Sonntag, 2. November 2014

Altbekanntes.


Als kleiner Hobbyblogger wundere ich mich immer wieder über Erkenntnisse der Profijournalisten.
Was war das für ein Bohei, als der SPIEGEL mit den angeblich so sensationellen Helmut-Kohl-Zitaten aus dem Buch von Heribert Schwan und Tilman Jens titelte.

Dabei wußte doch jeder, der Zeitung lesen kann seit Jahrzehnten, daß sich der Ex-Bundeskanzler einer proletigen Sprache bedient und extrem in Feinbildern denkt. Der Mann war schon immer extrem nachtragend und voller Hass gegenüber „Parteifreunden“, die ihm zu widersprechen wagten.

Kohl verachtet Geißler, Blüm, Süßmuth und Wulff – what else is new?
Genauso sensationell ist die Erkenntnis, daß George W. kein Fan von Saddam Hussein war.

Am Freitag nun entdeckte Holger Schmale von der Berliner Zeitung, daß die Pfarrerstochter, Vorsitzende der CHRISTLICHEN CDU und Kämpferin für den Gottesbezug in der EU-Verfassung Merkel selbst auch Christin ist!
Donnerschlach!
Wer hätte das gedacht?!

 [….] Lange Zeit hat die Kanzlerin wenig Persönliches über sich preisgegeben. Nun kehrt sie in ihre Heimatstadt Templin zurück und erzählt in der Kirche über ihren Glauben, ihre Zweifel und ihre Gebete.
[….] Angela Merkel ist heimgekehrt an diesem Freitagabend, nach Templin in der Uckermark und in die Kirche, in der sie einst konfirmiert wurde. [….] Lange Zeit hat Angela Merkel darauf geachtet, nicht sehr erkennbar zu sein. Nicht als Ostdeutsche, nicht als Frau, nicht als Christin. [….] Und nun steht sie in der Kirche, in der manchmal auch ihr Vater, der Pfarrer und Leiter eines theologischen Seminars in Templin, gepredigt hat. „Das ist Heimat“, sagt sie später auf eine Frage nach ihrem Gefühl an diesem Ort. Es ist Reformationstag, sie soll über das Thema „Christlich leben, politisch handeln“ sprechen. Und so gehört es zu diesem ungewöhnlichen Abend, dass sie über sich als Christin spricht, über ihren Glauben, den sie, wie sie sagt, ja nicht wie eine Monstranz vor sich her trägt. Wäre sie nicht die Vorsitzende der Partei mit dem C im Namen, wüsste man vielleicht gar nichts über ihr Bekenntnis. Sie empfinde das Christsein als „unglaublichen Schutz“, sagt Angela Merkel.
Sie könne in dem beruhigenden Bewusstsein leben, auch Fehler machen zu dürfen, denn sie wisse, dass sie nicht vollkommen sei. Zugleich bewahre sie der Glaube vor jeglichen Allmachtsphantasien und lehre Demut. Und ja, das stille Gebet, die Einkehr gehörten zu ihrem Leben wie die Freude, mit anderen das Vaterunser zu sprechen, sagt sie auf Fragen aus der Gemeinde nach ihrem Vortrag. [….]

Als ich vor Jahren mal auf Merkels persönliche Website klickte, hatte ich allerdings  auch schon einen kryptischen Hinweis darauf gefunden, daß es sich um eine Christin handeln könnte:

Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit - das sind die Grundwerte der CDU, die sich aus dem christlichen Menschenbild ableiten. Sie sind auch Richtschnur meines Handelns. Der Mensch mit seiner unveräußerlichen Würde und Einzigartigkeit muss im Mittelpunkt der Politik stehen.

Merkel lehnt Homorechte ab, agitiert gegen PID, propagiert religiöse Kinderverstümmelung und verurteilt Sterbehilfe. Stets christlich argumentiert.

Hatte Herr Schmale gedacht, das täte sie als Ungläubige?

Wenn Politiker auf ihre religiösen Überzeugungen pochen, kann man getrost davon ausgehen, daß als Nächstes die Ablehnung eines Menschenrechtes kommt.
Wer religiös Politik macht, will anderen etwas vorschreiben oder verbieten und ihnen eben NICHT erlauben frei über das Geschlecht des Ehepartners, PID, Schwangerschaftsabbruch oder Suizid zu entscheiden.

Merkels Christenüberzeugung kommt bei der Solidarität mit den Syrischen Flüchtlingen zum Tragen.
Insgesamt nehmen die 28 EU-Staaten alle zusammen weniger als 1% (weniger als EIN PROZENT!) der vom IS-Terror bedrohten auf.
Gerade ist das Ende der humanitären Mittelmeer-Überwachung „Mare Nostrum“ eingetreten. Ab jetzt wollen die christlichen EU-Regierungschefs lieber wieder mit der Aktion „Triton“ die Grenzen abschotten und die Verzweifelten in den überfüllten Booten absaufen lassen.

Mit einem Budget von monatlich 3 Millionen Euro verfügt «Triton» aber nur über ein Drittel der Mittel von «Mare Nostrum». Zudem konzentriert sich das Mandat von Frontex auf den Grenzschutz, und das Einsatzgebiet beschränkt sich auf die küstennahen Gewässer Italiens. «Mare Nostrum» hingegen war vor der libyschen Küste tätig und hatte die Suche und Rettung von Migranten zum Ziel. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kritisieren daher, mit dem Ende von «Mare Nostrum» würden die Bootsflüchtlinge ihrem Schicksal überlassen.

Merkel als Apologetin der Nächstenliebe-Religion hat ihre eigene christliche Deutung zu den Menschen in höchster Not, die zu Myriaden auch mit deutschen Waffen abgeschlachtet werden. Es wäre „nicht christlich“ noch mehr von ihnen in Deutschland aufzunehmen. Der Welt-Autor Robin Alexander findet das „mutig und klar!“

Angela Merkel kennt die schlichte Maria-Magdalenen-Kirche im brandenburgischen Templin wie kein anderes Gotteshaus: Hier ist sie als Mädchen allwöchentlich in die Christenlehre gegangen und konfirmiert worden. Heute besucht die Kanzlerin die Gottesdienste in dem Bau nicht mehr, der 1749 auf den Ruinen mittelalterlicher Vorgänger errichtet worden war. […]  Merkel, die nach eigenen Angaben regelmäßig betet, hat einmal erzählt, sie meide Kirchen, da die Menschen auch dort auf sie schauen würden. […]
In der gläubigen Menschen traditionell wichtigen Frage zum Lebensschutz positioniert Merkel sich vorsichtig konservativ: "Ich glaube, dass es richtig ist, dass wir ein sehr strenges Embryonenschutzgesetz haben in Deutschland.[…] Mutig und klar spricht Merkel hingegen über ihre Flüchtlingspolitik: Die Abschiebung in sichere Herkunftsländer sei "auf den ersten Blick vielleicht nicht christlich", aber "es ist vielleicht noch weniger christlich, wenn wir zu viele aufnehmen und dann keinen Platz mehr finden für die, die wirklich verfolgt sind". […]