Das muß
ich schon zugeben, Hamburger sind steinreich.
Sobald
die Sonne durchkommt, sieht man rund um die Alstern nur noch offene Cabrios
rumfahren. Offensichtlich besitzt hier jeder Zweite neben seinem normalen Auto
noch irgendeinen Roadster-artigen Oben-ohne-Untersatz irgendeiner Edelmarke.
[….]
Generell werden in Hamburg die meisten
Cabrios zugelassen.
Cabrios sind
Liebhaberautos, ihr Anteil an den Kfz-Zulassungen beträgt derzeit etwa vier
Prozent. Im Vergleich der Bundesländer liegt Hamburg vorn: Nicht im sonnigen
Süden werden die meisten Cabrio-Verträge abgeschlossen, sondern im vermeintlich
kühlen Norden. [….]
Wirklich
hanseatisch ist immer noch das Understatement. In den teuersten Gegenden am
Rothenbaum und Harvestehude sieht man neben den obligatorischen Porsches daher
auch jede Menge Smarts und Minis. Durchaus auch VW Golfs. In keiner deutschen
Statdt gibt es annähernd so viele Millionäre wie in Hamburg.
[….]
"Die Anzahl der Personen mit einem
liquiden Vermögen von über einer Million Euro ist in Hamburg gewachsen",
sagt Dirk Wehmhöner, Leiter Private Banking Hamburg beim Bankhaus Berenberg.
Statistiken zufolge ist die Hansestadt mit rund 42.000 Millionären bezogen auf
die Einwohnerzahl spitze in Deutschland, laut einer Untersuchung der Schweizer
Großbank UBS weist Hamburg sogar 18 Milliardäre auf. [….]
(Abla,
24.09.2014)
Hamburger
sind so wohlhabend, daß es verpönt ist das allzu deutlich zur Schau zu stellen.
Anders als in Düsseldorf oder München, sieht man die Insignien des Geldes erst
auf den zweiten Blick.
Ja,
sicher, die Damen in der Schlange der EDEKA-Käsetheke tragen natürlich alle die
obligatorischen goldenen Tragegurte der Louis-Vuitton-Handtasche über der
Schulter, aber dazu eben keine protzige diamantbesetzte Rolex, die jeder
erkennt, sondern vorzugsweise eine unauffällige Patek Philippe-Nautilus; gibt
es in der einfachen Stahlausführung schon ab 25.000 EUR; Preise nach oben offen.
Das
durchschnittliche Einkommen eines Hamburger beträgt inzwischen rund 50.000 Euro und liegt damit in ganz
anderen Dimensionen, als in anderen Bundesländern.
Das
zweithöchste BIP/Person hat Bayern mit etwa 31.000 EUR. Der Stadtstaat Berlin
liegt bei 23.000 EUR und Schlußlicht MeckPomm bei 18.000 EUR/Person.
Mit etwas
Lokalpatriotismus könnte ich jetzt behaupten, der enorme Wohlstand meiner
Heimatstadt liege an der Großartigkeit der Hamburger oder der Tatsache, daß wir
üblicherweise links regiert werden und damit klügere politische Entscheidungen
treffen als schwarze Bundesländer. Hamburger sind kirchenfern, lassen sich weniger als andere von der Religion bremsen und aufhetzen.
Tatsächlich
stammt Hamburgs Geld hauptsächlich aus der Weltoffenheit. Wir waren immer eine
Hansestadt, die nie Fürstensitz war. Hier gab es nie einen König, der alles
entschieden hätte, sondern die Bürger organisierten sich auf liberale Weise
selbst, betrieben Handel mit der ganzen Welt.
Hamburger
sind polyglott und polylingual. Nur New York hat mehr Konsulate als Hamburg.
Hamburgs Wahl- und Werbespruch „Das Tor zur Welt“ ist nicht nur eine Floskel.
Hamburger ermutigen seit Jahrhunderten ihre Kinder in die Welt hinauszugehen
und laden umgekehrt auch die Welt zu sich ein.
Hamburg
wird seit dem Mittelalter kulturell befruchtet. Wenn es in London regnet,
spannen die Hamburger ihre Regenschirme auf, heißt es. Das Hamburger Platt ist
eine Mischung aus Hamburgisch, französisch und englisch.
„Das Tor
zur Welt“ bedeutet aber auch im wörtlichen Sinne „weltoffen“.
Wir
empfinden Besucher aus anderen Kontinenten als Bereicherung, laden sie ein und
jagen sie nicht grölend durch die Straßen, wie es immer wieder in Sachsen
vorkommt.
Hamburgs
Reichtum ist eine Folge unserer Fähigkeit zur Selbstbefruchtung durch die
enorme Migrantenquote in unserer Mitte.
Von den
gegenwärtig 1,8 Millionen Menschen in Hamburg haben mehr als ein Drittel „einen
Migrationshintergrund“.
Das ist
so selbstverständlich, daß „die Migranten“ es nicht nötig haben zur Kompensation
für ihr Leben in der Fremde ihrer Ethnie oder kulturellen Nische zugehörig zu
bleiben.
Mein
Friseur ist halb Türke und halb Portugiese, mein Gemüsemann hat eine litauische
Mutter und einen deutschen Vater, mein Orthopäde stammt aus Schweden mit einer
Hongkonger Mutter. Meine Optikerin ist eine lesbische Dänin und als Ami aus
binationalem Elternhaus kann ich meine Nachbarin, die ihr vierjähriges Kind dreisprachig
(englisch, deutsch, japanisch) erzieht, wirklich nicht beeindrucken.
[….] Mehr
als jeder dritte Bewohner Hamburgs hat einen Migrationshintergrund – in einigen
Stadtteilen sind sie sogar deutlich in der Mehrheit. Ende vergangenen Jahres
hätten mehr als 630.000 Migranten in der Hansestadt gelebt, teilte das
Statistische Amt für Hamburg gestern mit. [….] Als Menschen mit Migrationshintergrund zählt das Statistikamt die
ausländische Bevölkerung einschließlich aller EU-Ausländer sowie alle ab 1950
von außerhalb Deutschlands Zugewanderten und ihre Kinder. Die mit Abstand
häufigsten Herkunfts- und Bezugsländer von Migranten in Hamburg sind die Türkei
(15 Prozent Anteil) und Polen (zwölf Prozent).
Der Anteil der
Migranten an der Gesamtbevölkerung liegt derzeit bei 34 Prozent – sechs
Prozentpunkte oder 145.000 Personen mehr als 2009. Signifikant ist die
Veränderung im Jahr 2015, in dem die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt
erreichte. Den Statistikern zufolge lebten Ende 2014 rund 570.000 Menschen mit
Migrationshintergrund in der Hansestadt. Seitdem stieg ihre Zahl um rund
60.000. [….] Grundsätzlich gibt es unter jüngeren Hamburgern
mehr Migranten als unter älteren. So ist jeder Zweite der unter 18-Jährigen ein
Migrant. […]
Ich
blicke schadenfroh auf die Dresdner PEGIDA-Marschierer, die HAUT-AB-Gröler, die
sich bei ein oder zwei Prozent Ausländeranteil so sehr in ihre kulturelle Hose
machen, daß sie befürchten auszusterben und Höcke hinterher laufen.
Ihr seid
nicht nur geistig und moralisch verarmt, sondern auch ökonomisch arm, weil
niemand zu Euch kommen mag.