Sonntag, 22. Juli 2012

Frust!


Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.

Alles ist scheiße. Ich bin deprimiert. Das Wetter nervt. Der massive Religiotismus macht sich breit. Die Chefin der schlechtesten Regierung aller Zeiten wird vom Urnenpöbel vergöttert. In Amerika sind alle wahnsinnig. Meine Partei wird jeden Tag jämmerlicher. Grüne LGBT-Aktivisten laufen zu den Fundis über. Ich habe keine Lust zu kochen und außerdem versetzte die Lottofee mir gestern auch wieder einen Tiefschlag.

Ich weiß gar nicht wieso ich einen amerikanischen Pass habe. Was habe ich mit dieser Gaga-Nation am Hut? Im kollektiven Waffenwahn erschießen sie sich gegenseitig. 

30.000 Tote durch Schusswaffen gibt es jedes Jahr in den Vereinigten Staaten.
Obama hat das einst gestört. Als Präsident aber knickte er sogleich vor der Waffenlobby ein.

Jährlich sterben etwa 30.000 Amerikaner an Schussverletzungen, weitere 70.000 werden durch Kugeln verwundet - Zahlen wie aus einem Kriegsgebiet.  Es ist daher kein Wunder, dass zu den letzten Aufrechten, die für schärfere Waffengesetze kämpfen, die Bürgermeister der Städte gehören, in denen dieser Krieg tobt. Dass Obama ihnen nicht hilft, mag notwendige Polit-Taktik sein - aber die Folge davon ist eine Tragödie.

100.000 Tote und Verletzte durch Kugeln.
Das macht 274 Niedergeschossene PRO TAG.
 Ich weiß also wirklich nicht was die heuchlerische Aufregung über die paar Abgeknallten bei der Batman-Premiere in Aurora soll.

Das Tolle an den Amis ist aber, daß sie nicht nur die offensichtlichen Ursachen für die ständigen Amokläufe und Morde ausblenden, sondern sogleich Alternativ-Erklärungen parat haben.

Schuld sind nämlich die liberalen Christen und die linken Medien. Das weiß beispielsweise Fred Jackson, der news director der American Family Association. 
Sie hätten Gott vertrieben und hielten sich nicht mehr an die Bibel. Die Toten wären ein Gottesurteil um die schwulenfreundlichen Kirchen zu strafen.
“sign of God’s judgment for the failings of the public education system and liberal, mainline Protestant churches that affirm gays and lesbians.”
Na klar. Das sehe ich ganz genauso.

Jackson: In the community there were community standards that reflected biblical principles, whether people knew it or not, the standard in the community was based on Scripture. In that short period of time, roughly forty years, we have seen such a transformation in values in our communities, whether it’s rural or whether it’s big city. I have to think that all of this, whether it’s the Hollywood movies, whether it’s what we see on the internets [sic], whether it’s liberal bias in the media, whether it’s our politicians changing public policy, I think all of those somehow have fit together—and I have to say also churches who are leaving the authority of Scripture and losing their fear of God—all of those things have seem to have come together to give us these kinds of incidents.
Newcombe: I think that’s so true. It’s as if we said to God, publicly or in the public arena, ‘get out, You’re not welcome here anymore’ and it’s as if God removed His protection from our land.
Jackson: I think the sources of this is [sic] multifaceted but you can put it all I think under the heading of rebellion to God, a rejection of the God of the Bible. I think along with an education system that has produced our lawyers, our politicians, more teachers, more professors, all of that sort of thing, is our churches, mainline churches. We’ve been dealing Teddy and I know the AFA Journal has been dealing with denominations that no longer believe in the God of the Bible, they no longer believe that Jesus is the only way of salvation, they teach that God is OK with homosexuality, this is just increasing more and more. It is mankind shaking its fist at the authority of God.
James: And God will not be silent when he’s mocked, and we need to remember that.
Jackson: We are seeing his judgment. You know, some people talk about ‘God’s judgment must be just around the corner,’ we are seeing it.

Ein anderer christlicher Kommentator fand eine andere Ursache für den Amoklauf von Colorado: Die Abtreibungen!

Beneath the euphemistic banner of “reproductive choice,” hundreds of women elect to have their own babies slaughtered in the womb daily. Children – those who dodged the abortion bullet anyway – aren’t stupid; they’re just young. From this, they can only deduce that, according to our culture, human life is cheap and meaningless.
So why are we surprised when people like the “Batman killer” act accordingly?
Indeed, in our perverse society, a woman exercising her “right to choose” death for her innocent child represents “courage,” while the Batman shooter’s “choice” to kill innocent moviegoers represents cowardice. And it is. They are both acts of cowardice. The only relevant difference is the victims’ age.

Rick Warren, der Mega-Pastor der Saddleback Church, welcher Obamas Amtseinführung geleitet hatte, präsentiert ebenfalls eine schlüssige Erklärung: Die satanische Evolutionslehre ist schuld. 

