff nach den Experimenten mit dem für CSU-Verhältnisse fast seriösen Blume und der tickenden Zeitbombe Mayer, zur Sicherheit wieder auf das bewährte Modell Dr.-Titel-Betrüger zurück.   Nach Guttenberg und Scheuer dürfte der neueste CSU-General Martin Huber schon der Dritte sein, der bei seiner Dissertation betrog und zu Unrecht promoviert wurde.

Legal, illegal, scheißegal – das alte Motto der CSU, nach dem die Christsozialen immer gern kriminell agieren, sollte angesichts der gewaltigen Maskenbetrügereien auch bei der Berufung des Generalsekretärs gelten.

Ein ehrlicher Parteimanager würde habituell gar nicht zu den CSU-Größen passen und vermutlich wie ein bizarrer Fremdkörper automatisch abgestoßen werden. Wer keine Raffke- oder Betrugsaffären zu bieten hat, sollte sich in der Söder-Partei gar nicht erst für eine Führungsposition bewerben. (….)

(The same old procedure, 09.05.2022)

Sehr schön, daß es noch Verlässlichkeit in der Politik gibt! Bei jedem CSU-Minister gibt es illegale Machenschaften. Es ist DER bayerische Signature Move! Da will der Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer von der CSU natürlich keine Ausnahme sein. Nachdem kritische Fragen zur Hygiene und des legalen Betriebs seiner Wurstküche gestellt wurden, kündigte das CSU-Landratsamt Kontrollen beim CSU Metzgermeister Rainer an. Aber die fallen nun aus.

[….] Am 27. Mai hatte der Metzgermeister die Abmeldung bei der Gemeinde beantragt. Just an dem Tag wurde die Metzgerei noch mal kontrolliert – mit kleineren Beanstandungen.

Kurz zuvor hatten die Verbraucherorganisation Foodwatch und zwei weitere Antragsteller die Herausgabe der Kontrollberichte der Metzgerei verlangt. Das Landratsamt Straubing-Bogen hat die Anträge Ende Juni abgelehnt. Begründung: Ein Informationsanspruch bestehe nur, wenn man Produkte des Lebensmittelunternehmers auch tatsächlich erwerben könne, sprich: wenn die Metzgerei geöffnet ist. »Markttransparenz herzustellen sowie den Schutz der Verbraucher vor gesundheitsschädlichen Erzeugnissen sowie Täuschung zu verbessern, kann bei einem Betrieb, der nicht mehr existiert, nicht mehr erreicht werden«, teilte das Landratsamt auf SPIEGEL-Anfrage mit.

Die Schließung machte also den Verbraucherschützern einen Strich durch die Rechnung. Dass die Anfragen zu den Kontrollberichten gestellt wurden, als die Metzgerei noch angemeldet war, spielt laut Landratsamt keine Rolle: »Die Behörde entscheidet aufgrund der zum Entscheidungszeitpunkt bestehenden Tatsachenbasis«, heißt es.

Foodwatch hat nun Klage gegen das Landratsamt eingereicht, um an die Kontrollberichte zu gelangen. »Kaum fragt Foodwatch an, macht Minister Rainer seine Metzgerei dicht und verhindert so die Herausgabe der Kontrollberichte – das wirft Fragen auf«, sagt Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann.

Aus Dokumenten, die dem SPIEGEL vorliegen, sowie aus den Antworten des Landratsamts geht hervor, dass insgesamt drei Anfragen auf Basis des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) zu Alois Rainers Metzgerei eingingen. Teils sind die Dokumente auch auf der Plattform »Frag den Staat« einsehbar , die Druck auf Behörden für mehr Transparenz machen möchte. [….] 

(24.07.2025)

 

Donnerstag, 12. Juni 2025

CDU, Krähe, Augen

Eine Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus. Daher kann sich der rechtsextreme Maximal-Lügner Jens Spahn auf seine Kollegen im Bundestag verlassen.

