Sonntag, 19. April 2015

Kinder

Die Grundweisheit aller Werber ist die große menschliche Affinität zu Hunden und Kindern.
Außer Sex ist das die sicherste Methode Sympathien zu generieren. Deswegen lassen sich auch alle Mächtigen so gerne mit Babys und Hunden im Arm fotografieren – Putin, GW Bush, Hitler, Päpste; darin sind sie alle gleich.

Zu Kindern habe ich das gleiche ambivalente Verhältnis wie zu Hunden.

Ich mag die nicht und will von denen nicht öffentlich durch Lärm oder Gestank oder Exkremente belästigt werden.
Dabei bin ich mir natürlich darüber bewußt, daß es die Schuld der jeweiligen Halter ist, wenn Köter oder Bälger unerträglich werden.

Andererseits habe ich immer Mitleid mit Viechern und Gören; ständig bemerke ich wie lieblos die behandelt werden und stelle mir vor wie viel besser ich sie hegen und pflegen würde.

Beispiel:
Vor Jahren besuchte mich mal eine Freundin, die schon lange nach Südeuropa ausgewandert war. Wir hatten uns ewig nicht gesehen und dann steht sie mitsamt ihres hüfthohen sabbernden Köters in meiner Wohnungstür. Ich sagte, es täte mir furchtbar Leid, aber da ich nun einmal schwer allergisch auf Tierhaare sei, könne ich den nicht in meine Wohnung lassen (und ließ mir nicht anmerken wie angesäuert ich war, daß sie das Vieh ungefragt einfach mitbrachte).
Sie nahm das aber ganz locker und sagte Hasso könne genauso gut im Auto bleiben, das mache dem nichts aus.
Sie, die Tierfreundin machte das immer so, während mir, dem „Tierfeind“ der arme Hasso natürlich keine Sekunde aus dem Kopf ging und ich mir immer vorstellte, wie der im glühenden Auto hocken mußte.

Oder diese Youtuber. Die haben auch alle Hunde – in englisch „puppies“ (animal oder dog wäre viel zu abwertend) und berichten dann ganz erstaunt darüber, daß ihr geliebtes Schmuseobjekt es irgendwie nicht gut findet, in Herrchens Abwesenheit in einen winzigen Käfig gesperrt zu werden, in dem sie sich noch nicht mal umdrehen können.

Vermutlich habe ich genau deswegen auch keine Hunde und Kinder. Ich mache mir viel zu viele Gedanken und wäge die Verantwortung ab.
Mein Kind sollte schon die optimalen Startbedingungen haben. Für MEIN Kind sollte das ein Umfeld aus vielen Erwachsenen sein, die sich alle gern kümmern, finanzielle Sicherheit und eben auch keine kleine Stadtwohnung, sondern irgendwas Größeres, wo es Auslauf und Garten gibt.
Da ich das alles nicht zur Verfügung habe, lasse ich es auch lieber.

Das Blöde an Kindern ist aber, daß sie nicht nur generell überall geboren werden – ohne vorher nach der Qualifikation ihrer Erzeuger zu fragen – nein, sie schlüpfen sogar vermehrt da aus, wo es ihnen schlecht geht.

Zoos haben immer damit zu kämpfen, daß sich ihre Säugetiere nicht vermehren, wenn die Haltungsbedingungen zu schlecht sind.
In zu kleinen Gehegen und bei mangelnder Pflege poppen sie erst gar nicht.
Homo Sapiens ist die einzige Säugetierrasse, die so degeneriert ist, daß sie gerade unter übelsten Bedingungen wie verrückt Kinder zeugt.
Die höchsten Geburtenraten der Erde haben Afghanistan, der Jemen und der Gazastreifen – nur noch getoppt von den afrikanischen Armenhäusern Niger, Somalia, Mali, der Tschad, Kongo und Burundi.
Schlau ist das nicht, liebe Embryonen! In Deutschland, Japan oder Österreich hättet Ihr es besser.

