Freitag, 26. April 2013

Im Krankenhaus



Das Hamburger UKE, also das Universitätsklinikum Eppendorf ist die größte Klinik weit und breit. Es wurde schon im Jahr 1889 gegründet und beschäftigt heute fast 10.000 Mitarbeiter – darunter gut 2.200 Ärzte. Es gehört „ der Stadt“ und befindet sich in Trägerschaft der Behörde für Wissenschaft und Forschung.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) umfasst in 14 Zentren mehr als 80 interdisziplinär zusammenarbeitende  Kliniken, Polikliniken und Institute. Es verfügt über 1.346 Betten sowie 196 Betten im Universitären Herzzentrum Hamburg. Jährlich nimmt der UKE-Konzern rund 80.000 Patienten stationär und rund 263.000 ambulant auf - rund 113.000 Patienten davon über die Notaufnahme. Viele Therapien können in Hamburg und Umgebung nur hier erfolgen - zum Beispiel Transplantationen von Herz, Lunge, Leber, Niere und Knochenmark.
(UKE)

Der Grundstein für das riesige „Neue Klinikum“ mitten auf dem UKE-Gelände wurde 2006 gelegt, erste Mitarbeiter bezogen das Megagebäude im Jahr 2009.


 Drei Jahre fand der Krankenhausbetrieb also auf einer Großbaustelle statt.
Verbunden mit dem Neuen Klinikum ist das „Universitäre Herzzentrum“ (UHZ), welches ebenfalls ein modernes Gebäude ist und im Jahr 2005 mit damals 280 Mitarbeitern den Betrieb aufnahm.




Am Anfang war es recht nett dort, weil das wirklich großzügige Foyer gar nicht so fürchterlich nach Krankenhaus aussah.
Allerdings sind die Kapazitäten schon von Anfang an erschöpft gewesen.
Man traut sich nicht so zu bauen, daß keine volle Auslastung gewährleistet ist.
110%ige Belegung mit ein paar Patienten auf dem Gang gilt in den privat geführten Kliniken als Richtgröße – aber viel weniger sollte es auch nicht im UKE sein.

Die beiden Warteräume – ganz links einer kleiner, feiner mit Lederfauteuils, Architekturzeitschriften und Fernseher für die Privatpatienten. Und möglichst weit davon entfernt auf dem rechten Flügel ein großer Warteraum der Holzklasse mit kleinen Holzstühlen wie man sie aus der Schule kennt – waren schnell zur Verhandlungsmasse geworden.
 Es fehlten Räume, um die anstürmenden Patientenmassen zu bewältigen.
Bald wurde der Wartesaal für die Kassenpatienten geopfert und in drei Behandlungszimmer aufgeteilt. Die Großzügigkeit des Foyers hatte ausgedient. Dort wurde Stuhlreihe um Stuhlreihe aufgestellt – bis man kaum noch mit einem Rollstuhl durchkam.

Möchte man zu einer der vielen ambulanten Sezial-Sprechstunden einen Termin machen, hat man als Kassenpatient mit vier Monaten Wartezeit zu rechnen. Insbesondere die „Gefäßsprechstunden“ und Schrittmacherkontrollen sind chronisch überlastet.
Die Schall-Räume (für Herzecho und EKG) und Sprechzimmer wurden inzwischen allesamt mit einer Gips-Wand geteilt und sind nun kaum noch anderthalb Meter breit.
 Möchte neben dem Arzt und dem Patienten noch eine dritte Person anwesend sein, geht das nur noch, wenn man schlank ist.

Das besondere Problem am UHZ ist, daß die Ärzte und Pfleger wirklich gut sind. 
Es ist weltweit eine Toppadresse. 
Hier werden Behandlungsmethoden entwickelt, die es nur im UKE gibt, so daß Menschen aus der ganzen Welt dort behandelt werden möchten.
Eine kaputte Mitralklappe endoskopisch mit einem Clipping-Verfahren zu reparieren, ohne dem Patienten die Rippen aufzubiegen wurde beispielsweise erst vor kurzem dort entwickelt. Mittlerweile hat man 400 dieser Eingriffe erfolgreich durchgeführt – eine Methode, die noch nicht mal in den USA beherrscht wird.

