Wer in einem Haus lebt, bei dem eine Schwammsanierung durchgeführt wird, der hat wirklich was davon.
Das ist
ein Spaß.
Naja,
wenigstens lerne ich nun gründlich alle Gewerke kennen, die es so gibt.
Das
Handwerken der Handwerker ist dabei gar nicht das größte Problem. Richtig
schwierig ist es sie dazu zu bringen. BTW: Ich mag Handwerker irgendwie nicht.
Aber
noch doofer sind Architekten. Das sind teure und unnütze Schmarotzer, die man
dafür bezahlt, daß man das wofür man eigentlich sie bezahlt doch selbst
kontrollieren muß. Aber noch doofer sind Anwälte, die man dafür bezahlt, daß
sie einem sagen, daß man sich doch mal lieber selbst drum kümmern sollte. Aber
noch doofer sind Gutachter, die man dafür bezahlt, daß sie noch mal extra
teuer, das aufschreiben, was einem der Anwalt schon zuvor gesagt hatte. Und die
Allerdoofsten sind die Hausverwalter, die man einfach nur so bezahlt. Einfach
dafür, daß sie da sind. Sie tun nichts und lassen sich grundsätzlich
verleugnen, wenn man sie anruft. Auf Emails reagieren sie nicht
und wenn man sie per Zufall doch einmal erwischt, sagen sie einem, daß das nun
wirklich nicht ihre Aufgabe wäre.
Ich will
nicht zu sehr ins Detail gehen: daher nur ein paar Daten. Es handelt sich um
ein sechsstöckiges Haus, dessen Wohnungen alle bewohnt sind. Hausschwamm wurde
nach endlosen Monaten des Rätselns gutachterlich nachgewiesen im August 2013.
Die Sanierungsarbeiten begannen im März 2014 und dauern derzeit noch an. Der
Architekt hatte mit drei Monaten Bauzeit gerechnet. Im Spätsommer 2014 würde
alles fertig sein.
Es
handelt sich auch nicht gerade um technisches Neuland. Es ist nur aufwändig.
Die Zimmer müssen ausgebaut werden, der Putz wird von den Wänden gekloppt, das
Mauerwerk getrocknet und „geimpft“ und dann wird wieder rückgebaut: Maurer,
Trockenbauer, Klempner, Elektriker, Tischler, Fliesenleger, Maler.
Theoretisch.
In der
Praxis heißt es jeden Morgen aber erst einmal „nein, das geht nicht!“ oder „das
lassen die Bauvorschriften gar nicht mehr zu“, oder auch „ich weiß ja nicht wer
das hier mal eingebaut hat, aber fachgerecht ist das nicht; so kann man das
nicht wieder einsetzen“.
Nach
diesen Standardsätzen sind plötzlich alle wieder weg, weil sich keiner
zuständig fühlt und natürlich wichtigere Baustellen rufen.
Es
beginnt dann die immer gleiche Telefonkette aus Architekt (nicht zuständig),
Anwalt (nicht zuständig) und Hausverwaltung (nicht zuständig – „wieso fragen
sie nicht den Architekten?“).
Es
tauchen so überraschende Fragen auf wie „Fenster? Ach sie wollen auch wieder
Fenster eingesetzt haben? Da muß ich aber erst mal ein Leistungsverzeichnis
erstellen.“
Wenn
nach Wochen des Telefonierens, Mailens, Drohens, Schreiens, Schreibens und
Diskutierens tatsächlich ein Handwerker arbeitet, lernt man den immer gleichen
Habitus kennen: Kettenrauchen, Kippen werden grundsätzlich einfach auf dem
Boden ausgetreten – auch wenn Teppich liegt, Radio auf 120 Dezibel und den
peinlichsten Sender eingestellt, BILD-Zeitung, Cola und sehr eigenartige
Klo-Gewohnheiten.
Handwerker
kacken und pissen viel und gern.
Aus
unerfindlichen Gründen nutzen sie dazu aber nicht gern diese größere Öffnung am
Klo, sondern bevorzugen es daneben, auf den Rand oder den Fußboden zu koten und
urinieren.