Aber selbst die Babys, die schlauerweise in Deutschland ausschlüpfen, suchen sich ihre Eltern unter ökonomischen Aspekten falsch aus.
Es gibt einen linearen Zusammenhang von Einkommen, Bildung und Kinderanzahl.
Je ärmer und je ungebildeter, desto mehr Kinder bekommt eine deutsche Frau.
In Hamburg kann man das direkt in der Kinderrangfolge der Stadtteile sehen:
Die höchste Geburtenrate hat der Problembezirk Jenfeld im Osten Hamburgs; die wenigsten gibt es in den reichen Stadtteilen rund um die Binnenalster.
Über 50% der über 40-Jährigen Akademikerinnen haben keine Kinder. Gleichaltrige HarzIV-Bezieher haben fast immer Kinder.
Und nein, das soll natürlich nicht bedeuten, daß Ärmere keine guten Eltern sein können. Aber pauschal betrachtet sterben Arme viel früher und sind deutlich ungebildeter. In keinem anderen Europäischen Land hängen Bildung und Gesundheit so sehr vom Portemonnaie der Eltern ab.

(Das liegt an unserer Familien- und Finanzpolitik, die Reiche überproportional begünstigt, große Summen für Steuernachlässe und Ehegattensplitting ausgibt, während die Klein- und Gar-Nicht-Verdiener leer ausgehen, da sie ohnehin keine Steuern zahlen. Wir subventionieren die Ehe, nicht aber Kinder. Kinderlose Großverdiener bekommen die relativ höchsten Steuervergünstigungen, während unverheiratete oder alleinerziehende Wenig-Verdiener nichts bekommen. Kindergeld wird an Milliardäre ausgezahlt, die das nun wirklich nicht brauchen und dafür werden mit der Herdprämie gerade die Ärmsten und Doofsten davon abgehalten ihre Kinder früh zu bilden. Etc)

In den letzten Wochen gibt es verstärkt Talkshows über „natürlichen und unnatürlichen Kinderwunsch.“
 Maischberger lässt Homo-Gegner auf Conchita Wurst los titelte Queer.de:


In dieser Beziehung hat David Berger wirklich RECHT:
Ginge es nicht "NUR" um Schwule, sondern beispielsweise um Schwarze oder Juden würde man niemals Rassisten oder Antisemiten 75 Minuten Sendezeit geben, um zu erklären, daß sie "Neger" und Juden nicht ausstehen können.
Geht es aber "nur" gegen Homos, finden ARD und ZDF es völlig in Ordnung Hetzern wie Michaela Freifrau Heereman oder Björn Höcke die Gelegenheit zu geben Homohass zu schüren.
Und wir wissen von PEGIDA oder auch den katholischen Anti-Homodemos in Frankreich, daß solche "Thematisierungen" direkt zu mehr Gewalt und Übergriffen führen.   Wenn sich also anschließend irgendwelche Dumpfbacken animiert fühlen einen Schwulen auf der Straße niederzuschlagen, können die sich unter anderem bei Maischberger bedanken.

Ich kann dazu nur empfehlen mit der Einschaltquote dagegen zu kämpfen. Das sollte sich einfach niemand angucken.

Der Presseclub von heute Morgen setzte ähnlich an. Thema:

Wünsch Dir was – Schwangerschaft um jeden Preis?
Mit ihren 65 Jahren ist Annegret Raunigk zwar ein extremer Fall, aber es fahren offenbar tausende deutscher Frauen ins Ausland, um sich dort fremde künstlich befruchtete Eizellen einsetzen zu lassen.

Der besorgte Deutsche Michel fragt sich nun immer mehr, wer eigentlich Kinder bekommen darf.
Schwule, Lesben, Omas?
Sollen die das überhaupt dürfen?
Ist das nicht total unnatürlich und wider die Biologie; so die Lieblingsargumente der christlich-konservativen Homophoben.

Mit „Biologie“ und „Natur“ gerät man aber auf Abwege.
Ginge es danach, bekämen auch Neun- und Zehnjährige Kinder. Biologisch geht das.
„Natürlich“ ist es auch, daß hunderttausende Ältere erblinden, weil sie Grauen Star bekommen. Unnatürlich ist es mit Hightechmedizin eine 30-Minütige Cataract-OP zu durchzuführen, bei der die natürliche getrübte Linse gegen eine Künstliche ausgetauscht wird und man sofort wieder perfekt sehen kann. In der Bibel gibt es das nicht.  Da liegen Blinde als Bettler auf der Straße rum.
Es ist auch natürlich an Lungenentzündung, Masern oder Malaria zu krepieren. Vermutlich würden in dem Fall aber auch katholische Traditionalisten moderne Hightech-Antibiotika bevorzugen.
Das Biologisch-Unnatürliche ist in vielen Fällen unbestreitbar besser.