[….] Union und SPD haben sich darauf verständigt, den vollständigen Untersuchungsbericht über die Masken-Beschaffung in der Corona-Zeit vorerst nicht anzufordern. Doch das sehen nicht alle Sozialdemokraten ein – und die Opposition erst recht nicht. Neue Details zur Corona-Masken-Affäre setzen Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) unter Druck. Nachdem SZ, NDR und WDR Ende vergangener Woche aus einem internen Bericht der Sonderermittlerin Margaretha Sudhof zitiert hatten, fordern nun nicht nur zahlreiche Oppositionspolitiker die Herausgabe des Dokuments. Auch einzelne Sozialdemokraten dringen auf die Offenlegung des vollständigen Berichts, der im vergangenen Jahr von Spahns Nachfolger Karl Lauterbach (SPD) in Auftrag gegeben und im Januar fertiggestellt worden war. Sudhof hat darin für das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Maskenbestellungen und die Vergabe eines Logistikauftrags durch Spahn in der Corona-Pandemie untersucht. [….]

(SZ, 12.06.2025)


Als Fraktionsvorsitzender der CDUCSU sitzt er an so zentraler Stelle, daß ihm die Milliarden Euro Steuergelder, die er trotz Warnungen verschleuderte, nicht angekreidet werden. Obschon es gerade Spahn, der Mann, mit dem größten Balken im Auge ist, der garstig die Mikrosplitter in den Augen der Bürgergeldempfänger beklagt.

[….] 👉 Der Bundesrechnungshof kritisiert die Corona-Politik Spahns in einem Prüfbericht hart: Der Versorgungsaufschlag sei „planlos und abgekoppelt von Bedarfen“ gewesen. Es geht dabei um 3,1 Milliarden Euro, die der Bund für die Behandlung von COVID-19-Patientinnen an Krankenhäuser gezahlt hatte. Veröffentlich wurde der Bericht der Behörde durch die Plattform FragDenStaat.

👉 Weitere Kritik an Spahn gibt es wegen der Beschaffung von Masken zum Beginn der Pandemie. In einem internen Bericht hat die Sonderermittlerin Margaretha Sudhof im Auftrag des Gesundheitsministeriums entscheidende Punkte gesammelt.

👉 Laut dem Bericht habe sich Spahn stark für die Vergabe von Aufträgen an das Logistikunternehmen Fiege aus der Nähe seines Wahlkreises eingesetzt – trotz politischer Bedenken. Fiege sei mit der Menge an Masken aber deutlich überfordert gewesen. Das Unternehmen weist das gegenüber WDR, NDR und SZ zurück.

👉 Außerdem geht es um Spahns Entscheidung, u.a. Masken bei der Schweizer Firma „Emix Trading“ einzukaufen – für 749 Millionen Euro, so Sudhofs Bericht. Vermittelt wurde der Deal durch die Tochter eines CSU-Politikers. Der Preis der Masken hätte deutlich über gängigen Marktpreisen gelegen. [….]

(Monitor, 12.06.2025)


Die 3.100 Millionen Euro, die Spahn verplemperte, sind eine ungeheuerliche Summe, die nur final unterstreichen, was wir schon lange wissen: Konservative können nicht mit Geld umgehen.

[….] Bundesrechnungshof: Spahn verpulvert Milliarden

Planlos, unwirtschaftlich, ohne nachhaltige Wirkung: Der Bundesrechnungshof kritisiert Spahns Gesundheitspolitik massiv.   […]

(Frag den Staat, 10.06.2025)

Der finanzielle Schaden mag immens sein, aber der politische und demokratische Schaden, den die rechtsbrecherische Merz-Regierung hier SCHON WIEDER anrichtet, übertrifft ihn bei Weitem. Sie bedient toxische rechtsextreme Narrative. AfD und der braune Nazi-Blog-Mob können ihr Glück mal wieder kaum fassen.

[….] Die Verteidigungslinie Spahns: nichts Neues, alles mehrmals berichtet. Bitte gehen Sie weiter.

