Civey fragt mich andauernd, ob ich jetzt noch Fußball gucken mag. Ob Bundesminister zur WM reisen sollten und ob ich 2022 weniger Freude, als bei der letzten Fußball-WM empfinde.
Nein natürlich nicht. Diese WM ignoriere ich genauso wie alle vorherigen Fußball-Turniere, weil Fußball einer primitiver Proletensport ist, der mich nicht die Bohne interessiert. So eine Weltmeisterschaft erspart mir viel Zeit.
(…..) […..] Schwennicke […..] stellt sich der übergroßen Mehrheit der deutschen Fußballfans entgegen. Er versucht nicht nur die Angelegenheit auf Normalmaß zu schrumpfen – es ist nur ein Sport; es gibt keinen Grund, daß alle Politiker und Journalisten ununterbrochen Fußballmetaphern verwenden müssen, um sich volksnah zu zeigen – sondern zeigt den Mittelfinger.
[….] Ich finde Fußball doof. Nein, ich finde Fußball grässlich – und ungemein langweilig. Ein Reigen alter Männer steht am Rand und schreit herum, viele mehr oder weniger junge Männer rennen auf einer Wiese herum, erst alle nach links, dann Ballverlust, dann wieder nach rechts, Ballverlust, wieder nach links. [….] Dieses Spiel ist unästhetisch und ordinär. Schon der Klang, wenn der Ball getreten wird, macht mich übellaunig. Es ist ein zutiefst ordinäres Geräusch, es klingt so ähnlich wie die Schläge von Bud Spencer in den alten Prügelfilmen mit Terence Hill. Die Spieler haben keine Manieren, tun sich absichtlich weh, sind nicht nur furchtbar verschwitzt, sondern oft auch noch sehr verdreckt und vom Regen pitschenass und rotzen dauernd auf die Wiese. Manchmal sogar ins Nackenhaar eines Gegners. Das ist so unappetitlich. Viele Spieler sehen haarsträubend lächerlich aus, obwohl sie sich unwiderstehlich finden. Bei Bayern München gibt es einen, der hat sich sein glänzendes Hemdchen wie ein Ganzkörperkondom auf den Leib schneidern lassen, dazu tippelt er mit kleinen, wichtigen Schrittchen über den Platz, was so hühnerartig aussieht, dass man sich das Lachen verkneifen muss. Der Mann ist ein Star. Für mich ist er eine Witzfigur. Vollends peinlich wird es, wenn versucht wird, diesem primitiven Sport eine politische oder philosophische Überhöhung zu geben. Dieser Theweleitismus ist noch schlimmer als die plumpe Fußballleidenschaft, die nach schalem Bier riechend, am Wochenende grölend die Bahnabteile füllt. Das ist wenigstens authentisch und stimmig. [….]
Für diese wahren Worte werde ich dem CICERO-Chef ewig dankbar sein. Er hat so Recht; als Nicht-Fußballer gewinnt man so viel schöne Lebenszeit und erspart sich all die Frustration und schlechte Laune. (…..)
(Ordinär und national, 16.05.2018)
Bei der diesjährigen WM erscheint mir die Heuchelei aber besonders arg.
Plötzlich echauffiert man sich über die Kommerzialisierung. Als ob die FIFA jemals etwas anderes, als eine zutiefst korrupte Geldmaschine wäre, die über Leichen geht, um ihren Funktionären die Taschen vollzustopfen.
Es sind auch nicht irgendwelche dubiosen internationalen Strukturen, sondern der DFB, der es auch dieses Jahr nicht wagt einen Gegenkandidaten zu FIFA-Boss Gianni Infantino aufzustellen, ist selbstverständlich genauso korrupt.
Der DFB, der seinen Spielern nicht mal eine Regenbogen-Armbinde zugesteht, ist nicht vom Himmel gefallen, sondern ein Abbild der Millionen deutschen Mitglieder, die tumb das erzkonservative homophobe Personal absegnen.
(….) Sich gegen Homophobie zu engagieren, wenn es wirklich nichts kostet und sogar opportun erscheint, ist aber nicht nur die Methode konservativer Parteien und Wirtschaftsunternehmen, sondern auch der Mehrheit der Bürger.
Nicht nur Markus Söder ist Gegner der Homoehe. Auch Angela Merkel stimmte dagegen, ihre Nachfolgerin im CDU-Parteivorsitz Kramp-Karrenbauer ebenso und insbesondere der radikal religiöse Armin Laschet mit seinem Opus Dei-Umfeld sind Feinde der LGBTIQ-Bewegung.
Laschet und Söder sind aber die liebsten Kanzlerkandidaten der Deutschen. Ihre CDUCSU führt mit Abstand die Umfragen zur Bundestagswahl an.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann wählt nicht CDU, CSU, AfD.
Ein weiterer ganz großer Akteur wider die Homo-Gleichstellung ist die Römisch-Katholische Kirche, die von weit über 20 Millionen Deutschen jedes Jahr mit Milliarden Euro unterstützt wird.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann tretet aus den Kirchen aus!