Auch soziologisch gibt es kaum Unklarheiten; weil man mittlerweile die Kinder von Lesben und Schwulen untersucht und befragt hat.
Die Ergebnisse vieler Studien sind eindeutig. Ganz im Gegensatz zu dem was Christliche Eiferer und Lügner wie Angela Merkel zu dem Thema behaupten, sind Kinder aus homosexuellen Beziehungen glücklicher und erfolgreicher im Leben als Hetenkinder.
Der Grund dafür ist simpel und klar:
Heterosexuelle bekommen Kinder auch aus Versehen, zur Unzeit oder gar gegen ihren Willen. Solche Kinder können dann stören oder in sehr suboptimalen Verhältnissen aufwachsen. Schwule und Lesben hingegen haben fast nur Wunschkinder; gerade weil sie es schwerer haben eins zu bekommen. Für sie erfordert es viel Planung, womöglich finanziellen Aufwand und Überlegungen. Das tut man nur, wenn man wirklich ein Kind will.

Und da ist noch etwas, das die religiotischen Eiferer aus CDU und diversen „Lebensschutz“-Organisatoren noch nicht begriffen haben:
Schwule und Lesben werden nicht durch Propaganda zu solchen gemacht und „bekennen sich“ dazu. Nein, es gab sie schon immer und zwar in derselben Zahl. Sie wurden aber entweder kriminalisiert oder aber dazu gezwungen sich gegen ihre Natur zu entscheiden, ihre Persönlichkeit zu unterdrücken und heterosexuell zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Ob es diese Kinder als Sprößlinge von unglücklichen Eltern in einer nichtliebevollen Beziehung so viel besser hatten, wage ich zu bezweifeln – um es euphemistisch auszudrücken.

Das kurioseste Argument lieferte mal wieder der verwirrte Dampfplauderer Franzl.

"Wer keine Kinder bekommt, ist egoistisch"   [….] Der Papst hat Paare getadelt, die sich gegen Nachwuchs entscheiden. [….] Während einer Generalaudienz auf dem Petersplatz kritisierte er Paare, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden. Dies sei eine "egoistische Wahl", zitiert unter anderem der "Guardian" aus der Rede. "Eine Gesellschaft mit einer erfolgsorientierten Generation, die sich selbst nicht mit Kindern umgeben will, und für die Kinder vor allem etwas Störendes, eine Belastung, ein Risiko darstellen - das ist eine deprimierte Gesellschaft." [….]

Es wird Zeit, daß jemand den wirren Tattergreis endlich mal in eine Gummizelle bringt.
Der Mann steht einer Organisation vor, die ihre 400.000 Geistlichen, also den Hirten, die den Menschen erklären sollen was richtig ist, zu Zölibat und Kinderlosigkeit ZWINGT.
Und eben jene Pfaffen, Prälaten und Eminenzen sind es, die in den Medien den EGOISMUS der Schwulen und Lesben kritisieren.
Es sei nämlich egoistisch Kinder zu bekommen, sie sollten sich nicht auf Kosten der Kinder selbstverwirklichen.
Es ist also egoistisch keine Kinder zu bekommen und es ist egoistisch Kinder zu bekommen – sagen diejenigen, die es für natürlich halten nie in ihrem Leben Sex zu haben – außer MIT Kindern. Aber das natürlich nur heimlich.
Aber sie kennen sich aus; wissen, daß man Kinder schlagen sollte – zu ihrem eigenen Wohl.
Just erst erklärte der katholische Fernsehpfarrer Buschor auf KTV, Kinder müsse man nicht nur schlagen, sondern diese sollten ihren Eltern auch noch sehr dankbar dafür sein. Eltern, die ihre Kinder nicht (mit Prügeln) straften, wären keine lieben Eltern.

Kinder, jetzt schon Lebende und Zukünftige, sollte man vor den Ansichten und Einflüssen der Christen und Konservativen schützen.

Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der alle Kinder Wunschkinder sind und nicht geboren werden, weil jemand eine Aufgabe oder Ansehen oder ein Einkommen oder einen Erben braucht.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der das Wohl und Wehe einer Kindheit nicht vom Geld der Eltern abhängt.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der alle Kinder gleichermaßen akzeptiert werden – egal ob adoptiert, ehelich, unehelich, dunkelhäutig, Roma, mit Homoeltern oder nur einem Elternteil.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der eingegriffen wird, wenn Kinder misshandelt werden. Dazu gehört auch dafür zu sorgen, daß Kinder geimpft und vernünftig ernährt werden.

Ich wünsche mir aber auch eine Gesellschaft, in der Eltern nicht den Spieß umdrehen und sich aufgrund der angeblichen demographischen Katastrophe als Superhelden inszenieren, nur weil sie Kinder haben.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der Kinder als etwas Natürliches behandelt werden.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der Kinder nicht als Rechtfertigung für die Existenz ihrer Mütter dienen.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der Kinder weder zu wenig, noch zu viel Aufmerksamkeit bekommen.

Als ich in das Alter kam, daß ehemalige Mitschüler anfingen Kinder zu bekommen, begann vor jedem Treffen das große Bangen, ob die kleinen Störenfriede wohl mitgebracht werden oder nicht.
Anwesende Kinder bedeuteten nämlich, daß jedes Erwachsenengespräch unmöglich wurde, daß man sich nur und ausschließlich um das Kind kümmern mußte, daß die jungen Mütter mit größter Selbstverständlichkeit ihr Kind in den absoluten Mittelpunkt rücken und ausführlich von jedem einzelnen Brabbler und Pups berichteten.
Natürlich kam dann die unvermeidliche Fotosession. Es war ja noch vor dem Smartphone-Zeitalter, also mußte man ständig dicke Alben mit tausenden Bildern ansehen. Bei solchen Gelegenheiten bekommt man auch Bilder von den Kindern anderer Leute geschenkt – genau wie heutzutage auf allen Weihnachts- und Geburtstagskarten.

Hier muß dringend abgerüstet werden.
Es ist richtig und gut, daß die allermeisten Eltern ihre eigenen Kinder für großartig, hochbegabt und besonders süß halten.
Was für eine schreckliche Vorstellung ein Kind wüchse mit dem Wissen auf, in den Augen seiner Eltern gerade Mal ausreichend oder häßlich zu sein.
Tatsächlich sind aber NICHT alle Kinder gleichermaßen niedlich und hübsch.
Und so kommt es zu unerträglichen Elefant-im-Raum-Situationen, wenn eine junge Mutter ob ihres offensichtlich überfressenen Wechselbalges mit Silberblick nicht mehr aufhört zu schwärmen.
Eltern müssen wieder einsehen, daß Kinder nicht jeden interessieren, daß sie nicht überall hinpassen, daß sich nicht jeder freut, wenn während eines Telefonats mitten im Satz plötzlich der Hörer an die bahbah-glucksende anderthalbjährige Helga weitergegeben wird und man dann zehn Minuten sinnloses Brabbeln hört, während im Hintergrund ein leises „issi nich süß?“-Gesäusel der Mutter zu vernehmen ist.

Ich gehe sogar noch weiter und nenne die übertriebene Zurschaustellung der eigenen Brut eine Art Kindesmisshandlung.
Der extremste Form davon sind sicher die US-amerikanischen Schönheitswettbewerbe von Babys und Kleinkindern, die stundenlang geschminkt und zu Pädophilen-Fetischen aufgebrezelt werden.
Nur etwas weniger pervers sind deutsche TV-Shows wie Mini-Blayback-Pädo-Arena, oder the voice-Kids, bei denen schwere seelische Schäden den Blagen verursacht werden können.

