Montag, 21. August 2023

TV-Erkenntnisgewinn

Christine Strobl, *1971, erzkonservative Ehefrau Thomas Strobls, des stellvertretenden CDU-Ministerpräsidenten von Baden Württemberg und langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden der CDU Deutschlands, ist auch die Tochter des Geldkoffer-Lügners Wolfgang Schäuble.

Und sie ist ARD-Programmdirektorion, die sich die verschiedenen Talkshowformate zur Brust nimmt.

[….] Die großen Talkshows der ARD, Anne Will, Maischberger und Hart aber fair, müssen sich derzeit bewähren. Denn das oberste Kontrollgremium der ARD, die Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK), [….], hat die Talkshows der ARD explizit zum Prüffall erklärt. Das geht aus einem internen Dokument hervor, das der SZ vorliegt. Darin heißt es, die GVK bitte den ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke und die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl "mit Blick auf die Ende 2023 auslaufenden Verträge der Polit-Talks im Ersten um zeitnahe Information und beratende Einbeziehung hinsichtlich einer künftigen crossmedialen Gesamtkonzeption" von Anne Will, Maischberger und Hart aber fair. Die GVK formulierte dabei, bereits Ende April war das, auch konkrete "Erwartungen".[….] Aus ihnen ist ungewöhnlich deutliche Kritik herauszulesen. "Talkshows müssen sich in ihrer Machart, ihrem Profil und Inhalt deutlich voneinander unterscheiden, um nicht zuletzt unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Es genügt nicht, sich nur durch unterschiedliche Moderatoren-Persönlichkeiten zu unterscheiden." [….] Das Branchenmagazin Meedia zählt jährlich, welche Gäste am häufigsten in den fünf großen Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen auftauchen, neben den drei im Ersten also auch in den ZDF-Sendungen von Maybrit Illner und Markus Lanz. 2022 gewann das Ranking der CDU-Politiker Norbert Röttgen mit 21 Talkshow-Auftritten, gefolgt vom Welt-Journalisten Robin Alexander (19 Auftritte) und dem SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil (18 Auftritte). Die Wahrscheinlichkeit, einem von ihnen in einer beliebigen Talksendung des vergangenen Jahres zu begegnen, war hoch. [….]

(Aurelie von Blazekovic, 20.08.2023)

Frau Strobel hat Unrecht. Die ARD- und ZDF-Talkshows brauchen keine neuen Konzepte, um relevanter zu werden und Zuschauer zurück zu gewinnen.

Das Format Talkshow – ein Moderator, der zwei, drei oder vier relevante Menschen miteinander diskutieren lässt – ist nach wie vor gut.

Leider sind weder für ARD, noch ZDF, gute Moderatoren im Einsatz, sondern nur sichtlich selbstverliebte und/oder desinteressierte Gecken, die nicht auf den Inhalt der Aussagen achten, sondern tumb eine Reihenfolge abarbeiten, um ganz unabhängig von Qualität der Redeflüsse, ähnliche Quantität zu generieren.

Das zweite Problem ist zeitraubender Schnickschnack, wie Studiopublikum, Zuschauerfragen und Einspielfilmchen.

Drittens leiden alle Formate an wirklich schlechten Redaktionen, die immer nur dieselben Gäste anfragen.

Talkshows können aber auch gut sein, weil einige Folgen des „internationalen Frühschoppens“ oder frühere Highlights mit Volker Panzer, Juliane Bartels, Lea Rosh, Friedrich Küppersbusch, oder Roger Willemsen beweisen.

Lanz, Will und Maischberger sind dazu einfach zu schlecht.

Der Internationale Frühschoppen funktioniert meistens besser, weil statt Selbstdarstellern, tatsächlich kompetente Fachleute eingeladen werden.

Ich bin beispielsweise ein Riesenfan von Cathryn Clüver Ashbrook, die Außen- und geopolitische Zusammenhänge nicht nur bestens versteht, sondern auch hervorragend erklären kann. Die hochgebildete, 47-Jährige, deutschamerikanische Journalisten und Analystin, ist stets auf dem Laufenden und bringt dem Publikum die Dinge nah, die man besser auf einem Primetime-Sendeplatz bei einem Hauptsender verbreiten sollte, statt sie in der morgendlichen Phoenix-Nische zu verstecken. Hier versagt also nicht etwa das Sendeformat „Talkshow“, sondern die CDU-Frau Strobl.

In der aktuellen Sendung über den Ukrainekrieg, der inzwischen 500.000 Tote und Verletzte forderte, verwies Clüver-Ashbrook unter anderem auf eine Studie aus Uppsala, die auf einen mehr als zehnjährigen Abnutzungskrieg hindeutet.

