Für einen so alten, so kranken und so mächtigen Staatschef liegen die Nachrufe weltweit schon lange in den Schubladen der Redaktionen und Staatskanzleien.
Er wird gelobt und gepriesen; seine Homophobie, Kinderfic**er-Toleranz und Misogynie verschwiegen.
Etwas aus dem Rahmen fällt ausgerechnet der Bundes-Frank-Walter, der allen Ernstes verkünden lässt: "Mit Franziskus verliert die Welt […..] einen überzeugenden Christen“ und dessen „spürbar tiefen Glaube“ hervorbebt.
Donnerschlach! Der Papst war Christ? Und auch noch gläubig? Damit konnte niemand rechnen! Danke Herr Bundespräsident Steinmeier für diese tiefe Erkenntnis.
Wie Vorgänger Joseph R., der am Silvestertag den Löffel abgab, suchte sich auch Vizegott Jorge einen Feiertag, Ostermontag des Heiligen Jahres, aus. Ein Fest für esoterische, metaphysische Schwurbler, die weltweit dazu ihre Verschwörungstheorien ausbreiten. Ich musste hingegen an Steffen Lüdke vom SPIEGEL denken, der letzte Woche vom möglichen Rapid-Niedergang der Trump-Administration schrieb und dazu den Vergleich mit der britischen Premierministerin Truss zog.
[….] Zugegeben, Liz Truss ließ kein Pappschild anfertigen, um ihre waghalsige Wirtschaftspolitik zu erklären. Sie erhob auch keine Zölle, sondern verkündete radikale Steuersenkungen auf Pump. Dennoch fühlen sich viele Briten beim Blick in die USA gerade an die verhängnisvollen Tage im Herbst 2022 erinnert, in denen sie die britische Wirtschaft zum Absturz brachte.
Kaum hatte Truss damals ihre Möbel in die Downing Street geschafft, zwang sie ihrem Land ein ähnliches riskantes Experiment auf, wie es nun der US-Präsident mit seiner radikalen Zollpolitik wagt. Der Versuch endete im Desaster. Die Märkte rebellierten. Truss entließ ihren Finanzminister und trat nach nur 45 Tagen im Amt schließlich selbst zurück. Die Boulevardzeitung »Daily Star« wettete auf dem Höhepunkt der Krise, dass Truss schneller zurücktrete, als ein Salatkopf welken würde. Der Spitzname »Lettuce Liz« war geboren.
Manche Beobachter in London fragen sich nun, welches Gemüse für Trump steht. Vielleicht ein Kürbis, witzelte Journalist Lewis Goodall in seinem Podcast. Die Parallelen zum Drama in Washington sind frappierend. Donald Trump erlebt seinen Liz-Truss-Moment. [….]
(Steffen Lüdke, SPON, 11.04.2025)
Nun schon wieder eine Truss-Parallele: Das hochbetagte Staatsoberhaupt Elisabeth-2 hatte im September 2022 ihren letzten öffentlichen Auftritt, als Liz Truss nach Balmoral reiste, um ihr die Hand zu schütteln. Das gab ihr den Rest. Die 96-Jährige Queen starb daraufhin. Genau wie Liz auf Elisabeth, scheint Präsident Trumps Vize J.D. Vance auf den Papst gewirkt zu haben: Ein Kurztrip nach Rom, ein Handschlag und prompt stirbt der Mann.
[….] Der Papst erklärte Homosexuellen als krank, blockierte die radikale Aufklärung der Verbrechen der Katholische Kirche an Hunderttausenden Kindern, verharmloste den Kolonialismus, schrieb die reaktionären Geschlechterbilder fort, stellte sich offensiv gegen Israel und forderte die Ukraine mehrfach auf, aufzugeben. Er war einer der mächtigsten Menschen der Welt - er war kein Opfer und nicht in Bedrängnis, er war vorbildlich was den Klimawandel oder die soziale Ungleichheit, die ungerechten Auswirkungen der Globalisierung anging und zugleich eine große Enttäuschung zum Beispiel bei den o.g. Themen. Wer etwa bagatellisiert, wie er die hunderttausendfachen Verbrechen an Kindern bagatellisierte, soll sich zum Teufel scheren! […..]
(Ilko-Sascha Kowalczuk, 21.04.2025)
Amüsiert lese ich die globalen Lobhudeleien, die nun auf Bergoglio einprasseln. Kritik kommt heute ziemlich kurz. Da wird nur mal am Rande erwähnt, daß er Schwule für Menschen zweiter Klasse hielt, die „zum Psychiater gehen“ sollten. Oder die Amazonas-Synode maßregelte, als sie sogar Menschen ohne Penis ein bißchen weniger diskriminieren wollte.
[….] So geschehen nach der Amazonassynode in Rom. Drei Wochen lang hatten im Oktober 2019 Bischöfe und Ordensleute aus Lateinamerika leidenschaftlich diskutiert, wie sie sich die Kirche künftig vorstellten: Auch bewährte verheiratete Männer, sogenannte viri probati, sollten dort zum Priester geweiht werden und Gemeinden führen können. Frauen dürften als Diakoninnen (»Dienerinnnen«), so ihr Vorschlag, das Evangelium verkünden, predigen und taufen. [….] Danach veröffentlichte Franziskus sein Apostolisches Schreiben »Querida Amazonia« (»Geliebtes Amazonien«). Es war eine Vollbremsung. Verheiratete Priester, zur Diakonin geweihte Frauen, nichts davon mochte der Papst erlauben. Die Konservativen waren begeistert, liberale Katholiken entsetzt.