Sehr
gefährlich wird der An- und Abtransport der Materialien. In unserem Fall wurde
dazu ein Gerüst mit Lastenfahrstuhl gebaut und auf dem Flachdach
zwischengelagert.
Natürlich
wurde immer daran gedacht, möglichst viel der Teerpappe zu ruinieren. Lustig war
auch die Idee ausgerechnet während des Orkans Niklas die sperrigen Teile
hochzufahren, so daß einige Gerüststangen abgeschraubt werden mußte. Diese
Stangen wurden dann feinsäuberlich am Rand des Daches in Position gelegt, so
daß sie über Nacht wie Speere auf das drei Stockwerke tiefere Nachbardach
schossen und dort die Decken in der Art durchbohrten, daß sie einen halben
Meter ins Schlafzimmer der dortigen Bewohner schossen.
Gut, man
hätte die losen Stangen auch gleich wieder anschrauben können, aber das wäre ja
langweilig.
Handwerker
lieben es Dinge kaputt zu machen.
Mobiliar
sowieso, aber auch ganz gerne so etwas wie geflieste Böden, die eigentlich
unkaputtbar sind.
Unnötig
zu erwähnen, daß dann die Dinge, die sie eigentlich machen sollten so schlampig
ausgeführt sind, daß wieder die Kette Architekt- Anwalt-Hausverwaltung-Gutachter losgeht. Das Ergebnis ist stets das gleiche: Schuld
ist immer jemand anders.
Wenn ich
von diesen drei simplen Hamburger Wohnungen nach anderthalb Jahren Planung und
Bauzeit mal auf Projekte wie BER, Stuttgart21 oder Elbphilharmonie
extrapoliere, verstehe ich vollkommen, daß so etwas nie fertig wird und
mindestens das Zehnfache der ursprünglich geplanten Summe kostet.
Offenbar
sind Deutsche einfach unfähig zu bauen. Es klappt nie.
Ich
glaube noch nicht einmal, daß es an den handwerklichen Fähigkeiten liegt,
sondern es ist eher die Koordinierung, die aus zu einem Teufelskreis aus
Nichtzuständigkeit führt.
Kombiniert
mit einer echten Nullbock-Haltung (70% der deutschen Arbeitnehmer befinden sich
in innerer Immigration, haben seelisch schon gekündigt) ist das an allen
Schnittstellen tödlich.
Keiner
will es gewesen sein, keiner fühlt sich verantwortlich, keiner übernimmt die
Initiative und dann ist eben erst man STOP.
Tja,
liebes Deutschland – da sind andere Nationen längst vorbei gezogen.
In Asien
klappen solchen Großbauten in Rekordzeit und kostengünstig.
Aber
auch andere Europäische Länder sind Deutschland hoffnungslos überlegen. Die
Olympiade in London 2012 erforderte den Neubau vieler Stadien inmitten einer
dicht besiedelten Megacity. Aber die Bürger wurden so rechtzeitig informiert,
daß es kaum Proteste gab, alles wurde pünktlich fertig und war sogar billiger
als geplant.
Ein
anderes Beispiel sind die Windparks in der Nordsee, die Deutschland dringend
braucht. Aber auch da herrscht eine Kombination aus Arroganz, Unwissen und
Unfähigkeit. Vor wenigen Monaten wurde das letzte unter deutscher Flagge
fahrende Spezialschiff, das Windräder in den Nordseeboden rammte an China
verkauft. Ein unerfahrener Energieriese (RWE) ließ zwei Schiffe von einer noch
unerfahreneren Reederei mit Personal beschicken, welche auch nur aus
unerfahrenen Leuten bestand. Man hätte natürlich mal nebenan in Holland,
Dänemark oder England fragen können, wie man sowas macht, aber das tun Deutsche
ja nicht, weil sie generell meinen alles besser zu wissen.
Theoretisch
hätte auch eine Bundesregierung, die das Wort „Energiewende“ schon mal gehört
hat, eingreifen können und in irgendeiner Form koordinieren können welche
Windparks und welche Trassen wo gebaut werden müssen. Aber in Berlin tun auch
alle so als ob sie nicht dazu gehören. Es gibt keinerlei Planungssicherheit,
weil Öko-Taliban Seehofer sowieso alles blockiert.
