Mittwoch, 30. Januar 2019

Wir sind doch keine Komikernation!

Erinnert sich noch jemand an den Airbus-Tanker-Skandal?
Vor gut zehn Jahren benötigten die USA für ihre gewaltige Airforce eine ganze Flotte neuer Tankflugzeige, um die tausenden Kampfjets und Bomber in der Luft betanken zu können. Etwa 180 neue Tankjets im Wert von 35 bis 40 Milliarden Dollar mussten beschafft werden, also kungelte der US-Kongress den Deal in einem der berüchtigten Hinterzimmer mit Boeing aus.
„Momentchen mal“ rief dann aber John McCain dazwischen. Müsste es bei solchen Summen nicht so etwas wie eine Ausschreibung, Kostentransparenz und auch andere Anbieter geben?
Eine hohe Pentagon-Beamtin, die die Steuermilliarden schon verschoben hatte wanderte in den Knast und dann geschah das Ungeheuerliche: Das US-Militär stimmte einer Ausschreibung zu; auch andere Flugzeughersteller konnten sich bewerben.
Faire Wettbewerbsbedingungen ohne Bestechung und Vitamin B?
Das war etwas radikal Neues, bedeutete freilich nicht, daß nichtamerikanische Flugzeugbauer eine Chance gehabt hätte.
Das wußte auch Airbus-Hersteller EADS und kooperierte mit dem US-Rüstungshersteller Northrop Grumman, um unter amerikanischer Flagge die Tanker anbieten zu können.
Boeing, immer noch davon geschockt formal einen Ausschreibungsprozess mitmachen zu müssen, erlitt kurz darauf einen noch größeren Schock. Das Airbus-Tankflugzeug war so viel besser und auch noch günstiger als der Boeing-Lufttanker, das selbst die erzpatriotischen US-Militärs lieber das europäische Flugzeug wollten.

Ausländische Flugzeuge für die Airforce, nur weil sie besser und billiger als Amerikanische sind? Das ließen die Milliardenschweren Boeing-Lobbyisten nicht auf sich sitzen und klagten.
Dann müsse eben so lange neu ausgeschrieben werden, bis die Leute aus Seattle zum Zuge kämen.

[…..] Der Airbus-Konzern EADS Chart zeigen ist beim Jahrhundertgeschäft mit der US-Luftwaffe für 179 Tankflugzeuge im Wert von 35 Milliarden Dollar aus dem Rennen. Der US-Partner Northrop Grumman (NGC) zog das gemeinsame Angebot am Montag zurück. Er begründete die Entscheidung mit unfairen Wettbewerbsbedingungen. Die Ausschreibung sei voll auf den Konkurrenten Boeing zugeschnitten worden. Airbus-Chef Thomas Enders warf der US-Regierung "Voreingenommenheit" vor.
Schon vor drei Monaten hatte NGC gedroht, das Handtuch zu werfen, weil mit gezinkten Karten gespielt werde. So hatte Boeing Einsicht in das Airbus-Preisangebot erhalten und konnte sein Angebot darauf abstimmen. NGC/EADS hatte den Tankerauftrag 2008 bereits gewonnen, auf Protest von Boeing aber wieder aberkannt bekommen. Der Rechnungshof des Kongresses erklärte das Vergabeverfahren für fehlerhaft und empfahl dem Pentagon die Neuausschreibung. [……]

Neun Jahre später ist noch kein neuer Boeing-Tanker an das US-Militär geliefert worden.
Man ist drei Jahre über dem Zeitplan. Aber die Dinger wollen einfach nicht funktionieren.
Die Generäle und Admiräle sind so genervt, daß Airbus erneut auf den US-Markt grätscht. Wieder bietet der europäische Gemeinschaftskonzern zusammen mit einem US-Hersteller; diesmal Lockheed; einen besseren Tanker an.

[….] Airbus bietet den US-Militärs sein Modell A330 MRTT an, das rund ein Dutzend Länder bereits als Tankflugzeug bestellt haben. Airbus argumentiert, dass dieses Modell bei einer fairen Ausschreibung außerhalb der USA gegen Boeing bislang immer gewonnen habe. Zu den Kunden gehört vor allem Großbritannien, aber auch Saudi-Arabien, Frankreich, Singapur oder Südkorea. Deutschland hat das kleinere Betankungsmodell A310. Das A330 MRTT-Modell kann bis zu 111 Tonnen Kerosin tanken und die Hälfte davon als Tankstelle in der Luft abgeben sowie bis zu 45 Tonnen Fracht oder 300 Passagiere transportieren.
Boeing entwickelt und erprobt hingegen derzeit sein neues Tankflugzeug KC-46, das auf der Basis des Zivilflugzeugs 767-2C beruht und die alten Tanker KC-135 der US-Streitkräfte ersetzen soll. Diese Tankflugzeuge sind 50 bis 60 Jahre alt. Es wurden über 800 Exemplare gebaut, davon sind aber nur noch rund die Hälfte im Einsatz. […..]

