Mittwoch, 17. Juni 2020

Das Corona-Siegertreppchen

Mit Lügen, Prahlereien, drastischen Beschimpfungen und absurden Theorien kann man wunderbar das Publikum unterhalten, Wähler begeistern und Wahlen gewinnen.
Das zeigen Rechtspopulisten in allen Demokratien.

Sie die Welt, widewidewitt, so zu machen wie sie einem gefällt, ist viel einfacher als sich immer an Fakten und der Wahrheit zu orientieren, als tragfähige Kompromisse zu suchen, politische Gegner mit einzubeziehen und dauerhaft nachhaltig zu handeln.
Daher kümmern sich Bolsonaro, Boris und Donald auch nicht um lästige demokratische Spielregeln, faire Wahlbedingungen oder das Parlament.
Ihre Fans feiern sie dafür „Politiker anderen Typs“ zu sein.
Boris Johnson war schon lange als haltloser Hallodri bekannt, der lügt, daß sich die Balken biegen. Nachdem er die Brexitverhandlungen vollständig chaotisiert hatte holte er bei den vorzeitig am 12. Dezember 2019 durchgeführten
Unterhauswahlen 2019 eine gigantische absolute Mehrheit von 365 Sitzen (Labour 203 Sitze, Liberaldemokraten pulverisiert auf 11 Sitze).

Anders als die in weiten Teilen vollständig verblödeten Wähler in GB, Bra, Ostdeutschland oder den USA, lässt sich Sars-CoV2 so gar nicht von xenophoben und radikalen Sprüchen beeindrucken.


Trump, Johnson und Bolsonaro weigerten sich allesamt Monate das Virus ernst zu nehmen, spotteten über die Staaten in Asien und Südeuropa, die drastische Lockdown-Maßnahmen ergriffen.

Eine Pandemie mit losem Mundwerk zu bekämpfen scheint aber nicht zielführend zu sein, da so ein Virus nicht FOX-News guckt.

Ein halbes Jahr nach den ersten Corona-Fällen haben die drei rechtspopulistisch-antiseriös regierten Länder USA, Brasilien und Großbritannien zusammen über 200.000 Todesfälle aufzuweisen, belegen Gold, Silber und Bronze des weltweiten Todesrankings.
120.000 Tote in den USA, 46.000 in Brasilien, 42.000 in GB – aber nur 8.500 in Deutschland.


 Noch drastischer fällt der Vergleich der Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerung aus.
621 Tote pro eine Million Briten, 362 Tote pro eine Million Amerikaner.
Zum Vergleich: 0,3 Tote/1Mio in Taiwan, 3 Tote/1Mio in China, 4 Tote/1Mio im dicht bevölkerten Singapur, 7 in Japan, 106 in Deutschland.
Überraschung; Leugnen und Gebete helfen doch nicht gegen einen Lungenvirus.

Die Kombination aus Pandemie und populistischer Idiotenregierung aus dem engen Trump-Freundeskreis ist toxisch.

[….] Sie tanzen und sie sterben [….] Lateinamerikas größte Nation ist am Abgrund. Noch diese Woche könnte die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Brasilien auf über eine Million klettern, spätestens im August soll das Land die USA überholen. Dann gibt es nirgendwo auf der Welt mehr Infizierte als hier - und das sind nur die offiziellen Zahlen. Mittlerweile sterben so viele Menschen in Brasilien an Covid-19, dass man nicht mehr weiß, wohin mit den Leichen.
Präsident Jair Bolsonaro hat die Gefahren durch den Erreger zuerst geleugnet, dann die Verantwortung von sich gewiesen. Menschen sterben, so sei das nun mal, sagt der Präsident. Die Leute sollten nicht glauben, er sei der Messias, nur weil das sein zweiter Name sei.
[….] Nach der Ausgangssperre sei es eine Zeit lang ruhig gewesen, aber dann tönte der Präsident im Fernsehen, das Virus sei nur ein "Grippchen" und nicht gefährlich. Und die Nachbarin erzählte ihr, der Pastor in der evangelikalen Kirche habe gesagt, dass Gott helfen werde. Ende April waren die Straßen wieder voll. [….]


[….] Jetzt könnten [die Evangelikalen] bald die Zahl der Katholiken im Land übersteigen. Sie haben enorm an Einfluss gewonnen, auch dank Präsident Jair Bolsonaro: Im Wahlkampf hat er sich auf Gott berufen, öffentlich gebetet und die Nähe der einflussreichen evangelikalen Kirchengründer gesucht. Letztes Jahr war er sogar vor Edir Macedo niedergekniet. Der ehemalige Lotterieangestellte ist das Oberhaupt der Universalkirche des Königreichs Gottes, einer der größten Pfingstkirchen des Landes. Ihr gehört der Tempel des Salomon, eine Megakirche in São Paulo. Vor Tausenden ließ sich der Präsident auf der Bühne segnen, es war ein demonstrativer Kniefall vor den Evangelikalen.
Mit ihren TV-Kanälen, Radiosendern, Verlagen und Pastoren haben sie maßgeblich dazu beigetragen, dass Bolsonaro 2018 zum Präsidenten gewählt wurde. Er hat sich seitdem immer wieder bei ihnen revanchiert, nicht nur mit Auftritten, auch mit Steuervorteilen und Posten. [….]