Freitag, 15. November 2013

Psycho-Deutsche.



Die grüne Idee von dem Liter Benzin, der „5 Mark“ kosten solle, war 1998 der ganz große Wahl-Fauxpas. Glücklicherweise gab es damals einen echten Wechselwillen und einen idealen SPD-Kandidaten, so daß Schröder schon allein 41% holte und es für RotGrün reichte.
Mit dem „Automann“ Schröder wurde natürlich auch ein deutlicher Benzinpreisanstieg ausgeschlossen. Alle waren glücklich.

Daß die „fünf Mark“ richtig gewesen wären, geriet in Vergessenheit.
 Sie hätten eine Lenkungssteuer sein sollen, die den Verbraucher dazu zwingt sein Verhalten deutlich zu ändern.
Eine enorme Nachfrage auf extrem wenig verbrauchende Autos hätte eingesetzt. Vermutlich stünde Deutschland jetzt führend in der Hybridantrieb-Technologie und mit dem Einliterauto da.
Stattdessen produzieren Mercedes und BMW nun die klimaschädlichen Dinosaurierkarren mit dem größten CO2-Ausstoß, so daß Merkel dauernd nach Brüssel rennt, um dieser veralteten umweltschädlichen Technologie den Weg offen zu halten.

Die deutsche Innenpolitik funktioniert bizarrerweise so, daß Lenkungssteuern immer irgendwie kompensiert werden, so daß der gewünschte Effekt möglichst gar nicht eintritt.
Der deutsche Michl will nämlich nicht bevormundet werden und lehnt daher vernünftige Ideen wie Autobahntempolimit und Veggie-Day kategorisch ab.

Die Idee, irgendetwas Gutes könnte vom Staat kommen, ist in 20 Jahren des neoliberalen Dauertrommelfeuers gründlich diskreditiert worden.
So traut sich die Regierung immer nur Cent-Beträge darauf zu setzen, etwas zu bewirken.
Ich bin für ein Dosen- und Plastikflaschenpfand von 10 Euro, damit die Leute ihr Zeugs wirklich nicht mehr in den Müll werfen.
Das Benzin müßte heute fünf Euro pro Liter kosten, so daß der gemeine Urnenpöbler tatsächlich auf Bus und Fahrrad umsteigt.
Dabei fasse ich mir durchaus an die eigene Nase; weil ich am liebsten sogar mit dem Auto zum Klo fahren würde.
Obwohl mein Auto relativ viel verbraucht, ist es immer noch günstig, da ich extrem zentral wohne und nur sehr wenige Kilometer am Tag fahre. Tatsächlich ist es kaum ein Preisunterschied zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Dort muß ich dann aber mit anderen Hongos zusammengepresst sitzen, an Haltestellen warten, kann nicht so viel einkaufen wie ich möchte und muß zudem noch fremde Körpergerüche, unerzogene Bälger, die auf ihren iPhones rumtippen und anderer Leute Musik mitertragen.
Nein, danke, da bleibe ich in meinem bequemen Auto.
Ein paar Cent Benzinpreisaufschlag ändern meine Meinung nicht. Nur wenn das Auto unbezahlbar würde, weil eine Tankfüllung in der Größenordnung Monatsmiete läge, würde ich auf andere Transportmittel umsteigen. Ich müßte tatsächlich gezwungen werden.

Aber auch mit einer 80%-Mehrheit traut sich die mutmaßlich nächste Bunderegierung nicht an echte Zumutungen.
Alles soll so bleiben, wie es war – inklusive aller Fehlentwicklungen.

Es gibt Polittabus, die man nicht antasten darf, wenn man jemals wieder gewählt werden sollte.
Dazu gehört sicherlich auch ein radikales Tempolimit.
Wenn es sein Auto betrifft, wird der Allemanne gallig und bleibt damit seiner streng schizophrenen Linie treu: Er gefällt sich als vorbildlicher Umweltschützer, der den Klimasünden-Großmächten China und Amerika gern den erhobenen Zeigefinger vorhält, aber er selbst ist natürlich nicht bereit zum Wohle des Klimas auf PS-Protz zu verzichten.

Ganz ähnlich janusköpfig denkt der gemeine Deutsche über Tierschutz. Natürlich liebt er Tiere.
 Wehe einer sagt was gegen Hunde, möchte Leinenzwang einführen, befürwortet Maulkörbe oder höhere Hundesteuer.
Gleichzeitig will er aber ständig billiges Fleisch fressen und läßt Bio-Produkte, die einen Euro mehr kosten, weil Schwein oder Kuhn oder Huhn nicht ganz so ein erbärmliches Mastleben führen mußten, links liegen.

Die FDP hat eine besonders unrühmliche Hundebeziehung.
Vermutlich sitzt sie deshalb als elendiges Rudimentärhäufchen auch außerhalb des Bundestages.

Da war zunächst einmal die bahnbrechende Idee der FDP-Bremerhaven im Wahlkampf kleine Kack-Fähnchen zu verteilen, mit denen die Wähler jeden einzelnen Hundescheißehaufen markieren sollten.
Hat irgendwie nicht viel genützt.

Und nun gieren die Julis Sachsen-Anhalt nach einem Shitstorm, indem sie fordern das Schlachtverbot für Hunde und Katzen aufzuheben.

Jungliberale aus Sachsen-Anhalt haben auf dem Juli-Bundeskongress gefordert, das Schlachtverbot für Hunde und Katzen aufzuheben, wegen "merkwürdiger Moralvorstellungen". […]
Eine Begründung lieferte die Gruppe gleich mit: Das "erst 1986 in Deutschland eingeführte Schlachtverbot ist lediglich durch merkwürdige Moralvorstellungen zu erklären", hieß es in Antrag 802 auf dem Juli-Bundeskongress. Das Verbot stelle "eine Diskriminierung anderer Kulturen dar, in denen Fleisch der genannten Tiere als Delikatesse gilt".
Der Antrag wurde bereits Anfang November auf dem Bundeskongress in Düsseldorf gestellt, aber erst jetzt entwickelt sich eine Debatte darüber. Vor allem im Internet macht sich Empörung über den Antrag breit. "Auch junge Liberale kann man essen", heißt es auf der Facebook-Seite des Landesverbands. Ein anderer Kommentator meint: "So eine Partei braucht Deutschland sicher nicht!" Viele der Stimmen sind so erregt und hasserfüllt, dass sie an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden können.

Als Vegetarier sage ich klar, daß ich keineswegs erkennen kann, weswegen es unmoralischer sein sollte ein Schwein zu töten, als einen Hund.
Schweine scheißen mir außerdem nicht den Gehsteig zu und bellen auch viel weniger.
Wenn man als überhaupt erlaubt Tiere zu töten, um sie dann aufzufressen, sollte das selbstverständlich für alle Tiere gleichermaßen gelten. Inhaltlich gebe ich den Julis aus Magdeburg also sogar Recht.

Aber wie kann man nur so doof sein, nicht zu wissen wie hysterisch die deutsche Öffentlichkeit auf solche Vorschläge reagiert?
Dagegen ist ja der Versuch der Lockerung des Pädosexverbots aus den 1980ern noch besser zu verkaufen im Wahlkampf.

Nebenbei bemerkt, leicht off topic:
Fleischfressende Menschen stinken.