Einen Schlingerkurs verfolgte er auch im Umgang mit Homosexuellen. Wenn einer schwul sei »und den Herrn sucht und guten Willen hat – wer bin dann ich, ihn zu verurteilen ?«, hatte er kurz nach seiner Wahl gesagt. [….] Doch auch bei diesem Thema blieb Bergoglio vorsichtig. Homosexualität nannte er eine »Modeerscheinung«. Über seine Glaubensbehörde untersagte er Geistlichen weltweit, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, obwohl sogar Tiere, Motorräder und Waffen regelmäßig den Segen der katholischen Kirche erhalten .
»Gott kann Sünde nicht segnen«, ließ er verkünden. Ende 2023 erlaubte er solche Segnungen dann doch – wenn sie nicht länger als 10 bis 15 Sekunden dauern und jeden Anschein einer katholischen Eheschließung vermeiden. [….] (SPIEGEL-Nachruf von Frank Hornig, 21.04.2025)
Aber fromme Schwule sind so froh, nun nur noch als zweitklassige Menschen, statt wie vorher, als Drittklassige angesehen zu werden, daß sie ihren Jorge preisen.
A propos schwule Katholiken: Die extremsten katholischen Kritiker von rechts finden sich im afrikanischen Klerus, unter katholischen US-Republikanern (Vance, Gingrich, William Barr, Rudy Giuliani, Kellyanne Conway, Elise Stefanik, Matt and Mercedes Schlapp, die Kardinäle Dolan und Burke, Hardcore-Nazi Bannon) und den deutschen Ratzingerianern. Müller, Gänsi, Taxis-Gloria und natürlich David „der Urinduscher“ Berger, hassen Bergoglio wie die Pest.
Man kann mir schwerlich übertriebene Freundlichkeit und Rücksichtnahme auf erzkonservative Kuriale vorwerfen, aber selbst ich bin erschrocken über den triefenden Hass, den Berger heute über seinem Papst („diese dunklen Sümpfe des Bösen, in denen er sich politisch wohl fühlte") auskübelt.
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D. Berger 21.04.2025 |
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D. Berger, 21.04.2025 |
Damit passt Berger sich perfekt in den Trumpismus ein. Trumps enthusiastische Jüngerin MTG jubilierte „das Böse wurde von der Hand Gottes besiegt“.
[….] Just hours after the death of Pope Francis, Republican Rep. Marjorie Taylor Greene of Georgia posted on X, formerly Twitter, "Today there were major shifts in global leaderships. Evil is being defeated by the hand of God." [….]
Die US-Dunkelkatholiken um Trump sehen es also genau, wie der von Hass zerfressene Urinduscher.
[….] SPIEGEL: Trump machte aus seiner Ablehnung gegenüber dem Papst keinen Hehl. Könnte Washington bei einem kommenden Konklave Einfluss nehmen?
Wolf: Trump dürfte froh sein, dass Franziskus weg ist. [….]
(Theologie-Professor Hubert Wolf)
Das bringt mich jetzt in eine einigermaßen groteske Lage. Obwohl Bergoglio ausgerechnet beim Ukraine-Krieg auf Trumps Linie war und Russland nicht als Aggressor benennen wollte, kämpft Washington nun für einen konservativeren Papst.
[….] Wolf: Im Fall der Ukrainer war klar, wer der Aggressor ist: Russland. Doch statt dies klar zu benennen, fuhr Franziskus einen Tag nach dem russischen Angriff in einem Fiat Cinquecento zum russischen Botschafter in Rom, um ihn in seiner Residenz zu besuchen. Das hat noch nie ein Papst gemacht. [….] Es war das falsche Signal zur falschen Zeit. Sinnvoller wäre es gewesen, sich zuerst an die angegriffenen Ukrainer zu wenden. Er hätte den Ukrainern sagen sollen, dass die katholische Kirche sie in ihrem legitimen Verteidigungskampf unterstützt. Stattdessen vermittelte er den Eindruck, die Amerikaner seien an allem schuld, weil sich die Russen durch sie bedroht fühlten. Erinnern Sie sich an die Bilder vom orthodoxen Patriarch Kirill I., der russische Waffen segnete: Franziskus hat ihn als Bündnispartner in der Verteidigung der Werte des Abendlandes bezeichnet. Mich hat das alles reichlich sprachlos gemacht. [….]
(Theologie-Professor Hubert Wolf)
Als Humanist bin ich zutiefst abgestoßen vom Hass der deutsch-amerikanischen Dunkelkatholiken. Aber als Atheist hoffe ich, ihr Plan, ein echtes Ekelpaket als nächsten Pontifex Maximus zu installieren, möge gelingen.
Woelki for pope! Umso schneller würden die Gläubigen aus der katholischen Kirche getrieben. Das rechte Trump-Pack zieht alle Strippen, die es hat.
[….] Francis Critics, Conservatives Among the Top Candidates to Be Next Pope[….] During his 12 years at the helm of the Church, Pope Francis placed a heavy focus on social justice issues, such as tolerance towards the so-called LGBTQ community, climate change, and mass migration, in what some regarded as a split from Church doctrine.
Francis also had a significant impact on the makeup of the College of Cardinals, having selected approximately 80 per cent of the cardinals who will be eligible to vote for the next Pope.
Rather than selecting from large archdioceses such as those in cities like Los Angeles and Milan, Pope Francis focused on selecting cardinals from the periphery of the church, particularly in Africa and Asia, with a focus on those with a “pastoral” background.
The extent of the lasting impact of such moves will be put to the test in the conclave, where cardinals will determine whether to select a successor in line with the progressive vision of Pope Francis or whether to return to a more conservative perspective, represented by some of the leading contenders to become his replacement. [….]
(Breitbart, 21.04.2025)
Möge das Vorhaben gelingen und sich zu einem gewaltigen Schuss in den eigenen Fuß entwickeln.