Was man durch Untätigkeit
erreicht, breitete ich gestern mal kurz am Beispiel Außenpolitik aus.
Merkels Mikado-Taktik auf
internationaler Ebene hat ihr zwar die Wiederwahl gebracht, weil es der
Urnenpöbel schätzt, wenn sich nichts bewegt.
Unglücklicherweise dauert
es viel länger als vier Jahre, um das verlorene Renommee wieder zu erlangen.
Das wird eine Herkules-Aufgabe
für zukünftige Bundesregierungen.
In der Rückschau wird wohl
niemand bestreiten, daß Entwicklungshilfeminister Niebel, Außenminister
Westerwelle, Familienministerin Schröder, Verbraucherverarschungsministerin
Aigner oder auch Innenminister Friedrich zu den schlechtesten Ressortchefs
aller Zeiten gehören.
Das ist insofern aber
ungerecht, weil auch Merkels Liebling, Lügenminister de Maiziere zum
außenpolitischen Schaden Deutschlands ordentlich beigetragen hat.
Das war nun wirklich gar
nichts, was die immer noch geschäftsführend im Amt befindliche Bundesregierung
bei ihren internationalen Einsätzen erreicht hat.
Wo es womöglich sinnige
Operationen gab – Mali und Libyen beispielsweise – wollte man nicht mitmachen
und konzentrierte sich dafür auf aussichtslose Unternehmen.
Es hatte schon seinen Grund
weswegen sich Merkel insbesondere nach dem Kundus-Debakel öffentlich so gut wie
gar nicht mehr zu den internationalen Bundeswehreinsätzen geäußert hat.
Das sind No-Win-Themen,
die nach dem Motto der früheren Hamburger Diskothek „Teuer und Scheiße“
funktionieren.
Es gab viele Tote, viele
versagende Kommandeure, traumatisierte Soldaten und ein Land, dem es schlechter
denn je geht.
Wie kommt es, daß eine
Kanzlerin, die in so einem extrem wichtigen Bereich so schwer versagt und durch
ihre Mikado-Strategie die Situation am Hindukusch für alle Beteiligten
kontinuierlich verschlimmert, dennoch als Bundeskanzlerin geliebt wird?
Das liegt vermutlich
daran, daß nach dem traurigen Ende der Stahlhelm-Postille „Der Landser“ nicht
etwa der Deutschen Begeisterung für das Militär vergangen wäre, sondern von
Merkels Claqueuren begeistert transportiert wird.
Mit ihrer 13-Millionen-Leserschaft
(täglich) jubelt die BILD die größten Pleiten zu deutschen Heroengeschichten
hoch.
Wenn Goebbels-Vergleiche
nicht so politisch inkorrekt wären…
Man sollte überhaupt viel
öfter die grotesken BILD-Kommentatoren (Reichweite 12,4 Mio Leser täglich) zitieren, wenn
man verstehen will wieso die demoskopische Lage so ist wie sie ist.
Springers Kommentatoren
generieren Wählerstimmen und nicht die Blogosphäre.
Heute möchte ich den
JULIAN REICHELT vorstellen.
Ein ganz famoser Schreiberling;
Chefreporter seines Zeichens. Ganz BILD-konform begeistert er sich für ATOM-Waffen und pflegt ein
kompliziertes Verhältnis zu Fakten.
Aber das sind ja die
Basics, wenn Springer die Welt erklärt: Bitte immer peinlichst genau vermeiden die Wahrheit zu schreiben.
Selbst Reichelt kommt
allerdings nicht ganz drum herum zuzugeben, daß es gelegentlich etwas
suboptimal läuft am Hindukusch.
Nachricht eins: Ein US-Soldat ermordet
16 schlafende Afghanen. Darunter neun Kinder und drei Frauen.
Nachricht zwei: Der afghanische
Präsident Hamid Karzai genehmigt in einer offiziellen Erklärung Gewalt gegen
Frauen. Sie dürfen „belästigt oder geschlagen“ werden, wenn sie gegen Regeln
des Islam verstoßen.
Zehn Jahre nach Beginn dieses Krieges
müssen wir feststellen: Wir wollten Gutes und haben ein Monster geschaffen. Wir
wollten aus Afghanistan ein besseres Land machen und stehen nun ratlos vor dem
Chaos. […] Wir sehen, wie Gewalt immer mehr Gewalt entfesselt. Wir spüren, wie
kurz wir davor sind, am Hindukusch furchtbar zu scheitern.
