Bevor sich Guido Westerwelle
offiziell geoutet hatte, wußte „man“ schon lange, daß er schwul ist.
Das war insofern relevant,
als die FDP und Guido selbst - übrigens bis heute - im Bundestag gegen gleiche
Rechte für Homosexuelle stimmten.
Als Rot/Grün vor 12 Jahren
die sogenannte „Homoehe“ erlaubte, sagte der Abgeordnete Westerwelle „Nein“.
Er sitzt auch jetzt
einträchtig in einer Koalition, die gegen Ehegattensplitting und Adoptionen bei
gleichgeschlechtlichen Paaren stimmt.
Nur outen kann man ihn
nicht mehr, um seine Glaubwürdigkeit zu unterminieren. Es kennt sowieso jeder „Herrn
Mronz“ und die Glaubwürdigkeit der Liberalen wurde schon vor Jahren restlos
entsorgt.
Als Guido noch ungeoutet
war, hatte das außerdem den Vorteil für die Yellowpress, daß man ständig
spekulieren konnte, wer wohl der geheime Freund des FDP-Chefs ist.
Lange
hielten sich Gerüchte, es müsse ein ganz hohes Tier sein, das die Beziehung
unbedingt geheim halten wolle.
Von mehreren Seiten hörte
ich damals, daß Guido Westerwelle und Giovanni di Lorenzo, Chef des
Tagesspiegels, ein Paar wären.
Als ich einen Berliner
Freund, der auch Journalist ist, nach Belegen für diese Geschichte fragte,
lachte er mich glatt aus. Das wisse doch schon seit Jahren JEDER, daß Guido und
Giovanni zusammen schliefen.
Es passte auch alle gut
zusammen.
Man konnte sich so manchen neoliberalen Artikel im Tagesspiegel
erklären.
Insbesondere der Aufstieg
der FDP-freundlichen Ursula von Weidenfeld zur Tagesspiegel-Vizechefredakteurin
(ab 2001) passte ins Bild.
Di Lorenzo und Westerwelle
schienen auch eine Menge persönliche Gemeinsamkeiten zu haben. Beide sind im
gleichen Alter, legen Wert auf schickes Ambiente und gehören zweifellos zu den
eitelsten Personen der Bundesrepublik.
Sie tun alles dafür ihr Gesicht in die Kamera zu halten. Diese Paarung
hätte also auch enorme Karriere-Vorteile gebracht; beide Männer hätten sich
gegenseitig protegieren und pushen können.
Daß Westerwelle sein Outing
so auffällig lange hinauszögerte erklärte sich ebenfalls durch den Liebhaber
di Lorenzo - er wollte nämlich seinen weiteren Aufstieg beim Holtzbrinck-Konzern
nicht durch Gerüchte gefährden, er habe seinen Job nur durch den
Politstar-Westerwelle erhalten.
Es passte alles perfekt.
Der einzige Haken an der
schönen Geschichte ist, daß sie nicht stimmt.
Guido und Giovanni hatten
nicht nur nie was miteinander, di Lorenzo ist noch nicht mal schwul.
Im
Gegenteil; er ist stramm katholisch und hat mit der Moderatorin Sabrina
Staubitz eine Tochter.
Eigentlich hätte man den
Italiener also wieder mögen können. Als Redakteur der Süddeutschen Zeitung,
Initiator vieler Aktionen gegen Rechtsradikalismus und Moderator der Sendung „Live
aus dem Alabama“ hatte er mir wirklich gefallen.
Insofern irritierte mich seine
vermeidliche Geschmacksverirrung mit Westerwelle.
Dennoch kam es nicht so
weit, daß ich di Lorenzo wieder liebhaben sollte.
Zum einen wurde seine
Eitelkeit immer extremer und zum anderen geriet er journalistisch immer mehr
auf Abwege.
„Im Februar 2010 schaltete
sich di Lorenzo in die Hartz-IV-Debatte ein, wobei er eine "massenhafte
Einwanderung in die sozialen Netze" unterstellte.“ (Wiki)
Ein anderer Total-Flop war sein devotes Guttenberg-Huldigungsbuch, mit dem er den notorischen Lügner und
Blender zurück nach Deutschland zu holen versuchte.
Der Papst-Bewunderer und
Kirchgänger kaufte den stramm rechtskatholischen Rheinischen Merkur auf,
gliederte ihn in die ZEIT ein.
In einem Aufsatz für die
neue ZEIT-Beilage „Christ-und Welt“ verkündete er stolz vor jeder Mahlzeit ein
Gebet zu sprechen.