Dabei ist das Gegenteil der Fall. Der Inhalt ist neu – und höchst brisant. Der Bericht offenbart erstmals, wie Spahn Ratschläge aus dem Innenministerium ignorierte, interne Widerstände brach und durch persönliche Einmischung zu dem Masken-Drama beitrug, das den Steuerzahler wohl noch Milliarden kosten wird. Es ist daher unerlässlich, den Parlamentariern des Deutschen Bundestags den vollständigen Untersuchungsbericht zur Verfügung zu stellen – und nicht einzelne, unverfängliche Teile, wie es nun offenbar Spahns Nachnachfolgerin Nina Warken (CDU) erwägt.

Allein die Ankündigung erweckt den Eindruck, dass der Union der Schutz ihres Fraktionschefs wichtiger ist als vollständige Transparenz in der Masken-Affäre. Das hilft nur den Demokratieverächtern von der AfD, die seit Jahren das Narrativ verbreiten, „die Politiker“ würden am Ende ja doch zusammenhalten, um einander zu schützen. [….]. Es geht in der Masken-Affäre längst nicht mehr nur um die Zukunft von Jens Spahn. Es geht um das Vertrauen in die Demokratie. […]

(Vivien Timmler, 11.06.2025)

CDUCSU sind gefährlich. Man darf sie nicht wählen.

Niemand kann überrascht sein, welch eine Schmierenkomödie aus Unfähigkeit, Dreistheit und Doofheit sich vor unseren Augen unter Bundeskanzler Merz entfaltet.

Jeder konnte es vorher wissen. Dobrindt, Klöckner, Spahn, Merz, Linnemann und Co würden im Falle eines Unionswahlsieges die Regierung dominieren und debakulieren. Der Urnenpöbel wollte es so.

[…]  Spahn schadet dem Ansehen der Politik [….] Hunderte Millionen Steuer-Euro gingen flöten, weil Jens Spahn als Gesundheitsminister Fehler machte. Hält er an seiner Mauertaktik fest, verspielt er jede Glaubwürdigkeit – und beschädigt Kanzler Merz. [….] Warum hat Spahn im März 2020 mehr oder weniger eigenmächtig einen Preis für Masken festgesetzt, der weit über den Empfehlungen aus dem eigenen Ministerium lag? Wieso hat er sich für einen Logistiker aus seiner Heimat im Münsterland eingesetzt, gegen den Rat des eigentlich zuständigen Innenministeriums? Und weshalb hat er sich überhaupt persönlich so eingemischt damals?

Diese Fragen muss jemand beantworten, der eines der wichtigsten politischen Ämter der Republik bekleidet – und Ambitionen auf mehr hat. Er muss erklären, warum die Bürgerinnen und Bürger ihm vertrauen sollen, obwohl aufgrund seiner Entscheidungen viel Geld verloren ging. [….] Spahn [könnte] auch für Merz zur Belastung werden. Der CDU-Vorsitzende wurde von vielen gewarnt, bevor er den ehrgeizigen Westfalen zum Unionsfraktionschef machte. Dabei ging es vor allem um machtpolitische und charakterliche Vorbehalte. [….]

(Florian Gathmann, 12.06.2025)

Samstag, 27. Juli 2024

Der ungarische TVE

Wie der berühmte Limburger notorische Lügner und ultrakonservative Megaprasser, leben auch die Spitzenbischöfe der Orthodoxie ihren Prunk-Fetisch und die Vorliebe für antisemitische homophobe kriegslüsterne Autokraten voll aus.

Der Putin-Fan und Orbán-Fan Hilarion Alfejew, *1966 in Moskau, von 2003-2009 russisch-orthodoxer Bischof von Wien und Österreich, 2009-2022 Metropolit von Wolokolamsk, ab 2022 Leitung der Diözese Budapest und Ungarn, ist ein Paradebeispiel: 100.000 Dollar-Uhren, Yachten, Protzvillen, Luxusurlaube – was sich Jesus eben so vorstellt für seine Oberhirten.

[…..]  inappropriate behavior and materially-excessive lifestyle. Alfeyev reportedly purchased mansions in France and Hungary as well as expensive watches, and spent holidays on yachts and at expensive beach resorts.  […..]

(CNA, 26.07.2024)

Putins Zwilling Kyrill I., Patriarch von Moskau steht an der Spitze und gibt den Takt vor.