Was
hier scheinbar nüchtern und faktenorientiert beschrieben wird, ist eine
abstrakte und weit entfernte Geschichte. Reichelt erwähnt wohlweislich nicht
die Vokabeln „deutsch“, „Bundesregierung“, „Merkel“ oder „de Maizière“.
Verantwortliche
werden nie genannt. Konsequenzen nicht gefordert, Fehler nicht analysiert.
Anderthalb
Jahre später weiß der BILD-Chefreporter immer noch, daß Afghanistan ein
Schlachthaus ist.
Eine
immer noch mangelhaft ausgerüstete Armee verschanzt sich in ihren Stützpunkten,
vermeidet jeden Kontakt mit Afghanen und kommt kein bißchen beim Aufbau
einheimischer Sicherheitskräfte weiter.
Millionenschwere
Ausrüstung wird einfach am Hindukusch liegengelassen und den Taliban geopfert,
weil die Bundeswehr in zwölf Jahren noch nicht mal in der Lage war, ein
Transportsystem anzuschaffen.
Es ist leicht,
eine verheerende Bilanz des Afghanistan-Krieges zu ziehen: Nach einem blutigen Jahrzehnt zieht die Bundeswehr ab, ohne Stabilität zu
hinterlassen.
Die Taliban
sind auf dem Vormarsch, die afghanische Regierung ist erschütternd korrupt, das
Land taumelt einem Bürgerkrieg entgegen. Schmerzhaft haben wir erfahren, dass
wir unsere Demokratie nicht so einfach exportieren können.
Schlimmer
geht nimmer?
Was soll man auch sagen über eine Deutsche Bundeswehr, die so offensichtlich auf ganzer Linie gescheitert ist?
Nun, Herr Reichelt weiß die richtigen Schlüsse zu ziehen:
Was soll man auch sagen über eine Deutsche Bundeswehr, die so offensichtlich auf ganzer Linie gescheitert ist?
Nun, Herr Reichelt weiß die richtigen Schlüsse zu ziehen:
Feuerprobe
bestanden!
[…] Die Bundeswehr hat sich in Afghanistan unter schwersten Bedingungen, im Gefecht, bewiesen! Der Krieg am Hindukusch hat eine völlig neue Generation junger, kampferprobter Offiziere hervorgebracht, die die Bundeswehr über Jahrzehnte prägen wird. Und Deutschland hat gelernt, den Dienst seiner Soldaten wertzuschätzen.
[…] Die Bundeswehr hat sich in Afghanistan unter schwersten Bedingungen, im Gefecht, bewiesen! Der Krieg am Hindukusch hat eine völlig neue Generation junger, kampferprobter Offiziere hervorgebracht, die die Bundeswehr über Jahrzehnte prägen wird. Und Deutschland hat gelernt, den Dienst seiner Soldaten wertzuschätzen.
Die Bundeswehr
hat die Feuerprobe Afghanistan bestanden!
Sieg
H…, äh, falsche Zeit.
Meint
Reichelt das Posieren mit afghanischen Skeletten?
Das Schänden von Toten?
Das Schänden von Toten?
Vielleicht
das Kundus-Debakel mit fast 200 toten Zivilisten?
Spricht
er von den Alkoholexzessen?
Im Feldlager
Masar-i-Scharif in Afghanistan häufen sich Fälle von Alkoholmissbrauch:
Betrunkene Soldaten lagen im Graben, Schüsse lösten sich ungewollt, es kam zu
Unfällen. Seit Mitte Februar schickte der Kommandeur nach
SPIEGEL-ONLINE-Informationen 14 Soldaten vorzeitig nach Hause.
Vielleicht
meint Reichelt ja auch die Schießkünste der völlig neuen Generation
junger, kampferprobter Offiziere.
Durch einen
ungewollten Kopfschuss aus der Waffe eines Kameraden ist ein Bundeswehrsoldat
in Nordafghanistan schwer verletzt worden. Der Schießunfall ereignete sich
bereits am Dienstagabend im regionalen Hauptquartier der internationalen
Schutztruppe in Masar-i-Scharif. Der Schuss löste sich nach Angaben des
Einsatzführungskommandos der Bundeswehr aus einer Pistole des Typs P8
versehentlich bei einer "Sicherheitsüberprüfung".
[…] Es handelt
sich um den zweiten schweren Schießunfall innerhalb von neun Monaten. Im
vergangenen Dezember war in einem Vorposten der Bundeswehr in der Unruheprovinz
Baghlan ein Soldat durch einen Schuss aus der Waffe eines Kameraden getötet
worden. Eine Feldjäger-Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass es sich um einen
Unfall handelte.