Freitag, 14. August 2020

Pessimistischer Blick in die USA


Alles andere als übelste rassistische und sexistische Attacken Donald Trumps auf Kamala Harris wäre eine riesige Überraschung.
Der Fünffach-Trigger, den die Veep-Kandidatin für ihn darstellt – 1. Tochter von Immigranten, 2. Nicht weiß, 3. Frau, 4. Intelligent, 5. Lobt Trump nicht – ist einfach zu groß für das orange Stück Abfall.



Und so legte er sofort los, nannte sie zunächst „sort of a mad woman“, „nasty“, „full of hatred“, später „a desaster“, „phony“, „socialist“, „controlles by the radical left“, um dann mit seinen zutiefst rassistischen Birther-Angriffen zu kommen, die er ein Jahrzehnt gegen Obama einsetzte.


[….] Trump verbreitet Verschwörungstheorie über Amtsanrecht von Kamala Harris
In rechten Internetforen kursieren falsche "Birther"-Theorien, die Kamala Harris das Recht auf das Amt der Vizepräsidentin absprechen. Donald Trump hat sich davon auf Nachfrage ausdrücklich nicht distanziert.
Es hat keine zwei Tage gedauert, bis die rassistisch geprägten Spekulationen über Kamala Harris auch das Weiße Haus erreichten. US-Präsident Donald Trump hat nun offen infrage gestellt, ob die oppositionelle Vizepräsidentschaftskandidatin als Tochter von Einwanderern die zweithöchste Position im Staat besetzen darf. […..]

Eine sehr schäbige Form von Rassismus, die der in Umfragen bedrängte Trump nun noch drastischer einsetzt, um seine Base von 60 bis 70 Millionen Wählern zu elektrisieren.



Soll heißen:
„Achtung, die Neg*r ziehen in Eure Nachbarschaft und ruinieren den Wert Eurer Immobilien. Und der Neg*r Booker drückt es durch!“

Ich bin sicher, solche drastischen Botschaften sind effektiv. Das Trumpsche Kalkül, seine Anhänger maximal zu motivieren, damit sie aus Furcht vor den Schwarzen und Kommunisten alle zur Wahl gehen und für ihn stimmen, wird funktionieren.


Viele Amerikaner denken so, 62 Millionen von ihnen haben daher schon 2016 für den offenen Rassisten Trump gestimmt.
Ihnen ist jedes Mittel Recht und daher akzeptieren sie auch Trumps zutiefst Verfassungs- und Demokratiefeindliche Methoden.
So will er die Kür zum Präsidentschaftskandidaten 2020 vor dem Weißen Haus absolvieren. Das war bisher strikt verboten, da man die Amtsinsignien im Wahlkampf nicht für parteiliche Zwecke benutzen darf. Und noch viel schlimmer, der Briefwähler Trump gibt offen zu die amerikanische Post zu ruinieren, um die Briefwahlstimmen zu torpedieren. Der oberste Hüter der US-Verfassung geht aktiv gegen den Kern der Verfassung vor, das allgemeine Wahlrecht.

[……] Kein Geld für die Post: US-Präsident Trump räumt Blockade der Briefwahl offen ein.
Seit Monaten fährt der US-Präsident eine Kampagne gegen die Wahl per Brief. Nun hat er in einem Interview unverhohlen klargemacht, warum seine Partei der Post keine weiteren Milliarden geben will. […..]

Trumps rassistischen Mob an der Basis gefällt das.

Die Frage ist nur, ob diese grob geschätzten 40% der Amerikaner, die Trump so sehr lieben – also eine jeweils deutliche Mehrheit der weißen Frauen, der weißen Männer und der Ungebildeten  - ausreicht.

Die anderen, also eine Minderheit der Weißen, eine deutliche Mehrheit der Gebildeten und eine gewaltige Mehrheit aller People Of Color, sind gegen Trump. Vermutlich etwa 60% der Amerikaner.
Sie sind aber nicht ganz so elektrisiert wie die Trump-Fans. Viele von ihnen wählen gar nicht; Wahlbeteiligungen von über 50% sind selten in den USA. Zudem bevorzugt das US-Wahlsystem sehr stark die Republikaner. Daher konnte Trump im Jahr 2016 mit drei Millionen Stimmen weniger als Clinton US-Präsident werden.
Gut möglich also, daß Trump auch 2020 mit 40:60 Prozent der Bevölkerung gewinnt.

Aber Trump ist Mitte 70, zeigt deutliche Anzeichen von Demenz und irgendwann werden andere Republikaner für ihn nachrücken.

Genau das aber sollte einen richtig pessimistisch stimmen.
Die altehrwürdige Partei Lincolns ist vollständig verkommen und solidarisiert sich auf ganzer Linie mit einem 20.000-fachen Lügner, der die amerikanische Verfassung zerstört und offen Rassismus propagiert.


Der CNN-Anchor berichtete von seinem täglichen Kampf mit sich selbst, ob er Trump überhaupt noch Aufmerksamkeit schenken sollte, oder ob es nicht besser wäre ihn zu ignorieren. Daß er aber als Journalist die Pflicht fühle Trumps gefährlichen Lügen entgegen zu treten.

Nach den rassistischen Birther-Attacken auf Kamala Harris, fragte sich die Lemon-Redaktion, was eigentlich ihre Kollegen im Senat dazu sagen.
US-Senatoren sind eine recht übersichtliche exklusive Gruppe. Man kennt sich gut untereinander und gerade Harris ist wegen ihres Sachverstandes überall beliebt.
Wäre es also nicht an ihren Kollegen, sie gegen rassistische, frauenfeindliche Attacken zu verteidigen? Sie in Schutz zu nehmen, Trump zu widersprechen?

Die Lemon-Redaktion brauchte den ganzen Tag, um alle 53 republikanischen Senatoren zu kontaktieren, sie um ein Statement zu bitten.
Würde sie sich mit der so ekelhaft angegriffenen Harris solidarisieren?

52 der 53 GOP-Senatoren stellten sich tot, ignorierten die CNN-Anfrage.
Für Nummer 53 antwortete eine Sprecher und ließ verkünden, er kenne Trumps Aussagen nicht.


Trump wir eines Tages weg sein. Anfang 2021 oder Anfang 2025.
Aber 100% der Republikaner, die sich einem kriminellen Rassisten verschrieben haben, bleiben.