Niemand kann mir nachsagen übertriebene Sympathien für Saskia Esken zu haben.
Ich halte sie für die größte Fehlbesetzung an der Spitze seit 1863; sogar noch
schlimmer als Andrea Nahles – und das will einiges heißen.
Sie ist zudem aus unerfindlichen Gründen so selbstsicher und
arrogant, daß ich kein Mitleid für sie entwickele, wenn sie mal wieder einen
Shitstorm losgetreten hat und es auf sie einprasselt.
Allerdings hat sie inzwischen dieses Stadium des „Generalverschiss“
erreicht, in dem grundsätzlich jede Äußerung von ihr mit Häme überzogen wird.
[…..] FDP-Vorstandsmitglied Wolfgang Kubicki sieht nach dem Desaster der
Liberalen bei der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern keine Perspektiven für die
Liberalen. Die FDP habe „kein Westerwelle-Problem, sondern ein Marken-Problem“,
sagte der Fraktionschef in Schleswig-Holstein der „Leipziger Volkszeitung“.
Denn als Marke habe die FDP momentan „generell verschissen“, das sei
die Meinung der Bürger. […..]
(Welt, 05.09.11)
Da hatte der AfD-freundliche FDP-Vize tatsächlich Recht.
2009 waren die Westerweller nach elf Jahren Opposition wieder in die Regierung
eingetreten und hatten so eine unfassbare Kette von Peinlichkeiten,
Korruptionen und Totalblamagen hingelegt, daß sie von 15% und Regierungspartei unter die 5%-Hürde ins parlamentarische Aus rauschten
und schon bei der bloßen Erwähnung des Parteikürzels das pawlowsche kotzen
begann.
Dieses extreme Stadium ist für den Betroffenen recht unerfreulich.
Das erlebten auch Andrea Nahles und Kurt Beck gegen Ende ihrer Amtszeiten.
Selbst wenn sie die klügsten Dinge sagten, gab es nur noch vernichtenden
Darstellungen und jeder winzige Fehler, der bei populären Politikern wie Guttenberg
oder Merkel gar nicht erwähnt würde, erscheint genüsslich aufbereitet in den
nächsten Schlagzeilen.
(…..) „Kurt
Becks Idee mit den Taliban zu verhandeln, zeigt wie wenig Ahnung er von
internationaler Politik hat“
Zwei Jahre später läßt sich Guttenberg für die Idee feiern auch mit Taliban verhandeln zu wollen. (…..)
Zwei Jahre später läßt sich Guttenberg für die Idee feiern auch mit Taliban verhandeln zu wollen. (…..)
Esken ist schon nach sechs Monaten im
Generalverschiss-Stadium und kann es nicht mehr richtig machen.
Jeder außenpolitische Vorschlag von ihr würde wie Becks
Taliban-Talk-Pläne von 2009 hämisch zerrissen. Dabei war es eine gute Idee, die
auch gelobt wurde, nachdem sie von einem beliebteren Politiker ausgesprochen
wurde.
Vorgestern hatte ich noch beklagt, dass die Bundesregierung viel zu lasch gegenüber Trump auftrete.
Mein Heiko Maas lässt mich aber doch nicht im Stich und
teilte heute deutlich aus.
Maas verurteilt Trumps Gewaltandrohung
Außenminister Heiko Maas reagiert mit scharfer Kritik auf die Drohung
von Donald Trump, Soldaten gegen die Protestierenden in den USA einzusetzen.
Der US-Präsident gieße "Öl ins Feuer", sagte der SPD-Politiker. [….]
Saskia Esken, die nicht nur keine Regierungsplattform hat,
sondern sich offenkundig auch nicht darum schert, ob sie wahrgenommen wird,
twitterte.
Was sie twitterte war allerdings gut und richtungsweisend.
Sie bekannte sich angesichts des Jahrestages des Lübcke-Mordes und des
Trump-Plans die „Antifa“ zur Terrororganisation zu erklären klar dazu selbst „Antifa“ zu sein.
Wie richtig Esken liegt zeigt sich daran wer als Reaktion
empört aufheult:
Der rechte CDU-Flügel, die AfD, Trump und rechtsradikale Blogs wie Bergers Pipi-Hetzorgan.
Der rechte CDU-Flügel, die AfD, Trump und rechtsradikale Blogs wie Bergers Pipi-Hetzorgan.
Der Shitstorm ist erheblich; wenig verwunderlich, daß sich
Faschisten nun auf Esken stürzen.
[….] CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak twitterte: "Gegen Faschismus und
für Demokratie und Menschenrechte. Ohne Gewalt. Für mich selbstverständlich.
Für die Antifa nicht. Traurig, dass der Vorsitzenden (der) SPD die Kraft zur
Differenzierung fehlt." […..]
Wer von denen beschimpft wird, macht etwas richtig!
Typischerweise bekommt Esken nicht unter Kontrolle was sie
losgetreten hat, lässt die Rechten kaum widersprochen ihren Twitterfeed dominieren.
