Die 1984
in Berlin von Manfred Güllner gegründete „Forsa Gesellschaft für
Sozialforschung und statistische Analysen mbH“ ist eins der fünf großen
Demoskopie-Institute in Deutschland.
Mit
seinen gut 60 Festangestellten beliefert Güllner insbesondere den
Bertelsmann-Konzern, der frische Forsa-Zahlen wöchentlich bei seinen Ablegern
STERN und RTL verbreitet.
Forsa-Zahlen
erscheinen also sehr oft – insbesondere im Vergleich zum konservativen Dino der
Branche, Allensbach.
STERN
und RTL sind jedem bekannt und bei Wahlen stellt sich immer wieder heraus, daß
Güllners Daten tatsächlich innerhalb der ausgewiesenen Fehlergrenzen korrekt
sind.
Forsa liefert eine Menge Zahlen; sie erscheinen u.a. auch wöchentlich in der „Berliner Zeitung“, so daß man oft Passende findet, um seine eigene parteipolitische Interpretation zu untermauern.
CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke, Piraten. AfD |
Zweifelt
jemand die Zahlen an, lässt abfällig den „Umfragen sind keine Wahlergebnisse!“-Spruch
fallen, kann man auf die Treffsicherheit Güllners verweisen.
Passen
einem seine Zahlen nicht, weil die eigenen konservativen Parteien zu schlecht
sind, betont man abschätzig die SPD-Mitgliedschaft des Forsa-Chefs. So einer
müsse ja CDU und FDP schlecht aussehen lassen.
Sehen
die SPD-Zahlen zu niedrig aus, argumentiert man hingegen, Güllner sei ein alter
Schröder-Freund und mit der heutigen SPD-Führung bekanntermaßen zerstritten.
In Bayern
misst Forsa nur alle ein, zwei Monate die politische Landtagsstimmung. Die CSU
stören die Zahlen aus Berlin ganz erheblich.
Nach dem
Motto „Traue keiner Umfrage, die du nicht selbst gefälscht hast“ werfen Scheuer,
Söder und Co in dem Fall selbstverständlich die SPD-Mitgliedschaft Güllners auf
den Markt.
So geht
es ja nicht, daß Sozen sich zu bayerischen Belangen äußern. Das sei „stümperhaft
und unprofessionell“.
Horst Seehofer
hält sich ein eigenes Demoskopie-Institut, welches oft direkt für seine
Staatskanzlei arbeitet und die CSU in rosigerem Licht darstellt.
(….) Dieser Manfred Güllner, immerhin SPD-Mitglied, wird an
der SPD-Basis gehasst, weil seine FORSA-Prognosen immer besonders schlechte
Sozi-Werte zeigen.
OK, bei den
letzten drei Bundestagswahlen lag er zwar näher an den realen Ergebnissen, aber was schert uns die
schnöde Realität, wenn sie sich nicht der eigenen Sicht anpasst.
Jetzt geht
Forsa allerdings zu weit und wagt sich an Landtagswahlumfragen in Bayern, die
nicht die CSU-Lesart stützen, nach der Seehofer dort wegen seines scharfen
Antiflüchtlingskurses die absolute Mehrheit halte und die AfD diminuiere.
Stattdessen
melden Güllners Leute 40% für die CSU! (SPD 16%, Grüne 14%, AfD
10%)
Herrgottsakrakruzitürken,
es kann doch nicht sein, was nicht sein darf.
Die CSU-Spitze reagierte verärgert und attackierte
anschließend den Meinungsforscher: "Bei allen seriösen Umfrageinstituten
liegt die CSU seit vielen Monaten und auch zeitgleich stabil um 48
Prozent", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer auf Anfrage. Güllner
mache mit Forsa keine Umfragen, sondern Stimmung. "Sowas überhaupt zu
veröffentlichen, ist stümperhaft und unprofessionell."
CSU-Chef Horst Seehofer sagte, er nehme die Umfrage
nicht ernst. "Politische Kundgebungen von Herrn Güllner sehe ich immer
sehr gelassen."
Verdammter Güllner.
Eigentlich
macht fast nur die GMS Umfragen in Bayern und die ergeben in den letzten
Monaten stets 48% für die CSU.
Die GMS -
Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung – ist in den Augen Seehofers viel
seriöser.