Mir gefällt das Konzept auf reiche Überseekunden zu setzen. 
Auf dem Gelände gibt es ein luxuriöses Hotel, die UHZ-Website beinhaltet einen „international Office“, der alle Dienste auch in Russisch, Englisch und Arabisch anbietet.
Alle profitieren von den reichen Russen, die für die deutschen Kassenpatienten Forschung und teure Geräte mitfinanzieren.
Es ist nur leider immer voll. 
Einzelzimmer sind so selten, daß sich in letzter Zeit viele Privatpatienten beschweren, weil sie in Doppelzimmer gestapelt werden, obwohl sie für Einzelzimmer versichert sind. 
Das UKE hat aber keinen Platz für mehr Einzelzimmer. 
Um die Privatpatienten zu beruhigen wird nun auch auf den Stationen jeweils eine LOUNGE eingerichtet, die es im EG des Herzzentrums für ambulante Patienten schon ein Jahr gibt.
Also ein Extra-Aufenthaltsraum mit bequemen Sesseln, Zeitschriften, Kaffeeautomat und Flachbildschirm auf dem NTV läuft.
Für diese Lounge fallen dann noch mal ein paar Behandlungszimmer weg – aber die nörgelnden Privatpatienten können dafür in die Lounge spazieren und sich mit anderen Privatpatienten zusammen daran erfreuen, daß sie nicht zum Plebs gehören. 
Das ist doch auch was!
Einen größeren Schwachsinn kann ich mir ja kaum vorstellen.

Man will doch im Einzelzimmer liegen, damit man NICHT immer jemanden neben sich hat, von dem man jede olfaktorische, akustische und visuelle Regung mitbekommt.
Wenn einen der Bettnachbar stört, hilft es doch eher wenig sich mit noch mehr fremden Leuten in der Lounge zusammenzurotten.
 Mal abgesehen davon, daß im Herzzentrum die meisten Patienten am Monitor hängen und ohnehin nicht mobil sind.
Die Verwaltung hat offenbar kompetenten Rat in Schilda eingeholt.

Defibrillatoren und Schrittmacher werden mittlerweile nicht mehr im Herzzentrum und auch nicht im „Neuem UKE-Klinikum“ durchgeführt! 
Die Patienten werden mit dem Krankenwagen ein paar Straßen weiter gefahren, wo sich die Kardiologen moderne OPs nur für Schrittmacher-Implantationen eingerichtet haben.

 Die Kapazitäten des UKE sind längst gesprengt – nachdem 2011 (sic!) das Neue Klinikum eröffnet wurde. 
Das hat Ex-Direktor Prof. Jörg F. Debatin (CDU) wirklich genial geplant. Sein Parteibuch verhalf ihm während der Regierungszeiten Ole von Beusts (2001-2010) zu dem Job.
 Zum Glück hat Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) den debakulierenden Hongo nach dem Regierungswechsel im Sept 2011 gefeuert.
Debatin ist jetzt Chef des CDU-Wirtschaftsrates.
 Also den Halbhirnen, die damals auch dazu geraten haben die LBK, die Hamburger Kliniken, an Asklepios zu verkaufen. 
Wenn Ole von Beust ökonomische Entscheidungen trifft, kann man sicher sein, daß er ins Klo greift.
Die Milliarden, die der Hamburger Steuerzahler aufzubringen hat, weil ihr mehrfach wiedergewählter erster Bürgermeister die Landesbank HSH nicht im Griff hat, sind zwar ein enormes Ärgernis, aber beileibe nicht die einzige Fehlleistung des blonden Lügners mit den treuherzigen blauen Augen.

Im Gegenteil, es ist geradezu das Markenzeichen von Bürgermeister Blöd großspurig daher zu reden und am Ende den Steuerzahler die dicke Rechnung zu präsentieren.
Ein paar Beispiele:
(….)  
Legendär auch das Desaster, das Beust mit dem Verkauf der Hamburger Krankenhäuser (LBK) an Asklepios anrichtete.

29.2.2004: Beim Volksentscheid stimmen 76,8 Prozent der Wähler gegen den LBK-Verkauf.

7.9.2004: Ole denkt sich „scheiß auf die Demokratie - Finanzsenator Peiner hat doch da diesen netten Vetter bei Asklepios“ und so beschließt der Senat den Verkauf des LBK an den privaten Betreiber Asklepios.
Inzwischen besitzt der Konzern 74,9 Prozent.
Asklepios-Eigentümer Bernhard Broerman blies sein Privatvermögen inzwischen auf 1,8 Milliarden Euro = 1800 Millionen Euro = 1 800 000 000 Euro auf.
Offensichtlich lohnt es sich die Kranken und Pflegebedürftigen auszupressen.

In der firmeneigenen Sprache heißt es im Asklepios-Webauftritt unter dem Punkt "Vision":

Mit der Asklepios-Vision beschreiben wir die Entwicklung und Position des Unternehmens im Krankenhausmarkt auf der Grundlage unserer Erfolge und künftigen Ziele: Asklepios ist Marktführer in den relevanten Wettbewerbsfeldern Größe, Rendite und Innovation.

2004 gelang es Asklepios-U-Boot Finanzsenator Peiner (der Mann, der auch als oberster HSH-Nordbank-Aufseher legendär debakulierte) Beust einzureden, daß Broerman so knapp bei Kasse sei, daß Beust ihm die Personalkosten abnahm.
Nicht persönlich natürlich - nein die Steuerzahler sind mal wieder dran. Die Stadt mußte fast 2000 ehemalige Asklepios-Angestellte zurück nehmen, die es aufgrund der ausbeuterischen Personalpolitik und den eklatanten Pflegemängeln in den Asklepioskliniken dort nicht mehr aushielten.