[…..] Die Wahrscheinlichkeit eines langwierigen Krieges ist hoch, wie die Zeitschrift Foreign Affairs Anfang Juni in einem Artikel betonte. Die Autoren beriefen sich auf eine Studie des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS), in der Daten der Universität Uppsala aus den Jahren 1946 bis 2021 ausgewertet wurden.

Demnach endeten 26 Prozent aller zwischenstaatlichen Kriege in weniger als einem Monat. Weitere 25 Prozent fanden innerhalb eines Jahres ihr Ende. Die Studie ergab allerdings auch, dass "zwischenstaatliche Kriege, die länger als ein Jahr dauern, im Durchschnitt über ein Jahrzehnt andauern". Sollte der Ukraine diese Kriegsdauer beschieden sein, wäre es nicht nur eine Katastrophe für die Ukraine, sondern auch für ihre Unterstützer. Der Krieg würde nicht nur das Potenzial einer weiteren Eskalation in sich bergen, sondern würde auch die Kassen der westlichen Staaten überlasten. Schon heute kann die Ukraine kaum einen Schritt ohne westliche Hilfen gehen.  [….]

(Telepolis, 13.08.2023)

Noch zehn  oder 20 Jahre Krieg in Europa mit Millionen Toten und den weiteren direkten Folgen (Weizenkrise, Hunger, Klimapest), ohne daß irgendjemand den Wahnsinn aufhalten kann? Ein Unwinnable War für ewig?

Clüver-Ashbrook verweist auch auf das Ende des Korea-Krieges, bei dem, anders als die Russen und Ukrainer, beide Parteien Waffenstillstand wollten und es dennoch 575 diplomatische Treffen in zwei Jahren bedurfte.

Davon kann in Kiew und Moskau nicht die Rede sein. Außerdem fehlt es an großen internationalen Playern, die Druck machen, weil alle zu viel zu verlieren haben und unter innenpolitischem Druck stehen.

Ohne Joe Biden ist die Ukraine erledigt. Der hat aber zunehmend Schwierigkeiten zu helfen, weil die Militär- und Finanzhilfen in den USA zutiefst unpopulär sind und im nächsten Jahr gewählt wird. US-Amerikaner wissen gar nicht, wo diese Ukraine liegt und verstehen nicht, wieso sich nicht die Europäer darum kümmern.

Die EU kann aber nicht, weil sie zu dysfunktional ist und die nationalen Regierungen unter starkem Druck von ganz Rechts stehen. Rechts sind die Russlandfreunde. Le Pen und AfD – aber auch CDU-Größen, wie der sächsische Ministerpräsident und Putin-Freund Kretschmer stellen sich aus populistischen Gründen gegen Waffenlieferungen.

Idealerweise fänden die vernünftigen Staatschefs der NATO eine gemeinsame Strategie mit einem klaren Ziel, das sie ihrer Bevölkerung erklären können.

Das geht aber nicht, weil es gar kein befriedigendes Szenario gibt.

Die Ukraine lehnt kategorisch Gebietsabtretungen ab, die auch schon deswegen problematisch wären, weil damit Aggressoren signalisiert würde, daß sich Angriffskriege lohnen. Wenn aber keine Kompromisse möglich sind bleiben nur zwei Optionen:
A, der vollständige Sieg Russlands mit einer klaren Botschaft an Saudi Arabien, China, Türkei, etc:  Wir können jetzt auch unsere Nachbarn überfallen und uns etwas aus ihrem Territorium rausschneiden. Byebye Taiwan und Litauen und Georgien und Jemen. Außerdem gäbe es extreme zusätzliche Flüchtlingswellen.

B, der vollständige Sieg der Ukraine über Russland. Das wäre aber für die NATO noch ungemütlicher, zumal Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschins Marsch auf Moskau bereits zeigte, wie instabil Russland jetzt schon ist. Ein Kreml ohne Putin, in dem sich War Lords die hochmodernen russischen Atomwaffen unter den Nagel reißen und das größte Land der Erde ins Chaos stürzen, wäre ein Worst Case Szenario.

Tauende russische Nuklear-Sprengköpfe bleiben ein gewaltiges Problem.

Putin setzt sie nicht ein, weil er auf die US-Wahl guckt. Zöge Trump erneut ins Weiße Haus ein - und die Möglichkeit besteht angesichts des zu Gunsten der Republikaner manipulierten US-Wahlsystems und der Dummheit großer Teile der Bevölkerung durchaus – wäre das mit einiger Wahrscheinlichkeit das Ende der NATO. Putin hätte freie Hand.

Gewinnt Biden noch einmal und schafft es womöglich die Waffenlieferungen an die Ukraine so auszubauen, daß Russland an den Rand einer Niederlage gerät, könnte ein untergehende Putin auch selbst das Atomarsenal starten.

Daher spricht einiges dafür, daß viele NATO-Staaten insgeheim sogar einen langen blutigen Abnutzungskrieg bevorzugen. Die Alternativen sind noch risikoreicher.