In europäischen
linken Kreisen ist Barack Obama natürlich schon deswegen verhasst, weil er nun
einmal US-Präsident ist.
Als
solcher ist er Oberbefehlshaber der stärksten Armee der Welt und dominiert (noch)
die Wirtschaftsordnung des Planeten.
Tatsächlich
könnte man abendfüllend über die Untaten und Amoral und Heuchelei Amerikas
sprechen.
Es
stimmt aber auch, daß man bei den meisten anderen Nationen ähnliche
Bauschmerzen bekäme, wenn sie über diese weltdominierende Militär- und Wirtschaftsmacht
verfügten.
Es
stimmt aber auch, daß man es sich einigermaßen bequem macht, wenn man moralisch
überheblich auf Militär verzichtet und von Pazifismus redet, während der IS
Tausende abschlachtet, Frauen versklavt, Kinder massakriert.
Dann auf
einmal hätte man es doch ganz gerne, wenn der große Bruder USA mal
draufschlägt.
Es
stimmt aber auch, daß man gerade im Nahen Osten kaum einen Konflikt findet, der
nicht durch amerikanische Eingriffe und Einflüsse in der Vergangenheit erst
richtig geschürt worden wäre.
Es
stimmt aber auch, daß in gemütlich geheizten deutschen Wohnungen mit vollem
Magen entspannter über Krisenursachen philosophiert, als im kurdischen Kobane
während IS-Truppen einfallen und wie im Rausch alles köpfen.
Amerikas
Rolle in der Welt ist eine schwierige.
Als
Amerikaner fühle ich mich besonders frei in sozialen Netzwerken und Blogs
Washingtons Politik mit äußerster Schärfe zu kritisieren.
Es gibt
dazu jeden Grund.
Aber man
hüte sich vor Pauschalurteilen. Die Doofheit der Amerikaner läßt sich zwar oft kaum aushalten, aber das Land ist
verdammt groß und verdammt heterogen. So wie es nach europäischen Maßstäben
unterirdisch verblödete Politiker im Kongress gibt (McConnell, Cruz, Rubio,
Paul, …), leben andererseits auch Kiffer, Linke, Intellektuelle und wahnsinnig
nette Menschen in Amerika.
Nach
meiner bescheidenen Erfahrung gibt es die schärfsten Kritiker der amerikanischen
Politik in Amerika selbst.
Und
immerhin, das muß man schon einräumen, ist dort gesellschaftlich meistens
einiges in Bewegung.
Die Bewegungen verlaufen keineswegs parallel zu Europa. Daher hat man den Eindruck, Amerika befände ich partiell noch in der moralischen Steinzeit. Das beweisen rassistische Cops, Waffenwahn und Todesstrafe.
Die Bewegungen verlaufen keineswegs parallel zu Europa. Daher hat man den Eindruck, Amerika befände ich partiell noch in der moralischen Steinzeit. Das beweisen rassistische Cops, Waffenwahn und Todesstrafe.
Gleichzeitig
geht es aber bei Teilaspekten rapide voran; da ist Amerika inzwischen
meilenweit vor Europa.
Rechtsradikale
Fundi-Christen kämpfen deswegen so verbissen gegen die Homoehe, weil sich die
öffentliche Meinung dazu in der vergangenen Dekade RASANT verändert hat.
Als
RotGrün 1999 das Gesetz zur eingetragenen Lebenspartnerschaft Schwuler und
Lesben plante, war das revolutionär für amerikanische Verhältnisse.
Nun wird
es aber bald so sein, daß Amerika weit vorbei gezogen ist, daß Homosexuelle
rechtlich völlig gleichgestellt sind. Leihmutterschaften und Adoptionen sind
ohnehin schon deutlich liberaler als beispielsweise in Deutschland geregelt.
Ähnliches
gilt auch für die Einstellung zum Cannabis.
Ich
staune auch gelegentlich, wenn ich mit Verwandten in den USA telefoniere, wie
knallhart teilweise Umweltschutzrichtlinien durchgezogen werden.
Wie
pragmatisch einige Dinge geregelt werden, die Upcycling oder Recycling
betreffen.
In NY muß
man nicht wie der letzte Depp Hamburgs mit einem Schreibtisch oder einer
Waschmaschine oder gar alten Schuhen zu einem der wenigen Recyclinghöfe
tuckern, wo man dann erst zwei Stunden Schlange steht, dann viel Geld bezahlen
muß und schließlich auch noch extrem unfreundlich behandelt wird.
Nein, in
NY ruft man eine Servicenummer, dann kommen am nächsten Tag freundliche
Menschen ins Haus, holen nicht nur kostenlos alles ab, sondern geben einem
dafür sogar noch eine Tax-Quittung, so daß man den Gegenwert der alten Sachen
bei der nächsten Steuererklärung abziehen darf.
Ja,
schon, Amerika ist scheiße.
Aber
Amerika ist auch gelegentlich ziemlich toll.
............
To be
continued.