Im Moment wird die UEFA von allen Seiten für ihre servile Haltung gegenüber homophoben Diktatoren kritisiert. Der Protest gegen die UEFA mit Regenbogensymbolen ist aber für den milliardenschweren Funktionärsverein so lächerlich, daß er kurzerhand selbst sein Logo entsprechend einfärbte. Auch das kostet die UEFA nichts. Die verkrusteten Strukturen bleiben.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann kauft keine Tickets für Fußballspiele, boykottiert die TV-Übertragungen, gebt kein Geld für Fan-Artikel aus! All das ist nämlich nichts anderes als UEFA-Sponsoring und damit Unterstützung für die Homophoben.
Auch der Deutsche Fußball-Bund e. V. (DFB) mit sieben Millionen Mitgliedern ist als Dachverband von 26 deutschen Fußballverbänden Teil des homophoben Establishments. An der Spitze sitzen stets weit rechts stehende Unionspolitiker, die nahezu durch die Bank weg korrupt sind.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann tretet aus den Fußballvereinen aus.
Der DFB ist einer von 55 Mitgliedsverbänden eben dieser Union of European Football Association, UEFA, die vor Orbán und Putin kuscht. Der CDU-Politiker Reinhard Grindel, 2002 bis 2016 weit rechts außen stehendes homophobes Mitglied des Deutschen Bundestags, ist UEFA-Vizepräsident, obwohl er so korrupt und verlogen ist, daß er 2019 vom DFB-Vorsitz zurücktreten musste.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann boykottiert Fußballübertragungen, verlaßt DFB-Vereine und wählt nicht CDUCSU.
Der DFB ist Teil der UEFA, die wiederum eine von sechs Kontinental-Konföderationen des Weltfußballverbandes FIFA ist.
Die FIFA dürfte in Punkto Korruption, Skrupellosigkeit und Diktaturaffinität unübertroffen sein.
Die nächsten Weltmeisterschaften vergab sie nach Katar. Dort gilt das Schariarecht. Frauen sind nicht gleichberechtigt und Schwule können von der Rechtssicherheit und Freiheit, die sie in Ungarn oder Polen genießen, nur träumen. In Katar gibt es drei Jahre Gefängnisstrafe, wenn man als Homosexueller enttarnt wird.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann werdet Ihr sicherlich nicht nur aus DFB-Vereinen austreten, nicht mehr CDU wählen, sondern ganz sicher auch kein einziges Spiel der WM 2022 gucken, demonstrativ jeden Fanartikel meiden, kein einziges Trikot kaufen, alle schwarzrotgoldenen Werbewimpel links liegen lassen und jede Fußballübertragung mit Einschaltquote Null quittieren. Oder sind Euch Homorechte so wenig wert, daß Ihr dafür noch nicht mal für zwei Stunden ein anderes TV-Programm einschalten würdet? (…)
Katar ist genauso schwulenfeindlich wie immer. Das ist nicht überraschend. Das wußte die FIFA, das wußte der DfB und das wußten all die bayerischen Spieler und Funktionäre, die dort ständig hinreisen, um sich die Taschen voller Geld zu stopfen.
Social Media feiert diese Woche den Fußball-Fan Rod Stewart, der eine Gage von einer Million Dollar ausschlug, um bei der Eröffnungsfeier des antidemokratischen misogynen Staates zu singen.
Die metrosexuelle Schwulen-Ikone David Beckham bekam allerdings 150 Millionen Pfund aus Katar. Für so viel Kohle wirft man doch gern die Überzeugungen über Bord und lobpreist das Schwulenhasser-Emirat rund um die Uhr.
[….] Neben seinen zahlreichen offiziellen wie inoffiziellen Titeln ist Beckham ein sehr reicher Mann. Die »Sunday Times« schätzte das Vermögen der Beckham-Familie kürzlich auf 425 Millionen Pfund. Und damit ist noch lange nicht Schluss, denn: Beckham ist seit vergangenem Herbst auch offizieller Sportbotschafter Katars. Wie viel Geld der 47-Jährige dafür aus Doha bekommt, ist nicht genau bekannt. Berichten zufolge liegt die Summe aber bei bis zu 150 Millionen Pfund für zehn Jahre. Seit Bekanntwerden seines Engagements steht Beckham in der Kritik. Und je näher die WM rückt, desto lauter wird der Unmut. »Becks« wird unter anderem vorgeworfen, an Sportswashing teilzunehmen, also dem Versuch, das Ansehen eines Landes durch die Veranstaltung von Sport-Events und deren positiver Reputation in den Medien zu verbessern. [….]
Der Deutsche Bank-Lobbyist Sigmar Gabriel warf sich ebenfalls ins Zeug für Katar.
Die deutsche Arroganz gegenüber Qatar ist „zum Ko…“! Wie vergesslich sind wir eigentlich? Homosexualität war bis 1994 in D strafbar. Meine Mutter brauchte noch die Erlaubnis des Ehemanns, um zu arbeiten. „Gastarbeiter“ haben wir beschissen behandelt und miserabel untergebracht.