Die orthodoxen Christen hören auf den Prunk-Patriarchen Kyrill, welcher im eine-Million-Euro Maybach durch Moskau rast und eine Vorliebe für extrem teure Uhren auslebt.

Kyrill und Putin lieben und unterstützen sich gegenseitig.  Die Spitzen des Staates zeigen sich regelmäßig zu den Feiertagen beim Gottesdienst, der Klerus wurde in politische Gremien eingebunden, Patriarch Kyrill macht vor Wahlen stets klar, wen die Kirche für den richtigen Kandidaten hält, und preist die Putin-Ära als 'ein Wunder Gottes'.  […] Besonders die Jungen und die Angehörigen der Intelligenzija, […] stoßen sich heute daran, dass Würdenträger in Staat und Kirche sich in ihrem zynischen Verhältnis zur Macht immer ähnlicher werden. Selbstverständlich werden die Straßen gesperrt, wenn der Patriarch in seinem Maybach mit Begleitkolonne durch Moskau fährt, genauso wie das für den russischen Präsidenten oder Premier geschieht. […]  

Der Hang hochgestellter Kirchenmänner zu Prunk und Luxusgütern weckt bisweilen den Eindruck, als würde der Klerus jetzt nachholen, was die Oligarchen in den wilden Zeiten des Banditenkapitalismus vorgelebt haben.

 (Süddeutsche Zeitung 27.04.12)

Der Prass- und Prunk-begeisterte Metropolit Kyrill rafft aber nicht nur Luxusgüter an sich und spannt den Staat für seine Geldgier ein, sondern er unterstützt auch euphorisch die diskriminierende Hetze gegen sexuelle Minderheiten in Russland.

"Moral ist entweder absolut, oder es gibt sie nicht. Wenn Sie Homosexualität rechtfertigen, warum dann nicht gleich Pädophilie?", erklärte Kyrill vor einem Jahr im Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“. Der neue Chef der 135 Millionen Russisch-Orthodoxen Christen begründete seinen Vergleich mit der Heiligen Schrift: "Die Bibel nennt das Sünde", so Kyrill zur Homosexualität. Der CSD Moskau sei daher lediglich "eine aufdringliche Zurschaustellung von Unzucht".

(Queer.de 02.02.2009)

Menschenrechte, Demokratie und womöglich Schwulenrechte - das mag der Russische Patriarch in Moskau genauso wenig wie Ratzinger im Vatikan.

"Sie persönlich, Wladimir Wladimirowitsch, haben eine großartige Rolle bei der Korrektur des Laufs unserer Geschichte gespielt. Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken", sagte der Patriarch nach Kirchenangaben. In der Vorwoche hatte Kyrill I. orthodoxen Christen abgeraten, an der dritten großen Protestkundgebung gegen Putin in Moskau teilzunehmen. Sie sollten lieber zu Hause beten, als Sprechchöre zu rufen. 
(Kathweb 09.02.2012)

In Russland hat die Kirche noch Macht.

Immer mehr scharf homophobe Gesetze werden in Russland durchgesetzt.

(Tammox 14.10.12)

Kyrill hasst neben Ungläubigen, Kommunisten, Schwulen, Muslimen und Protestanten neuerdings verstärkt Ausländer. Das übliche Portefeuille also.

Russland: Patriarch Kyrill I. warnt vor "Überfremdung"

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat die Regierung seines Landes zu einer härteren Ausländerpolitik aufgerufen. Die Krawalle im Moskauer Stadtviertel Birjuljowo Mitte Oktober hätten gezeigt, dass Russland eine "kritische Grenze" erreiche, wenn sich die Behörden taub gegenüber Forderungen der Bürger nach einer Lösung der "Probleme der übermäßigen Migration, der damit verbundenen Verbrechen und des manchmal provozierenden Verhaltens von Fremden" stelle, sagte das Oberhaupt der russischen Orthodoxie nach Angaben der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax bereits am 1. November. Wenn die Position der Mehrheit der Russen "weiter ignoriert" werde, würden davon nur die Scharfmacher auf beiden Seiten profitieren, die Russland zerstören wollten. Es drohe eine sehr gefährliche "Entfremdung der Russen, vor allem der jungen Russen, vom Staat und staatlichen Strukturen".

