Samstag, 24. März 2018

Batshit Crazy


Man sieht es live im TV und glaubt es dennoch nicht.
Da sitzt eine prallbusige Blondine wie in einem drittklassigen Bondage-Video eingeschnürt und klärt über Sex-Praktiken mit dem US-Präsidenten auf.

[….] According to the polygraph examination, Ms Clifford responded "yes" to the following questions:

    Around July 2006, did you have vaginal intercourse with Donald Trump?
    Around July 2006 did you have unprotected sex with Donald Trump?
    Did Trump say you would get on The Apprentice?

The test concluded that Ms Clifford "is truthful about having unprotected vaginal intercourse with Donald Trump in July 2006". [….]

Man muss sich immer wieder kneifen, um sich zu vergewissern nicht zu träumen.
Ja, das ist die Realität.
Das kommt dabei heraus, wenn die ultrafrommen evangelikalen Christen, die „family-values-Voter“ endlich einen Präsidenten ganz nach ihrem Geschmack bekommen.


Nun bin ich dezidiert der Meinung, daß uns sexuelle Beziehungen der Regierenden nichts angehen.
Es ist mir völlig egal mit wie vielen Männern Angela Merkel schläft und welche Stellungen sie dabei bevorzugt.
Das ist für ihre Politik irrelevant und schließlich ist sie als Kanzlerin und nicht als moralisches Vorbild gewählt worden.

Bei US-Präsidenten ist das etwas anders, auch wenn ich da anderer Meinung bin.
Präsidenten sind so etwas wie die Apotheose des Landes. Sie sind auch in stilistischer und moralischer Hinsicht maßgeblich. Ihre Ehen, Kinder, Frauen sind bedeutungsschwanger aufgeladen.
Sie fliegen nicht eine Regierungsmaschine, sondern die „Air Force One“, bei deren Anblick Frauen einen Eisprung bekommen, fahren nicht irgendeine Panzerlimousine, sondern „The Beast“, bei dem 80% der amerikanischen Männer Erektionen bekommen.

Da nun einmal Trump derjenige ist, auf den sich alle Blicke konzentrieren, bleibt unsere einzige Hoffnung seine ostentative Faulheit.

(…..) Der Typ, der Obama bezichtigte zu viel Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen, statt als Präsident im Oval Office zu arbeiten, stellt sich als Obamas Nachfolger als faulster US-Präsident aller Zeiten dar.

[….] Donald Trump hat am Freitag zum 80. Mal einen seiner eigenen Golfclubs besucht, seit er am 20. Januar seinen Amtseid ablegte.
Das hat der Sender CNN errechnet - und strahlte zugleich Clips aus dem Wahlkampf im vergangenen Jahr aus: Da hatte der Republikaner wiederholt mit Seitenhieb gegen Vorgänger und Golfliebhaber Barack Obama betont, dass er sich als Präsident keine Zeit nehmen würde, den Schläger zu schwingen: Er würde nur arbeiten, arbeiten - zum Wohle des amerikanischen Volkes. [….]

Ich bin aber weit davon entfernt mich über Trumps obsessive Golferei zu ärgern.
Im Gegenteil, so lange er kleinen weißen Bällchen in seinem Golfcart hinterher juckelt, stellt er wenigstens nichts Schlimmeres an.

Trump und seine Partei, die GOP, die „Grand Old Perverts“ sind eben nicht länger nur eine lächerliche Lobbyistenvereinigung, um gewaltig von unten nach oben umzuverteilen, sondern sie bemühen sich als neroeske Terrortruppe intensiv darum die Welt zu entflammen. (…..)

 Unglücklicherweise ist Trump nach 14 Monaten im Amt aber in so einem eigenartig ruppigen Modus, der ihn immer wieder ins Büro treibt.
Vielleicht ist sein Golf-Handicap rapide schlechter geworden oder das Viagra wirkt nicht mehr.
Für den Rest der Welt ist das sehr beunruhigend, weil er nun die letzten dreieinhalb Staffer mit Restverstand aus dem White House mobbt und durch fanatische FOX-Moderatoren ersetzt.
In der Trumpschen Parallelwelt ist das konsequent. Fakten interessieren ihn genauso wenig wie die Realität. Für ihn existiert nur die batshit-crazy FOX-Welt aus Verschwörungstheoretikern und Fanatikern, die Klimawandel leugnen und Barack Obama für einen schwulen Muslim aus Kenia halten.
Eine Welt, in der Zimmertemperatur-Figuren wie Sarah Palin und Sean Hannity als Experten gelten und eigene Sendungen bekommen.