Da läuft irgendwas fürchterlich aus dem Ruder.
Aus meiner Kindheit gibt es jede Menge private Bilder, die mich und andere völlig unschuldig im Sommer nackt rumplantschend zeigen.
Niemand hat sich zu der Zeit etwas dabei gedacht. Im Post-Edathy-Zeitalter gilt das womöglich schon als erster Schritt zur Kinderpornographie.
Dabei wurden diese harmlosen Bilder natürlich nie veröffentlicht, sondern befinden sich bis heute fest eingeklebt in den Familienalben.
Viel schlimmer ist das was heute in den sozialen Medien geschieht.
Ungeniert posten Eltern massenhaft Bilder ihrer Brut, stellen sie für immer ins Internet, stellen sie somit auch jedem unbegrenzt zur Verfügung.
Bei meinen europäischen Freunden beobachte ich diesbezüglich noch eine gewisse Zurückhaltung.
Die Amerikaner kennen hingegen überhaupt gar keine Hemmungen, posten Ihr Kinder ab der Geburt mit vollen Namen und realer Anschrift in jeder nur erdenklichen Pose. Seit einigen Jahren nicht mehr wegzudenken für Kinder im Alter zwischen 0 und 3 Jahren: HEADBANDS von Pinkbow.
Perverser geht es nicht mehr. Ich kann davon kein Bild posten, weil mir davon mein Mittagessen noch einmal durch den Kopf geht.
Die Pädophilen von heute haben es leicht. Sie müssen nicht mehr umständlich im kalten Winter onanierend in einem Busch neben dem Spielplatz hocken und sich die Hoden frosten, sondern brauchen nur mal eben Facebook anzuklicken.
Diese Twitter- und Facebook-Eltern haben nicht nur den Bezug dazu verloren, wie man ihre Informationen missbraucht, sondern sie ahnen gar nicht wie sehr sie ihren Bekannten damit auf die Nerven gehen.
Außerdem bin ich natürlich froh über die Gnade der frühen Geburt; von mir existieren keinerlei peinliche Kinderbilder im Netz.
Wie wird es wohl sein, wenn die ersten Menschen als Erwachsene berühmt werden – weil sie vielleicht Kanzler oder Präsident sind  - und jeder mit zwei, drei Klicks unendliche Mengen von Videos finden wird, die sie auf dem Klo, beim Sex, betrunken, mit Pickeln und allen anderen erdenklichen peinlichen Situationen zeigen?
Werden solche Menschen nicht womöglich ihren Eltern den Kopf dafür abreißen wollen, weil sie bevor sie sich wehren konnten der Welt zur Schau gestellt wurden?

[….]  Das Zurschaustellen der eigenen Kinder im Internet ist Missbrauch
[….] In vieler Hinsicht sind „Kinder“ die Erfindung Erwachsener geblieben. Im Zeitalter des weltweiten Netzes sind heute Hunderttausende Erwachsener die Produzenten der Repräsentationen von Kindern, oft ihrer eigenen. Dieser Tage wird das Phänomen der „jüngsten Bloggerin der Geschichte“ erkundet: Mariam, genannt Mimi, zwei Jahre alt. Ihre Eltern im niedersächsischen Delmenhorst haben für die Tochter ab dem Tag der Geburt einen Blog eingerichtet. „Mimi“ ist zu sehen, wie sie Kringel auf Papier kritzelt, Mängel auf dem Spielplatz mit ihrem Smartphone (!) ablichtet oder Tannenzapfen aufliest.
[….]  Der Berliner Kinder- und Jugendpsychiater Andreas Wiefel erklärt, man müsse sich hier die Frage stellen: „In wessen Interesse geschieht das?“ Im Phänomen der Internet-Tagebücher von Eltern, die teils bereits Neugeborene im Kreißsaal zeigen, sieht Stefan Aufenanger, der an der Uni Mainz zu Medienpädagogik forscht, eines der „Symptome der Selbstpräsentation“ in digitalen Medien.
[….] Doch es geht noch um mehr. Denn besonders beliebt im Internet sind Aufnahmen von Kleinkindern und Kindern im Schulalter, die Erwachsene durch ihre Missgeschicke entzücken, etwa in dem Format „Upps – die Superpannenshow“. Für diese Show schicken Eltern Videos ihrer Kinder, wie sie von einer Treppe fallen, bei einem Sprung ausrutschen, panisch vor einem Hund flüchten, von einem Wasserstrahl umgeworfen werden und dergleichen. [….] Enorm ist die Resonanz auf die Darstellungen der Unglücke Unmündiger im Alltag auf YouTube. Dort wurde ein Video, das einen Zehnjährigen zeigt, der nach einer Betäubung beim Zahnarzt auf einem Autorücksitz taumelnd zu sich kommt – „David after dentist“ –, bisher nahezu 130 Millionen Mal angeklickt. [….]

Gnade!