Ole, der uns das alles eingebrockt hat, ist immer noch im Amt.

6b)
Weil Asklepios-Besitzer Bernhard Broerman, an den Beust die Hamburger Kliniken billig verhökerte nun mit einem Privatvermögen von 1,8 Milliarden Euro = 1800 Millionen Euro = 1 800 000 000 Euro ein bißchen knapp ist, schießt ihm der Steuerzahler im Jahr 2009 ein paar Milliönchen für den Unterhalt der Krankenhäuser zu:

Asklepios-Klinik Harburg: 30 Mio Euro
Asklepios-Klinik Altona: 33 Mio Euro
Asklepios-Klinik St. Georg: 16 Mio Euro
Asklepios-Klinik Wandsbek: 8 Mio Euro
Asklepios-Klinik Nord: 36 Mio Euro.

Ole, der uns das alles eingebrockt hat, ist immer noch im Amt.

6c)
Weil Asklepios-Besitzer Bernhard Broerman, an den Beust die Hamburger Kliniken billig verhökerte nun mit einem Privatvermögen von 1,8 Milliarden Euro = 1800 Millionen Euro = 1 800 000 000 Euro ein bißchen knapp ist, kann er keinesfalls gestatten, daß sich bei Asklepios und den Billigtochterfirmen Betriebsräte bilden.
Arbeitnehmerrechte unerwünscht.
Die inzwischen 36.000 Mitarbeiter des Asklepios-Konzerns (Umsatz 2,3 Milliarden Euro) werden systematisch bespitzelt und mit Psychoterror davon abgehalten sich zu organisieren.
(Tammox 08.12.2009)
Im letzten Manager-Magazin von 2012 wird Asklepios-Besitzer Bernd Broermann inzwischen mit einem Privatvermögen von 2,2 Milliarden Euro gelistet.
 Das ist Geld, das von den Versicherten aufgebracht wurde, das jetzt ihm gehört und in den Krankenhäusern fehlt.

Das Nachsehen haben Patienten und Pflegepersonal.
Deswegen sollte man als Hamburger einen großen Bogen um Asklepios und Schön-Klinken machen. 
Das UKE gehört glücklicherweise der Uni (also der Stadt) und wird nicht nur auf Gewinnmaximierung getrimmt.
Im UKE ist der „Schwesternschlüssel“ deutlich günstiger als in den Asklepiosbetrieben.
 Im UHZ ist es durchaus möglich, daß sich Pfleger ein bißchen Zeit zum Klönen mit den Patienten nehmen. Eine Seltenheit.
Das Klinikpersonal ist gnadenlos überlastet, muss immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit versorgen. Die Folge: In Hamburgs Krankenhäusern herrscht der Notstand. Die Gewerkschaften schlagen Alarm. Allein in Hamburg fehlen laut einer Verdi-Studie rund 4200 Stellen.
„Der Zustand ist nicht mehr tragbar. Wir gehen auf dem Zahnfleisch. Das ist körperlich und seelisch total anstrengend“, so ein Klinik-Mitarbeiter. In den 47 Hamburger Krankenhäusern wurden seit 1997 knapp 2900 Stellen abgebaut. Dabei erhöhte sich im gleichen Zeitraum die Fallzahl auf 461 221 Patienten (ein Plus von 120000).
„Die Zahl der Patienten kann durch das Personal kaum noch adäquat gepflegt werden“, so Katharina Ries-Heidtke vom Betriebsrat der Asklepios-Kliniken. Oftmals bekämen die Kranken weder Nahrung noch Medikamente rechtzeitig. Auch bei der Hygiene gibt es Probleme, weil das Personal keine Zeit mehr hat, sich ausreichend häufig die Hände zu desinfizieren. „Es gibt Mängel bei der Hygiene und die Überlastungsanzeigen zeigen deutlich, dass das Personal überlastet ist“, sagt Andreas Horn vom UKE-Betriebsrat.
So kommt es immer häufiger vor, dass Doppelschichten abgeleistet werden müssen und die Besetzung im Nachtdienst auf nur einen Mitarbeiter beschränkt ist. Die ständigen Überstunden belaufen sich allein bei den Asklepios-Kliniken auf mehr als 250000. Eine bundesweite Untersuchung besagt, dass 80 Prozent des Personals in den Kliniken Fehler beim Medikamentenplan, bei Verbandswechseln oder bei Hygienemaßnahmen aufgrund der hohen Belastung nicht ausschließen können.
Mal sehen ob Herr Debatin als CDU-Wirtschaftsberater noch mehr so tolle Ideen hat.