Die Chancen für den A330 MRTT stehen immer noch schlecht.
Lieber werden die Amis ein radikal überteuertes Schrottflugzeug ordern als en Europäisches.

Bevor man sich über die radikal verblödeten Amerikaner echauffiert sollte man kurz innehalten und an die grandiose Amtszeit des Verteidigungsministers Scharping von 1998 bis 2002 denken.
 Die Panavia 200 Tornado waren nun ein Viertel Jahrhundert alt, fielen immer öfter vom Himmel und es war ob der zunehmenden internationalen Rolle der Bundeswehr wahrscheinlicher denn je, daß man funktionierende Kampfjets benötigen wird.

Da tauchte ein verrückter Gedanke auf: Die Beziehungen zu Russland waren so gut wie nie, Putin rückte so nah an westeuropäische Werte und die EU heran wie nie, hatte aber mit enormen ökonomischen Problemen zu kämpfen.
Und Russland verfügte über eine Wunderwaffe, die Mig 29, Mikojan-Gurewitsch 29, die vermutlich genialste Kampfjet-Konstruktion aller Zeiten. Ein absolut zuverlässiger Flieger, der den ollen Tornados haushoch überlegen war.

[….] Von diesem wendigen und in dieser Hinsicht vielen westlichen Kampfflugzeugen überlegenen Flugzeug – so kann die MiG-29 kurzzeitig auf ihrem eigenen Schubstrahl stehen (so genanntes Kobramanöver) – wurde eine große Anzahl von Varianten gebaut und erprobt. Die Tragflächenkonstruktion mit breiter Flügelwurzel bringt einen großen Teil des Auftriebs durch den Rumpfansatz, was die Langsamflugeigenschaften verbessert. Typisch für die MiG-29 sind die großen Klappen, die die Luftansaugschächte der Triebwerke am Boden abdecken, um ein Eindringen von Fremdkörpern zu vermeiden. Beim Start saugen die Triebwerke Luft über Lamellenschächte auf der Rumpfoberseite an. Am Heck befinden sich die Luftbremse sowie ein Bremsschirm.
Die Maschine besitzt einen 16-Bit-Bordcomputer, einen Frontscheibenprojektor (HUD) zuzüglich eines Monitors, eine bordeigene Fehlererkennung (Aekran) und zwei Sensorsysteme. Mit dem Radar können Luftziele (Reichweite 70 km) erfasst werden und mit dem Infrarotzielsystem/Laserentfernungsmesser (Reichweite 7 km, Laserklasse 3 in Deutschland) die Infrarotziele. Bemerkenswert ist auch eine Helmvisieranlage, die es dem Piloten erlaubt, per Kopfbewegung ein Ziel anzuvisieren. Die Zielsuchköpfe der Raketen erhalten dann automatisch die Zielparameter. Dieses Gerät sollte sie gegenüber der sehr wendigen F-16 im Luftnahkampf überlegen machen. [….]

Und Russland war bereit nagelneue Migs an die Bundeswehr zu liefern.
Die hätte es für einen Spotpreis gegeben.  Neun Millionen D-Mark Stückpreis waren im Gespräch. Das hätte nur Vorteile gehabt. Eine radikale Kostenersparnis, das technische Knowhow war bereits vorhanden, da die NVA mit Migs trainiert hatte, die Maschine war technisch ausgereift und hätte in Rekordzeit geliefert werden können, so daß die Bundeswehr sehr schnell international führend gewesen wäre. Noch wichtiger wäre aber die politische Bedeutung gewesen. Eine Europäische-Russische Militärzusammenarbeit hätte womöglich für immer die gegenseitigen Vorbehalte beseitigt und zu einem versöhnlichen Miteinander der ehemaligen NATO und der ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten geführt.
Außerdem hätte es ein sehr starkes Signal an die übernommenen Soldaten der Nationalen Volksarmee bedeutet und das Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschen gefördert, wenn in so einer wichtigen Angelegenheit einmal zu Gunsten eines „Ost-Produkts“ der Westen zurück gesteckt hätte.
 Die Anschaffung von Migs für die Bundeswehr wäre eine Win-win-wi-win-win-win-win-Angelegenheit gewesen, ein so genialer Schachzug, daß Scharping nur eins tun konnte: Er entschied sich dagegen, setzte lieber auf die Entwicklung eines europäisches Ersatzes.
Eurofighter sollte das neue Gemeinschaftsprodukt heißen.
Die Dinger kosten etwa 100 Millionen Euro pro Stück – dafür bekäme man 22 Mig29 – sind aber leistungsschwächer und dafür extra unzuverlässig.
Die Bundeswehr schaffte 140 Eurofighter Typhoon an, die aber so unfassbar teuer im Unterhalt und technisch so anfällig sind, daß gegenwärtig genau vier Stück einsatzfähig sind.