 Hier sucht er sich sein Politpersonal zusammen.

Vor einer Woche ersetzte er schon seinen Wirtschaftsberater durch einen TV-Clown. Larry Kudlow, der mit Crazy Outfits und schwachsinnigen Sprüchen, aber auch vom Alter her zu Trump passt.

[….] Vom koksenden Banker zum Trump-Berater […..] Mehr noch als seine Outfits haben Kudlows Einschätzungen als Wirtschaftsexperte für Diskussionen gesorgt. Die Finanzkrise 2008 sah er nur Monate davor nicht kommen. "All die Spinner, die erwarten, dass in Las Vegas oder Florida die Häuserpreise crashen, liegen völlig falsch", orakelte er schon 2005. Im März 2007, kurz bevor der Schrotthypothekenanbieter New Century pleite ging und die Ratingagenturen hunderte Subprime-Papiere herabstuften, nannte er die USA eine "solide Wirtschaft". Im Dezember sagte er voraus: "Eine Rezession kann man das nicht nennen." Und noch im April 2008, nach dem Notverkauf der Investmentbank Bear Stearns an JPMorgan, erklärte er: "Eine echte Kreditkrise gibt es nicht." [….]


Noch schlimmer sein neuer Sicherheitsberater, Europas alter Bekannter John Bolton, der als einer der Hauptantreiber der GWB-Kriege noch heute begeistert für all die batshit-crazy Lügen über Saddams Massenvernichtungswaffen steht.
Bolton ist auch durch FOX in Weiße Haus gekommen.
Dort mischte er die Realität durch radikal-abstruse Angriffspläne auf, zeigte sich von seiner rabiat-ungehobelten Seite, die wir aus seiner UN-Zeit kennen und umschmeichelte bis zur absoluten Selbstverleugnung Donald Trump.
Ein höchst gefährlicher Fanatiker, der radikal für mehr US-Angriffskriege einsetzt und gegen internationale Gepflogenheiten und Diplomatie agitiert.
Wir werden uns Trump noch sehr auf den Golfplatz zurückwünschen.

[….] Trump ersetzt seinen Sicherheitsberater H.R. McMaster durch den Hardliner John Bolton. Der gilt als rüde im Umgang und als Kriegstreiber. [….] Ausgerechnet Bolton. Wie kaum ein Zweiter steht der 69-Jährige für eine aggressive, unilaterale Außen- und Sicherheitspolitik, die knallhart amerikanische Interessen verfolgt und diese im Zweifel auch mit militärischen Mitteln vorantreibt. Selbst Republikaner bezeichnen den Mann mit dem buschigen Bart als "Neokonservativen auf Steroiden". Senator Rand Paul, selbst ein Konservativer, warnt, Bolton sei geradezu versessen darauf, alle außenpolitischen Fehler Amerikas der vergangenen 15 Jahre zu wiederholen. [….] Dass Bolton einen äußerst aggressiven Stil pflegt, hat er bei den Vorbereitungen des Irakkriegs 2002 unter Beweis gestellt. Da war er neben seinem Förderer, dem damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, einer der Hauptantreiber des Krieges. [….] Mitarbeiter im Außenministerium, aber auch Diplomaten anderer Länder beschwerten sich immer wieder auch über Boltons rüde Umgangsformen. Sie klagten über Beschimpfungen und Drohungen. Als George W. Bush ihn 2005 zum Uno-Botschafter machen wollte, versagte der Senat seine Unterstützung. 100 Mitarbeiter des Ministeriums warnten vor seiner Nominierung. [….] Der gelernte Jurist, der wegen seiner extremen Ansichten eigentlich seit Jahren als Außenseiter in der Szene der Sicherheitspolitiker gilt, hat in den vergangenen Monaten alles dafür getan, um Trumps Gunst zu erringen.
Vor allem trat er immer wieder bei Trumps Lieblingssender Fox News auf, wo er den Präsidenten über den grünen Klee lobte. Er unterstütze Trumps umstrittene Entscheidung, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Und er setzt wie Trump auf eine baldige Beendigung des Atomabkommens mit Iran. Er forderte im Fernsehen sogar, dass die USA auf einen "Wechsel des Regimes" in Teheran hinarbeiten sollten. In Sachen Nordkorea zählte Bolton zu den wenigen Außenpolitikern, die öffentlich für einen militärischen Erstschlag der USA gegen die Führung Nordkoreas argumentierten. [….]