Katholische
Bischöfe sind natur-devot und passen sich amöbenartig an das an, was aus Rom
vorgegeben wird. Sie sind die klassischen Radfahrer-Persönlichkeiten: Nach
unten treten und nach oben buckeln.
Daß ein
Oberhirte wie Franz Kamphaus eine abweichende Meinung auch gegenüber dem
Vatikan vertritt, ist extrem selten.
Natürlich
stimmten viele Kollegen dem TVE-Vorgänger inhaltlich bezüglich der
Schwangerschaftsberatung zu; es war auch zu absurd was Ratzinger und Woytila
von den Deutschen verlangten. Aber inklusive Lehmann beugten sich alle dem
grotesk-frauenfeindlichen Diktat aus Rom. Kamphaus war ohnehin schon alt und
würde bald sein Bistum abgeben.
Und
schließlich war der Fall des renitenten Limburgers Ratzinger eine Lehre. Als
der Posten neu zu besetzen war, kam das diametrale Gegenteil Kamphaus‘ ans
Ruder: Tebartz-van-Elst!
Bei dem bestand jedenfalls keine Gefahr mehr, er würde sich mit dem einfachen Volk gemein machen und die Sorgen der Frauen ernst nehmen. Was TVE stattdessen interessierte ist inzwischen mindestens 31-millionenfach bekannt.
Bei dem bestand jedenfalls keine Gefahr mehr, er würde sich mit dem einfachen Volk gemein machen und die Sorgen der Frauen ernst nehmen. Was TVE stattdessen interessierte ist inzwischen mindestens 31-millionenfach bekannt.
Nun ist
aber ein neuer Papst am Ruder und im Gegensatz zu seinem Vorgänger, ist sich
das deutsche Episkopat nicht sicher, was man von ihm halten soll. Was will Bergoglio?
Sein
Auftreten ist so ganz anders als das des Protz-Benedikts. Aber inhaltlich hat
er nichts liberalisiert. Im Gegenteil, der ultrakonservative Pädophilen- und
TVE-Freund Müller ist inzwischen sogar Kardinal und bestimmt die Glaubenslehre
der 1,2 Milliarden Katholiken weltweit.
TVE ist
eben NICHT gefeuert worden, sondern sonnt sich ungeniert im Vatikanischen
Glanz.
Wie bereits beschrieben, befanden sich die deutschen Bischöfe
ob dieser Unklarheiten in einem Dilemma.
Wen
sollte man in dieser Situation zum Vorsitzenden wählen? Einen der „jungen“ Konservativen,
die beim Kirchenvolk so beliebt wie Fußfäule sind?
Overbeck, Tebartz-van-Elst oder Woelki wären ganz nach dem Geschmack des Pontifex Emeritus.
Overbeck, Tebartz-van-Elst oder Woelki wären ganz nach dem Geschmack des Pontifex Emeritus.
Aber was
wäre, wenn man sich auf so einen harten Hund geeinigt hätte und dann stellt
sich womöglich raus, daß Franzi es mit seinen Reformen und der neuen
Bescheidenheit doch ernst meint?
Da liegt
Konfliktstoff in der Luft. Die deutschen Oberhirten verzichten jedenfalls
bisher nicht auf ihre Luxuslimousinen. Tatsächlich war Franz Kamphaus der
einzige Bischof, der je so ein bescheidenes Auto wie der jetzige Papst gefahren
hatte.
Für
Luxus-Marx, der offenbar auf einem gewaltigen Geldspeicher sitzt und die Millionen
nur so um sich wirft, kommt ein FIAT Panda jedenfalls nicht in Frage.
Just zum
Rücktritt Ratzingers hatte der Münchner Erzbischof noch demonstriert, wie
wichtig ihm sein persönliches Wohl ist.
Die Lage ist
erstklassig, der Preis auch: Für 9,7 Millionen Euro hat das Erzbistum
München-Freising in Rom ein neues Gästehaus gekauft. Böse Zungen haben der
Immobilien auch schon einen Spitznamen verpasst: „Palazzo Marx“. [….] Nach vier Jahren im „Schwabinger Asyl“
kehrt Erzbischof Reinhard Marx in dieser Woche wieder in sein traditionelles
Quartier im Palais Holnstein in der Kardinal-Faulhaber-Straße im Stadtzentrum
zurück. Das Gebäude, das 1733 bis 1737 im Auftrag des Kurfürsten Karl Albrecht als
Rokoko-Adelspalais erbaut wurde, war seit Oktober 2008 vom Staatlichen Bauamt
saniert worden. Marx war deshalb vorübergehend ins Schloss Suresnes in
Alt-Schwabing gezogen.
[….]
Die
Sanierung des Palais kostete 8,1 Millionen Euro, davon trägt die Kirche 1,56
Millionen.
Würden
die Bischöfe Franzis bescheidenheits-Demonstrationen ernst nehmen, könnten sie
sich nicht für Marx als Vorsitzenden entscheiden.
Daß sie
es heute dennoch taten, hat einen Grund:
Sie wissen, daß der Papst Marx toll findet, weil er schon mit neuen Ehrungen und Ämtern aus Rom überhäuft wurde.
Sie wissen, daß der Papst Marx toll findet, weil er schon mit neuen Ehrungen und Ämtern aus Rom überhäuft wurde.