[….] Die Bundeswehr hat nach einem Bericht massive Probleme mit der Einsatzbereitschaft ihrer Kampfjets vom Typ „Eurofighter“. Wegen technischer Schwierigkeiten beim Selbstschutzsystem seien nur rund zehn Flugzeuge von 182 für echte Einsätze startklar. Weil die Luftwaffe nur über einen sehr kleinen Vorrat an Luftkampfraketen für den „Eurofighter“ verfüge, könnten derzeit sogar nur vier Eurofighter für reale Missionen eingesetzt werden, berichtet die Zeitschrift „Spiegel“ unter Berufung auf interne Berechnungen der Luftwaffe. Außerdem sei die Bewaffnung nicht schnell nach kaufbar. [….]

Man kann nur staunen zu welchem Irrsinn Nationalstolz führt.

Immerhin sind die Amerikaner in der Lage vom Patiotismus zu profitieren.
Zwischen 4 bis 7 Milliarden US-Dollar wird die Trump-Regierung für zwei neue Präsidentenmaschinen von Boeing ausgeben.
Die alte Air Force One ist in die Jahre gekommen und so ein Auftrag ist ein Vorteil für beide.
Die Regierung beeindruckt international und kann sich auf die technischen Finessen ihrer fliegenden Regierungszentralen verlassen, während Boeing einen ungeheuren Werbecoup landet und weiterhin die amerikanische Regierung als Aushängeschild und Werbefigur gewinnt.

Deutschland ist auch dafür zu doof und knausert bei den Regierungsmaschinen. Sie verwendet nur uralte zweitklassige Airbusse aus lauter Angst vor einem Shitstorm ihrer neidischen und missgünstigen Wutbürger.
Ein Arrangement der Verlierer.
Die deutsche Bundesregierung verkommt zur internationalen Lachnummer, weil ihre schrottreifen Billigflieger ständig ausfallen und Minister, Kanzler und Präsidenten irgendwo in der Welt gestrandet zurücklassen.
Den Schaden hat aber auch Airbus, weil der Konzern immer wieder weltweit der Lächerlichkeit preisgegeben wird.

[…..] Auch Steinmeier konnte nicht starten
Olaf Scholz, Angela Merkel, Gerd Müller - und jetzt auch Bundespräsident Steinmeier in Äthiopien: Die Pannenreihe bei der Flugbereitschaft geht weiter. Druckluftprobleme verzögerten den Abflug.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte das Abschlussstatement für seine Äthiopienreise gegeben und wollte zum Flughafen fahren. Stattdessen saß er auf der Terrasse des Hotels und scherzte mit seinen Mitarbeitern - die Laune in Addis Abeba war also noch gut. Bis dahin war die Verspätung aber auch mit nur zweieinhalb Stunden angegeben.
Am Ende verzögerte sich Steinmeiers Abflug um dreieinhalb Stunden. Grund waren Druckluftprobleme. Nachdem die Mannschaft die Maschine der Flugbereitschaft repariert hatte, flog der A340 "Theodor Heuss" die 55-köpfige Delegation und den Bundespräsidenten nach Berlin zurück. [….]

Es reicht. Verdammt noch mal Merkel, kauf Dir und Deinen Jungs und Mädels endlich ein paar richtig gute moderne Regierungsjets, die auch funktionieren.
Die dürfen auch gern teuer sein.

[….] Nach einer erneuten Flugzeugpanne sitzt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier derzeit in Äthiopien fest. Doch dabei will es das deutsche Staatsoberhaupt nicht belassen: Wie er heute mitteilte, will er mithilfe von Schleppern schon bald wieder in Deutschland sein.
"Wenn wir darauf warten wollen, dass die deutsche Flugbereitschaft den Regierungsflieger wieder fit macht, sitzen wir hier, bis wir alt sind", erklärte Steinmeier der deutschen Delegation im Flughafen von Addis Abeba nach Bekanntwerden der Panne. "Also ich habe… Moment… ungefähr 6000 Euro in bar. Wenn wir zusammenlegen, schaffen wir es locker bis nach Libyen und von dort aus mit dem Schlauchboot nach Italien. Was meint ihr?"
Er habe sich die berüchtigte Flüchtlingsroute sowieso schon immer mal persönlich anschauen wollen, so der Bundespräsident. [….]