 (Kathweb, 12.11.13)

Kein Wunder also, daß Kyrill am 24.02.2022 über alle Maßen begeistert auf Putins Ukraine-Feldzug reagierte und seither der größte russische Kriegstreiber ist.

Zu der Fraktion gehört Patriarch Kyrill I., (bürgerlich Wladimir Gundjajew), der Herr über 150 Millionen russisch-orthodoxe Christen. Quasi der Papst der Rus.

Kyrill mag vor allem Reichtum, teure Uhren, Juwelen und seine Privilegien. Deswegen liebt und unterstützt er seinen Namensvetter Wladimir Putin. Die beiden Wladimirs sind ein Herz und eine Seele. Und den Krieg gegen die Ukraine finden beide Wladimirs einfach geil. Während sich der kleinere, jüngere und glattrasierte Wladimir darum bemüht, rational zu erscheinen und Gründe für den Krieg vorgibt, macht es sich der fünf Jahre ältere Wladimir mit dem Rauschebart und dem besonders albernen psychedelischen Hut einfacher: Er hasst einfach alle Ukrainer, nennt es eine „heilige Pflicht“ der Russen, sich freiwillig als Soldaten gegen die Ukraine zu melden, weil Selenskyjs Landsleute bekanntlich alle Schwuchteln wären und die armen frommen (heterosexuellen!) Russen homopervertieren wollten. Eine völlig einleuchtende Darstellung also, die erklärt, weshalb Kyrill I. den Krieg gut und richtig findet.

Daß die obersten Christenführer in einer rechtsextremen Diktatur die kriegslüsternen Massenmörder an der Staatsspitze stets unterstützen, ist üblich.

Die ungarischen, ukrainischen, serbischen und bulgarischen Kirchen-Spitzenfunktionäre sind genauso raffgierig.

Prunksucht, Geldgier und Faschisten-Arschküssen sind natürlich schon ein recht ordentliches Beschäftigungsprogramm für christlich-orthodoxe Popen.

Aber weil damit allein ihr Sadismus und die perversen Gelüste noch nicht ausreichend befriedigt sind, eifern einige auch ihren katholischen Amtsbrüdern nach und vergewaltigen kleine Jungs und Teenager.

[….]  Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung und anderer Verfehlungen kosten den lange zweitwichtigsten Mann des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), vorläufig seine Ämter in der russisch-orthodoxen Kirche. [….] Hilarions ehemaliger Assistent Subdiakon Georgij Suzuki wirft dem Metropoliten sexuelle Übergriffe und ein Leben im Luxus vor. Er begann als 18-Jähriger im Sommer 2022 für den Bischof in Ungarn zu arbeiten und floh nach eigenen Angaben im Jänner 2024. Hilarion weist alle Vorwürfe vehement zurück und bezichtigt Suzuki der Erpressung. Die Geistlichen der Diözese Ungarn stellten sich hinter ihren Metropoliten und verteidigten ihn in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Anschuldigungen.

Den Skandal brachte das Onlineportal „Nowaja Gazeta Europa“ Anfang Juli ins Rollen. Sie sprach mit Suzuki und veröffentlichte dessen Audiomitschnitte von Hilarion, in dem der Metropolit Patriarch Kyrill einen selbstherrlichen Umgang von Spendengeldern reicher Oligarchen vorwarf. Suzuki überließ der „Nowaja Gazeta“ auch einen Grundriss einer Villa mit 14 Zimmern und einem Pool, die Hilarion in Ungarn für viel Geld erworben haben soll. Der Metropolit erklärte darauf, er habe den Kauf des Anwesens aus seinen Privateinkünften unter anderem als Buchautor finanziert.  [……]

(ORF, 26.07.2024)

Samstag, 6. Januar 2024

Ein Bundestagsvizepräsident schnappt über

Nichts liebt der alte rechte weiße Mann von der Förde mehr, als mediale Aufmerksamkeit. Daher gefällt sich Wolfgang Kubicki seit Jahrzehnten als der Politiker mit dem losesten Mundwerk. Bei ihm bekommen Pressevertreter mit der größten Wahrscheinlichkeit einen Verbal-Tiefschlag geliefert, mit dem sie es in die Schlagzeilen schaffen. Es gibt keinen deutschen Landes- oder Bundesminister, oder Parteipromi, den Kubicki noch nicht zum Rücktritt aufgefordert hätte.