Der Kongressabgeordnete Louis Gohmert sah es ähnlich und befand den Säkularismus als ursächlich für das Batman-Massaker.

Warren blamed the shooting on the teaching of evolution in public science classes:

    “When students are taught they are no different from animals, they act like it.”

Warren who gave the invocation at President Barack Obama’s inauguration in 2009 joins company with Republican Rep. Louis Gohmert. Congressman Gohmert blamed the shooting on secularism stating:

    “People say... where was God in all of this? We've threatened high school graduation participations, if they use God's name, they're going to be jailed... I mean that kind of stuff. Where was God? What have we done with God? We don't want him around. I kind of like his protective hand being present.”

Aber diese Christen sind noch nicht einmal die Irrsten. 

Talk show host Alex Jones decided on releasing not one, but two videos where he proclaimed the events as a staged, premeditated government plot to turn the US into a police state.

Vielleicht sollte man froh sein, wenn der mutmaßliche nächste US-Präsident Mitt Romney sich thematisch auf andere Dinge konzentriert.

Wenn immer "MittBot" nämlich frei spricht - an Diner-Tischen, bei Q-and-A-Sessions - kommt Bizarres aus seinem Mund. Wie neulich in Michigan:
"Ein bisschen Geschichte: Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich liebe diesen Staat. Hier ist alles genau richtig. Die Bäume haben die richtige Höhe. Ich sehe die Seen gerne. Ich liebe die Seen. Es gibt hier etwas ganz Besonderes. Die Großen Seen, aber auch all die kleinen Seen... Ich liebe Autos. Als ich aufgewachsen bin, war ich total verliebt in Autos... Ich liebe Autos. Ich liebe amerikanische Autos. Mögen sie die Welt noch lange beherrschen!" […]
Romney versucht durchaus, dem Mensch in ihm Konturen zu geben. Deshalb redet er ständig vom Lieben. Doch statt Leidenschaft und Emphase, derer er offenbar nicht fähig ist, gelingen ihm nur pedantische Redundanz-Kaskaden, die ihn klingen lassen wie ein Navigationsgerät, das den Kontakt zum Satelliten verloren hat. Es ist ganz egal, ob es um Kuchen geht - "Ich liebe Kuchen. Es gibt fast keinen Kuchen, den ich nicht mag. Ich liebe Rhabarberkuchen. Ich liebe Kokosnuss-Kuchen und Bananencreme-Kuchen. Ich liebe guten Apfelkuchen, Kirschkuchen, Blaubeerkuchen. Ich mag ganz einfach Kuchen." - oder über die Nation: "Ich liebe dieses Land. Ich liebe, dass wir Chancen haben. Ich liebe Unternehmertum. Ich liebe sogar den Kapitalismus ... Ich liebe unsere Verfassung. Ich liebe alle Zusatzartikel, sogar den zehnten. Ich liebe die Hymnen unserer Nation." Romneys rhetorischem Autopilot gelingt es, das elementarste und banalste aller Wahlkampfstatements in unfreiwillige Selbstparodie zu verwandeln. "Die Körpersprache eines Pez-Männchens" rundet das befremdende Bild ab.

So einen Bizarro, der dem Waffenwahn frönt, die Steuern für Superreiche senken will, Krankenversicherung und Sozialleistungen abschaffen will und zudem Europa hasst wie die Pest, wünscht man sich doch ins Weiße Haus.

 Deutsche Konzerne sehen es ganz ähnlich und spenden kräftig, um den Multimillionär mit den Milliardärsfreunden zu puschen.

So unterstützen zum Beispiel die Deutsche Bank und der Versicherungskonzern Allianz den republikanischen Herausforderer Mitt Romney. Das berichtet die "Wirtschaftswoche" am Sonntag unter Berufung auf Daten des Washingtoner Center for Responsive Politics (CRP). Demnach spendete die Bank 86.250 Dollar (rund 71.000 Euro) für Romneys Wahlkampf, die Allianz zahlte die Summe von 14.950 Dollar (rund 12.300 Euro). Offenbar erwarten die beiden deutschen Finanzkonzerne von dem früheren Investmentbanker Romney eine unternehmensfreundlichere Politik als von Präsident Barack Obama.
[…] Diesmal schlagen sich deutsche Unternehmen mehrheitlich auf die Seite der Republikaner. Das gilt auch für den Wahlkampf um die Mandate im Kongress. Größter Unterstützer der Republikaner ist demnach mit 261.000 Dollar Bayer, gefolgt von der Deutschen Telekom mit 193.500 Dollar.

Wer Kunde der Allianz, Deutschen Bank, Bayer oder der Telekom ist, sollte sich schleunigst einen anderen Anbieter suchen!

Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.