Marx ist bereits jetzt
viel mehr als nur Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der
Freisinger Bischofskonferenz. In den vergangenen Jahren hat er Ämter und
Positionen geradezu angehäuft: Seit 2012 leitet er die Kommission der
Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft. Nach der Papstwahl 2013
machte Franziskus ihn zu einem von acht Kardinälen, die an der Reform der Kurie
arbeiten sollen. Und erst am Samstag gab der Vatikan bekannt, dass Marx auch
noch den neu geschaffenen 15-köpfigen Wirtschaftsrat in Rom koordinieren soll.
Das Gremium soll eigenständig mit der neuen zentralen Finanzverwaltung der
katholischen Kirche zusammenarbeiten. Reichlich Amt und Würden - aber eben auch
Arbeit. Und die wartet eigentlich auch
im Erzbistum auf ihn. Das plagt sich mit einer Strukturreform, die Verwaltung
ist im Umbruch, Pfarreien werden zu Verbänden zusammengefasst, die Stimmung ist
angespannt. Der Diözesanrat liegt Marx mit 61 Reform-Empfehlungen in den Ohren,
die Priester und Laien schon vor Jahren in einem "Zukunftsforum"
erarbeitet haben. Sie wollen endlich Ergebnisse sehen. Hinter vorgehaltener Hand grummeln einige
darüber, dass sich der Kardinal um so viele andere Dinge zu kümmern hat. Dazu
kommt ohnehin noch der Ärger mit der Insolvenz des Weltbild-Verlags. Nebenher
muss Marx Italienisch lernen, damit er in Rom besser diskutieren kann, denn im
Kardinalsrat gibt es keine Dolmetscher. Der Kardinal hat reichlich zu tun, auch
ohne den Vorsitz der Bischofskonferenz. [….]
Aber der
dicke Münchner plant seine Karriere nach dem Motto „Bescheidenheit ist eine
Zier – weiter kommt man ohne ihr!“
Das
deutsche Episkopat leistet damit seinen Offenbarungseid.
Indem es
immer nur Marx, Marx, Marx schallt, beweisen sie wie dünn ihre Personaldecke
ist und was von den jüngeren Bischöfen zu halten ist – nämlich nichts.
Aber
nicht nur bezüglich des Protzes bleibt die deutsche RKK auf Ratzingers Linie,
auch in der Disziplin „Homophobie“ ist Marx voll auch Mittelalterkurs.
Der neue Vorsitzende
hatte in den letzten Jahren wiederholt mit homofeindlichen Äußerungen für
Aufmerksamkeit gesorgt. Besondere Aufregung erzeugte seine Aussage aus dem Jahr
2011, als er bei einem Gesprächsforum in Mannheim erklärt hatte, dass
Homosexuelle "gescheiterte und zerbrochene Menschen" seien. Der
Lesben- und Schwulenverband nannte die Aussagen "beleidigend und
herabwürdigend" und verlangte vom Kardinal entweder eine Richtigstellung
oder eine Entschuldigung. Später
[….] beschuldigte Marx Homosexuelle,
einen schlechten Einfluss auf die Gesellschaft zu haben. So sagte er Ende 2012,
dass es zum Tod der Gesellschaft führen würde, wenn Schwule und Lesben gleichberechtigt
heiraten dürfen.
Matthias
Drobinski, der SZ-Geist, der stets bejaht, wirft sich auch sofort dem neuen
Chefbischof Deutschlands zu Füßen:
Just an diesem
Mittwoch in der Morgenmesse soll er im Dom predigen; Marx nutzt die Gelegenheit
zu einer beeindruckenden Bewerbungsrede. Die Lesung stammt aus dem Buch Jona
der hebräischen Bibel. Geht hinaus, predigt er den Mitbrüdern - wie einst der
Prophet Jona in die Stadt Ninive. [….]
Marx spricht frei, seine Sätze sind klar,
fromme Floskeln fehlen, und was er sagt, klingt ungefähr so, wie Papst
Franziskus in Rom predigt. [….]
Das kann Marx wie kein
Zweiter in dieser manchmal arg verdrucksten Konferenz: Die Sache auf den Punkt
bringen und ihr dann auch eine Richtung geben. Das war seine Stärke, als er,
der Sozialexperte, 1997 zu den wichtigen Autoren des gemeinsamen Sozialworts
der Kirchen gehörte, als er ein Jahr später den Dialog zwischen katholischer
Kirche und den Grünen voranbrachte. Das war seine Stärke, als er sich 2010 in
jenen Wochen, da mehr und mehr sexuelle Übergriffe in der Kirche bekannt
wurden, zu radikalem Handeln entschloss und alle Akten des Erzbistums nach
Taten und Tätern durchforsten ließ - die Detail-Ergebnisse jedoch im Tresor
verschwinden ließ. Ein tatkräftiger Vorsitzender mit bestem Draht nach Rom,
geeignet, die von dort kommenden Ansprüche des Papst-Sekretärs und Erzbischofs
Georg Gänswein und des Präfekten der Glaubens-Kongregation, des Kardinals
Gerhard Ludwig Müller, abprallen zu lassen - kann den deutschen Bischöfen
Besseres passieren? [….]