Selbstredend sind seine eigenen Skandale, wie die Karibicki-Kreuzfahrt, Vizekanzler Habeck mit Putin vergleichen, horrende Nebenverdienste, dubiose Verträge, bei denen er Millionen Euro abzockte, wüste Beleidigungen, oder das Befummeln weiblicher Parteifreunde, niemals Grund zum Rücktritt.

Und so zündet der hepatitisgelbe Taliban immer weiter; eine Verbal-Granate nach der nächsten. Als sich FDP-Rechtsaußen Kemmerich mit dem Nazi Bernd Höcke verbündete und sich von einer faschistisch-gelben Front zum Ministerpräsident wählen ließ, war Kubicki begeistert.

[….] Der Handschlag am 5. Februar 2020 zwischen ihm und dem rechtsextremen AfD-Politiker Björn Höcke ist ein Bild, das in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangen ist: Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Kemmerichs Wahl mit AfD-Stimmen „unverzeihlich“. FDP-Vize Wolfgang Kubicki gratulierte zunächst, das sei „ein großartiger Erfolg“  [….]

(Taz, 04.06.2023)

Politrüpel Kubicki, 71, bleibt dabei unerschütterlich und vor allem grundlos, sein eigener größter Fan.

Im Kubickiversum gibt es keine schlimmere denkbare Strafe, als von Sonnenkönig Wolfgang ignoriert zu werden. Obwohl er kein reiner Privatmensch oder Parteipolitiker, sondern Vizepräsident des Verfassungsorgans ist, verteilt er nach dem Vorbild des Protodiktators Höcke als Höchststrafe einen Pressebann, wenn der Tatbestand der Majästätkubicki-Beleidigung erfüllt ist. Kritik teil Kubicki gern aus; ihn darf man aber niemals kritisieren.

[….] In der Regel dauert der Bann nicht lang. Im Fall von Wolfgang Kubicki ist das anders.  Im Mai schrieb der stellvertretende FDP-Vorsitzende eine Mail an die Chefredaktion und beklagte sich über den Bericht eines Kollegen. Es ging um die ehemalige Pornodarstellerin Annina Semmelhaack , die in die FDP eingetreten war und, bevor sie aktiv wurde, zuvor mit Kubicki darüber gesprochen hatte. [….] Man kann sicher einräumen, dass der Vorspann zugespitzt formuliert war. Es tritt allerdings auch nicht jeden Tag eine ehemalige Pornodarstellerin in die FDP ein. Der Text selbst liest sich eher nüchtern. Kubicki aber beschwerte sich schriftlich und verkündete, dass er ab sofort mit dem gesamten SPIEGEL nicht mehr reden wolle. Ein Gesprächsangebot der Chefredaktion lehnte Kubicki ab, [….] Als Kubicki uns dann im November wissen ließ, dass sein SPIEGEL-Bann am 31. Dezember ende, freuten wir uns, [….]


Doch bevor er den Bann brechen konnte, wurde der Bundestagsvizepräsident zu einer Talkrunde auf ein Kreuzfahrtschiff in die Karibik eingeladen. Dort forderte er mal nebenbei den Rücktritt von Robert-kann-sich-gehackt-legen-Habeck. Wir berichteten darüber, ließen Kubicki ausführlich zu Wort kommen, stellten aber auch ein paar unangenehme Fragen. Im Kern stand die Frage, ob der Auftritt Kubickis eine angemessene Gegenleistung für die kostenlose sechstägige Kreuzfahrt für ihn und seine Frau im Sinne des Abgeordnetengesetzes ist. Kubicki ließ uns daraufhin wissen, dass er den Bann gegen den SPIEGEL doch nicht zum 31.12. beenden werde.
[….]

(Christoph Schult, aus DER SPIEGEL 1/2024, s.16)