Inzwischen
gehören ALLE Schiffe, die Offshore-Windparks bauen können wieder Dänen und
Briten. Die können das. Deutschland muß dann eben dort anklopfen, wenn sich
rausstellen sollte, daß wir auch Windenergie nutzen wollen und nicht bloß
irgendwelche Windrad-Attrappen ins Meer rammen, die eh nicht an Stromtrassen
angeschlossen sind.
Wieder
etwas bei dem Deutschland den Anschluss verpasst hat.
Hier können
ja auch keine Mobiltelefone oder Fernseher gebaut werden. Das ist zu schwierig
für den Teutonen.
Ein
bißchen eigenartig wirkt es dann schon, wenn man angesichts des hierzulande
üblichen Chaos‘ mal liest, wie solche Dinge anderswo wie am Schnürchen klappen.
Beispiel
Bahn.
Hier ist
das nur eine Lachnummer.
Züge
kommen eben nur manchmal und dann auch meistens drastisch verspätet. Es gibt
dafür vier Haupt-Problemursachen: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Zu den
Jahreszeiten klappt es leider nicht.
Vielleicht
könnte ein fähiges Management da entgegen wirken, aber statt Fachleuten werden
lieber ausgemusterte Ex-Politiker wie Pofalla oder Wiesheu für siebenstelliges
Jahresgehalt in den Bahnvorstand geschickt.
Und nun
bitte alle mal weinen:
[…..]
Anderen Völkern fällt nicht immer Gutes
zu Deutschland ein, aber wenn, dann dies: Präzision, Geschwindigkeit,
Pünktlichkeit. Außenstehende Beobachter halten Deutschland in diesen
Disziplinen für unschlagbar. Bleibt für Deutschland zu hoffen, dass diese Menschen
nie nach Japan reisen und dort mit einem der Hochgeschwindigkeitszüge fahren.
Die angeblichen deutschen Tugenden sind hier perfektioniert.
Die Züge werden
umgangssprachlich als Shinkansen bezeichnet, ein Name, der eigentlich das für
sie entwickelte Schienennetz beschrieb. Sie halten auf den Zentimeter und die
Sekunde genau. Sie beschleunigen in der Regel aus dem Bahnhof heraus sofort auf
ihre Höchstgeschwindigkeit, die je nach Baureihe zwischen 270 und 320 km/h
liegt. Während der Zug losdonnert, betritt ein Steward das Abteil, begrüßt die
Fahrgäste, verbeugt sich, kontrolliert die Tickets, und dann kehrt, wie in
Japan selbst in überfüllten U-Bahn-Waggons üblich, Ruhe ein. Viele der
Hightech-Züge sind auch noch leiser als ein deutscher ICE.
Und jetzt hat ein
neues Magnetschwebe-Modell der Zugfamilie, das derzeit noch getestet wird, eine
Geschwindigkeit von 603 km/h erreicht. Das ist ein weltweiter Rekord und 153
km/h schneller, als der schnellste deutsche Magnetschwebezug im Testbetrieb je
fuhr. […..] Um eine Magnetschwebebahn auf über 600 km/h
zu beschleunigen, müssen mehr als nur die Weichen an der Strecke korrekt
gestellt sein. […..] Die schnellen
Züge fahren auf baulich vom Rest des Netzes getrennten Gleisen. Gleise, die
"durch einen vorherfahrenden Zug noch belegt" sind, gibt es schlicht
nicht. Innerhalb der Bahnhöfe trennen
oft Zäune und Scheiben die Passagiere von den Zügen. Bleiben sie geschlossen,
kann ein Zug mit Höchstgeschwindigkeit durch ein Provinznest donnern. Auf die
Idee, jeden ICE in Montabaur anhalten zu lassen, würden Japaner eher nicht
kommen. Nichts kostet mehr Zeit als das Abbremsen eines schnellen Zuges, selbst
dann, wenn der Halt nur "a brief stop" ist, wie Passagiere im
Shinkansen traditionell per Durchsage zur Eile ermahnt werden.
[…..] Tödliche Unfälle gab es noch nie, selbst bei
Erdbeben hat die Sicherheitstechnik stets funktioniert. […..]