Wäre sie intelligenter und strategisch denkend, hätte sie
geahnt was kommt und versucht die Hoheit über den Stammtischen zu gewinnen,
statt nur trotzig ein Bildchen aus dem Duden zu posten.
Ihr „Bekenntnis“ müsste gerade angesichts dieser Reaktionen nämlich
ausgebaut werden. Man darf sich nicht von Nazis mit ihren Talking Points die
Sprache dominieren lassen, sondern muss Herr/Herrin/Dame der Debatte werden.
Man muss sich dagegen wehren, daß ausgerechnet ein rassistischer
Extremist wie Donald Trump weltweit einen Begriff kapert.
Nein, weder Trump noch Trixi Storch, noch Ziemiak oder gar
rechte Twitter-Trolls haben zu bestimmen wie „Antifa“ konnotiert wird.
Was für eine völlig absurde Vorstellung: Wir richten uns
sprachlich an den Wünschen des braun-debilen Mobs aus, der nur rudimentäre Rechtschreibung,
fast gar keine historischen Kenntnisse und garantiert nicht einen Funken Moral
besitzt?
Esken, die SPD, die Deutschen, wir, sollten den Begriff „Antifa“
nicht kapern lassen, sondern ihn uns stolz zurück erobern.
Antifa muss (wieder) so positiv assoziiert werden, daß Storch
und Trump dumm dastehen, wenn sie auf die Antifa eindreschen und nicht etwa die
Demokraten, die sich gegen Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
engagieren.
Wir müssen uns den Begriff erhalten, ihn den
Pro-Faschistoiden abjagen.
Solche Vorhaben gelangen schon.
Konnotationen verändern sich. Das Wort „geil“ war einst so
drastisch und derb, daß ich mir scharfe Rüffel abholte, als ich das unglaubliche
Adjektiv stolz zu Hause präsentierte, nachdem ich es in der Grundschule
verraten bekommen hatte.
In meiner Kindheit war „schwul“ ein übles Schimpfwort; wer
gleichgeschlechtlich Liebende nicht diskriminieren wollte, sprach von „Homosexuellen“.
Dann aber begannen sich Schwule selbst „schwul“ zu nennen und den Begriff so
stolz und positiv zu besetzen, daß man sich wenige Jahrzehnte später selbst
schwul nennen kann, ohne Stirnrunzeln zu ernten.
Ähnlich war es mit dem Begriff „Hure“; ein noch übleres
Schimpfwort als „Nutte“.
Um sich nicht derartig diskriminieren zu lassen, nannten
sich Prostituierte aber irgendwann selbst immer öffentlicher und ungenierter „Huren“.
[….] Schimpfen können ist eine
Kunst, die nur wenige beherrschen.
Interessanterweise beherrschen
ausgerechnet die größten Schimpfer ihr Metier oft überhaupt nicht, sondern
beschränken sich auf eine simple Kombination aus Koprolalie und Echolalie.
Genauso funktionieren auch die
Pöbeleien des antidemokratischen Rassisten Donald Trump.
„Antifa! Antifa!“ ätzt er
beispielsweise und beweist mit der falschen Betonung, daß er sogar zu blöd ist
zu begreifen was er selbst verbal flatulenzt.
Besondere Häme trifft oft eher
den Pöbler als den Adressaten, weil sie dessen Beschränktheit offenbart.
So sind zwei der meist
verbreiteten Schimpfworte – „Wichser“ und „schwul“ – nur von geistig sehr
Minderbemittelten negativ konnotiert.
Masturbation und Homosexualität
sind in Wahrheit weit verbreitet, gesund und völlig normal.
Das betrifft auch den Begriff
„Antifa“.
Unter Demokraten sollte Einigkeit
bestehen, daß Faschismus die gefährlichste und verachtenswerteste Ideologie
überhaupt ist.
Antifaschismus ist geradezu der
Gründungskonsens beider deutscher Staaten nach 1945. Es musste erst gründlich
entnazifiert werden.
Faschisten mussten ihrer
Gesinnung abschwören.
Wie sollte es auch ausgerechnet
in Deutschland anders sein, nachdem der Faschismus mehr als einen Kontinent
vollkommen zerstörte, den Holocaust beging und darüber hinaus 55 Millionen
weitere Kriegstote verursachte?
„Wehret den Anfängen“ und „Nie
wieder!“ sind die einigenden Kernüberzeugungen aller deutschen Parteien.
Wer kein Antifaschist ist, muss
sich sehr ernste Fragen bezüglich seiner Verfassungstreue gefallen lassen.
Folgerichtig werden
Antifa-Aktivisten üblicherweise von Nazis, AfD-Flügelmännern und David Berger
attackiert.
Es ist eine Ehre für alle
Antifaschisten; wer den Zorn des zutiefst verlogenen und bösartigen
PiPi-Bloggers auf sich zieht, macht offensichtlich alles goldrichtig. [….]