(Sigmar Gabriel 29. Okt. 2022)
Gabriels Motive sind unbekannt, aber er ist Profi genug, um damit zu rechnen, daß bösartige Blogger erwähnen werden, wem eigentlich Gabriels Arbeitgeber Deutsche Bank gehört: Zu 10% dem Katarischen Staatsfonds.
Multimillionär Fritz Merz muss man nicht extra schmieren. Er ist offensichtlich von Natur aus homophob genug, um die deutschen Fußballtouristen zu ermahnen, nicht gegen Katars Schwulenpolitik zu protestieren.
[….] Merz warnt deutsche Fans!
Friedrich Merz rät den deutschen Fußballfans, sich bei der WM in Katar an die Gesetze des Emirats zu halten. „Die WM ist ein Sportereignis und keine politische Demonstrationsveranstaltung. Letztendlich sind die Fans zu Gast in Katar, und da muss das Recht des Gastgeberlandes eingehalten werden“, sagte der CDU-Chef den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. [….]
Sind das alles alte Hüte! Fußballfunktionäre sind korrupt, Katar und Merz sind homophob. What else is new?
Ich kann es nicht mehr hören.
Zwei Punkte zum Thema Fußball-WM gibt es aber, die in der allgemeinen Diskussion untergehen, die erwähnenswert sind.
1.)
Im Gegensatz zu dem Eindruck, den nahezu alle Zeitungen und Fernsehsender und Politiker erwecken, ist Fußball gar nicht mehr der Volkssport, für den ihn alle halten.
Mehr als zwei Drittel der Deutschen wollen sich ohnehin keine Spiele im TV ansehen.
[….] Eine große Mehrheit der Deutschen hat nicht vor, sich die Spiele der Fußball-WM in Katar live im TV anzusehen. Das geringe Interesse hat mit dem Gastgeberland und der kritikwürdigen Menschenrechtslage im Emirat zu tun – gleichzeitig hat aber auch die Begeisterung für die Nationalmannschaft der Männer deutlich nachgelassen. Das geht aus dem Ergebnis einer aktuellen Erhebung des Onlinebefragungsunternehmens Civey für den SPIEGEL hervor. Demnach gaben 70 Prozent der Befragten an, die WM-Partien nicht live verfolgen zu wollen. [….]
Natürlich schreckt das konservative Emirat die Fans ein wenig ab. Aber erfreulicherweise erkennen inzwischen auch viele Deutsche, wie blöd Fußball an sich ist – egal wo Meisterschaften im Bällchentreten gerade ausgetragen werden.
77 Prozent der Deutschen haben gar kein oder weniger Interesse an Fußball.
2.)
Die hochkorrupten FIFA und DFB-Funktionäre sind deswegen so mächtig, weil sie steinreich sind. Sie sind deswegen so steinreich, weil die Fantastillionen mit Merch-Lizenzen und Übertragungsrechten verdienen. Jede Margarine, jeder Joghurt und jede Packung Lakritz, die mit dem Aufdruck „Sponsor der Nationalmannschaft“ verkauft wird, lässt die Taschen der Fußballfunktionäre klingeln. Die Herren verdienen also ohne eine eigene Leistung zu erbringen.
[….] Die TV-Rechte für das Fußballspektakel im Wüstenstaat liegen beim Telekom-Sender Magenta TV. Die Deutsche Telekom hat sich als einziger Anbieter die Lizenzen für den vollständigen Spielplan gesichert. [….] Doch auch die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF übertragen via Sublizenzen einige Spiele der WM 2022. Immerhin 48 der 64 WM-Partien werden live gezeigt, mit inbegriffen sind natürlich alle Spiele mit deutscher Beteiligung. Insgesamt werden also 16 Spiele der Winter-WM exklusiv von Magenta TV gezeigt. Das beinhaltet einige Partien im Achtel- und Viertelfinale, sowie das Spiel um Platz drei, sofern die deutsche Nationalmannschaft nicht daran beteiligt ist. [….]
Wie viel Geld genau in die Taschen der FIFA floss, kann man nicht leicht ergoogeln. Gemunkelt wird, daß allein die Sub-Rechte der ARD und ZDF eine Viertelmilliarde Euro kosten. Für die Übertragungsrechte der Putin-WM 2018 zahlten die Fernsehsender bereits 218 Millionen Euro.
Die Telekom gehört immer noch zu 32% dem deutschen Staat. Da würde ich schon gern genau wissen wie viele hundert Millionen für Katarische WM-Übertragungsrechte verprasst wurden.
Und auch Tom Buhrow und sonstigen halbpopulistischen Kritikern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks möchte ich ins Stammbuch schreiben, daß eine Viertelmilliarde Euro ein absurd hoher Preis sind für ein bißchen Bällchentreten-Übertragungsrechte, die 77% der Deutschen ohnehin nicht interessieren.
Da bleiben nämlich unsere Rundfunkgebühren hängen und nicht beim Gehalt einzelner Regionalintendanten.