Die ganze ZEIT wandelt sich mehr und mehr zum Kirchenblatt.Kirche ist allerdings von meinem Leben nicht zu trennen, zu stark ist meine christliche, genauer gesagt: meine katholische Prägung gewesen. […] Vor knapp zwei Jahren habe ich mit meinem Freund und Kollegen Axel Hacke ein Buch über die Werte unseres Lebens veröffentlicht; es trägt den Titel „Wofür stehst Du?“. Besonders eine Passage daraus hat eine Flut von Zuschriften und Kommentaren ausgelöst. Es geht darin nicht etwa um ein sexuelles Bekenntnis, sondern um ein religiöses. Ich schreibe da, dass wir seit einigen Jahren zu Hause wieder etwas haben aufleben lassen, was lange verschüttgegangen war: Vor dem Essen wird still gebetet, auch wenn Gäste da sind. Ich habe den Satz hinzugefügt: „Sehr oft ist es der schönste Moment des Tages.“
[…] Ein ähnlich emotionales Bedürfnis spürte ich an dem Tag, als Johannes Paul II. starb. Diese Szene schildere ich ebenfalls in unserem Buch: „Wenige Stunden vor (dem Tod des Papstes) machte ich mich mit meiner späteren Frau auf den Weg zur St.-Hedwigs-Kathedrale in der Nähe des Berliner Gendarmenmarkts. Es war schon spät, und in der Kirche waren viele junge Leute, die nicht so aussahen, als seien sie geübte Besucher von Gottesdiensten. In diesem Moment fühlte ich mich ganz und gar eins mit meiner Kirche. Das Gefühl war: Nicht wir waren ihm, dem Papst, im Sterben nahe, sondern der Papst war sterbend bei uns.(Giovanni die Lorenzo in Christ und Welt 18/12)
Es geht weit über eine journalistische
Nähe zum Christentum hinaus. So bewirbt die ZEIT beispielsweise offensiv, die
im eigenen Verlag erscheinenden „Ethik-DVDs“ des notorischen Lügners Bischof Wolfgang Huber.
Die von Evelyn Finger mit erbärmlichen journalistischen Mitteln geleitete ZEIT-Rubrik „Glauben und Zweifeln“ ist kaum
jemals etwas anderes, als eine Plattform für religiöse Eiferer.
Als Zeit-Abonnent bekomme
ich jeden Mittwochabend ZEIT-Werbung mit einem di Lorenzo-Video zugeschickt. Der
Versuchung sein Gesicht jedem zu präsentieren kann die Inkarnation der Eitelkeit
natürlich nie widerstehen.
Gestern war dort zu
hören/lesen:
Bei so einer Ankündigung eines notorischen Religioten, erwartet man nichts Gutes.Sehr geehrter Herr Tammoxam Donnerstag erscheint die neue ZEIT mit dem Wichtigsten aus Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur. Ich freue mich, Ihnen hier einige Themen der neuen Ausgabe vorstellen zu können.[…] Gesellschaft: Wo Gott nichts zu suchen hat – Ob es um Gotteslästerung, Beschneidung oder Kruzifixe geht; wer mit Glauben Politik macht, schürt immer Unfrieden. Soll Religion deshalb Privatsache sein? Ein Streit, der zur Zukunftsfrage wird. […] Geht es denn ohne einen religiösen Leitfaden im Politischen Leben???IhrGiovanni di Lorenzo, Chefredakteur(ZEIT-Brief vom 28.11.2012)
Aber es kam schlimmer als
schlimm.
Als Experten für das Thema
holten sich Evelyn Finger und di Lorenzo ausgerechnet den schwersten Religioten
der gesamten deutschen Politik.
Wolfgang Thierse, der
gerade vor einer Woche angesichts von zwei neuerlich publik gemachten Todesfällen
bei Säuglingsbeschneidungen massiv für Pimmel-Verstümmelung im Bundestag eintrat.
Ein „Religiot“ wird
eigentlich durch eine „partielle Denkschwäche“ oder eine „Inselverarmung bezüglich religiöser Dogmen“ gekennzeichnet.
So ein Mensch kann in allen
anderen Gebieten sehr intelligent sein.
Eigentlich.
Bei Thierse hingegen
schwappt seine religiotisch-dezimierte Hirnleistung weit in den normalen
Denkprozess hinüber.
Seine Aussagen zur allgemeinen Politik geraten dadurch
zuweilen so hanebüchen, daß man weniger von „Religiotie“, denn von „Grenzdebilität“
sprechen muß.
Der „Atheist-Media-Blog“ gab für das heutigeThierse-Interview in der Zeit dementsprechend auch ein „Eternal Facepalm.“
Dem kann ich mich nur
anschließen.
Thierse ist inzwischen so verblödet, daß es gar nicht mehr lohnt
auf seine einzelnen Aussagen inhaltlich einzugehen.
Der Prozess war übrigens
ein Schleichender. Als Thierse 1989 bundesweit bekannt wurde, erschien er noch
sehr vernünftig und war wegen seiner germanistisch geschliffenen
Formulierungskunst durchaus beliebt.
Nach 23 Jahren sind dem
Hardcore-Katholiken durch sein schweres Leiden an Morbus Religiosus aber
Urteilungsvermögen und Sachverstand vollständig abhanden gekommen.