Wenn die CSU eine Umfrage braucht, dann steht GMS
bereit. […]
Wer wissen will, wie der Bayer so tickt, der findet in
Helmut Jung vom Hamburger Meinungsforschungsinstitut GMS einen Kenner. […] In der Affäre um CSU-orientierte
Meinungsumfragen der bayerischen Staatskanzlei, für die der Steuerzahler
aufkommt, nimmt Jungs Meinungsforschungsinstitut eine Schlüsselrolle ein. Bei
GMS sind jene umstrittenen 108.000 Euro teuren Studien in Auftrag gegeben
worden, die Anleitungen enthalten, wie die CSU den politischen Gegner
kleinhalten kann. Im Umgang mit dem Koalitionspartner FDP rät die Studie aus
dem Jahr 2008 sogar dazu, den Konflikt zu suchen.
Regierungs- und Parteichef Horst Seehofer findet daran
nichts Verwerfliches. […] Die Frage,
ob es sein könne, dass ein Meinungsforscher ohne Auftrag politische Analysen
liefert, führt tief ins Innenleben von Partei- und Regierungsarbeit - und
schließlich zu der Erkenntnis, dass die CSU das lange Zeit sowieso als Einheit
betrachtet hat. Und Jung hat davon in besonderer Weise profitiert.
Sowohl die CSU, die parteinahe Hanns-Seidel-Stiftung
als auch die Staatskanzlei haben nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung über
viele Jahre hinweg regelmäßig bei Jung Expertisen in Auftrag gegeben. In der
Partei gilt er als "Haus- und Hof-Demoskop der CSU", berichtet einer
aus der Führungsspitze, der ihn vor etwa 20 Jahren kennengelernt hat. Ein
Sprecher der Staatskanzlei gibt an, dass die Regierungszentrale seit 1997 mit
dem Meinungsforscher zusammenarbeitet. […]
Die
Forsa-Zahlen können gar nicht stimmen, denn nur die absolute CSU-Mehrheit in
Bayern gilt Seehofers Jungs als schlagkräftiges Argument gegen die CDU in der
Flüchtlingsfrage.
Und wieso
sollten die bayerischen Wähler auch nicht die grandiosen CSU-Politiker mit
einer absoluten Mehrheit ausstatten? (….)
Nachdem
sich Söder und Seehofer aber auch offener Bühne bekriegen, der CSU-Chef in eine
zweijährige Pöbelorgie mit der CDU-Chefin verstrickt war, passierte allerdings
bei der Bundestagswahl Ungeheuerliches.
Es
brachen echte CSU-Zahlen über die Staatspartei herein, die man nicht auf „stümperhafte
und unprofessionelle“ SPD-Institutsleiter schieben konnte.
(…..)
In Westdeutschland erzielte die AfD ihren größten Zugewinn in Bayern.
Die AfD gewann in Bayern seit 2014 ungeheuerliche
632.594 Wählerstimmen hinzu und holte mit 12,4% ihr bestes Ergebnis aller
westdeutschen Bundesländer. Den größten Absturz gab es im Wahlkreis Ingolstadt,
der Heimat Seehofers, mit Einbußen von 13,9 Prozentpunkten.
Wenn das in dem Bundesland passiert, dessen Regierungschef
sich so brutal und unversöhnlich wie niemand anders gegen Merkels
Flüchtlingspolitik stellte, bestätigt das die simple Regel „man wählt lieber
das Original“. (….)
Dobrindt
und Scheuer backen nun kleinere Brötchen, trauen sich nicht mehr mit
stolzgeschwellter Brust auf FORSA einzuprügeln.
Möglicherweise
haben sie dazu auch keine Zeit, weil der Crazy-Horst-Nachfolgestreit voll entbrannt ist.
[….]
Herrmann oder Söder? Die CSU erwartet auf
jeden Fall eine Katastrophe
Denn egal wer den
Zweikampf gewinnt, von der absoluten Mehrheit im Landtag kann sich die Partei
so gut wie sicher verabschieden. Welche Szenarien jetzt denkbar sind. [….]
Forsa
misst die CSU jetzt in der Landtagswahl-Sonntagsfrage mit 38%.
Eine
Katastrophe.
Insbesondere,
da die beiden knochenkonservativen CSU-freundlichen Institute INSA und GMS noch unfreundlicher sind.
Wie
redet sich Scheuer diesmal raus?