Dienstag, 28. Juni 2016

Unendliche Dummheit.



Ja, schön blöd von den jungen Briten.
Drei Viertel der unter 30-Jährigen wären gern in der EU geblieben, aber sie wurden von der englisch-walisischen Gerontengeneration Plus65 überstimmt.
Die Jugend-Ikone Lili Allen fasste es am Abend des 23.06.2016 mit ihrem inzwischen weltberühmten Tweet zusammen:

„Well millennials. We're really really fucked.“

Statt sich a posteriori selbst zu beweinen hätte es allerdings eine Alternative gegeben:
Wählen gehen!
Bei den 18- bis 24-Jährigen lag die Wahlbeteiligung bei knapp über einem Drittel, während die über 65-Jährigen mit 83%-Beteiligung abstimmten.
Die Jungen haben die Zukunft verpennt, weil sie zu phlegmatisch waren, um sich zu den Wahlurnen zu schleppen.

Es wurde also wieder einmal eine Entscheidung wider das Volk getroffen, weil das Volk selbst zu doof war.

Wir kennen das aus Deutschland. Hier korreliert die Wahlbeteiligung mit dem Portemonnaie.
Je reicher, desto mehr gehen die Menschen wählen.
Die Blankeneser und Bogenhausener gehen fast alle zur Wahl, während die HartzIVler in den Problemvierteln am Wahlsonntag träge zu Hause bleiben und sich, dumm wie sie sind, anschließend wundern, daß wieder die CDU gewonnen hat und Politik für die Reichen gemacht wird.

Der demokratische Parlamentarismus ist in der Theorie die bestmögliche Staatsform. In der Praxis scheitert er aber an der Apathie der Bürger, die enorm viel Zeit für Heidi Klums Top-Modelshow und Dieter Bohlens Castingwahn investieren, aber zu dröge sind eine Tageszeitung oder gar ein Wahlprogramm zu lesen.

Erst Engagieren und Informieren, anschließend wählen.
Nur so kann unsere Gesellschaft besser werden.

Das dachte ich zumindest bis März 2016, als plötzlich die Wahlbeteiligung hoch ging, aber davon nur die AfD profitierte.
Ähnlich wie Trump hatten die braunen AfD-Eumel eine bisher politikferne Minder-IQ-Klasse an die Wahlurnen geholt, die zwar keine Ahnung, davon aber reichlich, hatte.

Informationen aus der eigenen inzestuösen Facebookblase, von dubiosen rechtsextremen Blogs und Hetzportalen wie „JF“, „PI“, „Kopp“, „Compac“ oder „DWN“ darf man natürlich nur dann konsumieren, wenn man durch viele seriöse Informationen so gefestigt ist, daß man Unsinn auch zweifelsfrei als Unsinn erkennt.

Demokratie kann nur funktionieren, wenn die demokratischen Wähler über eine Mindestqualifikation verfügen, anderenfalls müßten sie von der Stimmenabgabe ausgeschlossen werden.
Unglücklicherweise ist es aber auch ein demokratisches Prinzip, daß eben nicht bestimmte Menschen von der demokratischen Partizipation ausgeschlossen werden.
Jeder hat eine Stimme und jede Stimme ist gleich viel wert.
Susanne Klatten mit ihrem 17-Milliardenvermögen und ihren Konzernen hat bei einer demokratischen Abstimmung genauso viel zu sagen, wie die aufstockende Lidl-Kassiererin mit den fettigen Haaren.

Für einen funktionierenden Parlamentarismus müßte man also Millionen Menschen aus einem System ausschließen, welches sich dadurch definiert, daß niemand ausgeschlossen werden darf.
Kein Wunder, daß bei diesem paradoxen Ansatz das Chaos systemimmanent ist.

Und so darf der Profi-Politbeobachter mit einem Lehrstuhl an einer deutschen Exzellenz-Universität genauso viel zum Bundestag beitragen, wie die vernagelten Verschwörungstheoretiker, die sich intensiv mit der Satanischen Unterwanderung Deutschlands durch Bar-Strichcodes beschäftigen.


Unfuckingfassbar, daß die Strichcode-Spinner inzwischen so eine Verbrauchermacht darstellen, daß immer mehr Hersteller einen „Querbalken“ aufdrucken.


„Manche Menschen haben Sorge, Barcodes könnten Energien bündeln und würden damit die Qualität von Nahrungsmitteln beeinflussen. Eine Wirkung, die sich deren Meinung nach durch einen Querstrich im Barcode neutralisieren lässt. Beides ist bisher wissenschaftlich nicht hinreichend belegt, weshalb wir dieser Theorie neutral gegenüberstehen“, erklärte die Brauerei. „Da es für uns und den Handel aber keinen Unterschied macht, ob wir unsere Barcodes mit einem Querstrich versehen oder nicht, kommen wir diesem speziellen Kundenwunsch nach.“
Die Querstriche sind also kein Druckfehler, sondern volle Absicht. Es gibt sie auch auf manchen Säften, einigen Tees und Mineralwässern, die in Bioläden zu finden sind. Esoteriker bezeichnen den kuriosen Kundenservice übrigens als "Barcode-Entstörung".

Statt die Doofen zu ignorieren, begibt man sich auch ihr Niveau hinunter.

Gute Nacht, Deutschland.