Eine Auswahl aus dem
Thierse-Interview mit Evelyn Finger und Karsten Polke-Majewski von heute:
Ohne Glauben ist kein Staat zu machenThierse: Daran müssen sich die Europäer gewöhnen, Religion verliert nicht an Bedeutung. Sie führt keine bloße Restexistenz im privaten Raum. […] Ich staune darüber. Religion ist heute vitaler, als die Religionskritiker vorhergesehen haben.[…] Es gibt aber nicht nur Fundamentalismus im Islam oder bei den Evangelikalen, es gibt auch eine Art atheistischen Fundamentalismus. Der gegenwärtige Streit über die Beschneidung bringt jedenfalls eine beträchtliche antireligiöse Militanz an den Tag. […] Es mehren sich aber die Stimmen derer, die aus dem weltanschaulich neutralen Staat einen parteiischen Staat der Religionslosen und der Laizisten machen wollen. Das halte ich für falsch. Da bin ich überempfindlich, denn das habe ich alles schon erlebt. In der DDR gab es keinen Religionsunterricht an den Schulen, keine Militärseelsorge, keine öffentlichen Bekenntnisse. Und siehe da, das Ding ging unter! Tatsache ist, Religionslosigkeit kann gefährlich sein. Denken Sie nur an die schlimmsten religionslosen Verbrecher des 20. Jahrhunderts: Stalin, Hitler, Mao Zedong, Pol Pot.[…] Ich will einmal die Frage beantworten: Ist Religion überhaupt Privatsache? Und da sage ich einmal Ja und zweimal Nein. Ja, weil der Glaube des Einzelnen seine persönliche Sache ist und nicht vom Staat diktiert werden darf. Nein, weil Religion, zumal christlicher Glaube, nicht bloß das Fürwahrhalten von Glaubenssätzen ist, sondern auch Einweisung in ein gutes und sinnvolles Leben, in soziale Praxis und damit auch in Politik. Und noch mal Nein, weil die Gesellschaft vom Engagement der Bürger lebt, die aus ihren starken Überzeugungen heraus handeln, die über den eigenen Egoismus hinaus auf das Gemeinwohl zielen. Da sind Religionen geradezu unersetzlich.[…]Wenn ich als Christ sage, alle Menschen sind Kinder Gottes und haben genau darum die gleiche Würde – dann können Andersgläubige, zum Beispiel Atheisten, diese Prämisse nicht teilen, aber die Konsequenz daraus schon: dass Menschenwürde für alle Menschen gilt.[Staatlicher Unterricht über Religion] würde die Religionsgemeinschaften eher schwächen, die so unendlich viel für unsere Gesellschaft leisten, was der Staat nicht leisten kann. Wenn er alle Werte selber formulierte, würde er ein allmächtiger, allzuständiger, totalitärer Staat. Den missglückten Versuch habe ich in der DDR erlebt.
Zur inhaltlichen Kritik
verweise ich auf einen Kommentar von Thomas Hummitzsch im Diesseitsmagazin.
Ich bin leider zu schwach,
um noch weiter über Thierse zu schreiben, ohne in nicht jugendfreie Sprache zu
verfallen.
Außerdem möchte ich die AMB-Kommentare
zu dem Thierse-Interview empfehlen.
Deus Ex Machina am 29. November 2012 - 17:28“In der DDR gab es keinen Religionsunterricht an den Schulen, keine Militärseelsorge, keine öffentlichen Bekenntnisse. ”–> Wow, und im 3. Reich trug jeder Soldat “Gott mit uns” auf dem Gürtel, die Waffen wurden gesegnet etc. und trotzdem hat es von den gottlosen Bolschewiken den Arsch versohlt bekommen und ging unter.Skydaddy am 29. November 2012 - 18:19Ich glaube, beim kommenden Weihnachts-Ketzerpodcast können wir in den Kategorien “Gotteswahn” und “dümmster Spruch” Thierse einen Sonderpreis für sein Lebenswerk verleihen.AMB am 29. November 2012 - 18:26Thierse labbert Scheiße, keine Frage. Das Problem dabei ist, dass Thierse kein Niemand ist und sein Müll in einer großen Zeitung ablädt.Drawing Warrior am 29. November 2012 - 19:26Was glaubt der Mann eigentlich, was er mit seinem Gefasel erreicht?
Wenn ich ein Theist wäre und mich zum Atheismus äussern will, dann habe ich die verdammte Pflicht mich mal für 5-10 Minuten mit dem Thema zu beschäftigen.
Hinterfragerin am 29. November 2012 - 20:37Ich bin mir nicht sicher ob der Mann die offenkundige Absurdität seiner eigenen Argumentation, sein Messen mit zweierlei Maß, seine pauschalisierende Abwertung nichtgläubiger Menschen (mangelndes Wertefundament, inhärent undemokratisch, egoistisch) nicht erkennt – dann zweifle ich an seiner Intelligenz. Oder ob er sie sehr wohl kennt, aber Propaganda betreibt – dann zweifle ich an seiner Integrität.
Mich überrascht bei den
Themen Thierse und ZEIT gar nichts mehr.